Sonntag, 24. Januar 2016

Eine kleine Sammlung zu einem aktuellen Thema

Ich habe eine kleine Sammlung von Synonymen zur Bezeichnung von Kritikern der deutschen Flüchtlingspolitik angelegt. Verzeiht mir, aber ich finde/fand sie echt lustig. Stellt Euch vor, da sitzen Leute in Redaktionsstuben, in Werbeagenturen oder als Privatpersonen zuhause vor ihren Computern und überlegen sich neue Beleidigungen. "Besorgte Bürger" ist auch nicht wohlwollend-verständnisvoll gemeint, sondern herablassend. Also, was habe ich bis jetzt: Besorgte Bürger, Populisten, Rechtspopulisten, Rassisten, Nazis, Hassfratzen, Rechtsradikale, Pegida, die braune Soße, der braune Rand, die AfD, die braune Pest, die Fremdenfeinde, die hässlichen Deutschen, das Pack, die Faschisten, die Faschos, der braune Mob, der Pöbel, die Asylgegner, die Reaktionäre, die Rechtsextremisten, die Dunkeldeutschen, der Stammtisch, die geistigen Brandstifter, die Verfechter kleinbürgerlicher nationalstaatlicher Interessen, die rechten Rattenfänger, Schande für Deutschland, widerliche Menschenverächter, Pegidioten, Dumpfbacken, Kaltdeutschland, die Ewiggestrigen, die Islamophoben (oder auch "islamophob" als Adjektiv vor allen obigen Wörtern), die rechten Hetzer, engstirnig Bornierte, Provinzler, Volksverhetzer, Monster, NPD light... (Es gibt kein Copyright auf die Nutzung dieser Wörter, oder? Die letzten beiden sind von Hans Olaf Henkel, nur für den Fall, ich bin da immer ein bisschen ängstlich)..., Vollpfosten mit kruden Thesen, Dummköpfe, gruselige Gestalten, Ausgrenzer, Dummbeutel, Egoisten, Untermenschen äh, nee, pardon, pardon, war nicht Untermenschen, war Unmenschen, Alternative für Doofe, Unbelehrbare, brauner Bodensatz (hier 50 (damit ich nicht immer von vorn anfangen muss zu zählen.))... Der Gegenseite genügt zum Ausdruck ihrer Verachtung meist ein Wort: Lü-gen-pres-se, aber auch: Volks-ver-rä-ter oder schlicht: Merkel muss weg!
Mir ist übrigens eine hübsche Kombination mit -leugner eingefallen: Notleugner. Wie findet Ihr das? 
Ja, gut, der Notleugner ist nichts gegen die Hassfratze. Wie hasserfüllt muss man sein, dass einem so ein Wort einfällt??? Seht Ihr den Redakteur vor Eurem geistigen Auge, wie er nach Gift und Galle sucht, und dann plötzlich die Erleuchtung: Hassfratze. Jubel unter den Kollegen. Vielleicht stelle ich mir das Ganze aber auch völlig falsch vor, vielleicht kommt das Wort auch vom evangelischen Kirchentag... Keine Ahnung.
P.S.: Um meine Sammlung auf den neuesten Stand zu bringen, musste ich natürlich die Kolumne mit dem Titel "Rechtsschwenk, marsch" lesen, die Jakob Augstein - wahrscheinlich mit Schaum vorm Mund - für Spiegel Online verfasst hat, die ist nämlich eine ziemliche Goldgrube. Ich zitiere einen kompletten Satz: 
"Die Stars der neuen Rechten haben die Gesichter von gewissenlosen Kindern. Aus ihren lächelnden Mündern strömt grauenhaftes Zeug." Deutschland, Land der Dichter und Denker!
P.P.S.: Was mir übrigens gerade aufgefallen ist... was mir gerade aufgefallen ist: Bei diesem Meinungsaustausch zwischen Bärchenwerfern und Bodensatz verzichten beide Seiten auf politische Korrektheit! Wo bleiben die weiblichen Formen? Besorgte Bürgerinnen und Bürger, Populistinnen und Populisten, Rassistinnen und Rassisten, Fremdenfeindinnen und Fremdenfeinde, Faschistinnen und Faschisten, etc. Die weibliche Form von Fascho, ist die Fascha? Wird das wie im Spanischen gebildet? Faschos und Faschas? Und für die andere Seite gilt natürlich auch: Volks-ver-rä-ter-in-nen-und-Volks-ver-rä-ter!!!!!
P.P.P.S.: Leute, als ich anfing mit der Sammlung fand ich das noch witzig. Jetzt ist mir aber das Lachen vergangen, angesichts der schieren Menge der Beleidigungen. Wird es den etablierten Parteien gelingen, die neue Partei verbal zu zertreten?
P.P.P.P.S.: Neu dazu (Februar 2016), vom Spiegeltitelbild, nada menos: Die Hassprediger - Frauke Petry und die AfD: Bericht aus dem Innern einer gefährlichen Partei. Aha, ne? Dabei sind die doch die einzige Partei, die im Bundestag in der Flüchtlingsfrage Opposition macht und dafür sorgt, dass das Thema diskutiert und nicht einfach zusammen mit einer Million Schutzsuchender durchgewunken wird, oder? Halt, nee, die sind gar nicht im Bundestag, da gibt es ja überhaupt keine Opposition. Naja, diejenigen, die das Sagen haben, werden es schon schaffen, die AfD zu vernichten. Ich glaube, da dürfen wir uns sicher fühlen. Vielleicht sollte man es mal mit Beschimpfung ihrer Anhänger versuchen?
V.P.S.: Boah, jetzt geht es aber ad hominem et ad feminam: "Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht noch erschießen" (Günther Oettinger, EU-Kommissar). Wann sind denn diese Wahlen? Ist es noch lang hin? ROFL!
VI.P.S.: So, und zum Abschluss dieses Themas gehe ich den "Brief an die Flüchtlingsfeinde von Clausnitz" von Stefan Kuzmany auf Spiegel Online, siehe hier, und das dazugehörige Forum durch. Aus rein sprachlichem Interesse, ich schwör'. Also, let's go: Ihr seid nicht "das Volk"... uff, nee, geht gar nicht, der ganze Brief ist ja einzige Beleidigung von vorn bis hinten, einschließlich Bedrohungen "Jetzt kennt Euch jeder" (wahrscheinlich weiß Herr Kuzmany auch, wo Ihr wohnt). Leute, wie traurig das alles ist. Wenn Ihr Euch mal so richtig schlecht, ratlos und traurig fühlen wollt, dann empfehle ich Euch diesen Artikel.
Ich persönlich denke, man müsste mit ihnen, also den Clausnitzern oder den Sachsen oder den deutschen [hier irgendein Wort aus der Sammlung oben oder unten einsetzen] auf folgende Weise reden: "Ihr habt hier nichts zu melden. Ihr müsst akzeptieren, was aus Berlin angeordnet wird. Unter Honecker hat das doch auch geklappt. Ihr könnt nichts machen. Ihr könnt ja auch nicht sagen "Wir sind das Volk und wir wollen kein Hochwasser." Also, geht heim und fügt euch in das Unvermeidliche." Ich glaube, das würden die in Sachsen am ehesten verstehen und dann würden sie Ruhe geben. Falls es nicht reicht, um sie zur Räson zu bringen, schmeißt man den einen oder anderen Ruhestörer in den Kerker und die Angehörigen hören jahrelang nichts mehr von ihm. Dann würden sie vielleicht endlich begreifen, was Sache ist.
Also, schauen wir mal in das Forum (es geht hier um die Leute, die den Bus mit den Flüchtlingen angegriffen haben): Krakeeler, Brut, rechte Schwachmaten, Zombies, die aus finsteren Löchern kriechen, "Asylkritiker", miefige Kleingeister, DDR-Zombies, der Jammer-Ossie mutiert zum Wutbürger und Rassisten, Wutsachsen, durchgeknallte Wildsäue, kleinkarierte Heimatschützer, Mob aus Neandertalern, ahnungslose Feiglinge, dumpfe, gewaltgeile Meute, geifernde "Bürger", die Tumben, faschistoider Mob, hirntoter Mob, Besorgtheitsmob, Randale-Rechte, rassistischer Sumpf, die moralisch Verkommenen, Hohlköppe, Schreihälse, brandschatzende Nazihorden, deutschtümelnde Mentaldissidenten, Krüppel, Neobraunhemden, entartete ostdeutsche Landsleute, rechtsextreme Agitatoren... So, fertig jetzt. Ich höre auf. Ich habe das halbe Forum gelesen und es deprimiert mich. Viele schreiben enorm Schlechtes über die neuen Bundesländer, auch Leute, die von dort stammen. Ist es wirklich so schlimm? Ich war dort noch nie. Armes Deutschland.

Freitag, 15. Januar 2016

Dschungelcamp fängt an!

Hab' mich schon darauf gefreut! Letztes Jahr habe ich es ja nicht geguckt, weil ich keinen einzigen von den Kandidaten kannte, aber heuer sieht die Liste gut aus. Jetzt sitze ich in eine warme Decke gekuschelt vorm Fernseher. Allein. Außer mir interessiert das hier keinen. Aber so ist das jedes Jahr. 
Menderes kenne ich von Deutschland sucht den Superstar, da habe ich extra die Folge eingeschaltet, in der er erschien. Jenny Elvers kenne ich, weil ich in Deutschland immer im Vorbeigehen die Titel auf Frauenzeitschriften lese. Da sieht man sie oft, unten in einer Ecke. Sie ist blond und alkoholkrank. Helena Fürst kenne ich nicht, sie wirkt wie die Frauen, vor denen ich im richtigen Leben davonlaufe. Gunter Gabriel kennen Leute in meinem Alter als Country-Sänger. Er hat jetzt Brüste. Steht er auch vor einer Geschlechtsumwandlung? Ricky Harris: Es kann sein, dass ich mal gewusst habe, wer das ist, ich bin mir aber nicht sicher. Thorsten Legat ist ein ehemaliger Fußballspieler, der mir unbekannt ist und war. Von Jürgen Milski weiß ich, dass er was mit Big Brother zu tun hat. Brigitte Nielsen ist die Ex-Frau von Sylvester Stallone. Sie war schon einmal in einer Staffel vom Dschungelcamp, die ich angeschaut habe. Sie ist ein sehr mütterlicher, fröhlicher Typ und hat mir damals gut gefallen. David Ortega: keine Ahnung. Nathalie Volk: idem. Sophia Wollersheim: eine beeindruckende Dame aus dem Rotlichtmilieu. Rolf Zacher ist ein alter Mann, den ich ebenfalls nicht kenne. Eine sehr, sehr seltsame Gesellschaft, aber interessant. Mal gespannt...

    Donnerstag, 14. Januar 2016

    Prost Neujahr!

    Wie bereits im vorherigen Post angedeutet, haben wir die letzten Wochen in Deutschland verbracht. Mich interessierte insbesondere auch, wie man das Thema Flüchtlinge vor Ort erlebt. Ich gebe nicht viel auf das, was man aus den Online-Zeitungen erfährt und noch weniger auf das Fernsehen. Zu häufig habe ich es schon erlebt, dass in der Presse Ereignisse übertrieben oder verniedlicht, Ausnahmefälle generalisiert und Vorfälle schlicht falsch beschrieben werden. Ich könnte Beispiele nennen, will jetzt aber nicht zu weit ausholen. Und gerade in der Flüchtlingsfrage schien es mir so, als gäbe es da gewisse Dissonanzen zwischen der Berichterstattung über die Willkommenskultur und der Tatsache, dass man unter den Berichten kein Forum aufmachen konnte. Es wird nur eine einzige Meinung publiziert: die Freude über die Einreise einer Million neuer Bürger aus dem muslimischen Kulturkreis. Mag sein, nicht wahr, dass die Freude so einhellig ist. Wenn der Frühling kommt oder Deutschland Fußballweltmeister wird, hat ja auch kaum jemand etwas dagegen.
    Das Problem mit dem Fachkräftemangel scheint durch die Neuankömmlinge auch gelöst, jedenfalls habe ich da schon lange nichts mehr gelesen. Jetzt müssen sie halt in halsbrecherischem Tempo Deutsch lernen, denn Englisch allein reicht z.B. für die medizinische Versorgung von Menschen im ländlichen Raum bestimmt nicht.
    Ja, und dann sieht man in der Online-Presse noch die Bilder von den Turnhallen mit den Holzpritschen, in denen die Schutzsuchenden erstmal untergebracht werden, bevor man ihnen Wohnungen gibt. Mich wundert das mit den Wohnungen ein bisschen, also, dass die so reichlich vorhanden sein sollen, denn als meine Kinder in Deutschland Wohnraum suchten, da war das gar nicht so einfach. Die Pritschen sehen so unbequem aus und dann diese Nähe zu Fremden in der Turnhalle, die schmutzigen Gemeinschaftsklos, brrrrrrr... das ist für Familien sehr, sehr anstrengend.
    So, das war mein Wissensstand als ich nach Deutschland kam. Haaalt, neee, vergessen: Dann gibt's natürlich doch die Minderheit, die die Menschenmassen nicht reinlassen möchte oder den Zustrom begrenzen oder das Thema überhaupt diskutieren möchte, nämlich die Rassisten, Nazis, Hassfratzen, Rechtsradikalen, Pegida, die braune Soße, den braunen Rand, die AfD, die braune Pest, die Fremdenfeinde, die hässlichen Deutschen, das Pack, die Faschisten, den Pöbel, die Asylgegner, Rechtsextremisten, Dunkeldeutschen... das sind Bezeichungen, die ich gelesen habe, die mir jetzt so einfallen. Leute, die der Willkommenskultur skeptisch gegenüber stehen, werden verbal sehr, sehr hart angegangen, auch wenn sie keine Wohnheime anzünden, auch vom Bundespräsidenten, auch vom Präsidenten der Evangelischen Kirche, beide brrrrrr... wie oben. Die Bezeichnung Dunkeldeutsche ist sehr gut gefunden, insbesondere wenn sie von einer Lichtgestalt wie dem Herrn Gauck kommt. Dunkeldeutsche, da läuft einem doch gleich ein Schauer über den Rücken. Mir persönlich gefallen zum Ausdruck der maximalen Verachtung auch Wortverbindungen mit -leugner, da fehlt noch was, Schutzsuchendenleugner oder Syrienleugner oder Willkommensleugner oder so, da ist noch niemandem etwas richtig Griffiges eingefallen. Ich nehme an, die Helldeutschen arbeiten daran.
    Eine deutsche Freundin, die seit 30 Jahren in Spanien lebt, erzählte mir nach einem Aufenthalt in der alten Heimat, sie sei schockiert gewesen über die Gleichschaltung der Medien und das Verschwinden der Meinungsfreiheit. Ach ja, die gibt's auch noch, die Lü-gen-pres-se-, Lü-gen-pres-se-Schreier, deren Gesichter manchmal im Fernsehen gezeigt werden. Sicher handelt es sich dabei nur um Rentner. Also, als Mensch, der seinen Arbeitsplatz behalten möchte, würde ich mich so was nicht trauen.
    Das war es, was ich bei meiner Abreise wusste.
    So. Und wie sah es dann tatsächlich aus? Erst einmal sieht man gar nichts. Am Frankfurter Flughafen werden Einreisende aus Nicht-Schengen-Ländern kontrolliert wie eh und je. Die unkontrollierte Einreise ist anscheinend nur auf dem Landweg möglich.
    In unserer Nachbarschaft in Deutschland, in der die gehobene Mittelschicht residiert, bemerkt man von Flüchtlingen gar nichts. Auf dem Weg in die Innenstadt kommt man an Asylantenheimen vorbei, die da schon seit Jahren stehen, da ist alles wie immer, da sieht man nichts Auffälliges.
    Was in Deutschland jedoch sehr auffällig ist, sehr, sehr auffällig, sind die vielen jungen Frauen und Mädchen mit Kopfputz. Von Schleier oder Kopftuch kann man bei diesen kleinen Aufbauten ja kaum sprechen. Das überrascht, ne, denn wer so in meinem Alter ist, also über 50, wird sich erinnern, dass die türkischen Mädchen und jungen Frauen vor 30, 40 Jahren kaum Kopftücher trugen. Die Türkinnen selbst betrachteten die Kopftuch tragenden Frauen damals als, sinngemäß, Landeier. Die Kopftücher wurden ehedem auch auf hässliche Weise gebunden und meistens mit einem unförmigen Trenchcoat kombiniert. Wer erinnert sich?
    Also, von diesen Kopfputzmädchen sieht man überraschend viele. Haben die tatsächlich einen Rückschritt gegenüber ihren Müttern und Großmüttern vollzogen? Das ist doch ein interessantes Thema. Wird das diskutiert? Was ist denn da geschehen? Wie erklärt denn die Tochter und Enkelin ihrer Mutter und Großmutter, dass sie ein Kopftuch tragen möchte? Und was sagen die dazu?
    Auffällig war auch die extrem große Anzahl von Ausländern auf der Zeil in Frankfurt, also der Anteil der Ausländer an der Gesamtmenge der Menschen, die da unterwegs war. Das lässt sich aber vielleicht auch durch die Tageszeit erklären, zu der wir unterwegs waren, da waren die Deutschen sicher noch auf der Arbeit. Jemand sagte, auf der Zeil merkt man gar nicht mehr, dass man in Deutschland ist. Nun, ich glaube, das stimmt so nicht ganz, da bilden sich schon typisch deutsche Charakteristika heraus: z.B. unterscheidet sich das Frankfurter Straßenbild von London insofern, als dass man praktisch keine Frauen in schwarzen Säcken sieht. Von Paris unterscheidet es sich, weil weniger Menschen mit schwarzafrikanischem Migrationshintergrund unterwegs sind. Von Madrid unterscheidet es sich, weil die Leute auf der Calle Preciados europäischer aussehen und besser gekleidet sind.
    Jetzt fragt Ihr Euch vielleicht, ob wir überhaupt als Asylanten kenntliche Menschen gesehen haben. Öh, ja. Das eine Mal, als wir Wertstoffe zu einer Sammelstelle brachten, die sich neben einer Asylantenunterkunft befand. Da waren junge Männer vor dem Gebäude und auf einem ebenfalls dort befindlichen Fußballplatz spielten ein paar Kinder Fußball und in der Ecke des Platzes saß eine junge Familie in der Sonne auf dem Rasen. Man würde ihnen wünschen, sie könnten in Syrien auf einem Balkon in der Sonne sitzen.
    Also, man sah wenige Asylanten. Was machen die denn den ganzen Tag außer Deutschunterricht und Landeskunde? Sie waren alle irgendwo drinnen. L. sagte, bei gutem Wetter seien sie häufig im Außengehege. Das Wort "Außengehege" brachte mich zum Lachen, aber es trifft die Sache wohl genau, denn um die Turnhalle, in der sich die Asylbewerber befinden, wurde ein Metallzaun aufgestellt. Damit sie drinnen bleiben? Damit die anderen draußen bleiben? Keine Ahnung. L. vermutete, dass es zum Schutz der Asylanten sei. Aber vor was? Vor wilden Tieren? Oder gibt es tatsächlich so viele Leute, die diese Turnhalle in Brand setzen möchten, dass sich das Aufstellen eines Zauns lohnt? Naja, bei gutem Wetter würden sie sich eben in dem Bereich zwischen Turnhalle und Zaun aufhalten, den L. als Außengehege bezeichnete. Sie dürfen das Gelände verlassen und fahren häufig Bus. Sie dürfen den Bus kostenlos benutzen. Sie machen keinerlei Probleme. Das wurde mir erzählt.
    Was die Deutschen nach meinen Beobachtungen beschäftigt und über alle Maßen ärgert, ist, wie auch schon meine Freundin bemerkt hatte, die Gleichschaltung der Presse und die Herabsetzung aller Andersdenkenden. Im Bundestag scheint es auch keine Opposition mehr zu geben, nur noch Blockparteien und ein bisschen symbolisches Good cop-bad cop-Geplänkel. Das ist traurig.
    Das offizielle Staatsfernsehen dient als Verbreiter und Verstärker der Einheitsmeinung. Talkshows und Sendungen wie das Heute-Journal unterstützen die Bürger beim betreuten Denken. Das ist alles traurig. Ich sage Euch, wenn man aus dem Ausland kommt, dann fällt einem das auf. Es ist wie man sich die DDR vorstellte. Claus Kleber, z.B., scheint meinen Lieben ein besonders rotes Tuch zu sein. "Dann guckt es Euch doch nicht an", sage ich zu ihnen, aber sie haben da so einen masochistischen Drang, den staatlichen Umerziehungsversuchen immer wieder zuzuschauen.
    Und dann hat mich noch Folgendes berührt: wir waren in einem Biergarten, in dem Fässer aufgestellt waren, in denen unten drin Feuer brannte und oben konnte man sein Bier draufstellen. Wisst Ihr, wie? Das hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich stand da also an dem einen Fass und hielt den Platz frei, während meine Lieben noch Bier holten. Am Fass daneben stand eine kleine Gruppe und unterhielt sich, wenig überraschend, über das Thema Flüchtlinge. "Wisst ihr, was ich glaube?" sagte ein junger Mann. Bevor er weiter sprach, schaute er sich um, drehte sich sogar um, um sich zu vergewissern, dass keine unbefugten Ohren lauschten. "Ich glaube, die Türkei wird auch fallen." Also, in die Hände der Islamisten, meinte er, glaub' ich. Oder so wie Syrien und Libyen und Ägypten und diese ganzen anderen Länder. Aber die Tatsache, dass er sich ängstlich umschaute, bevor er sprach, bevor er eine irrelevante persönliche Meinung äußerte... die fand ich seltsam.
    Okay, Deutschland zum Jahreswechsel 2015/2016. So kann das aussehen für jemanden, der seit 30 Jahren im Ausland lebt. (Falls dieser Eintrag rassistisch und dunkeldeutsch ist, dann sagt es mir bitte, damit ich ihn wieder löschen kann!!!)