Montag, 23. März 2015

Noch ein lustiger Witz

Arzt zur Ehefrau: "Ihr Mann gefällt mir überhaupt nicht."
Ehefrau: "Mir auch nicht, aber er ist reich."
Uahahahahahahahah, uahahahahahahahahaha.

Prepper-Blog!

Ihr fragt Euch vielleicht/sicher/sicher nicht wie es mit unserem Prepping (for the end of the world as we now it oder für einen einfachen Stromausfall oder für einen Versorgungsengpass aus sonstigen Gründen, Schnee, Lkw-Streik, etc.) voran geht. Ich sage es Euch: Mitten unterm Kuchenbacken ist mir das Mehl ausgegangen und ich musste mir bei meiner Nachbarin eine Tasse leihen. Preppers rule!

Freitag, 20. März 2015

Die Sonnenfinsternis, aufgenommen durch zwei Lagen Röntgenpapier

Hier, wo wir sind, in Spanien, ist es heute ziemlich bewölkt. Während der SoFi (hahaha, lustige Abkürzung, ne?) sah es einfach so aus als sei es sehr diesig, jedoch mit dem Unterschied, dass die Fernsicht nicht beeinträchtigt war (das war mir gar nicht aufgefallen, das hat mein Sohn bemerkt, also das mit der guten Fernsicht, trotz diesigem Gesamteindruck). Das Licht war ein bisschen bläulich-gräulich. Naja, Ihr habt's ja sicher selbst gesehen. Hier meine Fotos: 


Donnerstag, 19. März 2015

Ich frage mich das wirklich...

also ganz ehrlich, ohne Ironie, Sarkasmus, Zynismus oder sonst irgendwas, sondern ganz nackt, echt und ehrlich. Hinleitung zur Frage: Wie Ihr wisst, arbeiten in Spanien viele der jungen Menschen, die einer bezahlten Arbeit nachgehen, weit unter ihrer Qualifikation. Callcenter-Mitarbeiter sind Philologen, Soziologen oder Musikwissenschaftler, Gefängniswärter Volljuristen, die Schalterbeamten bei der Sparkasse, die die Sparbücher der Rentner aktualisieren, haben BWL und Jura studiert und einen Master in International Finance. Das ist so in Spanien. It's a fact. Ich sagte neulich zu meinem Gatten: "Wirklich nur Leute mit guten Beziehungen können ihre Kinder noch ordentlich unterbringen." "Nein, nicht einmal mehr die," antwortete mein Gatte und führte zwei Beispiele von Leuten mit guten Beziehungen an, deren erwachsene Kinder mit ihren Familien in Armut darben. Also, nur noch Leute mit sehr, sehr guten Beziehungen können ihre Kinder beruflich ordentlich unterbringen.   
2005 schrieb eine Frau einen Leserbrief an die größte spanische Zeitung "El País", in dem sie das von ihr erfundene Wort "Mileurista", deutsch wörtlich "Tausendeurist", verwendete, mit dem sie junge Menschen beschrieb, die hervorragend ausgebildet waren und dennoch Stellen hatten, auf denen sie nur tausend Euro verdienten. Dieses Wort ging sofort in den allgemeinen Wortschatz über, weil es so treffend war. Mittlerweile dürften viele ehemalige Mileuristas diese Zahl nur noch von unten betrachten. Tausend Euro sind mittlerweile ein gutes Gehalt. Nach der nächsten Austeritätsrunde werden die jungen Leute gar nicht mehr verstehen, was dieses Wort einst bedeutete und worüber sich die Mileuristas beklagten.
Ja, gut, ne? Und jetzt verlassen viele Menschen eben Spanien und versuchen, ihr Glück anderswo zu finden. Der ausgebildete Ingenieur z.B. als Kellner in England, dabei würde er in Deutschland als Fachkraft so händeringend gesucht (okay, der letzte Satzteil war jetzt ironisch gemeint, aber nur der!). Spanische Lehrerinnen in England als Putzfrauen. Die Leute nehmen so viel auf sich, um im Ausland das vermeintliche Glück zu finden... Und die Gastarbeiter z.B. in Deutschland in den Siebzigerjahren konnten Geld nach Hause schicken, die neuen Gastarbeiter brauchen manchmal sogar noch finanzielle Unterstützung aus ihren Heimatländern, um ihre Miete zu bezahlen.
So, und jetzt die Frage, die diesem Eintrag zugrunde liegt: Ist es nicht besser, sich mit dem zufrieden zu geben, was es in Spanien gibt, als zu versuchen, sein Glück draußen in der Welt zu finden? Der Pianist als Kellner, der Jurist als Bürogehilfe, die Pharmazeutin als Verkäuferin, die Ärztin als Gelegenheitsarbeiterin? Aber in der Nähe der Familie, mit spanischer Lebensqualität, in der eigenen Wohnung, die einem der Papa gekauft hat, der noch in der guten alten Zeit lebte, als man noch zu etwas kommen konnte, also so bis 2007? 
Mein Gatte meint: nööö. Und ich, ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.
Allerdings ist zu bedenken: Man weiß nie, wann der nächste Würgegriff kommt, weil die herrschende Kaste wieder Kohle braucht... wann die Löhne wieder gesenkt und die Steuern wieder erhöht werden...
Wenn man also sagt, gut, ich akzeptiere das, ich arbeite für 800 Euro. Aber dann hat man jeden Monat 100 Euro Stromrechnung, muss 130 Euro Hausbeitrag bezahlen und 100 Euro für irgendwelche Umlagen, z.B. für eine Aufzugrenovierung, und dann kommt noch ein Strafzettel über 200 Euro (bei den extremen Strafzetteln, die heutzutage in Spanien ausgestellt werden, scheint sich die Polizei nur noch über dieselben zu finanzieren) und dann wird's irgendwann eng. Und wenn dann die nächste staatliche Sparrunde kommt und man verdient nur noch 600 Euro und der Strom kostet 200 und die Heizung 300... und man muss ins Dorf seiner Väter ziehen und dort Ziegen züchten, um über die Runden zu kommen... akzeptiert man das dann immer noch? Ich meine, where does it end?????

Dienstag, 17. März 2015

Lustiger Witz für meine Generation (50+)

Eine Frau ist in einer fremden Stadt zu Besuch, als ihr ein Zahn abbricht. Sie schaut sich eine Liste der örtlichen Zahnärzte an und stößt dabei auf den Namen eines ehemaligen Schulkameraden, in den sie ein bisschen verliebt gewesen war. Ob er es ist? Sie beschließt, seine Praxis aufzusuchen. Der süße Mitschüler von einst ist dick geworden, sein Haar spärlich. Der Zahnarzt sieht deutlich älter aus als sie. 
Nach der Behandlung fragt sie ihn: "Sie waren nicht zufällig auf dem Schiller-Gymnasium in Augsburg?" 
"Doch," sagt der Arzt erfreut, "ich habe dort 1977 Abitur gemacht!"
"Dann waren wir gleichzeitig dort," entgegnet sie ebenfalls freudig.
"Helfen Sie mir," sagt er, "ich kann mich gar nicht an Sie erinnern. Welches Fach haben Sie denn unterrichtet?"  
Uahahahahahahahah, uahahahahahahahahaha....

Hier kommt der dritte und letzte Eintrag zum Thema Börse: Ich sage nur "Hypo Real Estate"

So, erstmal diese interessante Graphik, die ich auf "Die Welt"-online gefunden habe:

Wie wahr, stimmt's?

Und dann: Ich hatte Euch vorgestern Original-Einträge aus meinem Schulheft versprochen, hier sind sie (völlig uninteressant, ich rate von der Lektüre ab, wollt's nur geschrieben haben):
(Hintergrundinfo: Hypo Real Estate ist eine deutsche Bank, die 2009 pleite ging und vom Steuerzahler mit vielen Milliarden gerettet werden musste.)
26.9.2007: Hypo Real Estate Analystenempfehlung, da Gewinnerwartung + 30% in 12 Monaten. Als Langfristanlage empfohlen. Horizont 3 Jahre, Kurs + 8% p.a. Wäre schön, wenn das stimmen würde. Wenn's ein bisschen runter geht, rege ich mich nicht auf, sondern beachte die Regeln.
Gekauft: x Stück bei 39,96 Euro. Stoploss Warnsignal bei 34 € (-15%), MUSS raus bei 33 €. 
19.10.2007: Verkauft bei 42,06 € Langfristanlage, hahaha, mir haben nach nicht einmal einem Monat schon die Nerven gezittert und sie flog. Wofür gibt es Regeln, wenn man sich nicht daran hält????? Gewinne lässt man laufen, Verluste begrenzen. Ich begrenze die Gewinne und lasse die Verluste laufen!!!!! Oh Mannomann. Naja, Gewinne sind nie verkehrt.
21.10.2007: Stand 40,74 €
09.11.2007: Stand 35,67 €. Die Entscheidung war richtig!!!!
Am 15. Januar 2008 von 33,38 € auf 21,64 € (35,18 %), also um 11,74 € abgestürzt weil Subprime-Geschichten auftauchten (vorher geleugnet). An diesem Tag erwarb der Vorstandschef für 400.000 € zu je 22 €. Anderes Vorstandsmitglied für 96.000 €, ein weiteres sogar für 903.000 €. Alle Chefs haben gekauft, das haben sie in Pflichtmitteilungen mitgeteilt. Wenn die Chefs kaufen, ist das ja ein sehr gutes Zeichen. Ich traue mich aber trotzdem nicht, noch mal reinzugehen. 
Hypo Real Estate bei 16,29 €
Ich fasse die Eintragungen aus meinem Heft zusammen: Ich hörte auf eine völlig falsche - wahrscheinlich betrügerische - Analystenempfehlung. Ich verstieß gegen meine Regel, Gewinne laufen zu lassen und schimpfte mich dafür aus. Ich beobachtete den Niedergang der Aktie. Ich fiel theoretisch auf diesen Trick mit den Käufen der Vorstände herein, traute mich aber nicht, praktisch danach zu handeln (glücklicherweise!).
Was tatsächlich geschah: Die Bank war die ganze Zeit über völlig pleite. Am 09. März 2009 kam die Aktie bei ihrem historischen Tiefstand von 64 Cents an. Die Firma ging bankrott, der Steuerzahler musste sie mit über 100 Milliarden Euro retten. Die letzten Aktionäre wurden nach der Verstaatlichung mit 1,30 € pro Aktie abgefunden.
Diesen Chart von Hypo Real Estate habe ich auf der Seite www.ariva.de gefunden. Hoffentlich ist das okay, wenn ich die Graphik hier kopiere:
Was soll man dazu sagen, nicht wahr? Wer da heil rausgekommen ist, hatte mehr Glück als Verstand, denn bei einem Verlust von 35% an einem Tag nützt einem auch eine Stop-Loss-Verlustbegrenzung nichts.
Und Hausfrauen dürfen bei diesem gefährlichen Spiel mitspielen!
Damals haben mich Ängstlichkeit und Glück vor einem Verlust bewahrt, dieses Mal (2015) haben mir (übergroße?) Vorsicht und mangelnde Voraussicht entgangene Gewinne beschert.
Ich erinnere (mich) rasch an die goldene Regel Nummer 1: Unten kaufen und oben verkaufen! und da, wo wir jetzt sind (DAX bei 12.000), ist definitiv nicht unten. Und außerdem: Wenn sich Milchmädchen und Hausfrauen zum Thema Börse äußern, dann liegt eine Hausse wirklich in den allerletzten Zügen und die Hütte brennt praktisch schon. 

Sonntag, 15. März 2015

Ich erzähle Euch noch was zum selben und zu einem verwandten Thema

Ich bin damals nämlich doch zu einer Erkenntnis gekommen. Das, was ich heute schreibe, wollte ich schon x-mal schreiben und habe es dann immer doch nicht gemacht, obwohl es für mich wichtig ist. Ich habe aus dem Börsenkram nämlich doch etwas gelernt, das meine Denkweise zum Positiven verändert hat.
Also, ich erzähle: Beim Rückblick auf Käufe und Verkäufe von Aktien (und natürlich auch beim Blick auf alle sonstigen Entscheidungen im Leben, beim Aktiengeschäft wird es halt besonders deutlich) sieht man sich - also ich zumindest sehe mich - mit drei Konzepten konfrontiert: "Warum habe ich damals bloß...?", "ich hätte damals fast..." und "der Grund, warum ich damals diese oder jene Aktie kaufte/verkaufte/Entscheidung traf ist, dass....". Und kaum hatte ich mich zehn oder zwanzig Jahre als Hausfrau und Kleinsparer mit diesem Thema beschäftigt, schon fiel mir Folgendes auf: Ich erzählte mir zum Beispiel: "Ich habe diese Aktie damals verkauft, weil sie auf ihrem Höchststand war." Scheint richtig, ist aber FALSCH, denn ich konnte doch gar nicht wissen, dass dies der Höchststand war, dass nicht noch ein höherer Höchststand kommen würde. Versteht Ihr, was ich meine? Zu dem Zeitpunkt, zu dem ich begründe, verfüge ich über viel mehr Information als zu dem Zeitpunkt, zu dem ich die Entscheidung treffe.
Manchmal leuchtet die Unwahrheit einer Begründung auch dadurch auf, dass die zeitliche Abfolge nicht stimmt: "Ich habe diese oder jene Entscheidung getroffen, weil xy geschehen war." In Wirklichkeit ist xy aber später geschehen und das flunkernde Ego weigert sich, dies zur Kenntnis zu nehmen. (Ich spreche hier nicht davon, dass wir andere Leute absichtlich belügen, ich spreche davon, dass man sich selbst unwillentlich und unwissentlich Mist erzählt.)
Um diese Situation abzustellen, begann ich, mir für jede Börsenentscheidung den Grund aufzuschreiben, den tatsächlichen Grund im Moment der Entscheidung. Und dadurch ist Schluss mit "Warum habe ich damals bloß...?" und nachgeschobenen Begründungen. Warum habe ich damals bloß diese Aktie gekauft? a)...., b)...., c).... deshalb. Ende Gelände. Und das kann man auch auf alle anderen Felder anwenden, wo man Entscheidungen zu treffen hat.
Den zweiten Quälgeist "Ich hätte damals fast..." habe ich auf dieselbe Weise erledigt. Wenn ich etwas "fast" gemacht hätte, dann habe ich mir auch auf geschrieben, warum ich es nicht gemacht habe. In jenen Zeiten der Börsenturbulenzen konnte man feststellen, dass es ja nicht so war, dass einem nur Gewinne entgangen sind, man hat ja auch Dinge nicht gemacht, die negative Konsequenzen gehabt hätten. Also, um im Hirn Ordnung zu machen: Alles, was nicht als "fast gemacht" notiert ist, existiert nicht. Es gibt kein "ich hätte damals fast...", außer es ist schriftlich erfasst und dann steht ja dabei, warum es nicht geschehen ist. "Ich hätte damals fast..." hat sich aber bald von selbst erledigt, denn das ganze Konzept verschwand aus meiner Gedankenwelt. Ich bin früher auch immer strammgestanden, wenn Leute "Ich hätte damals fast..."-Storys erzählten und wollten, dass wir sie ob ihrer Voraussicht bewunderten, aber heute ist mir klar, dass "Ich hätte damals fast..." im Ergebnis gleich ist wie "Ich habe nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet". Und zum Thema Gründe, warum man etwas nicht getan hat: "Ich war zu faul", "ich hatte Schiss" und so weiter sind meiner Meinung nach absolut legitime Gründe, die man sich selbst gegenüber keineswegs verbrämen muss.
Ich hatte mir damals für meine Aufzeichnungen ein ganz einfaches Schulheft gekauft. Man hat ja keine Verpflichtung, irgendwas reinzuschreiben oder "ich muss jetzt in Zukunft regelmäßig...". Überhaupt nicht. Man schreibt zum Beispiel rein: "Ich habe die Stelle bei Firma Müller nicht angenommen, weil ich glaube, dass diese kleine Klitsche bald pleite geht." Dann schreibt man nie mehr was rein, wenn man nicht das Bedürfnis dazu hat. Wenn die Firma Müller wenige Jahre später ein Weltkonzern, ein Global Player ist, dann macht man sein Heft auf, liest den einzigen Eintrag und weiß genau, warum man dort nicht angefangen hat und kann sich nicht mit "ich wollte nicht in so einem riesigen Konzern arbeiten" selbst belügen. 
Leute, ich glaube, unsere Unkenntnis unserer eigenen früheren Gedankengänge kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Ich glaube, ich hätte zu keiner einzigen Börsenentscheidung heute den Grund genannt, den ich damals eingetragen habe, nicht aus bösem Willen, sondern weil man alles, was seitdem geschehen ist und was man seitdem erfahren hat, unmöglich ausblenden kann.  
Es kommt in den nächsten Tagen noch ein Blogeintrag mit meinen konkreten Notizen zu einem Aktienkauf/-verkauf aus dem Jahr 2007, wie ich meine Handlung damals begründete und was tatsächlich geschah. Ziemlich interessant, glaube ich.
Apropos so erlebt man Geschichte, während sie stattfindet: Sehr berühmt ist Kafkas Tagebucheintrag am Tag nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges: "Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. Nachmittags Schwimmschule." Wahnsinn, ne?
So, das wollte ich schon lange mal geschrieben haben. Tschüssli, liebe Freunde.

Donnerstag, 12. März 2015

Ich erzähl' Euch was...

...und ich hätte es Euch schon vor einer Weile erzählen müssen, dann hättet Ihr nämlich richtig Geld damit verdienen können. Wir haben Anfang des Jahres unsere sämtlichen Aktien verkauft und zum ersten Mal seit dreißig Jahren praktisch gar keine mehr. Wir sind menschliche Kontraindikatoren, es ist immer das Gegenteil von dem richtig, was wir machen. Z.B. Daimler bei 79 Euro verkauft, jetzt sind sie bei 92, wie ich gerade nachgeschaut habe. Pffff. Nein, es regt mich nicht besonders auf und ich werde Euch auch gleich erzählen, wieso. Aber zuerst: Man hätte doch draufkommen können, nicht wahr? Es war doch sooo einfach: EZB druckt Euro wie bekloppt = Euro fällt = deutsche Waren im Ausland billiger = Aktien deutscher Exporteure steigen. Mehr war es nicht. Kindergartenniveau, oder? Und trotzdem nicht draufgekommen. Ja, hinterher ist man immer schlauer. Macht nix.
Früher, vor 2007/2008, hätte ich mich aufgeregt und hätte gedacht, ich könnte mir in den Arsch beißen, aber wir hatten, wir Ihr ja wisst, Gelegenheit, diese geschichtlich relevante Zeit an ihrem Brennpunkt, nämlich in New York, zu erleben. Die Ereignisse waren sehr, sehr interessant und man hat viel nachgedacht. Bei dem Nachdenken kam, wie immer bei mir, nichts raus, also kein Erkenntnisgewinn, aber man hat nachgedacht, viel nachgedacht... und beobachtet und gehört...
Wir hatten z.B. in New York eine sehr liebe Nachbarin. Sie war Anfang siebzig und arbeitete noch stundenweise als Arzthelferin, leitete zwei Gymnastikgruppen und war persönliche Trainerin von mehreren anderen Alten. Sie war von Beruf Balletttänzerin gewesen. Sie war sehr nett zu uns und quasselte viel mit mir. Sie war quirlig und erzählte gerne aus ihrem interessanten Leben. Jetzt denkt bitte nicht "oh nein, das arme Ding, musste mit über siebzig noch arbeiten, weil es in den USA keine Renten gibt und keine Krankenversicherung und überhaupt und blablabla", nein, so war das gar nicht. Im Gegenteil. Sie war glücklich und zufrieden mit ihrer Arbeit und ich dachte mir "in Europa wäre mit spätestens fünfundsechzig Schluss gewesen und hier kann sie ihr Leben einfach weiterleben, das ist gut." Sie hatte für ihr Alter fleißig vorgesorgt und ihr Vermögen in Aktien angelegt. Sie wollte noch ein oder zwei Jahre als Arzthelferin arbeiten und dann nur noch ihre Gymnastikkurse geben, solange es ihr möglich war. Und dann begann 2007 diese Krise und ihre Aktien fielen und fielen... und fielen und fielen... und ihre Tochter, die im Showbusiness arbeitete und mal ganz viel verdiente und mal nichts, war arbeitslos, und unsere Nachbarin konnte einfach nicht länger zuschauen, wie der Wert ihrer Lebensersparnisse fiel und fiel... "Wo führt denn das noch hin?" sagte sie. "Ich will in ein, zwei Jahren in den Ruhestand, ich brauche das Geld." Und irgendwann erzählte sie, die Hälfte ihres Vermögens sei weg. Und dann gingen ihr die Nerven durch und sie verkaufte alles.
Kennt Ihr die Börsenweisheit: "Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich durch den Keller zu fahren, man muss nur die Nerven behalten"? (Auf der Suche danach, von wem dieses Zitat stammt, bin ich auf diese interessante Seite gestoßen: Zitate von John Kenneth Galbraith.) Naja, is' egal. Unsere Ex-Nachbarin war jedenfalls bei der anschließenden Erholung nicht mehr dabei und die Hälfte ihres Vermögens war endgültig fort. Dazu noch ein Zitat, von dem ich sogar weiß, von wem es ist: "Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen." (Mark Twain)