Freitag, 29. April 2011

Hochzeit des Jahres

Wir befinden uns in illustrer Gesellschaft: die Obamas gehen nicht hin, die Blairs gehen nicht hin, der spanische König geht nicht hin und wir gehen auch nicht hin.

Donnerstag, 28. April 2011

Spanischer Witz zum 1. Mai


Wie auch im letzten Jahr, ein spanischer Witz zum 1. Mai:

Ein wohlhabender und einflussreicher Mann hat einen Sohn, der mit der Schule fertig ist, aber weder studiert noch arbeitet und den ganzen Tag nur herum lungert. Der einflussreiche Mann ruft seinen Sekretär: "Schau ... mein Sohn ... du kennst das Problem ... ich will nicht, dass der einfach nichts tut; der soll lernen, auf was es im Leben ankommt, der soll schaffen. Hör' dich doch mal um, ob du einen Job für ihn findest." 
Drei Tage später meldet der Sekretär: "Ich habe was gefunden! Berater des Präsidenten! 10 000 Euro im Monat und schaffen muss er überhaupt nichts."
"Also nein, so was will ich nicht. Er soll doch lernen, wie wichtig es ist, fleißig zu sein, damit man im Leben vorwärts kommt. Hör' dich weiter um, ich will es meinem Sohn nicht zu einfach machen."
Am nächsten Tag meldet der Sekretär: "Ich glaube, jetzt habe ich was, was Ihren Anforderungen entspricht: Assistent eines Rats der Regionalregierung. 6000 Euro im Monat, dafür macht er ein paar Telefonanrufe, schickt ein paar E-Mails ...."
"Du kapierst es nicht, he? Mein Sohn soll von unten anfangen, sich raufarbeiten, richtig schaffen, höchstens 1000 Euro im Monat, 40 Stundenwoche, unbezahlte Überstunden ..."
"Chef, das geht nicht. Er hat doch überhaupt keine Ausbildung! Bei solchen Stellen, da muss er sich gegen Mitbewerber durchsetzen, da braucht er einen ordentlichen Lebenslauf, ein abgeschlossenes Studium, Sprachkenntnisse, Berufserfahrung. Nein, Chef, so einen Job kriegt man nicht so leicht."

It's teatime!

Mir ist da heute was aufgefallen: Wenn Freundinnen spontan zu mir zum Teetrinken kommen, verursacht mir das immer ein bisschen Stress. Und heute kam mir die Erleuchtung, warum das so sein könnte. M. wünschte Natreen und ich dachte, wie praktisch, dass das gleich neben den Tassen steht. In diesem Moment trat ich aber eine ganze Gedankenlawine los: Das Natreen befindet sich also neben den Tassen im Küchenschrank mit dem Geschirr, das dauernd benutzt wird (obwohl der Süßstoff selten benutzt wird und sicher schon vier, fünf Jahre alt ist). Das Stövchen befindet sich im selben Schrank, aber ganz oben, und man muss einen Hocker, der in der Garage aufbewahrt wird, benutzen, um dran zu kommen. Die Teekanne ist im Schrank mit den Küchengeräten unten, der Wasserkocher im selben Schrank oben (kein Hocker erforderlich). Der Zucker ist in einer hübschen Zuckerdose beim guten Geschirr im Büfett im Wohnzimmer, die Milch ist im Kühlschrank, das Milchkännchen im selben Schrank, in dem auch das Stövchen war, aber ein Fach weiter unten. Die Zitronen sind im Winter in der Garage im Schrank mit den Äpfeln und Kartoffeln, im Sommer im Kühlschrank. Die Teebeutel sind im Küchenschrank mit den Frühstückssachen, zusammen mit Kaffee, Honig und Nutella.
Wenn ich etwas Gebäck zum Tee reichen möchte, muss ich in den Vorratsraum im Keller, wo ich Kekse aufbewahre, die nicht gleich gefuttert werden sollen. Die Streichhölzer, um das Stövchen anzuzünden, befinden sich zusammen mit ein paar Haushaltskerzen (für den Fall, dass mal der Strom ausfällt) im Schuhschrank bei der Haustür. Ersatzteelichter im Büfett im Wohnzimmer. Teelöffelchen in der Besteckschublade in der Küche. Nachdem ich also wie ein Irrwisch durch's ganze Haus gerannt bin (nein, auf den Dachboden muss ich nicht), kann ich mich endlich gemütlich hinsetzen. Da muss sich was ändern.
Mein Sohn meinte zum Thema: "Wieso? Es ist doch alles schön aufgeräumt und an seinem Platz!" Ja, aber vielleicht wäre es doch möglich, den Prozess Eine Kanne Tee und ein paar Kekse/Pralinen/Plätzchen servieren etwas zu optimieren.
Merke: Weise Lebensführung gelingt keinem Menschen durch Zufall. Man muss, solange man lebt, lernen, wie man leben soll. (Seneca)
Erste Maßnahme: Stövchen und Zucker in den Schrank mit den Frühstückssachen.

Mittwoch, 20. April 2011

Torrijas - Spanische Spezialität für die Karwoche

In der Karwoche, wenn man sich ja insbesondere beim Fleischverzehr zurückhalten sollte (Karfreitag!) sind Torrijas eine beliebte Spezialität. Sie ähneln den deutschen Armen Rittern/Kartäuserklößen. Ich bereite sie wie folgt zu: Während ich auf dem Herd einen halben Liter Milch mit 100 g Zucker, einer halben Zimtstange und einem halben Teelöffel Anis (wenn man den leichten Lakritzgeschmack mag, wenn nicht, lässt man ihn weg oder ersetzt ihn durch ein bisschen Zitronenschale) unter gelegentlichem Umrühren zum Kochen bringe, schneide ich ein zwei Tage altes Stangenweißbrot schräg in eineinhalb Zentimeter dicke Scheiben. Die Brotscheiben werden dann auf einen Teller - oder heute in meinem Fall auf eine Fleischplatte - gelegt und mit der heißen Milch übergossen. Während das Brot die Milch aufsaugt, gebe ich ein Ei in einen tiefen Teller und schlage es leicht. Dann mache ich in einer großen Pfanne etwas Olivenöl heiß. Die vollgesaugten Brotscheiben werden durch das Ei gezogen, dann im Öl ausgebacken. Ich machte das Öl erstmal richtig heiss, hatte es dann aber während der mehrminütigen Backphase auf 3 (von 6) stehen. So sahen die Torrijas aus, während sie in der Milch lagen (das braune Zeug sind Reste der Zimtstange und Aniskörner):
  

Und so, als sie fertig waren:


Die Torrijas werden gebacken, bis sie schön angebräunt sind und lecker! aussehen. Wann isst man sie? Warm oder kalt zum Frühstück, als Nachspeise, als Merienda (die spanische Stärkung am späten Nachmittag). Was gibt's dazu? Normalerweise nichts, außer einem Getränk. Während ich gerade meine Torrijas backte, kam meine Nachbarin herein und informierte mich, dass sie diese Spezialität anders zubereitet. Sie gibt weniger Zucker in die Milch, wendet dafür aber die fertigen Torrijas noch einmal in Zucker und Zimt. Okay. Ich kenne das Rezept so, wie ich es beschrieben habe, und ich finde es gut so. Zucker, der nicht außen dran ist, ist Zucker, der nicht hinterher herunterrieselt, wenn jemand die Torrija isst und dabei durch die Küche läuft. Kurzum, der Hauptunterschied zu den deutschen Armen Rittern, dem französischen Pain Perdu und dem amerikanischen French Toast liegt darin, dass das Brot in Olivenöl ausgebacken wird.   

Dienstag, 19. April 2011

Semana Santa - die Karwoche in Salamanca

Die Karwoche in Salamanca ist ein echter Geheimtipp für alle, die den wahren Geist der spanischen Semana Santa erleben wollen. Sie wurde zum "Fest von internationalem touristischem Interesse" erklärt, dennoch finden sich nur wenige ausländische Touristen ein. Die Besucher der Prozessionen sind hauptsächlich Einheimische, die aus religiösen Gründen kommen, und Leute aus anderen Teilen Spaniens, welche sich die Atmosphäre von rührender Volksfrömmigkeit vor atemberaubender historischer Kulisse anschauen wollen. Gestern standen Sevillanos, die vor ihren Touristenmassen geflohen waren, neben uns! Ein paar Franzosen haben wir auch noch gesehen. Die Prozessionen sind sehr ernst und feierlich. Wer so etwas noch nie gesehen hat, dem werden sie mit Sicherheit Gänsehaut verursachen. Sehr beeindruckend! Ein Erlebnis, das man im Leben nicht vergessen wird.




Samstag, 16. April 2011

Nachhaltige Osterdeko


Oh nein, was müsst Ihr für einen Eindruck von mir bekommen! Schon wieder was, was nix kost'! Es handelt sich um ein natürliches Vogelnest, gefüllt mit Wachteleiern. Das Nest habe ich im Spätherbst beim Heckenschneiden gefunden und es sah sehr ordentlich aus. Vogelnester sind so eine Sache, ich habe nämlich auch mal ein ekliges gefunden, das ich in der Hoffnung, es würde von allein sauber, in den Regen legte, wo es sich dann auflöste. In Vogelnestern können allerhand Parasiten sein, also Vorsicht, und man darf sie natürlich auf keinen Fall klauen, wenn die Vögel sie noch selbst benötigen könnten (also jetzt, um diese Jahreszeit, zum Beispiel nicht). Bei den Eiern handelt es sich um im Laden gekaufte Wachteleier, die ich ausgeblasen habe. Das geht genau wie bei Hühnereiern. Ich habe aus dem Ausgeblasenen dann Rühreier gemacht (5 Wachteleier entsprechen etwa einem Hühnerei). Die waren sehr lecker, denn Wachteleier haben im Verhältnis viel mehr Eigelb als Hühnereier und schmecken dadurch cremiger.
Da ich keine blaue Eierfarbe hatte und hier in Spanien auch keine bekommen kann, färbte ich ein paar der Eier mit blauer Lebensmittelfarbe. Ich füllte ein Wasserglas zur Hälfte mit kochendem Wasser, gab einen Esslöffel Essig und ein paar Tropfen Lebensmittelfarbe hinzu und ließ die ausgeblasenen Eier darin 15 Minuten liegen. Das Ergebnis seht Ihr oben. Ich find's schön.

Donnerstag, 14. April 2011

Inflation und Käskuchen nach einem alten Familienrezept

Die Hausfrauenversion von Clarke's "Sicilian style ricotta cheesecake with candied peel"

Um noch einmal auf den Käskuchen letztens bei Clarke's (siehe Eintrag: Restaurant in London: Clarke's) zu sprechen zu kommen: Ein Stück kostete 8 Pfund. Okay. Plus 12,5 % service charge. 9 Pfund. In Euro etwa 10,62. Und nun kommt's: In D-Mark 20,70. Zwanzig Mark und siebzig Pfennig für ein Stück Käskuchen. Für den ganzen Kuchen (x 12) zweihundertachtundvierzig Mark und fünfzig Pfennig. Holy Manoly, wie mein Sohn D. sagen würde. Ich weiss, ich weiss, wir müssen echt aufhören, Beträge in D-Mark umzurechnen, heute früh hat's mir mein Gatte erst wieder gesagt. Die Inflation liegt seit Jahren bei rund 2 % und fertig. Der Preis für ein Brot ist bei dem Bäcker, der uns in Spanien das Brot ins Haus bringt, seit Einführung des Euro vor acht Jahren von 30 auf 80 Cents gestiegen. Das sind doch 2 % pro Jahr, oder? Die Formel für die Berechnung ist mir im Moment nicht geläufig. 
Wie ich Euch bereits im entsprechenden Post zu Clarke's erzählt habe, schmeckte der Kuchen ziemlich genau wie der, den ich nach einem alten Familienrezept backe. Bei meiner Urgrossmutter seligen Andenkens gab es immer diesen Kuchen.


Auf diesem Foto seht ihr meine Urgroßmutter und mich auf ihrem Schoß. Wer jetzt meint, dieses Foto sei ja gar nicht aktuell, der hat recht. Es stammt aus dem Jahr 1965.
Ich glaube, wenn man ihr erzählen würde, dass man ein Stück Käskuchen für zwanzig Mark gegessen hat, wäre sie weniger überrascht als mancher Jüngere. Also, wer bei einem Materialwert von 3-4 Euro und einem Zeitaufwand von etwa einer Stunde ein Produkt herstellen möchte, das in manchen Lokalen für 140 Euro verkauft wird (hab' ich mich irgendwo verrechnet???), der holt jetzt seine Backschüssel heraus und heizt den Ofen auf 165º vor. Für den Teig benötigt man 150 g Mehl, einen halben Teelöffel Backpulver, 65 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Ei, 65 g Margarine. Diese Zutaten werden verknetet, 2/3 davon werden auf dem Boden einer Springform verteilt (vorher mit Backpapier bedecken). Das letzte Drittel Teig wird mit einem Esslöffel Mehl verknetet und als Rand verwendet. Ich bilde den Rand, indem ich eine Rolle forme, außenrum lege und etwas hochdrücke. Der Teig kommt nun 15 Minuten in den Ofen, herausnehmen, Rand vorsichtig von der Form lösen. Für die Creme werden 750 g Magerquark mit 150 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 2 1/2 (zweieinhalb) Eigelb, Zitronenbacköl (oder einem Esslöffel Zitronensaft), 250 ml Milch und 1 Päckchen Käsekuchenhilfe verrührt (die Käsekuchenhilfe steht im Rezept, ich hatte aber natürlich keine und ersetzte sie durch 1 Päckchen Vanillepuddingpulver. Wer auch kein Vanillepuddingpulver hat (soll vorkommen), der nimmt 2 Esslöffel Speisestärke). Anschließend das Rührgerät unter fließendem Wasser abspülen, sonst gelingt es nämlich nicht, damit die 3 Eiweiß sehr steif zu schlagen. Steifgeschlagenes Eiweiß vorsichtig unter die Creme heben, Mischung auf dem Tortenboden verteilen, glattstreichen. Übrig gebliebene Eigelbhälfte mit etwas Milch mischen und den Kuchen damit bestreichen. 70 Minuten backen, dann den Rand sofort ablösen. Kuchen jedoch nicht aus dem Ofen nehmen, sondern den Ofen abschalten, 10 cm öffnen, 10 Minuten warten, weitere 10 cm öffnen,  weitere 10 Minuten warten, dann den Kuchen im ganz offenen Ofen abkühlen lassen. So verhindert man, dass der Kuchen zusammenfällt. So, Handwerkszeug in die Spülmaschine, fertig.
Bei Clarke's war ein mit Puderzucker bestäubtes Minzzweiglein drauf (bei mir heute auch), dazu gab es ein Orangensößchen. Das Sößchen machte ich aus Bitterorangenmarmelade (ich kaufte eine mit möglichst viel Schalenstreifchen, so war's nämlich auch bei Clarke's), die ich beim ersten Versuch mit Cointreau verrührte (der Cointreau hat alles erschlagen, das war keine gute Idee), beim zweiten mit Wasser und einem Tropfen Cointreau, das war richtig gut. 
Bei Clarke's lag noch ein Teiggitter obendrauf. Wer auch ein Teiggitter auf seinem Kuchen haben möchte, macht einfach doppelt soviel Teig, schneidet die Hälfte in feine Streifchen und legt ihn gitterförmig auf die Quarkmasse.   

Nachhaltige Frühlingsdeko


Bezaubernde Quittenblüten ...

Dienstag, 12. April 2011

Resteverwertung, aber lecker: Hähnchensalat Véronique


Die Zutatenliste mag vielleicht den einen oder anderen abschrecken, aber der Salat ist viiiel besser als die Summe seiner Zutaten. Meine Kinder mögen zum Beispiel keinen Stangensellerie und lieben diesen Salat. Ich benötige (ich habe heute einfach mal gewogen, was ich rein habe, ich nehme natürlich nicht unbedingt 200 g Hähnchenreste, sondern so viel, wie ich eben habe) also: 200 g Hähnchenfleisch ohne Haut und Knochen, das ich in Würfel schneide, 250 g Stangensellerie (nach dem Putzen gewogen), den ich fein würfle, 300 g Trauben, rot oder weiß oder von beiden, je nach Größe halbiert oder geviertelt, entkernt oder gleich kernlos gekauft. Für die Soße mische ich 3 Esslöffel Mayonnaise, 3 Esslöffel Naturyoghurt, 2 Esslöffel Zitronensaft, eine kräftige Prise Salz und nicht zu wenig frisch gemahlenen Pfeffer. Soße über den Salat schütten, alles gut verrühren und wenn die Esser nicht schon am Tisch sitzen und mit den Bestecken klappern, ein Weilchen durchziehen lassen.

Montag, 11. April 2011

Der Fresskorb

Es wurde der Wunsch geäußert, den Fresskorb, den D. am Samstagabend bei einem Wohltätigkeitsabendessen, das die Kirche zugunsten eines bolivianischen Dorfes veranstaltet hat, gewonnen hat, genau zu sehen:


Er stammt von der Bäckerei/dem Feinkosthändler La Tahona und beinhaltet/e Folgendes: eine Flasche Rotwein aus Navarra, eine Flasche Weißwein aus Castilla y León, belgische Luxusplätzchen, ein süßes Brot mit Kastanienmehl und roten Früchten, französische Entenlebermousse, in Armagnac eingelegte Entenstückchen aus Aragón, feinstes andalusisches Olivenöl, katalonische Luxuspralinen, italienische Nudeln und einen Gran Reserva Balsamico-Essig aus Pedro Ximénez-Trauben sowie einen Käse mit dem Namen Serrat del Triadó, den wir bereits angeschnitten haben, weil wir nicht wussten, wie lange er hält. Wir durften feststellen, dass es sich um einen kräftigen und doch milden Bergkäse handelt, der sicher lange haltbar ist, jedoch nicht bei uns, denn er ist wahrhaft köstlich. Außerdem befanden sich in dem Korb noch ein kleiner Kuchen und zwei Tafeln Schokolade, die D. gleich verschenkte. Den Rest heben wir auf für Ostern, wenn unsere Lieben kommen. Glückwunsch, D.!

Freitag, 8. April 2011

Schrecklich!

Rousseau wurde aus unserer Mitte gerissen! Als mein Sohn heute von der Schule nach Hause kam und mit seinem kleinen Freund spielen wollte, war Rousseau nicht zu sehen. P. rief seinen Namen, klopfte an sein Häuschen ... nichts. Sein schlimmer Verdacht wurde zur traurigen Gewissheit: das Tier lag reglos in seinem Häuschen. In seiner Nase steckte ganz fest ein Holzsplitter von seiner Streu. Er war so ein fröhlicher Gesell gewesen, so süß, die großen Augen, die winzigen Fingerchen, so aktiv ... er hangelte sich an der Decke seines Kastens entlang, schaukelte sich sogar an einem Arm und drehte sich so schnell in seinem Laufrad, dass es ihn manchmal sogar raushaute ... Ruhe sanft, Rousseau.
(Er wurde gleich im Garten neben seinem Artgenossen beigesetzt.)

Immobilien in Spanien: Weil ich es mir wert bin

Dieser Spruch aus der L'Oréal-Werbung wird gelegentlich auf die ansonsten unerklärliche Preisfindung auf dem spanischen Immobilienmarkt angewendet. Nun, jetzt dürfen wir einmal eine Preisfindung aus nächster Nähe beobachten: Bei uns in der Straße wird nämlich ein Reihenhaus verkauft, das dem unseren mehr oder weniger entspricht, ich kenne seine sämtlichen Vor- und Nachteile. Es handelt sich um eine für spanische Verhältnisse hochwertige Immobilie mit etwa 280 qm Wohnfläche. Weitere Details sind unwichtig, Ihr wollt sie ja eh nicht kaufen.
Die Anbieterin ist eine erfolgreiche Unternehmerin und exzellente Verkäuferin. Der Nachfrager ist ein zusammengebrochener Markt. Das Haus wurde 1996 für rund 30 Millionen Peseten (= 180.000 Euro, Immobilienpreise werden in Spanien immer noch in Peseten betrachtet) gekauft und für ca. 30.000 Euro erweitert und aufgehübscht. Seitdem wurde es in 2 oder 3 Sommern als Ferienhaus genutzt. Dauerhaft gewohnt hat hier noch nie jemand. Wohnraum zu kaufen und leerstehen zu lassen ist in Spanien durchaus üblich, als Investition, für die Kinder oder weil ich es mir wert bin. Der Verkaufspreis beträgt 420.000 Euro. Diese Preisvorstellung entspricht ziemlich genau dem, was wir ratschenden Hausfrauen und Nachbarinnen erwartet haben. Die zwei letzten Häuser, die unserer Straße verkauft wurden, kamen für 450.000 Euro auf den Markt und wechselten schließlich, nach über einem Jahr, für 350.000 Euro den Besitzer. Hier haben wir es aber, wie gesagt, mit einer superguten Verkäuferin zu tun, die mir erst einmal verklickert hat, warum ihr Haus unvergleichlich viel besser ist als alle anderen und warum ihr Garten einen einfach exorbitanten Wert hat. Ich bin ja so ein Typ, der immer alles glaubt, was ihm erzählt wird, auch, wenn der gesunde Menschenverstand aus allen Rohren feuert und meldet, dass es echt nicht so ist, ja, überhaupt nicht so sein kann, ich lasse mir trotzdem von Hinz und Kunz Bären aufbinden. Ein Garten, auch wenn er noch so gepflegt ist und der Gärtner seit Jahren wöchentlich kommt, hat nach meinem Dafürhalten keinen Wert an sich, denn es muss nur ein richtig trockener Sommer kommen, in dem man nicht gießen kann oder darf, und schon ist die Pracht dahin. Du meine Güte, nach ein paar Minuten Gespräch war ich selber überzeugt, dass die Immobilie so viel wert ist!
Seit ihrem Höchststand vor drei bis vier Jahren sind die Preise hier um etwa 20 % gesunken. Von 1996 bis 2007 haben sie sich etwa verzweikommafünf- oder verdreifacht (ich spreche von unserer Straße, nicht von Spanien im Allgemeinen, wo die Preise teilweise noch viel stärker gestiegen sind). 
Und noch etwas Allgemeines zum Thema: Die Uni von Salamanca ist sie nicht nur für ihr hohes Alter, ihr tolles Studentenleben und ihr megagutes Aussehen berühmt, sondern auch für die Schule von Salamanca, die im 16. Jh. eine wichtige Theorie bezüglich der Preisfindung entwickelte, deren Kern darin besteht, dass sich Preise nicht nur nach der Zeit und dem Aufwand für die Herstellung eines Produkts zu richten haben, wie man bis dahin glaubte, sondern dass Angebot und Nachfrage eine entscheidende Rolle spielen. Der derzeitige spanische Immobilienmarkt hat das Gesetz von Angebot und Nachfrage ausgehebelt und befindet sich in einer neuen Phase: Weil ich es mir wert bin.  

Samstag, 2. April 2011

Renovierung unseres Hauses II: Der Stuckateur war da

 
Unsere Decke vorher

Unser Eingang vorher
Eingang nachher (das ist dieselbe Lampe wie die links auf dem vorherigen Bild)
  
Sieht das nicht elegant aus?


Der Stuckateur ist ein Wesen, das bereits mit seinem Odem feinsten, weißen Staub absondert. So erklärt es sich wahrscheinlich auch, dass an seinen Nasenlöchern immer winzige weiße Flöckchen hängen. Berufsberater können potentielle Stuckateure und Gipser beim Beratungsgespräch leicht identifizieren: Kaum haben sie auf ihrem Stuhl Platz genommen, breitet sich auf dem Schreibtisch des Sachbearbeiters ein dünner, jedoch unverwechselbarer Belag aus. Wer in einem Reinraum arbeiten möchte, muss eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, dass er nicht durch Stuckateure und Gipser erblich vorbelastet ist.
Okay, Spaß beiseite. Gestern abend gesaugt und geputzt, heute früh gesaugt und geputzt, um 16 Uhr kommt meine Perle und saugt und putzt noch einmal, dann ist die Wohnung hoffentlich wieder sauber. Als ich das erste Mal saugte (gestern mittag), war die erste Hälfte des Zimmers schon wieder staubig, während ich die zweite Hälfte saugte. Ich fragte meinen Handwerker, ob das Zeug von der Decke rieselte, er verneinte dies. Der Gips befindet sich in der Luft und rieselt gaaanz langsam herab. Ich glaube aber, dass nach vier Mal saugen und putzen alles wieder rein sein wird. Ob eine derartige Schweinerei unvermeidbar ist ... ich weiß es nicht. 
Der Stuck ist also an der Decke und ich finde ihn ganz toll. Ich weiß, man hat diese dekorativen Elemente im Moment nicht so, aber ich habe sie in New York oft gesehen, in den Townhouses, die 10 Millionen Dollar kosten (wenn sie heruntergekommen und zugig sind und in Europa nicht einmal die Mindestanforderungen an ein Einfamilienhaus erfüllen würden) oder 20 Millionen, wenn sie ein bisschen hergerichtet sind, wie gesagt, in den Stadthäusern und in den alten Wohnungen auf der Upper East- und West Side von Manhattan da werden solche Crown Moldings und Period Details sehr geschätzt. Da steigt der Preis schon mal schnell um eine halbe oder ganze Million, wenn da ein bisschen Gips an der Decke ist. Ungelogen. Und jetzt haben wir das auch. Hehe. Gefällt es Euch?

Der Frühling ist da!

Süß, gell?

Im Ganzen habe ich im Garten heute 158 Osterglocken gezählt! Da es verschiedene Sorten sind, kommen neue, wenn die alten abblühen. Toll, ne?

Blick aus P.'s Fenster