Ja, er ist da. Gerade jetzt, in diesem Moment ist er da und es ist schon der dritte Tag seiner Anwesenheit. Am Tag bevor er kam, überlegte ich mir kurz, ob ich in lähmende Panik verfallen sollte (oh nein, der wird meine Möbel / den Fußboden zerkratzen / zerstören, einen unsäglichen Dreck machen wie der Stuckateur, diese Wildsau ... und ich kann nichts dagegen tun. Ich bleibe einfach still hier sitzen und füge mich in mein Schicksal) oder in hektischen Aktionismus und Sachen von A nach B tragen sollte, alles raus (die Aktion begann in unserem Schlafzimmer), Kommode ausräumen, Kommode raus, Bilder abhängen, Nachtkästchen ausräumen? raus? Bett verrücken? Gardinen ab? Teppich raus? wohin? sonst soll doch auch überall gestrichen werden? ins bad? in den begehbaren kleiderschrank? in einkinderzimmer?badausräumen?begehbarenkleiderschrankausräumen?wäschekorbrauswohininskinderzimmerdamusserdochauchstreichenirgendwasirgendwoabhängenhinlegenhintragenumräumenplatzmachen....
Aber dann dachte ich: Der Handwerker, der zu uns kommt, streicht ja nicht zum ersten Mal ein Haus, in dem jemand wohnt. Der kommt jeden Tag zu irgendwelchen hysterischen Tussen, die Angst haben, dass er Schäden anrichtet und die nicht wissen, was aus dem Weg geräumt werden muss und was nicht. Und er kann ja nicht jeden Tag die Aufregung seiner Auftraggeber teilen, wenn er doch eigentlich nur in aller Ruhe den Pinsel schwingen will. Der Gedanke, dass wir einen erfahrenen Tüncher ausgewählt haben, beruhigte mich dann. Und noch mehr beruhigte mich der Gedanke, dass der Mann über zwanzig Jahre in der Schweiz getüncht/gemalt hat und dass sein großer Geschäftserfolg darauf beruht, dass er in Spanien Schweizer Wertarbeit leistet.
Er nahm seine Tätigkeit bei uns auf, indem er mit einem Kollegen die (halb geleerte) Kommode und das Bett (von dem ich das Bettzeug und die Matratzen entfernt hatte) in die Zimmermitte rückte, die (oben drauf leergeräumten) Nachtkästchen ins Kinderzimmer trug usw. und alles sorgfältig mit Plastik abdeckte. Na also, geht doch. Als ich dann nach einer Weile ins Schlafzimmer schaute und die Decke und die Wände so frisch leuchteten, da war das doch ein tolles Gefühl und ich war froh, dass ich das Anstreichen lassen in Angriff genommen habe.
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