Samstag, 8. September 2018

Die Andenken, die wir aus Kolumbien mitgebracht haben

Ja, ich weiß, es gäbe noch viele andere Einzelheiten unserer Reise zu berichten, bevor ich zum Thema Andenken komme, aber dies war jetzt eben das einfachste:
Im Hintergrund seht Ihr die Aktentasche, die sich mein Gatte im Ledergeschäft Vélez gekauft hat. Vélez ist eine Kette, die Geschäfte gibt es in Kolumbien überall. Ihr Zeug sieht ziemlich gut aus und mein Sohn in Cali, der etwas davon versteht, meint, dass es auch hochwertig ist. Ich habe mir den blauen, mit Blüten bestickten Gürtel gekauft, den man in der Mitte sieht. 
Dann ist da noch die Ananas, die ich meinem ältesten Sohn mitgebracht habe, damit er erlebt, wie Ananas auch schmecken können. Den oberen Zipfel der Frucht habe ich natürlich abgeschnitten, bzw. herausgedreht und bereite ihn gemäß einer Youtube-Anleitung darauf vor, eine Zimmerpflanze zu werden. Daneben liegt eine Avocado. Die Avocados sind dort auch ganz anders, cremig, sahnig, köstlich. Der absolute Luxus, dabei kosten sie fast nichts. Eigentlich waren es zwei Avocados, aber die eine hatten wir schon gegessen, als ich das Foto gemacht habe, hahaha. Was gibt es noch? Den Hummerkühlschrankmagnet, den ich am Strand von Cartagena erworben habe. Zwischen dem Magnet und der Avocado liegt eine kleine Nachbildung einer Botero-Figur, die auf einem Platz in Cartagena steht bzw. liegt. Man sieht sie nicht gut, weil sie fast schwarz ist. Fernando Botero ist der kolumbianische Bildhauer, der diese dicken Figuren schafft oder malt. Diese Nachbildung hat mir besonders gefallen, weil die Stellen, die an der echten Figur abgegriffen sind (man darf sie anfassen), nämlich der Bobbes oder der Busen und so, auch bei dieser Darstellung heller sind. Sie kommt in unsere Sammlung "Schönes aus aller Welt". Sie hat, glaube ich, so drei Euro fünfzig gekostet. Echt wenig. Ich hätte auch mehr dafür bezahlt. Handeln ist in Kolumbien, wie ich Euch bereits gesagt habe, nicht so üblich. 
Was in der Mitte liegt und aussieht wie ein Vogelnest ist das Zeug, das hier in Massen von manchen Bäumen hängt und das man als Krippenschmuck verwendet. Dafür habe ich es auch mitgenommen. Daneben liegt noch ein Kühlschrankmagnet, nämlich ein kleiner Korb voller kolumbianischer Backwaren, der zu meiner Sammlung "Magneten mit Speisen aus aller Welt", die an der Brandschutztüre zwischen der Küche und der Garage hängt, kommt. Dahinter liegen zwei Tafeln besonders gute kolumbianische Schokolade (waren ursprünglich drei Tafeln), denn in Kolumbien wächst nicht nur Kaffee, sondern auch Kakao. 
Die Dinger, die wie Hasenboller aussehen, sind Kaffeesamen, die ich zu säen gedenke. Jetzt ist aber, glaube ich, nicht der richtige Zeitpunkt, da muss ich mich erstmal kundig machen. Ich kann mir echt nicht erklären, wie diese ganzen Samen wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist. Da liegen die winzigen Körner einen Zentimeter unter der Erde und wissen trotzdem, dass es September ist und nicht März und sie lassen sich nicht überlisten. Wunder der Natur, stimmt's? Die Kaffeesamen liegen auf einem Umschlag, in dem sich eine Rose befindet, die der Führer meinem Gatten auf der Finca gab, wo das Buch María spielt, von dem ich Euch schon erzählt habe, damit er er sie mir überreichen möge, die Rose. Dahinter seht ihr das Buch selbst und darauf "El amor en los tiempos del cólera",  "Die Liebe in den Zeiten der Cholera", das in Cartagena de Indias am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jhs. spielt. Obwohl ich andere Bücher von Gabriel García Márquez gelesen hatte, zum Beispiel "Hundert Jahre Einsamkeit", das mir sehr gut gefallen hat, oder "Bericht eines Schiffbrüchigen", das eigentlich Bericht eines Schiffbrüchigen, der zehn Tage lang, ohne zu essen und zu trinken, auf einem Floß trieb, der zum Helden des Vaterlandes ausgerufen, von Schönheitsköniginnen geküsst, durch Werbung reich, gleich darauf durch die Regierung verwünscht und dann für immer vergessen wurde heißt und im Titel schon die komplette Geschichte preisgibt. Obwohl man also zu Beginn schon alles weiß, was geschieht, gelingt es dem Autor den Leser zu fesseln. Das Buch ist dünn, es eignet sich gut zum García Márquez-Probelesen. Es stammt aus seiner frühen Schaffensperiode (1955), aber seine Werke sind zeitlos. Es sind die großen Klassiker von morgen. "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" hatte ich nicht gelesen, weil mir der Titel nichts Gutes zu verheissen schien. Cholera ist doch eine Durchfallerkrankung, oder? Naja, jetzt habe ich es gelesen und es ist richtig, richtig, richtig gut. Es hat nicht viel Handlung, aber die Erzählweise ist toll, also, für meinen Geschmack. Es ist so schwer, gute Bücher zu finden, und diese ganze Werbung für immer neuen Mist macht es einem auch nicht gerade einfacher. 
Wir waren also in Cali und in Cartagena in Buchläden und... also, mein Gatte ist ein Vielleser und kauft viele Bücher, aber ich glaube..., also, die Erfahrung, die man in Buchläden macht... es gibt mittlerweile überall auf der Welt in den Buchhandlungen dasselbe zu kaufen, dieselben Autoren, es wird hin und her übersetzt wie blöd. Es ist natürlich gut, wenn einem interessante Sachen aus anderen Ländern zugänglich gemacht werden, aber ü-ber-all dasselbe... Außerdem leiden Texte beim Übersetzen, das muss einem klar sein, und je anspruchsvoller sie sind, je besser geschrieben, desto mehr leiden sie. Schrott kann man beim Übersetzen sogar aufpolieren. Ist so. 
Aber gut, das ist sie eben, die Globalisierung - und in Kolumbien haben sie ja noch ihre eigene Musik und ihre eigenen Hamburger-Ketten und ihr wunderbares Obst, und die internationalen Klamottenmarken sind zwar heiß begehrt, aber sie können sie sich nicht leisten. Und neben den Hollywood-Filmen haben sie noch ihre Telenovelas. 
Um noch mal auf das Thema Bücher zurückzukommen: Der Durchschnittsnettolohn in Kolumbien im Jahr 2018 beträgt ziemlich genau 300 Euro, das habe ich gerade nachgeschaut. Bücher kosten genauso viel wie in Spanien, also gerne auch mal 20 Euro. "Die Liebe in den Zeiten der Cholera", ein Taschenbuch, hat 34.000 Pesos gekostet, das sind 11 Euro. In Deutschland kostet es 9,95 Euro, wie ich gerade nachgeschaut habe. Das ist ganz schön ungerecht, oder? Andererseits muss es wohl so sein, denn wenn Bücher in Lateinamerika dem Einkommen entsprechend billiger wären, würden ja die Spanier ihre Bücher alle in Lateinamerika bestellen. Allerdings gibt es in Amerika zehnmal soviele Spanischsprecher wie in Spanien selbst... naja, ist halt so. Ach, was ich noch mitgebracht habe, was unter dem Gürtel liegt: Eine Wohnzeitschrift. Darin wird so ein tolles Haus vorgestellt, die musste ich einfach haben. Das Haus steht außerhalb von Bogota, sicher wird es von einem privaten Sicherheitsdienst bewacht. Tschüss für heute...   

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