Donnerstag, 26. Dezember 2013

So haben wir das Weihnachtsfest verbracht

So, liebe Leser. Heute möchte ich Euch erzählen, wie wir das Weihnachtsfest verbracht haben. Wir haben das Glück, alle drei Kinder bei uns zu haben. Das ist das größte Geschenk und die größte vorstellbare Freude (GVF). Der Tag des Heiligen Abends begann zeitig. Nicht, weil bei meiner Nachbarin schon um acht die Handwerker zugange waren, die den Umbau ihres Bades noch zu Ende bringen wollten. Sie mussten nur noch Handtuchhalter anbringen. Um wie viele Handtuchhalter es sich handelte, weiß ich nicht, der Schlagbohrer war etwa eineinhalb Stunden lang ununterbrochen im Einsatz. Wir waren da aber schon wach, weil wir bereits um halb acht den Anruf einer Freundin entgegen genommen hatten. Naja, gut, gell? (Die Handwerker sind anscheinend am Morgen des 24. doch nicht fertig geworden, ich höre sie nämlich schon wieder klopfen (heute, am 26., ist in Spanien kein Feiertag)). WIR waren am 23. bereits mit allen Vorbereitungen fertig und ließen den Heiligen Abend ruhig angehen. 
Am Nachmittag schauten wir uns den Film "Schöne Bescherung" an und tranken dazu Eggnog. Ein paar Mal sind Leute auf meinem Blog gelandet, die eingegeben haben "Was isst man zum Eggnog?". Die Antwort lautet: Plätzchen. So, wo war ich? Nach dem Film begannen wir mit unserer Weihnachtsfeier. Als erstes gab es Abendessen, traditionell deutsch Kartoffelsalat und Würstchen. Unten seht Ihr unseren Tisch. 

 Haha, die Jugend! Immer zu Scherzen aufgelegt!

Dann las mein Gatte die Weihnachtsgeschichte vor, anschließend sangen wir viele deutsche und spanische Weihnachtslieder. Früher haben wir in meiner Familie immer unserer Verstorbenen gedacht. Das machen wir nicht mehr. Wir haben dazu 365 Tage im Jahr Zeit. Und es ist ja auch nicht so, dass wir die Geburt unseres Herren übermäßig ausgelassen feiern würden und zwischendurch an unsere Sterblichkeit erinnert werden müssten. Nach den vielen Weihnachtsliedern gab es die Geschenke. Ich glaube, alle waren mit den Gaben, die sie erhalten haben, zufrieden. 
Wir hatten übrigens am 24. und 25. einen schweren Sturm. Ihr ahnt es schon, es war eine explosive Zyklogenese. Warum Ihr das in Deutschland immer noch nicht habt und Euch mit "sehr schlechtem Wetter" und "schweren Stürmen" begnügen müsst ... ich weiß es nicht. Naja, vielleicht ab 2014? Am 24. war immer mal wieder der Strom weg oder schwankte in der Leitung. Da wir Kerzen und unseren Kamin anhatten, war das nicht so schlimm.  
Unsere Nachbarin gegenüber hat bzw. hatte einen von diesen fassadenkletternden Weihnachtsmännern an ihrem Balkon hängen. Im Sturm sah der total geil aus: der eine Arm war abgerissen, er hing am anderen Arm, mit letzter Kraft, flog waagrecht im Wind, im Schneeregen. Ich hätte ein Bild machen sollen. Heute früh lag das Ding im Garten ihrer Nachbarn. Wir haben jedoch alle keine ernsthaften Sturmschäden zu beklagen. 
Unter meinen Geschenken befanden sich zwei Gesellschaftsspiele und wir verbrachten den Rest des Abends mit spielen. Um 12.00 Uhr ging es in die Mitternachtsmette, die aufgrund der explosiven Zyklogenese nicht sehr gut besucht war. Nach der Kirche servierte der Pfarrer typisch spanisch heiße Schokolade und Biskuits, dann ging es nach Hause und ins Bett.
Der 1. Weihnachtsfeiertag. Den Vormittag verbrachte ich in der Küche, dabei hörte ich Weihnachtsmusik. Hier könnt Ihr das Ergebnis meiner Bemühungen sehen: 
Die Tischdeko
Der 1. Gang: typisch spanisch, Friseesalat mit Granatapfelkernen
Der 2. Gang: Kraftbrühe mit Leberklösschen, Markklösschen und Pfannkuchenstreifchen
Der Hauptgang: Gefüllter Truthahn
Und so sah er dann in Gesellschaft von Klößen, Rotkraut und Soße auf dem Teller aus
Die Nachspeise: Mousse au Chocolat
Alles war lecker und gelungen.
Am Nachmittag saß die Jugend vorm Kamin, machte ein Puzzle (1000 Teile-Puzzle, gestern angefangen und fertig gemacht) und aß Plätzchen.

Heute früh begutachtete ich als erstes die Sturmschäden (minimal, ein Blumenkasten, den ich mit kleinen Blumenzwiebeln bepflanzt hatte, wurde durch den Garten geweht und die Zwiebeln kreuz und quer verteilt; überall liegen Berge von Blättern, ein Blumenstock im Plastiktopf ist umgefallen, den musste ich aber nur einfach wieder hinstellen), dann frühstückten wir gemütlich (¡Chocolate con churros!), jetzt macht jeder seinen Kram. So, das war unser Weihnachtsfest 2013. Ich hoffe, bei Euch war es genauso schön!

Montag, 23. Dezember 2013

Frohe Weihnachten!


Liebe Leser,
ich wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest
und ein gnadenreiches Jahr 2014.
Vielen Dank für Eure zahlreichen Besuche!

Dienstag, 17. Dezember 2013

Spanische Weihnachtslotterie

Leute, es ist mal wieder soweit! Zeit für die spanische Weihnachtslotterie. Höchste Zeit! Wer mit uns zusammen im Boot sitzt, hat diese Nummer:
Vorderseite
Rückseite
Unter dem Weihnachtsmann steht übersetzt: Möge das Glück mit Dir sein! Sieht lustig aus, ne? Wir können pro Los (Décimo) maximal 400.000 Euro gewinnen. Ab diesem Jahr werden darauf Steuern erhoben. Wäre das nicht toll, wenn wir uns über die Besteuerung dieses Betrages Gedanken machen müssten? Das würde nämlich bedeuten, dass wir den Gordo gewonnen haben, hehehe. Hier könnt Ihr Euch auf Youtube die Reklame der Weihnachtslotterie anschauen, die natürlich, wie so vieles in Spanien, Polemik und Spott ausgelöst hat. Mir gefällt sie gut. Die Ästhetik ist schön, die Dramatik passt zum Ereignis, das Lied ist ein gnadenloser Ohrwurm.

Bei der blonden Sängerin, die in den 25 Jahren, seit ich sie kenne, keinen Tag gealtert ist, handelt es sich um Marta Sánchez. Der junge Mann ist David Bustamante, der ältere Herr ist der unvergleichliche Raphael, die Operndiva die große Montserrat Caballé (80 Jahre alt!), die brünette Dame Niña Pastori. Und wem das Lied bekannt vorkommt ... "Always on My Mind" von Elvis Presley. ¡Que la suerte nos acompañe! Die Ziehung findet am 22. Dezember statt und wird sich über den ganzen Vormittag hinziehen. Sie wird live im Fernsehen übertragen. Wer mehr über die spanische Weihnachtslotterie wissen möchte, hier der Link zur ausführlichen deutschen Wikipediaseite zum Thema.
P.S.: Leider hat unser gemeinsames Los nichts gewonnen, aber wie jeder weiß, der halbwegs mit den Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung vertraut ist, steigen dadurch unsere Chancen für's nächste Jahr ungemein.

Freitag, 6. Dezember 2013

Unser bewährtes Rezept für Schokocrossies und ein bisschen Weihnachtsdeko

So, hier sind die Schokocrossies. Ich habe nicht nur das Rezept gefunden, ich habe sie auch gemacht (99 Stück, und wenn ich nicht hin und wieder gecheckt hätte, ob die Masse in Ordnung ist, wären es bestimmt 100 geworden, haha).
 Und so sehen sie von nahem aus: Löööcker!
Rasch das Rezept: Ich benötige 1/2 Packung Palmin (das sind 125 g), 250 g Puderzucker, 1 Portion Nescafé (das ist ein leicht gehäufter Kaffeelöffel voll Instantkaffeepulver), 2 Tafeln Vollmilchschokolade (ich nahm 200 g Zartbitter-Backschokolade), 20 g Kakao (ein gehäufter Esslöffel voll). Alles im Wasserbad flüssig werden lassen (ich machte es ganz vorsichtig direkt auf der Herdplatte, da muss man aber echt ganz vorsichtig sein, dass es nur schmilzt und nicht zu heiß wird), vom Herd nehmen und Cornflakes nach belieben unterheben (ich beliebte 200 g Cornflakes unterzuheben. Man muss ziemlich lange rühren, damit alle Cornflakes gleichmäßig mit Schokomasse überzogen sind), mit dem Kaffeelöffel Häufchen in Pralinenförmchen mit einem Durchmesser von 25 mm geben. Das Zeug schaut nun aus, als würde es nie im Leben trocknen und die fast freischwebenden Cornflakes würden nie kleben bleiben, ich kann Euch aber trösten, diese Bedenken sind unbegründet. Alles trocknet und bleibt schön zusammen. Von allen Schokocrossies-Rezepten, die Ihr finden könnt, ist dies natürlich das beste. L. bereitet diese Weihnachtsspezialität schon seit vielen Jahren zu und alle Esser sind begeistert.
Dann hatte ich noch meine Masse für die Schoko-Orangenplätzchen vorbereitet, die sind mittlerweile aber auch gebacken (kein Foto gemacht). 
 So, und hier kommt das schwarz lackierte, fertig dekorierte Drahtgestell. Gefällt es Euch?
Und unten drunter steht eine Gruppe Weihnachtsmänner, ins Gespräch vertieft. Weihnachtsmänner in Gruppen sind eine Weihnachtsdeko, die ich sehr mag. 
So, das war's für heute. Morgen wollen wir den Baum aufstellen. In Spanien war heute, Freitag, Feiertag (Verfassungstag), am Montag ist auch Feiertag (Unbefleckte Empfängnis, da müsst Ihr daran denken, allen Conchis, Conchas und Conchitas usw., die Ihr gegebenenfalls kennt, zum Namenstag zu gratulieren.)

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Leute, es wirkt!!!


Heute ist es wieder passiert, ich habe wieder einen Zettel verlegt. Aber von Anfang an: Ich habe mit den Weihnachtsvorbereitungen begonnen. Zum Beispiel habe ich das Drahtgestell auf dem Foto, das sich seit ewigen Zeiten in meinem Besitz befindet und nur einmal benutzt wurde, lackiert. Die Jugend (D., P. und K.) war geschlossen gegen das Lackieren und fand es schön, wie es ist, aber ich war der Ansicht, dass es schwarz besser zu unserer Einrichtung passen würde. Es steht über dem schwarzen Ofen, neben dem schwarzen Fernseher ... da ist gar kein helles Metall in der Nähe. (Auf Bild 2 könnt Ihr bei genauem Hinsehen auch unser neues Fernsehmöbel sehen, Kirschbaum massiv! Dazu werde ich Euch womöglich auch bald mal was erzählen.) Ich setzte mich also schwungvoll über den Willen der Mehrheit hinweg und lackierte das Ding mit schwarzem Auspufflack, den mir der Ofenbauer gegeben hatte, für den Fall, dass ich mal Macken am Ofen ausbessern müsste. 
Gestern legte ich meinen Metallchristbaum draußen auf ein paar Blätter Zeitung und sprühte ihn dünn ein. Heute wollte ich noch eine dünne Schicht aufbringen, aber das war nicht nötig. Ich korrigierte nur ein paar Stellen, wo die Farbe ungleichmäßig war. Das war heute Vormittag. Ich ließ das Ding noch ein paar Stunden draußen trocknen, heute war aber den ganzen Tag über sehr starker Nebel, also holte ich es heute nachmittag herein und stellte es gleich an seinen Platz. Ich hatte Angst, dass das vielleicht doch noch nicht perfekt getrocknete Schwarz auf den Kaminsims abfärben würde und legte deshalb ein Stück Papier unter.
So, hier seht Ihr das Vorher-Bild.

 Hier seht Ihr die ganze Ecke. Hättet Ihr Euch auch für's Schwarzlackieren entschieden?
Hier seht Ihr das Deko-Element in Schwarz. Mein Gatte, der überhaupt kein Interesse an Weihnachtsdeko hat, äußerte, dass der neue Look viel eleganter wäre und ihm gut gefiele. Da habe ich mich gefreut. Die Jugend hat's noch nicht gesehen. Jetzt muss es natürlich noch geschmückt werden.
Ja, und dann wollte ich heute abend noch die Schokocrossies machen. Wie Ihr wisst, bin ich in Spanien, wo es kein Palmin gibt, aber ich habe mir aus Deutschland Palmin mitbringen lassen. L., von der das Schokocrossies-Rezept stammt, war so freundlich, es für mich abzuschreiben und mit einem Gummi direkt auf der Palmin-Packung zu befestigen. So lag also das Palmin mit dem draufgeschnallten Rezept seit geraumer Zeit im Kühlschrank (nee, ist nicht abgelaufen). Heute holte ich es heraus, um zu schauen, was ich einkaufen musste (Cornflakes). So, dann ich hatte nun also alles beisammen und wollte anfangen. Leute, das Rezept war weg. Es war fort, weg, verschwunden. Vollkommen verschwunden. Ich suchte die Küche ab, mehrmals. Die Taschen der Jacke, die ich angehabt hatte, als ich einkaufen ging, in der Waschküche war ich gewesen, auf der Toilette, ich suchte in meinem Geldbeutel, in meiner Handtasche, räumte zweimal den Mülleimer aus, erinnerte mich, dass ich Papier in den Kamin gestopft hatte ... cero. Ich suchte eine halbe Stunde lang erfolglos. L. konnte ich nicht anrufen, weil sie heute Abend nicht zuhause ist. Da ich das Rezept kurz vorher angeschaut hatte, wusste ich so ungefähr, was benötigt wird, aber ich wollte es eben genau wissen. Ich gab die Daten, die ich kannte, bei kochbar.de und bei Chefkoch.de ein, aber ich fand unser altes, beliebtes, erprobtes Familienrezept genau so nicht.
Nun wollte ich es aber wirklich wissen. Ich hatte zweimal den Mülleimer und einmal den Kamin ausgeräumt!!! Mir fiel ein, wie ich damals einen für meinen Sohn wichtigen Zettel gesucht hatte und was da passiert war. Ihr könnt hier klicken, wenn Ihr die Story lesen wollt. Mir war damals das Lied "Religious Man" aus dem Film Nacho Libre eingefallen und gleich darauf hatte ich den Zettel gefunden. Sollte es noch einmal funktionieren??? Ich hörte mir das Lied auf Youtube an und ging noch einmal auf die Suche. Ich meinte mich zu erinnern, dass der Zettel in dem Moment, als ich das Altpapier in den Kamin steckte, da gewesen war und dass ich gedacht hatte: "Ich muss aufpassen, dass ich das wichtige Rezept nicht mit reinstecke, hahaha". Ich kniete mich also vor meinen Kamin ... auf dem Couchtisch, unter dem Couchtisch, lag es nicht. Auf dem Kaminsims auch nicht. Auf dem Kaminsims auch nicht?????? Der Zettel, der so praktisch zur Hand gewesen war, als ich mein frisch lackiertes Deko-Element aufstellen wollte, war das Rezept. Hier ein Link zum Lied direkt, es ist nämlich wirklich super. (Klicken) Meine Suchhymne!!! So dankbar dafür!!! Hier seht Ihr, wie das Rezept unter dem Fuß des Metallchristbaums herausschaute.
P.S.: Wenn Ihr jetzt denkt: "Oh, das ist Alzheimer" ... neee (will ich mal hoffen). Der Unterschied zwischen chaotischer Vergesslichkeit und Alzheimer ist, dass man sich bei Alzheimer gar nicht mehr daran erinnert, dass man etwas verlegt hat. Also: "Ich habe einen Zettel verlegt." = Chaot. "Was für ein Zettel?" = Alzheimer. Dies hat mir ein Arzt stark vereinfachend mal so erklärt.

Dienstag, 3. Dezember 2013

3. Dezember

Dieses Zitat von Bill Gates hat mir gut gefallen: 

"I will always choose a lazy person to do a difficult job ... because he will find an easy way to do it." 

Meine Übersetzung:

"Für schwierige Aufgaben nehme ich immer faule Leute ... die finden raus, wie es auch einfach geht."

Montag, 2. Dezember 2013

2. Dezember - Ich beginne mit der Adventsdeko


Mit einem Bild meiner ersten Adventsdeko wünsche ich Euch eine friedvolle und besinnliche Adventszeit.

Ich wollte mal wieder ein bisschen altmodische Advents- bzw. Weihnachtsdeko haben, so wie früher, ein paar Tannenzweiglein, ein paar Kugeln, ein paar Strohsterne und eine Bienenwachskerze. Leute, das hat was. Es vermittelt Ruhe und Besinnlichkeit. 
Adventskranz ist derselbe wie letztes Jahr. Ich habe die ganzen Zutaten zusammen in einer Kiste und der Aufbau ist eine Sache von Minuten. Und dies, obwohl ich Tannenzweige hatte, aus denen ich einen Kranz hätte flechten können, aber ich traue mir das nicht zu. Da wäre ich Stunden beschäftigt gewesen und hätte hinterher nur ein missglücktes Oval vorweisen können. Ist mir zu riskant. Wollt Ihr wissen, woher ich die Tannenzweige hatte?
Von meiner Nachbarin, die gerade ihrem kugelförmigen Tannenbaum seinen Winterschnitt verpasst hatte. Schaut Euch das Bild unten an, es geht, auch eine Tanne kann kugelförmig sein.
Seht Ihr den Frost am Boden? Es ist ganz schön kalt draußen (ich habe das Bild gerade eben gemacht).
Eigentlich war dies eine ganz gewöhnliche Tanne, aber A. fand sie zu hoch, also schnitt sie ihr die Spitze ab. Für meinen Geschmack sah das supertraurig aus: die Tanne gedemütigt, verstümmelt, entwürdigt. Schlimm. 
Um den Rasen besser mähen zu können, schnitt sie dann untenherum noch ein paar Äste ab ... und irgendwann sah das Ding fast kugelförmig aus. Da gab sie ihm den Rest und machte es ganz kugelförmig. Diese Form hat der Baum nun schon ein paar Jahre. Ich weiß nicht, ob das die einzige kugelförmige Tanne überhaupt ist.

Sonntag, 1. Dezember 2013

1. Dezember

Ich berichte. Die spanischen Lebensmittelbanken (Tafeln) haben am Freitag und Samstag in den Supermärkten des Landes eine riesige Aktion durchgezogen (La Gran Recogida). Warum über ein Ereignis, das Millionen von Menschen (alle, die am Freitag und Samstag einkaufen waren) mit eigenen Augen gesehen haben, in der Presse nicht berichtet wird, ist mir schleierhaft. Nur im Radio habe ich etwas gehört: Ein Honigproduzent hat den Bürgermeister des Dorfes in Honig aufgewogen und den Honig gespendet (84 Kilo). Darüber wurde berichtet.
Die Aktion der Lebensmittelbanken verlief wie folgt: Die Kunden, die den Supermarkt betraten, erhielten eine Liste mit Nahrungsmitteln, die zwecks Weitergabe an Bedürftige benötigt werden, und wurden darum gebeten, zusätzlich zu ihren eigenen Einkäufen für die Bedürftigen einzukaufen. Mein Sohn hatte sich als Freiwilliger gemeldet und verteilte solche Einkaufslisten. Kunden, die Interesse zeigten, bekamen zusätzlich eine Plastiktüte mit dem Logo der Lebensmittelbank (von der umweltfreundlichen Sorte, die sich schon auf dem Weg zum Parkplatz auflöst). Hinter der Kasse konnten sie ihre Spende abgeben. 
Als mein Sohn zum Mittagessen nach Hause kam, erzählte er, dass die Aktion ein überwältigender Erfolg sei und dass die Helfer ziemlich erschöpft seien. Ich fragte ihn, ob ich irgendwie behilflich sein könnte. Lange Rede, kurzer Sinn: eine Viertelstunde später saß ich hinter dem Tisch, wo die Spenden in Empfang genommen wurden. Leute, es war eine überwältigende Erfahrung. Die Bereitschaft der Menschen, Notleidenden zu helfen ... mir fehlen die Worte, um dieses Ausmaß an Solidarität zu beschreiben. Kleine Kinder, die ein Kilo Linsen brachten "für die, die weniger haben, als ich", sooo süß und rührend. "Heute bringe ich noch was, bald werde ich selber Nahrungsmittel holen müssen," sagte ein Mann. Wie vielfältig die Spender waren. Ein Ehepaar kam mit einem ganzen Wagen voll Sachen und nahm ein paar Kleinigkeiten heraus. Wir dachen natürlich, die Kleinigkeiten seien die Spenden, aber sie ließen den ganzen Wagen zurück! Einschließlich Euro für die Rückgabe. Ein vornehmer Herr, der aussah wie ein Landadeliger und vielleicht auch einer war, sowas gibt es hier nämlich, näherte sich dem Tisch: "Was soll ich kaufen? Ich kaufe, was ihr mir sagt." Nach einer Weile kam er zurück und brachte unter vielem anderem sogar Folgemilch mit, er hatte sich im Gang mit der Säuglingsnahrung von einer Mutter beraten lassen. Säuglingsprodukte wurden hauptsächlich von jungen Familien gebracht, denn das ist eine Wissenschaft, die man als Laie nicht durchschaut. Die Mengen, die die Kunden bei uns abgaben, waren wirklich unglaublich. Viele arbeiteten die Einkaufsliste ab und brachten dann die Sachen in der Banco de Alimentos-Tüte. Die vielen jungen Männer, die mitmachten! "Nehmt ihr auch Geld?" fragte einer, "Ich habe keine Ahnung und keine Zeit", legte 20 Euro hin und verschwand. Einmal näherte sich ein ganzer Familienclan und legte eine bescheidene Spende vor uns. "Wir haben zusammengelegt. Meine Mutter hat auch was gegeben", sagte die eine der Frauen. Und ich betrachtete den Inhalt ihres Einkaufswagens und der war auch so bescheiden ... Gourmet-Leberwurst gab jemand ab. Ein ganz kleiner Junge wurde von seinen Eltern vorgeschickt und sollte eine Packung Reis abgeben. Er wehrte sich laut schreiend und presste die Packung an sich. "Du musst mit den Kindern teilen, die Hunger haben!" sagte seine Mutter. "Nohohooo", schrie er. Es war unmöglich, wahrscheinlich wäre die Packung zerrissen, wenn man versucht hätte, sie ihm zu entwinden. "Wir kommen wieder", sagte die Mutter. Nach einer ziemlich langen Weile kam der kleine Herr zurück und stellte ganz stolz die Packung vor uns hin. Wir bedankten uns ausführlich im Namen der hungernden Kinder und er marschierte wieder zu seinen Eltern. Süüüß!
Ich saß von 16 bis 22 Uhr (solange hat der Supermarkt geöffnet) am Tisch und führte über die abgegebenen Nahrungsmittel buch. An zwei Tagen waren in diesem einen Supermarkt über fünf Tonnen Nahrungsmittel abgegeben worden. Über 5000 Kilo. Das ist eine riesige Menge. Und die Aktion fand anscheinend in praktisch allen Supermärkten in Spanien statt. Die vielen, vielen Freiwilligen, die mitmachten. Wo wir waren, waren viele Leute aus der Kirchengemeinde, anderswo, habe ich gehört, waren es Feuerwehrleute. Ein Studentenwohnheim hatte 150 Studenten "in die Schlacht" geschickt. Wahnsinn. Es war ein überwältigendes Erlebnis. Der Supermarkt hat übrigens dieselbe Menge drauf gelegt. 
So, wer nur Positives lesen will, der hört hier auf zu lesen.
Der ältere Herr, der die Freiwilligen in dem Supermarkt, wo mein Sohn und ich waren, koordinierte, sagte einmal zwischendurch: "Wenn die Leute nicht soviel spenden würden, hätte es schon längst einen Aufstand gegeben. Die Leute ohne jedes Einkommen zu lassen, das geht einfach nicht." Dienen also die Lebensmittelbanken dazu, die unhaltbaren Zustände in Spanien zu zementieren?
In Spanien gibt es mehr als 600.000 Haushalte ohne Einkommen. Na, die bekommen doch sicher Hartz IV oder das spanische Äquivalent, werdet Ihr jetzt denken, aber da liegt Ihr falsch. Ohne Einkommen bedeutet ohne Einkommen. Keine Mietbeihilfe, keine Arbeitslosenunterstützung, nichts. Sie leben von der Rente der Großeltern oder von einem bisschen Schwarzgeld, das die Mutter durch Putzen verdient, wobei angesichts des Überangebots an Putzwilligen die Bezahlung dafür auch nicht gerade durch die Decke geht und die Regierung angeordnet hat, dass in Privathaushalten tätige Putzkräfte angemeldet werden müssen, auch wenn sie nur zwei Stunden in der Woche kommen.
So. Die spanische Demokratie ist zu einer Kleptokratie verkommen und es wäre gut, wenn sich daran etwas ändern würde. Wo soll diese Veränderung aber herkommen? Auf politischem Weg ist dies nicht möglich, denn sobald eine neue Partei aufkäme, würden die alten, die abwechselnd am Futtertrog hocken, schreien: "Populisten! Rechts- bzw. Linksextreme! Populisten, die wollen unsere Demokratie zerstören." Damit die alten Parteien dies schreien können, benötigen sie eine willige Presse, nicht wahr? Und wie soll die Presse denn nicht willig sein, wenn z.B. die Grupo Prisa, der die größte spanische Zeitung El País und der meistgehörte Radiosender Cadena Ser gehören, ebenso wie Canal +, der Verlag Santillana usw., usw., wenn diese Gruppe also 3 Milliarden Schulden bei den Banken hat, die auch noch ihre größten Anzeigenkunden sind??? Wie soll denn eine Presse frei sein, wenn der Meinungsmacher Nummer eins den Banken praktisch gehört? Und die Banken Interesse daran haben, dass die korrupte "Elite", die sich in ihrer Hand befindet, an der Macht bleibt? Und angesichts dieser Zustände sollen es die Lebensmittelbanken/Tafeln sein, die die Machtverhältnisse zementieren? 
Übrigens wird in Spanien gerade ein neues Gesetz zum Schutz der Sicherheit der Bürger verabschiedet (ja, so heißt es in deutscher Übersetzung), mit dem verschiedene Arten von Demonstrationen und des Protests mit hohen Strafen belegt werden. Nein, ich halte Euch nicht zum besten. Letzteres ist traurig, aber wahr.