Ich erzähl's ganz schnell, ich will es eigentlich nur als Gedächtnisstütze für mich aufschreiben, ich habe es auch schon x-mal erzählt und will niemanden mehr damit nerven.
Also: Ich habe schon immer in unserem Haus in Spanien Bettzeug usw. vorrätig gehalten für den Fall, dass ein Atomkraftwerk hochgeht und unsere Verwandten aus Deutschland bei uns Zuflucht suchen müssen o.ä., also, das ist etwas, was ich immer im Kopf hatte, auch nach 9/11 oder so, als man sich irgendeinen Angriff vorstellen konnte. Und jetzt, als die Geschichte mit dem Virus losging, dachte ich: Hier in Salamanca, nicht einmal in der Stadt, in einer Siedlung quasi auf dem Land, in der tiefsten Provinz, sind wir absolut sicher und wenn sich das Zeug in Deutschland ausbreitet, können unsere Angehörigen ja aus der durch den Flughafen sicher sehr gefährdeten Rhein-Main-Region hierher fliehen. Das war mein Möchtegern-Prepper Denken.
So, und dann gibt es noch diese Stadt in Castilla y León, 65 Kilometer nördlich von Salamanca. Sie hat 60.000 Einwohner und heißt Zamora. Unten seht Ihr ein aus Wikipedia geklautes Bild. Die Stadt ist haargenau so, wie sie aussieht. Ein verschlafenes Nest, an dem die Zeit vorbeizieht. Vor Kurzem noch Ochsenkarren und Maultiere, jetzt Internet, irgendwann mal wieder Ochsenkarren, alles recht, alles eins in diesem nestigsten aller Nester. Ein aus der Zeit gefallener, zeitloser Ort und als ich ihn sah, dachte ich: Dies ist der Ort, der nach der Apokalypse, irgendeiner Apokalypse, übrig bleibt.
Aus Wiki kopiert: [...] "Bronzezeitliche Besiedlung ist nachweisbar. [...] Die in einem aus strategischen Gründen verwüsteten Gebiet im Niemandsland zwischen al-Andalus und dem christlichen Herrschaftsbereich gelegene Stadt wechselte im 9. Jahrhundert mehrfach Herrn und Einwohnerschaft. [...] Im 12. und frühen 13. Jahrhundert erlebte die Stadt ihre Blütezeit, die jedoch durch die Verlagerung des politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Interesses in Richtung Andalusien ein Ende fand – sie sank auf den Rang einer Provinzstadt zurück, wodurch aber andererseits viele mittelalterliche Kirchen (allen voran die Kathedrale) erhalten blieben."
Damit endet die Geschichte von Zamora für die deutsche Wikipedia. Irgendwann nach dem 13. Jahrhundert. Für Zamora ist alles wurscht. Und von hier aus geht dann die Wiederbesiedlung des Erdballs aus. So dachte ich mir das, als ich vor ein paar Jahren auf dem traditionsgesättigten zamoranischen Boden wandelte.
Und Anfang Februar, bevor wir nach München flogen, das ich für gefährdet hielt, dachte ich mir so: Zamora ist ein Ort, wo das Virus ganz bestimmt nie hinkommen wird. Und dann las ich am 06.02. in unserer Lokalzeitung im Internet, dass eine Delegation aus Guangzhou, aus China, das Städtchen besuchen würde. Das war für mich der totale Wendepunkt. Ich dachte, das gibt es doch nicht. Die können doch nicht mutwillig das Risiko eingehen, den Virus bis an diesen abgelegenen Fleck zu tragen! So wichtig kann das doch gar nicht sein, den Chinesen ein paar Flaschen von ihrem Kack-Wein zu verkaufen. Auch wenn das Risiko nur gering ist, es musste doch überhaupt nicht sein. Es hat mich geschockt. Von diesem Augenblick an glaubte ich zu wissen: Diese Säcke haben nicht die allerleiseste Absicht, uns zu beschützen. Im Gegenteil. Das war am 06.02.20. Seither ist nichts geschehen, das mich bewogen hat, meine Meinung zu ändern.
Es wäre doch eine hübsche Geste dem eigenen Volk gegenüber gewesen, die Chinesen auszuladen. Es hätte Vertrauen geweckt, aber das haben unsere Herrscher gar nicht nötig. Angesichts dessen, was in ihrem eigenen Land abging, hätten die Chinesen sicher Verständnis gehabt. Und auch wenn sie nie wieder irgendetwas von den Zamoranos gekauft hätten... wen juckt's?
Und einer der ersten Verdachtsfälle in Spanien war natürlich in Salamanca, das ja voller ausländischer Studenten ist und der Tourismus ist eine wichtige Einkommensquelle. Der Verdacht bei dem jungen Italiener bestätigte sich allerdings nicht. Aber Sicherheit, auch relative Sicherheit, gibt es hier nicht. Ich hätte echt nicht gedacht, dass wir vor dem Rhein-Main-Gebiet dran sind. Sorry! Ich schreibe diese Zeilen beim Stand Spanien 25, Deutschland 41. Die Hoffnung in Spanien ruht darauf, dass es bald warm wird und der Virus dann von allein verschwindet. Ich habe gestern und vorgestern für 500 Euro Vorräte und Prepper-Material gekauft. Schutzmasken gibt es seit Tagen nicht mehr, Handdesinfektionsgel auch nicht. Schutzmasken wird es auch auf absehbare Zeit nicht mehr geben, da alle, die hergestellt werden, an die gehen, die sie dringend brauchen.