Nach einem ausgiebig genossenen Sommer hat mich der Alltag wieder. Meinen ersten Blogeintrag will ich aber nicht den sehr glücklichen Tagen im Kreise meiner Lieben (ziemlich lange alle drei Kinder beisammen, juhuu!) und unseren Ausflügen in die Umgebung (einschließlich einer Schiffsfahrt auf dem Main und einer Bootsfahrt mit abschließendem Zusammenstoß), den Shopping-Orgien (Highlight: der neue Mülleimer, dem möglicherweise ein eigener Blogeintrag zuteil werden wird (soviel verrat' ich schon mal: von Manufaktum in Frankfurt!!!)) und den mit ausgiebigem Futtern untermalten Familientreffen widmen, sondern kleineren Fakten, die sich im Laufe der Tage aufgetan haben. Alles begann damit, dass mein Vater erzählte, dass ein Verwandter von seinem Vater beauftragt worden war, einen Gegenstand, den dieser für damals sehr viel Geld erstanden hatte ("Investition! Gibt nur ganz wenige!! Du kriegst einen, weil du mein Freund bist!!!"), für dieselbe Summe wieder loszuwerden. Und als er sich ans Verkaufen machte, stellte der Verwandte fest, dass der Gegenstand viel weniger wert/nix wert war.
In unserer Familie haben wir so unsere Erfahrungen mit Internetchecks. Ein Beispiel: Eine beliebte Erzählung im Familienkreis war immer die der Schwester meines Urgroßvaters väterlicherseits, die (wahrscheinlich um der Enge ihres Dorfes zu entkommen, wie man heute interpretieren würde) Nonne wurde und als solche nach England geschickt wurde. Sie lebte ein paar Jahre dort und heuerte dann bei einer sehr reichen Familie als Kindermädchen an. Sie begleitete diese unfassbar reiche Familie auf ihren Reisen um die Welt. Sie lebte in Südamerika, wo sie auch starb. Höhepunkt der Lebensbeschreibung dieser Dame ist ... sie war auf der Titanic und wurde mit der Familie gerettet. Wie oft durften wir als Kinder diese Geschichte hören!
Vor ein paar Jahren nun betrachteten wir im Internet die Passagierlisten der Titanic und in Sekundenschnelle fanden wir heraus, dass der Name der Schwester unserer Urahnen nicht drauf stand. Wir konsultierten andere Listen. Weder unter den Namen der Lebenden noch der Toten noch der Erste-Klasse-Passagiere noch der Dienstboten war sie zu finden. ??? Schade, ne???
Heuer beschlich uns nun der Verdacht: Wieviel sind die Dinge, von denen die Familie glaubt, dass sie sehr wertvoll sind, tatsächlich wert?
Wir hatten einen Großonkel, der vor wenigen Jahren gestorben ist, der ein sehr wertvolles äthiopisches Vortragskreuz besaß. Ich schätze mal, dass es so 35 Jahre her ist, dass er dieses Kreuz gekauft hat und ich glaube, jedes Mitglied der engeren und weiteren Verwandtschaft erinnert sich an diese Zeit. Den Aufstand, den er darum machte! Es bekam den besten Platz an der Wand im Wohnzimmer. Gleich beim Eintreten fiel der Blick darauf. Und das Schlimmste: Seine ständige Fragerei, ja, ich meine STÄNDIGE Fragerei: "Wem vermache ich das mal?", mit der er versuchte, Unfrieden unter seinen Erben zu säen und sich selbst und seinen Sch... zu erhöhen. Also, das Kreuz war superwertvoll. Es war ein äthiopisches Vortragskreuz!!! Ich schätze mal, einfach aufgrund der Dimension der Aufregung um das Ding, dass es mehrere tausend Mark gekostet hat.
Irgendwann näherte sich das Ende des Lebens dieses Onkels und er verschenkte viele seiner Sachen. Er war fast blind und fast taub und irgendwann war das Ding weg. Seine Erben liefen Amok. Der einzig wertvolle Gegenstand war verschwunden (sein übriger Besitz, ebenfalls vom Typ "Wem vermache ich das wohl mal?" hatte sich bereits als völlig, ja, völlig, wertlos erwiesen).
Unsere liebe M.-L. hat uns diesen Sommer ein Objekt gezeigt, das sie bei einem Afrika-Festival für 3 Euro erworben hatte. Schock: identisch wie das Vortragskreuz, nur klein. Verdacht: Das große Kreuz ist auch nichts wert. Check: "Ethiopian processional cross E-Bay" bei Google eingegeben (auf Englisch findet man mehr), Preis: so um die 100 Euro.
Für den, der das Ding an sich genommen hat: Hihihihi.
Ich empfehle folgende Antwort an alle, die da fragen: "Wem vermache ich das wohl mal?" - "Wir werfen es in dein Grab." (Das ist bei kleineren Gegenständen erlaubt.)
Und dann besitze ich noch diesen Ersttagsbrief, der mir als Kind anvertraut wurde. Superwertvoll, lebenslang drauf aufpassen, ein rohes Ei ist Dreck dagegen. Das glaubten die Vorbesitzer wirklich (ich weiss nicht mehr, von wem ich ihn habe, ich glaube, von meiner Oma). Preis: 1 Euro bei E-Bay.
Also, das sind die kleinen Fakten, die vielleicht jemandem zur Anregung dienen.
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