Sonntag, 29. April 2012

Spanischer Witz zum 1. Mai

Wie in jedem Jahr auch heuer wieder ein spanischer Witz zum 1. Mai:


Mit diesem Wahlplakat und diesem Versprechen wurde José Luis Rodríguez Zapatero 2008 als spanischer Präsident wiedergewählt. 
(Por el pleno empleo. = Für Vollbeschäftigung, Motivos para creer = Gründe, daran zu glauben: PSOE = der Name der sozialistischen Partei und die Rose in der Faust, ihr Symbol) 
Heute liegt die Arbeitslosigkeit bei sagenhaften 24,2 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit bei - man lese und staune - 52 Prozent.
Okay, stimmt, Zapatero wurde im November 2011 abgewählt. Der neue Präsident, seit dem 21. Dezember 2011 im Amt, hat schon jetzt praktisch jedes Versprechen, das er im Wahlkampf gegeben hat, gebrochen.
Es gibt ein spanisches Sprichwort, das da lautet: "Otro vendrá que bueno te hará", zu deutsch: "Ein Anderer wird kommen, der dich gut aussehen lassen wird", will sagen: Es kommt nichts besseres nach, wenngleich das im Falle von Zapatero fast unvorstellbar ist.

Update: Gilbert lebt immer noch

Ja, Gilbert lebt immer noch. Dieses Foto habe ich vor einer Minute gemacht. Das mit dem Antibiotikum hat nicht geklappt. Wir konnten ihn nicht dazu bringen, es einzunehmen. Mit Clamoxyl getränkte Knuspermüsliflocken hat er einfach liegen lassen. 


Die Schwellung besteht immer noch. Das Beinchen ist tatsächlich abgefallen ("Demarkieren" war das lateinische Wort, auf das ich mich nicht besinnen konnte.). Für den Laien unfassbar, nicht wahr? Ich glaube mittlerweile, Gilbert, der Unzerstörbare, wird sich wieder erholen. In seinem Namen vielen Dank für die guten Tipps und viele Grüße.

Dienstag, 24. April 2012

Update: Gilbert lebt

Seit Sonntag hat ein erfahrener Humanmediziner die Leitung der Behandlung unseres Hamster übernommen. Als erstes wies er uns darauf hin, dass wir uns gar keine Hoffnungen machen dürften, das Tier durchzubringen. Okay, das war schon klar. Das Beinchen ist schwarz und vertrocknet, darüber befindet sich eine riesige Schwellung.
Anschließend empfahl er folgende Behandlung: Antibiotikum nach Körpergewicht verabreichen, Beinchen mit Betadine (Jod) einstreichen. 
Antibiotikum nach Körpergewicht, das war die erste Schwierigkeit. Das Tier wiegt 30 g. Wir haben Clamoxyl (Amoxicillin, ein Breitspektrumpenicillin) in Päckchen mit 250 mg Inhalt, das dem kleinen Bruder von P.s Freundin vor Jahren verordnet worden war. Dieses Medikament ist für die Behandlung von 25 Kilo schweren Kindern geeignet. Wir mussten also etwas mehr als ein Tausendstel der Kinderdosis verabreichen. Wir lösten das Antibiotikum nach Vorschrift in 200 ml Wasser auf. Gilbert sollte davon 0,2 ml zu sich nehmen. 1 ml sind 20 Tropfen, er müsste also von der Lösung 4 Tropfen zu sich nehmen. Für Gilbert ist das eine riesige Menge. Wir versuchten, das Medikament mit einem Teelöffel zu verabreichen, aber er mochte es nicht. Dann legten wir einen Tropfen Lösung auf einen Krümel Knuspermüsli. Davon aß er, aber er blieb natürlich weit hinter der erforderlichen Dosis zurück. Vielleicht gelangte gar kein Penicillin-Molekül in seinen Körper. Anschließend verabreichten wir etwas Joghurt mit lebenden Kulturen zur Wiederherstellung der Darmflora, für den Fall, dass er doch etwas Penicillin abbekommen hatte.
Sein Beinchen und die Umgebung strichen wir mit Hilfe einer Gaze mit reichlich Betadine ein.
Er hat die Nacht zum Montag überlebt. Die Penicillinzubereitung hatten wir gut verschlossen im Kühlschrank aufbewahrt. Am Montag wiederholten wir die Behandlung in Abständen von acht Stunden.
Nach 24 Stunden bereiteten wir eine frische Lösung zu, diesmal aber doppelt so konzentriert. Außerdem verwendeten wir nur ein halbes Päckchen Clamoxyl, weil wir im Ganzen nur zwei Päckchen haben. Also halbes Päckchen Clamoxyl, 50 ml Wasser. Da er den Geschmack nicht mag, tränkten wir einen Krümel Knuspermüsli mit dem Antibiotikum. Er schob einen Teil in seine Backen und brachte den Rest in sein Häuschen. Wir können also nicht kontrollieren, wann er das Medikament einnimmt.
Deutlich besser geworden ist die Schwellung nicht. Das Beinchen ist sowieso perdu. (Stand vom 24. April, 23 Uhr). Das Rote auf dem Foto ist Jod. Der Arzt hat gemeint, das Beinchen könnte sogar abfallen (für "abfallen" hat er ein aus dem Lateinischen kommendes Wort verwendet, das ich vergessen habe; "desprendieren" war es nicht.) Die nächsten zwei, drei Tage würden über Gilberts Leben oder Tod entscheiden. Zwei Tage sind schon rum. 

                                                
Was ich einfach unglaublich finde, ist, wie widerstandsfähig dieses Tier ist. Dsungarische Zwerghamster sind auch nicht so dumm, wie man im Internet liest. Gilbert ist durchaus lernfähig. Wenn wir mit unserem Knuspermüsli anrücken - da kam er am Anfang gleich aus seinem Häuschen geschossen - ahnt er jetzt schon, dass wir ihn wieder mit Medikamenten traktieren wollen und kommt nur ganz vorsichtig raus.
Ich werde Euch auf dem Laufenden halten.

Samstag, 21. April 2012

Die Hamstersaga geht weiter

Gilbert vorgestern beim Fressen von Knuspermüsli
Wie hier zu lesen, ging vor ziemlich genau einem Jahr unser Zwerghamster Rousseau von uns, dessen Ankunft ich hier beschrieben hatte. Wir waren natürlich alle ziemlich traurig, besonders mein Sohn P., sein Besitzer und Pfleger. Nun geschah es aber, dass ihm wenige Stunden nach Rousseaus Tod ein Freund einen neuen Hamster brachte. Mein Sohn war entsetzt, er wollte erst einmal um den alten trauern, aber der Freund hatte es ja gut gemeint und wir rechneten ihm seine Tat hoch an. P. erklärte, dass er sich zwar um den neuen Hamster kümmern würde, dass er ihn aber nicht in sein Herz schließen würde, denn dieser Platz war noch besetzt. Ich frage Euch: Wie kann man das oben abgebildete Tier nicht lieben??? Angesichts der - kurz dauernden - Weigerung meines Sohnes gewann ich das Tier besonders lieb, denn es ist nicht nur supersüß, es tat mir auch noch leid. 
So kam also "der neue Hamster" in unsere Familie. Zuerst die Namenssuche: Meinem Gatten gefiel passend zu Rousseau Voltaire, aber ich fand es nicht sehr passend, dass unsere Familie jedesmal, wenn sie die Namen der frankophonen Giganten hört, an Zwerghamster denkt. P.s Freundin hätte ihren Familienhund, wenn man auf sie gehört hätte, Gilbert genannt. Also war dieser Name frei. Bis mein Gatte uns informierte, dass ihm dieser Name nicht gefiele, weil einer seiner Arbeitskollegen so hieße, war es schon zu spät.
Gilbert ist von allen dsungarischen Zwerghamstern, die wir bisher gehabt haben (drei), der beste und liebste. Er ist zutraulich, spielt gerne mit Menschen und gibt sogar Küsschen. Er entpuppte sich zum Liebling der ganzen Familie. Sein Käfig steht im Fernsehzimmer und während wir fernsehen, spielen wir mit ihm.
Er war noch nicht lange bei uns, da zeigte er eine große, rote Geschwulst an seinem linken Bein, die echt bedrohlich aussah. Noch ein Hamsterverlust innerhalb so kurzer Zeit schien schwer erträglich. 
P. war an jenem Tag aus irgendwelchen Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnere, nicht da. Ich schnappte mir den Käfig und brachte Gilbert zu unserem Tierarzt, einem riesigen Hundefan, der unseren Schäferhund betreut hatte. Ich saß etwa eine Stunde im vollen Wartezimmer, den kleinen Käfig auf meinen Knien, bis ich endlich ins Behandlungszimmer gerufen wurde. "Wir behandeln nur Hunde", erklärte mir die Helferin dort. Warum hatte sie mir das denn nicht vorher gesagt? Hatte sie gedacht, in dem winzigen Häuschen im kleinen Käfig befände sich ein Hund??? Sie hatte mich doch eine Stunde lang im Wartezimmer sitzen sehen! 
"Tier ist Tier," sagte ich, und bat, der Herr Doktor möge sich das Beinchen doch wenigstens einmal ansehen.
Sie gab mir die Anschrift eines Tierarztes in der Stadt, der auch exotische Tiere behandelte. Dieser Herr befand sich jedoch auf einem Kongress. Ich rief mehrere andere Tierärzte an, aber keiner behandelte Hamster. In einer Praxis erhielt ich jedoch die Nummer eines Arztes in einem anderen Dorf, der Tiere aller Art behandelte. Ich rief dort an. Dieser Arzt operierte gerade einen Hund, danach hätte er für uns Zeit. Mein Gatte fuhr mich in das benachbarte Dorf. Leute, die Praxis war so dreckig ... nicht Dritte-Welt-dreckig oder deutschen-Hygienestandards-nicht-genügend-dreckig, sondern ... verdreckt: offene Medizinfläschchen, gebrauchtes Verbandsmaterial, Blut ... Der Arzt war aber bereit, Gilbert zu untersuchen. Er betrachtete sein Beinchen und sagte, da könne man nichts sagen. Dann solle er eben röntgen, forderte ich ihn auf. "Hamster werden nicht geröntgt", erklärte er mir. Dann solle er das Beinchen eben schienen, forderte ich ihn auf. "Hamsterbeinchen kann man nicht schienen", erklärte er mir. Sein abschließendes Urteil war, dass Gilberts Zustand nicht bedrohlich sei und dass wir einfach abwarten sollten. Dafür wollte er kein Geld nehmen. Ich bedankte mich herzlich und verließ die Praxis, indem ich die Türklinge ganz vorsichtig mit zwei Fingern anfasste.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Gilbert sich wieder erholte. Sein Beinchen wurde wieder gut, aber nicht wie zuvor. 
Er machte uns also weiter Freude, bis wir vor wenigen Wochen eine gleiche Geschwulst an seinem anderen Beinchen entdeckten. Nein, nicht schon wieder! Wenige Tage später entdeckte sein Besitzer, dass sein winziges Füßchen begonnen hatte, sich schwarz zu färben. Wir forschten im Internet: Gangrän, Wundbrand, das würde seinen Tod bedeuten. Wir bereiteten uns geistig darauf vor. Das ganze Tier wiegt gerade mal dreißig Gramm, lange wird es nicht aushalten können. Wenn er abends nicht aus seinem Häuschen kam, steckten wir den Finger hinein, um zu prüfen, ob er noch lebte. Erstaunlicherweise vergingen mehrere Tage, das Schwarze an seinem Beinchen breitete sich aus, aber er lebte immer noch. Wir sprachen über Sterbehilfe. Sollte man ihm ein wenig Rattengift verabreichen, um seinem Leid ein Ende zu bereiten? Meine Familie war gegen diesen Vorschlag. Sollte man ihn an einem starken Medikament für Menschen knappern lassen? Auch diese Idee, ihm einen guten Tod zu bereiten, wurde abgelehnt.
Eines abends - die anderen waren schon im Bett, ich saß noch vor dem Fernseher - kam er aus seinem Häuschen, saß im Käfig und knapperte heftig an seinem betroffenen Füßchen. Ich fühlte, dass er litt und holte ihn heraus. In seinem Unterschenkel schien ein großer Splitter zu stecken. Ich wollte den Splitter herausziehen (ich hoffe jetzt mal, dass dies keiner liest, ich muss es einfach loswerden), aber ich glaube, es war gar kein Splitter, es war der halbe Unterschenkelknochen, der in einem Winkel von 45º abstand. Oh Gott. Ich habe keine Ahnung von Anatomie, aber ich denke, dass Hamster als Säugetiere auch zwei Unterschenkelknochen haben. Das herausstehende Stück war etwa einen halben Zentimeter lang und einen halben Millimeter dick. Das konnte so nicht bleiben. Ich wollte das Beinchen mit etwas Heftpflaster schienen, checkte jedoch vorher im Internet: Offene Brüche beim Hund auf gar keinen Fall schienen! stand da und als wichtigste Empfehlung: Nerven behalten! Warum soll man offene Brüche denn nicht schienen? Ich hätte gedacht, das wäre wichtig, damit der Knochen nicht noch weiter auseinander geht. Ich verstehe von solchen Dingen gar nichts. Da saß ich nun also mit dem Hamster. Ratlos. Der Hamster schien jammernde Geräusche zu machen. Das Knochenstück konnte nicht so bleiben, auch nicht eine Nacht. 
Ich habe eine ganz gute Nagelschere. Das Beinchen war eh schon schwarz und unbrauchbar. Ich holte die Nagelschere und zwickte das Knochenstückchen so weit unten wie möglich ab. In dieser Nacht würde er also sterben, dachte ich, als ich selbst zu Bett ging.
Am Morgen lebte er noch. Ich überlegte, ihn zum Tierarzt zu bringen, der könnte das Beinchen ordentlich amputieren. Lernen die Studenten der Veterinärmedizin überhaupt, wie man Hamster behandelt? Eine Bekannte von uns ist Kardiologin für Hunde, ungelogen. Ich wies meinen Sohn noch einmal darauf hin, dass mit dem baldigen Tod unseres geliebten Haustiers zu rechnen sei. P. begann darauf hin, Gilbert mit Knuspermüsli zu füttern, das er normalerweise wegen des Zuckergehalts nicht bekommt. Er sollte wenigstens noch einmal etwas Leckeres fressen. Und dann warteten wir. 
Das ist jetzt schon ein paar Tage her und er lebt immer noch. Heute früh sah er sogar ein bisschen besser aus. P. hat den Käfig schon eine Weile nicht mehr sauber gemacht, weil das für das Tier eine Riesenarbeit und ein Stress ist, denn er richtet danach immer wieder alles nach seinem Geschmack ein: er zerfetzt das Papier von der Küchenrolle und die Watte, die einfach so in seinen Käfig gelegt werden, und räumt sie in sein Häuschen und verteilt die Streu nach seinem Geschmack, er hat dann also richtig was zu tun. Heute wird mal wieder saubergemacht. Hoffentlich erholt er sich wieder.       

Donnerstag, 19. April 2012

Krise in Spanien: Die königliche Familie untergräbt die Moral des Volkes

Der Schwiegersohn des Königs steht vor Gericht, weil er mutmaßlich vermittels einer betrügerischen Stiftung 10 oder 20 Millionen Euro Steuergelder an sich gebracht hat. Die Leute, die ich kenne, gehen davon aus, dass er dafür nicht bestraft wird und auch nichts zurückzahlen muss. Der dreizehnjährige Enkel des Königs hat sich bei einem Wochenendaufenthalt bei seinem geschiedenen Vater mit einer Schusswaffe verletzt. Kommentar der Königin: "Jaja, so sind Kinder eben." Ich denke, dass bei anderen Familien das Jugendamt mal nach dem Rechten schaut, wenn sich ein Kind in Gegenwart seines angeblich rauschgiftsüchtigen Vaters in den Fuß schießt.
Und nicht zuletzt der König selbst, der sich in Zeiten, in denen die Arbeitslosigkeit auf die 25-Prozent-Marke zu marschiert und an allen Ecken und Enden gespart wird, auf Elefantenjagd in Afrika erwischen ließ. Die Sache kam nur deshalb ans Tageslicht, weil er dort nachts stürzte und sich die Hüfte brach. Gestern hat sich der König entschuldigt: "Es tut mir leid. Ich habe einen Fehler begangen. Es wird nicht wieder vorkommen." Heute früh fragte ein Radiosprecher: "Was tut ihm denn leid? Dass er sich nicht seiner motorischen Fähigkeiten vergewissert hat, bevor er sich morgens um vier auf den Weg zur Toilette machte?" Fand ich witzig. Eine Königsfamilie wird man noch schwerer los als einen Herrn Wolf oder Wulff oder wie hat der geheißen?

Freitag, 13. April 2012

Unsere italienische Terrasse

Wie an anderer Stelle gesagt: Ich nenne diese Terrasse nur im Geiste so. Was sollen denn sonst die Leute denken? "Hach, gegen Abend trinken wir dann ein Glas Rotwein auf unserer italienischen Terrasse ..." Neee, geht gar nich.
Sie heißt bloß so, weil sie aussehen soll wie aus dem Unopiu-Katalog, aber without the price tag. So, hier die vorher - nachher Bilder: 

Vorher

Nachher
 Ihr denkt jetzt womöglich: "Bah, die hat doch gar nichts gemacht außer die Gartenmöbel rausgestellt ..." Doch, ich habe gemacht, das sieht man nur auf den Bildern nicht: Brunnen ausgewaschen und aufgefüllt, Pumpe reingestellt,Terrasse gekehrt und geputzt, Möbel abgewaschen, weiße Dekosteine in die Pflanzkübel gelegt, etc., etc. Doch, doch, he?
Hier ein Blick von der italienischen auf die spanische Terrasse, die noch im Winterschlaf liegt:


Die spanische Terrasse heißt so, weil an der Wand dann bunte Keramikblumentöpfe mit Geranien aufgehängt werden. Das wird schön, Ihr werdet schon sehen.
Ja, ich gehöre zu den Leuten, die meinen, man könne gar nicht genug Terrassen haben. Ich kenne Leute, die meine Meinung teilen und die ihre Terrassen nach den Himmelsrichtungen benannt haben: Die Ostterrasse, die Westterrasse ... Massenhaft Terrassen zu haben ist echt sinnvoll: Auf der Ostterrasse kann man schön frühstücken, auf der Südterrasse kann man im Winter einen Liegestuhl aufstellen und ein paar Sonnenstrahlen genießen, für die Nordterrasse ist man im Sommer an sehr heißen Tagen dankbar, auf der Westterrasse ist es im Frühling und im Herbst nachmittags angenehm. Die Terrassen brauchen ja nicht luxuriös zu sein. Wenn ich neu bauen würde, würde ich zumindest Platz für Unmengen von Terrassen (mind. zwei, eine vorm Haus, eine hinterm Haus) vorsehen, die man dann im Laufe der Jahre, wenn man wieder ein bisschen besser bei Kasse ist, ausbauen kann. Unser Haus hatte ursprünglich nur eine Terrasse und die ist heute nicht einmal mehr eine Terrasse, sondern das Gartenzimmer. Gibt doch nichts Schöneres, als das Haus umzumodeln, oder? Falsch, ich lüge: Es gibt doch nichts Schöneres als das Haus erfolgreich umgemodelt zu haben. Mir graut es nämlich bei dem Gedanken, dass wir dringend und baldigst eine neue Küche brauchen.   

Mittwoch, 11. April 2012

Krise in Spanien - Noch ein Post zum Thema

Eigentlich wollte ich mich heute abend in die Couchecke kuscheln und bei Aktenzeichen XY wohlig gruseln. Aber dann kam heute nachmittag eine Freundin und erzählte, dass ihr Sohn entlassen worden sei. Er ist zwar kein Beamter, sein Job (Akademiker) war aber vermeintlich sicher. Seine Frau steht ebenfalls auf der Abschussliste, hat aber noch keine Benachrichtigung von ihrer Freisetzung erhalten. Die Kinder sind drei und fünf. Eine Hypothek gibt es natürlich auch.
Das hätte ich echt nicht gedacht, dass es diese Familie, die ich seit vielen Jahren kenne, treffen wird. Wer in Spanien in der gegenwärtigen Situation seinen Arbeitsplatz verliert, wird auf Jahre hinaus keinen mehr finden. Das Gruseln, das mich befiehl, war unwohlig und ich hatte dann gar keine Lust mehr auf Aktenzeichen XY.
Die mittlerweile allgegenwärtigen irrsinnigen Sparmaßnahmen zeitigen jedoch Erfolge: Heute stand in der Zeitung, dass es im vergangenen Monat 133.500 Handylinien weniger gab als im Monat zuvor. Es stand hier (nur damit Ihr wisst, dass ich mir diese Zahlen nicht aus dem Finger sauge),
http://economia.elpais.com/economia/2012/04/11/actualidad/1334133582_318511.html
wurde aber auch in den Radionachrichten erzählt. Präsident Mariano Rajoy und sogar Altpräsident Felipe González bestreiten heftig, dass Spanien in Bälde unter den Rettungsschirm schlüpfen wird. Das gewöhnliche Volk ist anderer Ansicht: "Nos van a intervenir."

Freitag, 6. April 2012

Ostervorbereitungen - Der Weg ist das Ziel

So, am Donnerstag habe ich mein Osterbrot gebacken. Der Teig war nicht fest genug, um einen Laib zu formen - obwohl ich vergessen hatte, Orangenmarmelade reinzutun. Anstatt mehr Mehl hinzuzufügen, entschied ich mich dafür, ihn in einer Form zu backen. Als ich ihn zum Abkühlen vor's Küchenfenster stellte, sah das neben den Primeln so süß aus, dass ich natürlich gleich ein Foto machen musste. Ich hatte jedoch ein bisschen Bedenken, ob ich das Ding gut aus der Form bringen würde. Ich habe da schon das eine oder andere "Desaster" erlebt. Aber ...


Er ging super aus der Form! Er sprang mir praktisch entgegen (ich hatte die Form sorgfältig mit Butter eingestrichen und mit Semmelbröseln bestreut, was aber auch keine Erfolgsgarantie ist).


Mit meinem Osterkranz aus demselben Teig (+ etwas Mehl) bin ich auch zufrieden:



Am Karfreitag, also heute, standen wir um acht Uhr auf. Als wir aus dem Schlafzimmerfenster schauten, erwartete uns folgender Anblick:



"Jo, ist denn schon We-ihnachten!" (Franz Beckenbauers Stimme). Es hatte geschneit! 
Eine weitere Osterprozession, eine der größten, die morgens um fünf hätte beginnen sollen (und fünf Stunden dauert), musste abgesagt werden, denn die kostbaren, alten Holzfiguren können natürlich nicht durch den Regen bzw. Schnee getragen werden. Und auch die Kleidung der Mitglieder der Bruderschaften, zu denen die berühmten hohen, spitzen Hüte gehören, ist nicht wettertauglich. Schade!

Wir haben dann mal begonnen, Eier zu bemalen. Das haben wir bisher:


Nicht so der Brüller, oder? Hier in Spanien gibt es mittlerweile nur noch braune Eier. Einen Teil hatte ich mit einer grünen Farbtablette gefärbt und erhielt dann dieses (ziemlich hässliche und unösterliche) olivgrün bzw. bundeswehrgrün. Das eine Ei wurde dann auch gleich in Tarnfarben gestaltet. Das findet am Sonntag keiner, hehehe. Rosa ist nicht ganz so schlecht, färbte aber auch nicht genug. Ich habe jetzt nochmal eine Ladung Eier in das kalte rosafarbene Wasser gelegt, darin sollen sie erstmal ein paar Stunden liegen, danach werde ich sie nach Vorschrift kochen. Mal sehen, wie das wird. Viel Spaß bei Euren Vorbereitungen!

Donnerstag, 5. April 2012

Krise in Spanien: Dörfliches Idyll II

Ich komme noch einmal auf das Thema Lädchen in unserer Siedlung in Spanien zurück, über das ich mich in meinem Eintrag vom 16. Februar ausgelassen hatte. Das Geschäft wird nun tatsächlich von einem chinesischen Ehepaar geführt. Uff, dazu gibt's soviel zu sagen. Ich hatte, wie im Februar geschrieben, nicht vor, dort wieder einzukaufen, weil es mir unangenehm ist, Leuten, die kein Hartz IV im Rücken haben, beim Scheitern zuzusehen. Ja, gut, dann brauchte ich irgendwann mal irgendwas und ging doch hoch. Die Vermutung, die mein Sohn P. geäußert hatte, dass nämlich die Chinesen (sie haben Namen, die möchte ich aber hier nicht hinschreiben) im Lagerraum hinter dem Geschäft leben, scheint sich zu bestätigen. Es ist eine Familie mit mehreren Kindern. Der Laden ist von 8 Uhr bis 23.30 Uhr geöffnet. Das Sortiment wurde zur Hälfte auf den für chinesische Läden üblichen Kram umgestellt. Ich unterhielt mich mit einer Freundin darüber und sagte: "Ich glaube, die Leute hier werden dieses Zeug nicht kaufen, die sind doch alle wohlhabend." Sie antwortete mir: "Die Leute verarmen so schnell ... viele hier haben schon Probleme." Als sie das sagte, musste ich an ein Rentnerehepaar denken, das ich persönlich kenne. Sie haben vier erwachsene Kinder, von denen nur eines, ein Arzt, arbeitet. Eines der Kinder hatte einen ganz tollen Job und die Eltern waren sehr stolz. Die Firma, bei der er arbeitete, ist pleite, er ist seit zwei Jahren arbeitslos, er hat selbst drei Kinder und eine große Hypothek zu schultern. Als Arbeitslosenunterstützung erhält er 426 Euro, sonst gibt's vom spanischen Staat nix. Die Rentner zahlen die Hypothek und den Lebensunterhalt der jungen Familie - und den der anderen beiden Kinder (nein, dies ist kein ungewöhnlicher Fall, solche Fälle gibt's hier wie Sand am Meer). Aus Gründen, die sich mir nicht erschließen, glauben sie, dass die Krise nächstes Jahr vorüber sein wird, aber was weiß ich schon.
Aber zurück zu den Chinesen: Es sind ganz liebe Leute mit ganz süßen Kindern. Lebensmittel verkaufen sie natürlich auch, sie haben aber keinen frischen Fisch mehr und nur abgepacktes Fleisch. Ich war mittlerweile schon mehrmals im Laden, hauptsächlich um frisches Brot zu holen. Am besten scheinen Tiefkühlpizzen (billiger als vom Pizzadienst und bis spät abends erhältlich!), Chips, Bier usw. zu gehen, Sachen also, die sich junge Leute holen, wenn Freunde zu Besuch sind oder die Mami oder die Haushälterin nicht genug vorgekocht hat. Sollte der Laden tatsächlich ein Erfolg werden??? Die Chinesen sind unendlich fleißig und wissbegierig. Da ich dem Mann erzählt habe, dass sie schon die fünften Pächter sind (das hatte ihm die Vermieterin vorenthalten), benutzt er mich nun als Informations-quelle. "Stimmt es, dass im Sommer viel mehr Leute hier in der Siedlung sind?" fragte er mich. Das hatte ihm auch die Vermieterin erzählt. Ich antwortete: "Im Sommer kommen viele Leute, aber von den Leuten, die das ganze Jahr über da sind, gehen im Sommer auch viele. Summa summarum sind es im Sommer nur wenige mehr." Letzten Sonntag, am Palmsonntag (ja, er hat auch sonntags geöffnet), kamen Leute mit Lorbeerzweigen (die hier anstatt Palmzweige verwendet werden) herein, um nach dem Gottesdienst frisches Brot zu kaufen. "Was hat es denn mit den Lorbeerzweigen auf sich?" fragte er mich. Ich erklärte es ihm. "Was ist denn nächsten Freitag los? Da ist doch irgendwas. Da darf ich auf keinen Fall Brot backen, habe ich gehört", sagte und fragte er. "Nächsten Freitag ist Karfreitag", erklärte ihm eine andere Kundin, "da darf man kein Brot backen und auch keins essen. Da ist nur einmalige Sättigung erlaubt. Früher haben am Karfreitag noch nicht einmal die Kühe auf der Weide gefressen!" Letzteres ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Sollte es möglich sein, dass der Laden ein Erfolg wird??? Wer die Familie kennt, schließt sie ins Herz. Der Sohn trägt denselben Vornamen wie der Torhüter der spanischen Nationalmannschaft. Die Miete beträgt achthundert Euro. Kann nicht funktionieren, oder? 
Jetzt bitte nicht wieder denken: "Oh nein, die Hausfrau ist deprimiert." Nein, ich bin nicht deprimiert, überhaupt nicht, ich möchte nur schriftlich festhalten, was hier in Spanien abgeht. Und ich werde auch eine neue Kategorie für meine Einträge einführen, nämlich "Krise in Spanien".

Lustiger Wortwechsel

Mein Sohn D. fragt: "Meinst Du, ich sollte nächste Woche nach Portugal fahren?"
Ich antworte: "Nein."
D.: "Dann interpretiere ich das mal als ja."
Ich: "Was!?!"
Mit den Worten "Gut, das wär' dann jetzt geklärt" verlässt er den Raum.