Donnerstag, 26. Februar 2015

Neuer, schwer zu toppender REKORD im Telemarketing!!!!!

Vor wenigen Minuten geschehen, ich stehe immer noch unter dem Eindruck: Ihr wisst, dass häufige Leute anrufen, die irgendwelche Dienste anbieten, Telekommunikation, Versicherungen, Fernkurse, Weinhändler... neu: eine Leichenhalle. Die neu in unserem Ort gebaute Leichenhalle bietet telefonisch ihre Dienste an. Fein, nicht wahr? Man kann eine kleine Versicherung bei ihrer Sterbekasse abschließen und schon mal anfangen, für die Bestattung zu zahlen. Ich sagte der freundlichen Dame, dass ich nicht gerne über dieses Thema spreche und dass mein Gatte ihre Dienste gewiss - nolens volens - in Anspruch nehmen würde, falls es bei mir zum Äußersten käme. Das hat sie gefreut. Dennoch war das Gespräch ein bisschen belastend.   
Mein Gatte weiß schon lange, dass er dereinst verbrannt werden möchte. Ich war mir da nicht so sicher, aber ich denke, es ist doch das beste. Die Friedhofskultur, die es früher gab - alte Frauen gehen auf den Friedhof, pflegen die Gräber der Angehörigen und ratschen dabei mit anderen alten Frauen -, ist am Aussterben. Die alten Frauen sind auf Kreuzfahrt und es kommt keine junge Generation nach, die sich in vergleichbarer Weise um Gräber kümmern möchte. In Spanien darf man mit der Asche der Verstorbenen machen, was man möchte, das finde ich gut. Ich möchte am liebsten verbrannt und ins Meer gestreut werden. Das Meer bin ich, das hat was. .... Meine Nachbarin war gerade da. Sie ist noch nicht angerufen worden. Sie möchte auch verbrannt, aber dann auf einem Friedhof mit Grabstein beigesetzt werden. Ins Meer gestreut werden möchte sie nicht, weil sie nicht gut schwimmen kann und Angst hat vor tiefem Wasser. Hat sie so gesagt (A.), haha. 
Ganz schön mutig von der Tussi von der Leichenhalle, einfach so Leute anzurufen, die gerade Babys wickeln, Geschirr spülen, mit schwerer Grippe im Bett liegen, Geburtstage vorbereiten, von zuhause aus arbeiten, Mittagessen kochen, sich mit ihren Kindern streiten oder Frühstücksfernsehen gucken, und ihnen anzubieten, sich von ihr aufbahren zu lassen. Ts.

Dienstag, 24. Februar 2015

Latein

Ich bin kein Freund davon, die kostbare Zeit und die geistigen Kapazitäten von Schulkindern mit Lateinunterricht zu vergeuden. Was hat das Erlernen dieser toten Sprache denn für einen Sinn? Ein Argument ist, dass man dann leichter andere romanische Sprachen erlernen kann. Dieses Argument ist korrekt, da ist kein Widerspruch möglich. Aber wenn ich stattdessen Spanisch lerne, eine Sprache in der ich immerhin mit 600 Millionen lebenden Menschen kommunizieren kann, kann ich hinterher auch leichter andere romanische Sprachen erlernen. Das Gleiche gilt für Italienisch, mit immerhin 70 Millionen Sprechern, wie ich gerade nachgeschaut habe. Ein weiteres Argument könnte sein: Es ist praktisch für Medizinstudenten, die verstehen dann auf Anhieb, was eine pulmonale Obstruktion ist. Auch richtig. Auf Spanisch heißt es "obstrucción pulmonar". Welchen Zusatznutzen da die intensive Beschäftigung mit Ovids Metamorphosen oder Caesars Bericht über den Gallischen Krieg bringen soll... weiß nicht. 
Wisst Ihr, wo ich die Zielsetzung sehe? Lateinschüler lernen von klein auf, sinnbefreite Dinge nicht in Frage zu stellen und ihnen Stunde um Stunde zu widmen. 
Ich will jetzt nicht sagen, dass Kinder stattdessen Spanisch lernen sollen, überhaupt nicht, sondern nur, dass man statt Latein etwas Sinnvolleres lehren könnte. Vielleicht ist es aber auch so, dass die Kinder geistige Überkapazitäten haben und alles Sinnvolle schon gelehrt wird, und dann ist immer noch sooo viel Platz im Kinderhirn, da stopft man einfach irgendwas rein, so, wie man eine Kiste mit Holzwolle füllt, wenn alles Wichtige schon eingepackt ist, kann ja auch sein, keine Ahnung.
Jedenfalls gibt es auch viele lateinische Phrasen, die ich interessant finde und die in der Schule, zumindest zu meiner Zeit, nicht gelehrt wurden. Davon wollte ich schon lange mal ein paar zusammenstellen. Ich fange heute mit der ersten an. Es wird wahrscheinlich ziemlich langsam weitergehen. Falls das Thema jemanden interessieren sollte, macht Euch keine übermäßigen Hoffnungen.
Gehen wir gleich in medias res:
1. Roma locuta causa finita. Rom hat gesprochen, das Thema ist beendet. Dieser Satz stammt vom Heiligen Augustinus und bedeutet, dass wenn der Papst in Rom seine Meinung geäußert hat, jede weitere Diskussion überflüssig ist. Ich kenne ihn von einem befreundeten Philosophieprofessor. In seiner Familie wird dieser Satz in normalen Unterhaltungen benutzt. Das finde ich ganz witzig. Zum Beispiel: 
"Papa, darf ich noch aufbleiben?"
"Frag deine Mutter."
"Ich habe sie schon gefragt."
"Und was hat sie gesagt?"
"Sie hat nein gesagt."
"Dann weißt du's ja: Roma locuta causa finita."      
Gut, ne?
Vorschau: Excusatio non petita accusatio manifesta

Mittwoch, 18. Februar 2015

Deflation in Spanien

Leute, es ist zum ersten Mal jemand auf meinem Blog gelandet, der etwas zur "Krise" bzw. "dem guten Weg" in Spanien gesucht hat! Die in Rede stehende Person gab "Deflation Situation Spanien Krise Näheres" ein und wurde von Google hierher geschickt. Hmhm. Okay, dann schreibe ich heute mal was zur Deflation in Spanien: Zuerst die offiziellen Zahlen: im Januar allein sind die Preise in Spanien um 1,6 % gefallen, hauptsächlich aufgrund des Winterschlussverkaufs und der gefallenen Ölpreise, im gesamten Jahr 2014 sind sie um 1,3 % gefallen. Diese Zahlen habe ich diesem Artikel hier entnommen. Wie es auch bei der Inflation ist, besteht doch ein gewisser Unterschied zur gefühlten Deflation. Also: Wie bemerkt man die Deflation? Die Preise sinken. Merkt man das deutlich? Ja. Für Benzin usw. wisst Ihr das ja selber, weil es in Deutschland genauso ist. Also widmen wir uns spanischen Sonderfällen: Zum Beispiel im Supermarkt. Es ist nicht so, dass die Preise für Waren konkret gesenkt worden wären (obwohl das teilweise auch der Fall ist, z.B. Hipercor, der (teure) Supermarkt des Corte Inglés hat seine Preise auf breiter Front gesenkt), aber es gibt dauernd irgendwelche Rabattaktionen und Sonderangebote, die früher selten waren, also der eigentliche Preis ist gleich geblieben, aber man bekommt 3 zum Preis von 2 oder 50-100% Rabatt auf das zweite Produkt. Darum würde ich sagen, dass der Preis für Lebensmittel, Putzmittel etc., der früher vielleicht etwas höher war als in Deutschland, durch die mittlerweile häufigen Sonderangebote deutlich gesunken ist.
Kleider etc.: Das kann ich schwer beurteilen. Da maße ich mir keine Meinung an. Auf der einen Seite die teuren Markenklamotten, auf der anderen Seite der Billigkram aus den Billigländern, wobei die Markenklamotten wohl zum größten Teil auch aus den Billigländern kommen, hahaha. Primark hat in Spanien Einzug gehalten.
Die Mieten sinken. Die Leute gehen zu ihrem Vermieter und sagen: "Ich möchte 50 Euro weniger Miete bezahlen" und dann sagt der Vermieter "De acuerdo", spanisch für d'accord oder okay, weil er die Wohnung sonst gar nicht vermieten kann, denn es steht ziemlich viel Wohnraum leer, zumindest hier, wo wir uns befinden. Und dadurch, dass viele junge Leute wieder bei ihren Alten einziehen und viele Alte bei ihren Jungen und sich weniger Leute scheiden lassen, werden auch weniger Wohnungen gebraucht.
Von den Immobilienpreisen will ich gar nicht angefangen, denn die sind seit Beginn "des guten Weges", wie Ihr wisst, um 45% gefallen.
Gibt es auch Dinge, die teurer geworden sind? Aber hallo. So ziemlich alles, was Steuern, Gebühren etc. sind. Ich such' mal ein paar Zahlen. In den ersten eineinhalb Jahren an der Macht hat Rajoy 30 Steuern erhöht und 12 neue eingeführt. Das habe ich hier gefunden. Trotz aller Steuererhöhungen und Kürzungen steigt die Staatsverschuldung und beträgt mittlerweile über 1 Billion (siehe hier). Außerdem ist Strom viel teurer geworden. Für eine vierköpfige Familie in einem Reihenhaus darf man mittlerweile 120-130 Euro hinblättern. Alles, woran die Kaste verdient, ist teurer geworden. Abartig die Bankgebühren: 3 Euro für eine Einzahlung. Ts. Und diese Gebühr betrifft ja hauptsächlich ältere Menschen, denn junge Leute tätigen ihre Überweisungen sicher mittlerweile meist online.
Also, Zusammenfassung: Supermarkteinkäufe sind billiger geworden. Überhaupt, es heißt ja immer, diese Deflation wäre etwas ganz Schreckliches für die Wirtschaft. Die Hofschreiber der Kaste wollen ja mittlerweile sogar, dass wir uns über steigende Ölpreise freuen. Geht's noch? Die Deflation ist diese ganz schreckliche Spirale, die man sofort nach Senkung der Löhne stoppen muss, damit nicht auch noch die Waren billiger werden, das ist der offizielle Tenor, nicht wahr? Ich sehe da einen gewissen Interessenkonflikt zwischen den Leuten mit den gesenkten Löhnen und denen, die Deflation verhindern wollen. Aber ich gestehe, ich habe von Wirtschaft keine Ahnung.    
Wollt Ihr noch was über die Auswirkungen der Einsparungen wissen? Also, was ich so mit bloßem Auge sehen kann? Willkürliches Beispiel: D., der privatversichert ist, hat sich einen Termin beim Facharzt geben lassen. Wartezeit zwei Monate!!! Wie ich Euch in einem anderen Eintrag erzählt habe, müssen Kassenpatienten teilweise zwei Jahre auf einen Arzttermin warten. Deshalb gehen sie zu den Privatärzten, wo sie ihre Untersuchung bzw. Behandlung selbst bezahlen müssen. Die Privatärzte sind dieselben wie die Kassenärzte. Sie arbeiten morgens in Kliniken etc., nachmittags in ihrer eigenen Praxis (ich beschreibe dies alles in sehr groben Zügen, es ist ja keine wissenschaftliche Arbeit). Und dadurch, dass die Kassenpatienten als Selbstzahler zu den Privatärzten kommen, steigt dort natürlich auch die Wartezeit auf einen Termin für Privatpatienten.
Letztens habe ich einen Artikel gelesen über die Wartezeiten auf Gerichtstermine. Es gibt Gerichtsbezirke, die bereits Termine für 2018 ausgeben. "Erscheinen Sie bitte am 7. Februar 2018 um 9:00 Uhr." Also auch im Justizwesen machen sich die Einsparungen bemerkbar. Beamte, die in den Ruhestand gehen, werden kaum ersetzt und so. Meine Großnichte, die die vierte Klasse besucht, hat seit einem Monat keinen Lehrer mehr, weil der alte in Pension gegangen ist. Im Laufe der letzten fünf Jahre durfte für jeden zehnten Lehrer, der in den Ruhestand ging, ein neuer eingestellt werden. Das ist der gute Weg, den Spanien und Portugal gehen, Griechenland aber anscheinend nicht. Die wollen wohl weiterhin Arzttermine binnen Monatsfrist, einen Lehrer pro (womöglich gar im Winter beheiztem!!!) Klassenzimmer und Gerichtstermine zu Lebzeiten der Geschädigten. Echt, hey. Aber ganz, ganz spannend dieser Showdown zwischen den Griechen und der EU, ne?

Samstag, 14. Februar 2015

Prepper-Blog

Hier seht Ihr unsere Kaffee-Vorräte zum heutigen Tag:
 Unsere Holzvorräte:
 Und unsere Lebensmittelvorräte für den Notfall:
Alles sehr, sehr übersichtlich, nicht wahr? Insbesondere für eine Sympathisantin der Prepperbewegung. Aber wir haben eine Regentonne (nach mehreren Wasserausfällen angeschafft). Ich bin neulich nachts aufgewacht und hörte Baulärm bzw. Geräusche von der Sorte, die entstehen, wenn ein Wasserrohr repariert wird. Und mit "nachts" meine ich 3 oder 4 Uhr, es muss also schon etwas heftiges gewesen sein, ich will's gar nicht wissen. Die Rohre in unserer Siedlung in Spanien sind völlig marode und werden definitiv nicht ausgetauscht (es soll aber eine neue Asphaltschicht auf die Straßen kommen, damit sie wieder schön aussehen). Also, Wasser ist ein kritisches Thema und wird es bleiben. 
Und dann hatten wir Probleme, weil Gasrohre verlegt wurden und die Gasheinis dauernd irgendwelche Leitungen beschädigten, vom Wasser bis zum Internet. Die Gasheinis sind jetzt fertig, aber vor zwei, drei Wochen war schon wieder ein Arbeiter unterwegs, ein älterer Herr mit einer riesigen Spule. Mein Herz sank. Die werden doch nicht schon wieder die Straße aufgraben? Ich sprach ihn auf sein Vorhaben an. Er verlegte ein Glasfaserkabel für schnelles Internet, also eins, das nur in vorhandene Leitungen reingeschoben wird, wir werden auch gar nicht daran angeschlossen (warum denn nicht???). Er erzählte mir, jeder, der vorbei käme, würde ihn ansprechen, in panischer Furcht, dass schon wieder die Straße aufgegraben würde. Das kam ihm seltsam vor. Naja, er kennt halt unsere Siedlung nicht. Also, Wasser ist definitiv ein Thema.
Holz werde ich nächste Woche bestellen. Seit der Krise heizen die Leute viel mehr mit Holz, das merkt man deutlich an der Luft, wenn man abends spazieren geht. 
Und die Lebensmittelvorräte... Unsere Note: mangelhaft. 
Der aktuelle Anlass, warum ich darüber spreche: Wie Ihr wisst, war letzte Woche halb Spanien von einer dicken Schneedecke bedeckt. Bei uns fiel jedoch kaum eine Flocke, schade. Naja, jedenfalls waren ein paar Dörfer in den Bergen wenig überraschend eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten. Nach drei oder vier Tagen mussten ihnen Hubschrauber Lebensmittel und Medikamente bringen und die Bewohner beschwerten sich heftig, dass sie solange auf Hilfe hatten warten müssen (Strom, Wasser, Heizung, etc. funktionierte alles). Da fragt man sich dann doch, nicht wahr? Haben sie erwartet, dass gleich am ersten Tag ein Hubschrauber kommt und ihnen frisches Brot bringt? Und Medikamente... die werden doch meist in so Streifchen für zwei Wochen verkauft... Amerikanische Prepper würden zwei Jahre in ihren Bergfestungen ausharren können, ohne irgendjemanden zu belästigen. Also, wenn schon nach vier Tagen ein Hubschrauber kommen muss... vielleicht würde ich den betroffenen Leuten sogar einen Strafzettel ausstellen...
Unsere Lebensmittelkiste beinhaltet (zum heutigen Tag): 2 Dosen Ravioli, 4 Dosen Ölsardinen, 2 Dosen Tomatenmark, 2 Dosen Thunfischsalat, unerklärlicherweise ein Döschen Zitronenpfeffer, 2 Dosen Corned Beef, 3 kleine Dosen Mais, 1 kleine Dose Thunfisch, 1 Dose Fleischklößchen, 1 Dose Schinken, 2 Dosen Bohnen, 2 Döschen Hähnchenbrust, noch unerklärlichererweise beinhaltet sie keinen Dosenöffner, keinen Reis, keine Nudeln... Da ich immer alles frisch koche, frisches Gemüse, etc., haben wir auch ansonsten keine großen Vorräte an haltbaren Grundnahrungsmitteln (1/2 Packung Zwieback, 1 kg Reis, 200 g Spaghetti, die wir heute mittag verzehren werden, Linsen, Kichererbsen, Bohnen vielleicht insgesamt 1 Kg). 
Mein Gatte bevorratet aus Gründen, die sich uns nicht erschließen, massenhaft Tempotaschentücher (154 Päckchen zu je 10 Stück, ich habe sie gerade gezählt). Also, falls die Welt tatsächlich untergehen sollte, haben wir auf jeden Fall genug Taschentücher, um unsere Tränen abzuwischen, haha.
Worauf wir schon seit vielen Jahren tatsächlich vorbereitet sind: Tschernobyl, erinnert sich jemand? Seit wir das Haus in Spanien haben, haben wir genug Bettzeug, um jederzeit unsere engsten Verwandten aus Deutschland unterbringen zu können. Im Falle einer Nuklearkatastrophe wird die Regierung nichts für uns tun (können), das muss uns klar sein. Wenn unsere Lieben es also schaffen, sich bis nach Spanien durchzuschlagen, erwarten sie komfortable Nachtlager. Und dann teilen wir uns in aller Ruhe die Dose Fleischklößchen. Am nächsten Morgen frühstücken wir die halbe Packung Zwieback und werfen reihum einen Blick in die leere Kaffeedose. 
P.S.: Mein Gatte behauptet, dass er die Tempotaschentücher bei Rot an der Ampel weiterverkauft. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das glauben soll.
PPS.: Zugekauft für die Prepperkiste: 2 Dosen Thunfisch (ja, wir essen gerne Thunfisch und er ist vielseitig verwendbar und gesund), 2 Dosen Streichwurst, 1 Dose Oliven, 1 Dose Tomaten, 1 Glas Bitterorangenmarmelade, 1 Packung Kartoffelpüree 

Donnerstag, 12. Februar 2015

Der Chinese hat zugemacht plus ein Kessel Buntes für regelmäßige Leser

Alle erfolgreichen Geschäfte ähneln sich irgendwie, aber von denen, die scheitern, scheitert jedes auf seine eigene Weise. Ja, Leute, der Chinese hat den Laden dicht gemacht. Ich habe Euch bereits hier und an anderen Stellen von ihm und dem Lebensmittelladen in unserer Siedlung erzählt. Am tragischsten war für mich allerdings nicht das Scheitern des Chinesen (am Schluss sind wir Klatschweiber übereingekommen, dass er wahrscheinlich von Geldwäsche gelebt hat), sondern das des portugiesischen Familienvaters, der es davor probiert hatte und der mit dem Laden seine arbeitslosen Kinder in Lohn und Brot bringen wollte. Das war sooo traurig. Der Chinese machte einen eher aggressiv, weil er den Laden so schlecht führte. Kein Mitleid hatte man auch mit den beiden Weibern, die den Laden auch mal hatten und ihre wenigen Kunden in typisch kastilischer Weise wie lästige Bittsteller behandelten. Oder mit den Zahnlosen, die einen derart unhygienischen Eindruck machten... geht gar nicht. Ja, mit diesem Laden haben es schon allerhand Leute probiert. Nun steht er zum Verkauf. Der Chinese will jetzt in der Stadt einen kleineren Laden aufmachen. Er wird wieder scheitern, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Apropos Amen und Kirche: Der Papst kommt 2015 nicht nach Alba de Tormes. Miiist!!! Und wenn der 500. Geburtstag der hl. Teresa von Avila kein Grund ist zu kommen, wird es wohl auch sonst in der Zukunft keinen geben. Was hatte wohl Johannes Paul II. dazu veranlasst, 1982 in die tiefste spanische Provinz zu reisen?
War es eine irre Hoffnung der Albenser, zu meinen, der Papst würde kommen? Da muss ich an die spanische Komödie Bienvenido, Mr. Marshall/Willkommen, Mr. Marshall aus der Franco-Zeit denken. Wenn Ihr hier klickt, könnt Ihr bei Wikipedia eine Zusammenfassung der Handlung lesen. Dieser Film ist ziemlich gut und zeigt den spanischen Charakter, wie er auch heute noch ist (ich sage nur "Eurovegas"). 
Ich wurde neulich von einer gewissen Person (aus Deutschland) schallend ausgelacht, als ich sagte, ich glaube, es geht in Spanien aufwärts. Als ich meinem Gatten gegenüber dieselbe Meinung äußerte, antwortete er mir wenigstens mit ernstem Gesicht: "Nein, es geht nicht aufwärts." Mein Gatte lässt diesen Mist aber gar nicht an sich heran. In Spanien wird man mit wirtschaftlichen Jubelmeldungen bombardiert, z.B. vom Typ "im Januar ist die Arbeitslosigkeit nur um 78.000 Personen gestiegen, das ist der geringste Anstieg in einem Januar seit x." Die Fallgeschwindigkeit der Immobilienpreise hat sich auf 6 Prozent pro Jahr reduziert (seit Platzen der Blase im Jahr 2007 sind die Preise um insgesamt 45 Prozent gefallen). In diesem Jahr gibt es in Spanien, glaube ich, vier große Wahlen, deshalb wird bei den Jubelmeldungen noch ein weiterer Gang zugelegt.
Ja, gut, man verachtet diesen ganzen Zirkus, aaaaaaaber, aber: Ich hatte hier schon geschrieben, dass ich mir die Meinung leiste, dass es sein kann, dass es wirklich aufwärts geht und dass ich gemäß dem amerikanischen Motto "put your money where your mouth is" handelte und ein paar spanische Aktien kaufte (Banco Santander und Telefonica). Dieser Spaß hat mir exakt 2317,24 Euro eingebracht. Ja, das ist nicht viel, aber dafür müssen die Leutchen, die schon unter der neuen spanischen Ordnung arbeiten und gerade mal 800 Euro heimbringen, fast 3 Monate arbeiten. Ich habe die Aktien bereits wieder verkauft, es ist also nicht nur ein Buchgewinn. Andererseits war ich vorgestern in der Stadt und habe das Elend der vielen geschlossenen Geschäfte gesehen. Okay, ich meine nicht, dass es aufwärts geht. Ich habe - wie immer - gar keine Meinung. 

Dienstag, 10. Februar 2015

Life Coach!!!

Liebe Leser, wie ich Euch ein paar Einträge weiter hinten schon erzählt habe, habe ich einen kleinen Gedächtniskurs besucht. Dieser Kurs fand statt, weil eine Freundin einer jungen Psychologin, die gerade anfängt, ein bisschen Kundschaft zuschanzen wollte. Ohne jeden Enthusiasmus meldeten wir uns an, um unserer Freundin eine Freude zu machen. Unsere Erwartungen waren sehr niedrig, ich sah vor meinem geistigen Auge meine demente Oma im Altersheim, wie sie immer wieder ein Wollknäuel aufwickelte und richtete mich auf dieses Niveau ein.
Aber was dann geschah: Leute, von allen Unterrichtsstunden (denn am Ende war es nichts anderes), die ich in meinem über fünfzigjährigen Leben erhalten habe, zählen diese zu den nützlichsten, sie sind auf jeden Fall in den Top Ten. Ich bin vom Ergebnis begeistert, die nur drei Stunden, die wir bisher hatten, haben (zumindest für den Moment) mein Leben verändert. Wie ich Euch erzählt habe, hatte ich das Gefühl, langsam zu verblöden und insbesondere an Konzentrationsfähigkeit einzubüßen. Unsere junge Lehrerin erklärte uns nun, wie das Gedächtnis funktioniert, wie Aufmerksamkeit funktioniert etc. und dieses Wissen hat mir sooo viel gebracht, insbesondere das mit den Exekutivfunktionen, das ich vielleicht nicht einmal richtig verstanden habe, aber einfach zu wissen, dass das existiert... Sie hat uns praktisch eine Gebrauchsanleitung für unser Gedächtnis gegeben. Ich fragte sie: Wie kann denn das sein, dass so wichtige Dinge nicht in der Schule gelehrt werden? Die eine Kursteilnehmerin ist Ärztin. Ich fragte sie, ob sie das nicht alles im Studium gelernt hätte und sie sagte mir nein.
Okay, und wie äußerst sich das neue Wissen nun im richtigen Leben? Z.B.: Man läuft in den Keller und weiß unten nicht mehr, was man da wollte. Passiert mir. Wie funktioniert es? Man ist beim Kochen und denkt "ich brauche eine Dose Tomaten", speichert diese Info nirgendwo und macht sich auf den Weg in den Keller, denkt dabei "ach, ich muss Herrn Müller zurückrufen, ist das Wetter heute nicht schön?" und wenn man unten ist, weiß man, wenig überraschend, nicht mehr, was man dort wollte. Bisher ging ich dann wieder nach oben und dachte "na, es wird mir schon wieder einfallen", aber gestern blieb ich unten im Keller, ließ meinen Blick über meine Vorräte schweifen und da fiel mir wieder ein, dass es die Tomaten waren, die ich wollte. Beispiel 2: Einkaufszettel. Darüber gab es schon im Kurs eine Diskussion. Eine Teilnehmerin sagte, sie würde manchmal ihren Einkaufszettel vergessen und wäre dann im Laden völlig aufgeschmissen. Die Psychologin sagte: "Du solltest versuchen, ohne Einkaufszettel auszukommen." Das war in der ersten Stunde, wo unsere Erwartungen an sie eh bei null lagen und die Teilnehmerin ärgerte sich ein bisschen, weil die Praxis der alleinstehenden jungen Frau direkt über einem Supermarkt liegt, sie selbst aber weit ab der Zivilisation auf dem Land lebt und eine Familie zu versorgen hat und wenn sie vergessen hat, Milch zu kaufen, muss sie noch einmal eine halbe Stunde hin und eine halbe Stunde zurück fahren. Für mich persönlich war es so: ich hatte auf meinem Einkaufszettel Eier, Zwieback, Caesar-Salatsoße und Klopapier stehen. Ich erinnere mich jetzt noch, es ist ins Langzeitgedächtnis gewandert, haha. Welches Obst, Gemüse, Fleisch oder Fisch ich kaufe, entscheide ich im Laden, wenn ich sehe, was am schönsten ist und was im Angebot ist. Ich benötigte also diese vier Sachen und dachte mir "ach, ich probier' mal, ob ich sie mir merken kann". Konnte ich!!!!! Ich verblöde gar nicht. Und für den Fall der Fälle hatte ich ja den Zettel in der Tasche. Und das dritte und beste Beispiel: Ich bekam einen Auftrag, den ich in drei Tagen erledigen sollte. Einen schwierigen Auftrag, der hohe Konzentration erfordert. Da ich bereits genug zu tun hatte, wollte ich eigentlich nein sagen, aber dann dachte ich "ach komm, nimm die Herausforderung an (und die Kohle mit, haha)". Ich erledigte die Arbeit in zwei Tagen, was auch für einen zehn Jahre jüngeren Menschen eine reife Leistung gewesen wäre. Mein Auftraggeber konnte gar nicht glauben, dass ich das in zwei Tagen geschafft hatte, dass es überhaupt in zwei Tagen machbar war. Und das habe ich dem Mädchen und meinem wieder gewonnenen Selbstbewusstsein zu verdanken!!! Ich habe die Kohle für den Kurs mit dem einen Auftrag um ein Vielfaches wieder hereinbekommen. Ich habe mein Selbstvertrauen zurückbekommen und glaube nicht mehr, dass ich verblöde. Man muss sich geistig ein bisschen zusammenreißen (das sind die Exekutivfunktionen!). Fünfzig ist eben nicht dasselbe wie zwanzig. Als jüngerer Mensch hat man auch von allein wunderschönes Haar und später muss man, um wenigstens halbwegs genauso auszusehen, einen Haufen Geld beim Friseur lassen. Okay, hört auf zu lesen, es wird langweilig, ich schreib's aber noch rasch hin: die Exekutivfunktionen!!!!! Für mich ganz wichtig. Z.B.: Ich will für lieben Besuch ein fünfgängiges Menü mit einem Braten zubereiten. Wo fange ich? Ich bin überfordert. Jetzt, nach dem Kurs, denke ich: ich schalte die Exekutivfunktionen ein. Sie ermöglichen es mir, zielgerichtet zu arbeiten. 
Ich fragte die Kursleiterin: "Was ist denn der Unterschied zwischen den Exekutivfunktionen und Disziplin?" Da wir viel zu wenig Zeit haben, konnte sie mir das nicht beantworten (es ist auf jeden Fall etwas anderes). Ich habe mir da aber selber Gedanken darüber gemacht und bin auf Folgendes gekommen: 1.) "Ich bin ein völlig undisziplinierter Mensch. Ich krieg' nichts gebacken. Das kann nichts werden, ich bin so, eine ziemliche Null." 2.) "Ich bin undiszipliniert und eine Null. Um diese oder jene Sache, die ich wirklich will, hinzubekommen, muss ich meine schwachen Exekutivfunktionen in den Turbogang schalten und alles aus ihnen herausholen, dann klappt das auch." Seht Ihr den Unterschied, den das Wissen um die Exekutivfunktionen bringen kann????? Ja, Ihr merkt es, ich bin von dem Kurs (völlig) begeistert und ich hoffe, dass wir die Kursleiterin dazu bringen können, weiterzumachen. Ich denke mal, sie hat noch mehr auf Lager, das unser Leben verbessern kann. Ich möchte auch jemandem einen Geschenkgutschein über zwei Stunden bei ihr geben, die Person weigert sich aber noch, diesen anzunehmen, ich weiß auch gar nicht, ob Psychologen Geschenkgutscheine ausgeben. Mir scheint, dieses Mädchen, das überhaupt nicht den Eindruck macht, ist als Life Coach Gold wert! 

Donnerstag, 5. Februar 2015

Lustiger Wortwechsel

Mein Gatte unterhält sich auf einem Kongress mit einem anderen Herrn und fragt: "Wo ist eigentlich Esther? Ich habe sie noch gar nicht gesehen."
"Sie ist krank, sie kann nicht kommen. Es tut ihr furchtbar leid."
"Ist sie noch mit diesem Franzosen zusammen?"
"Nein, sie ist jetzt mit mir zusammen."
Uahahahahahahaha. Peinlich!

Montag, 2. Februar 2015

Aus meinem Leben

Vor etlichen Jahren hatte ich folgendes Erlebnis: Ich saß am Frankfurter Flughafen und wartete auf meinen Flug. Auf einer Bank, die senkrecht zu meiner Bank stand, saß ein junger Mann. Auf dem Sitz neben ihm lag ein sehr seltsam geformtes Paket, das mit einem schwarzen Tuch bedeckt war. Es war oval, ein bisschen eiförmig, nein, es war unregelmäßig geformt, etwa einen Meter hoch...  Was, um alles in der Welt, konnte das sein? Ich starrte das Ding an und versuchte festzustellen, was sich unter dem Lappen befand: eine abstrakte Skulptur? Ein großer Blumenstock? Warum war das Zeug nicht in einer ordentlichen Kiste? Wieso durfte er es überhaupt als Handgepäck mitführen? Plötzlich kam - zu meinem Schrecken - unten ein Fuß heraus. Es war eine Frau (nehme ich mal an) mit schwarzem Ganzkörperschleier, die da mit hochgezogenen Knien gesessen hatte.