Donnerstag, 24. Januar 2013

Wir waren wo - und zwar in Santander

Santander (Betonung auf der letzten Silbe, sprich Santan-DER) ist eine Hafenstadt/ein Badeort an der spanischen Nordküste. Wir waren von vergangenem Donnerstag bis Sonntag dort. M. hatte am Freitag nachmittag beruflich in der Stadt zu tun und wir dachten, ach, da können wir doch ein paar Tage zusammen dort verbringen. Wir haben ein paar Jahre in der Nähe von Santander gewohnt, kennen die Gegend also gut.


Kennt Ihr diese Sorte Häuser? Man nennt sie auf spanisch Casas de Indianos. Sie wurden Ende des 19., Anfang des 20. Jhs. von Menschen erbaut, die nach Amerika ausgewandert waren und dann reich zurückkehrten. Typische Ergänzung sind die davor stehenden Palmen. Man sieht solche Häuser häufig in Kantabrien und Asturien. Ich finde die sooo toll (möchte aber nicht drin wohnen (Heizung!!! Nein, in Nordspanien ist nicht ganzjährig Sommer.))


Santander hat einen eigenen Charme, der mit Benidorm etc. nicht vergleichbar ist. Die Werften sind zwar zum großen Teil verschwunden (es werden nur noch Schiffe repariert, aber keine mehr gebaut), aber die Stadt hat immer noch etwas irgendwie ... englisches. Seht hier das Schild eines Ship's Agents.


 Das Gebäude in der Mitte, das aussieht wie ein gigantischer Triumphbogen, ist der Hauptsitz der Banco Santander.


 El Sardinero, der Strand von Santander. Im Hintergrund die Halbinsel La Magdalena, wo der spanische König Alfons XIII. seine Sommerfrische genoss.


Auf der Halbinsel gibt es einen kleinen Zoo mit gaaanz süüüßen Meerestieren.


Felsformation vor dem Strand. Ja, das hatten wir am Loch Ness zu sehen gehofft.


Unser Hotel. Direkt am Strand, direkt neben dem Casino. Geil. Die Möbel sahen ein bisschen aus wie vom Sperrmüll, aber das Bad war frisch renoviert, die Bettwäsche war toll und wir schliefen super. Es gehört normalerweise nicht zu unseren Gewohnheiten, Hotelzimmer zu demolieren, aber als jemand (ich?) versuchte, die schief stehende Stehlampe aufzurichten, zeigte sich, dass das Ding - ähem - kaputt war. Mein Gatte und mein Sohn verbrachten quality time damit, gemeinsam zu versuchen, die Lampe zu reparieren. Es war jedoch leider nicht möglich, da das Gewinde (chinesische Qualität) kaputt war. Hoffentlich habe ich jetzt nicht den Eindruck erweckt, dass wir mit dem Hotel unzufrieden waren, das waren wir gewiss nicht. Ich würde das Hotel "La Hoyuela" jederzeit empfehlen.
Was gibt's in Santander noch?


Das Meeresmuseum. Der Besuch lohnt. Ich bin ein ziemlicher Fan von ozeanographischen Museen, habe schon etliche gesehen (ohne nachzudenken fallen mir sechs ein) und bin leicht zu begeistern, also, ich fand's absolut okay. Die Santanderinos selbst neigen dazu, es unterzubewerten. Ich wäre stolz darauf. Oben seht ihr Haie, die auf dem Grund des Museums herumschwimmen.  

Hier ein Blick aus unserem Hotelfenster. Der Turm rechts im Bild gehört zum Casino.
So, und jetzt noch was zum Wetter. Wir hatten echt Glück mit dem Wetter, denn für die ganzen vier Tage war für die Atlantikküste Regen vorhergesagt. Nix dagegen einzuwenden, da nahmen wir eben unsere Regenklamotten, Gummischuhe und Schirme mit. Im Januar ist an der Atlantikküste nicht viel anderes zu erwarten.
Wir hatten aber Gelegenheit zu stundenlangen Spaziergängen am Strand und durch die Stadt, ohne dass es regnete. Als wir auf der Halbinsel waren, nieselte es. Beim heftigsten Regen waren wir im Meeresmuseum. Am Samstag früh fuhren wir nach Laredo. Im Hafen wurden wir darauf hingewiesen, dass gerade eine explosive Zyklogenese im Gang war. Die explosive Zyklogenese ist ein neues Wetter, das es in Spanien seit ein paar Jahren gibt (Klimawandel!). Am Anfang ... ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich dieses Wort zum ersten Mal gehört habe, ich erinnere mich aber, wie die explosive Zyklogenese (spanisch ciclogénesis explosiva) zum ersten Mal angekündigt wurde und der Eindruck hervorgerufen wurde, das sei etwas total Seltenes, etwas, dessen man nur einmal im Leben Zeuge wird. Die Leute konnten sich den Ausdruck nicht gut merken, er ging nur schwer von den Lippen ... mittlerweile ist jedes Kind in der Lage, flott und korrekt ciclogénesis explosiva zu sagen, denn dieses neue Wetter (Klimawandel!!) gehört nun anscheinend zum Alltag. Woraus besteht es? Das Barometer fällt rasch und stark, dann kommt ein Sturm auf, dann regnet es heftig. Kennt Ihr? Ja, ne. Früher hätte man "schlechtes Wetter", "sehr schlechtes Wetter", "Sauwetter", "ein Sturm" oder gar "ein Orkan" gesagt, jetzt steht man ehrfurchtsvoll stramm, weil eine explosive Zyklogenese im Anmarsch ist. (Merkt's Euch schon mal. Ist bestimmt irgendeine EU-Vorschrift und kommt auch bald nach Deutschland.).
Wir hatten trotzdem Gelegenheit, den ganzen Vormittag spazieren zu gehen (Länge des Strandes von Laredo über 4 Kilometer) und dabei trocken zu bleiben. Mittags aßen wir in einem Lokal am Meer (Nebensaison!). Wir saßen am Fenster und warteten auf die Konsequenzen der explosiven Zyklogenese, die jedoch ausblieben, sodass wir nach dem Essen unseren Spaziergang fortsetzten. Den ganzen Tag über blieb das Wetter - abgesehen von kurzen Nieselintervallen - gut. Am späten Nachmittag fuhren wir zurück nach Santander und gingen dort am Meer spazieren. Dann kam der Wind auf. Ziemlich heftig. Und dann begann es zu regnen. Ziemlich heftig. Wir machten uns im Laufschritt auf den Weg zurück ins Hotel. Es regnete und stürmte die ganze Nacht. Ich liebe es, wenn draußen der Wind heult und drinnen kann man sich gemütlich ins Bett kuscheln. Das gehört für mich zu den kleinen Freuden des Lebens. 
Tipps für Reisende: In der Nähe von Santander (etwa 30 km) befinden sich die Höhlen von Altamira. Die Originalhöhle darf man nicht besuchen, aber ein Museum mit Nachbau nebendran schon. In gleicher Entfernung befindet sich auch das schöne Städtchen Santillana del Mar, dessen Besuch sich ebenfalls lohnt.

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