So, hier die Bilder von gestern. Die Prozession der Bruderschaft Nuestra Señora de la Soledad, die um Mitternacht begann und wohl um fünf Uhr morgens endete.Wir waren in der Straße Palominos, in der man auch einen schönen Blick auf die Clerecía, die Kirche im Hintergrund, hat.
Wir warten auf die Prozession. Zeit für ein Schwätzchen und den Austausch von Anekdoten. Hier gebe ich eine wieder: Eine der Bruderschaften, nämlich die Hermandad de Nuestro Padre Jesús del Perdón, lässt alljährlich einen Gefangenen aus der hiesigen Justizvollzugsanstalt begnadigen. Der Freigelassene läuft dann mit dem Capirote genannten spitzen Hut bei der Prozession dieser Bruderschaft mit. Einmal nutzte der frisch begnadigte, ehemalige Strafgefangene das Durcheinander nach der Prozession, um die Brüder zu bestehlen und wurde umgehend wieder festgenommen.
Die Vorhut der Prozession.
Die Bruderschaft "Unsere liebe Frau von der Einsamkeit".
Hier ihr zweiter Paso, der vor wenigen Jahren angeschafft werden musste, weil gar so viele Leute tragen wollten. Die dicken Engelchen werden im Volksmund "Los Tocinillos", "Die Speckbröckelchen" genannt.
Eine der Musikgruppen. Diese Prozession ist riesig.
Eine Gruppe Damen mit Mantillas. Das ist für Salamanca ziemlich untypisch.
Und dann kam sie endlich, Nuestra Señora de la Soledad.
Und da geht sie hin. Dies ist die beliebteste und am meisten verehrte Darstellung der Muttergottes in Salamanca. Man kann die Figur immer anschauen, wenn sie nicht gerade in den Straßen ihrer Stadt unterwegs ist. Sie steht in der Kathedrale vorn links in einer eigenen Kapelle, wo man ihr auch Kerzen anzünden kann. Die Figur stammt aus dem Jahr 1941.
Nächtliche Impression aus Salamanca. Der Turm der neuen Kathedrale (ja, man kann ihn besteigen).
Hier seht Ihr La Soledad ein paar Stunden später auf der Plaza Mayor. Wenn sie vor dem Rathaus eintrifft, werden die Lichter abgeschaltet und eine Sängerin singt ein Ave María. Da war es fast vier Uhr morgens. Bedenkt, dass bei dieser Prozession auch etliche Kindergruppen dabei sind! Anschließend gingen wir noch eine heiße Schokolade trinken, dann machten wir uns auf den Weg nach Hause. Die Semana Santa in Salamanca, man kann sie nicht genug empfehlen.
Wie ich Euch schon vor drei Jahren angedeutet habe, nämlich hier, ist die Semana Santa, die Karwoche, in Salamanca weiterhin ein absoluter Geheimtipp. Hier ein paar Bilder von gestern:
Wir waren in der Straße Tentenecio, ziemlich weit oben. Als erstes wurde der gekreuzigte Christus vorbeigetragen. Unten seht Ihr die Träger.
Dann kam eine Musikkapelle.
Die Stelle, an der wir über eine Stunde warteten, bis die Prozession kam, ist die beste Stelle auf dem ganzen Weg. Es ist beeindruckend, wenn die Prozessionsfigur, von vielen Kerzen beleuchtet, um die Ecke kommt. Vom Dach des Hauses wurden Blütenblätter geworfen, die Musik spielte, nämlich diesen Prozessionsmarsch (hier klicken), der berühmt ist und "La Saeta" heißt. Joan Manuel Serrat hat mit dieser Melodie ein Gedicht von Antonio Machado vertont.
Die Muttergottes, die Ihr unten seht, wird nur von Frauen getragen. Der Nachteil dieser engen Stelle, an der nur eine Reihe Zuschauer erlaubt ist, war, dass in dem Moment, als die Heilige Jungfrau um die Ecke kam, plötzlich zig Fotografen von irgendwo angeschossen kamen und sich vor die Zuschauer stellten. Fotografen mit professionellen Kameras, denn die Zuschauer mit ihren Handy- oder Klickkameras, die brav an ihrem Platz stehen bleiben, stören ja keinen. Ich frage mich, wo diese Bilder erscheinen werden. Wenn sie dazu dienen, ausländischen Touristen die Schönheit und Würde der Semana Santa in Salamanca nahezubringen, dann wäre das ja wunderbar.
Eine weitere Musikgruppe:
Dies war die Prozession von El Arrabal. Dieser Stadtteil liegt auf der anderen Seite des Tormes und die Prozession kommt über die römische Brücke in die Stadt herein.
Heute abend gehen wir wieder zu einer Prozession. Sie beginnt um Mitternacht, wenn Nuestra Señor de la Soledad in einem Blütenregen die Kathedrale verlässt. Das erinnert mich an eine Anekdote, die wir vor ein paar Jahren in der Karwoche erlebten. Wir warteten auf der Plaza de Anaya, direkt vor der Kathedrale, auf den Beginn einer Prozession. Am Himmel war eine große, schwarze Regenwolke aufgezogen und bei Regen dürfen die Pasos, die Prozessionsfiguren, nicht hinaus, damit die teilweise Jahrhunderte alten Figuren nicht nass werden. Man wartete also erst einmal ab. Schließlich schien die Wolke vorüber zu ziehen und die Prozession kam heraus. Kaum war der größte Teil der Teilnehmer und der eine oder andere Paso draußen, als ein heftiger Platzregen einsetzte. Die riesige Prozession kehrte stehenden Fußes um, was an sich schon sehenswert war, die Zuschauer strömten ebenfalls Schutz suchend in die Kathedrale. Es schüttete, was vom Himmel konnte, und die Mitglieder der Bruderschaft und die Zuschauer füllten gemeinsam das riesige Gotteshaus, während es draußen blitzte und donnerte. Nach einer Weile war der Spuk vorbei, das Publikum ging zuerst hinaus, die Prozession begann endlich. War irgendwie gut.
Das erste Gewitter des Jahres! Ich war draußen im Garten (Umstellung von Winter- auf Sommerbetrieb, positiv!)... also gut, ich schreibe das jetzt mal einfach als "Ein Kessel Buntes" und beginne mit dem Garten. Wir haben heuer den Verlust von sechs Geranien zu beklagen. Woran könnte das bloß liegen, nicht wahr? Vielleicht daran, dass ich sie im Herbst nicht rechtzeitig rein geholt habe? Nun, zum Ausgleich habe ich die Übriggebliebenen besonders früh raus, nämlich heute. Gewagt, gewagt, ne? Ja, und während ich draußen war und mich mit der italienischen und der spanischen Terrasse beschäftigte, zog ein Gewitter auf. Ich mag diese Minuten kurz vor einem Gewitter, wenn es ganz windstill ist und rumpelt und pumpelt und zwischendurch ein bisschen blitzt.
Früher war ich bei Gewitter auch gerne draußen auf der Terrasse oder am Fenster, jetzt habe ich es aber schon zweimal erlebt, dass es sehr laut gedonnert oder sogar in der Umgebung eingeschlagen hat, da bin ich vorsichtiger geworden. Das zweite Mal war letztes Jahr, da war ich mit meinem Gatten auf der italienischen Terrasse und auf einmal tat es einen Schlag... dass wir echt ziemlich erschrocken sind. Muss man sich nicht antun. Mittlerweile hat es außerdem angefangen zu regnen. Wir haben eine neue Regentonne! Regelmäßige Leser wissen, wieso. Preppers rule!
So, und jetzt zum Grund für die Überschrift: Ich habe alle Fotos, die ich im schönen Monat März gemacht habe, verloren. Buhuhuhuhuh. Hauptsächlich handelte es sich um Fotos von Blüten im Garten und so, aber auch die Bilder von den portugiesischen Krokettchen und von der portugiesischen Nachspeise Baba de Camelo waren darunter (die Nachspeise werde ich nochmal machen und fotografieren, die war nämlich ziemlich gut). Falls sich wirklich eine meiner Leserinnen für die Croquetes de Bacalhau e Chouriço, die ich zubereitet hatte und von denen ich schöne Bilder in den verschiedenen Phasen der Herstellung gemacht hatte, die nun im Orkus der ungespeicherten Fotos verschwunden sind, interessieren sollte und ihr das portugiesische Video unten von der Website Saborintenso nicht aussagekräftig genug ist, dann werde ich die Zutaten und die Anleitung übersetzen, sobald ich von einem Kommentar Kenntnis erhalten habe, in welchem dem Wunsch nach deutscher Übersetzung des Rezepts Ausdruck verliehen wurde. Andernfalls gehe ich davon aus, dass es sowieso keine Sau interessiert hätte.
Mich haben diese Bacalhau-Kroketten nicht vollständig überzeugt, weil der Chorizo-Geschmack doch den Bacalhau ein wenig übertönt. Den Portugiesen macht das nichts aus, weil Bacalhau für sie ein Grundnahrungsmittel ist und wenn der Bacalhau gestern und morgen nach Bacalhau geschmeckt hat, dann macht es nichts aus, wenn er heute mal nach Chorizo schmeckt. Vielleicht kann man die Wurst auch einfach weglassen. Die Konsistenz war übrigens perfekt und meiner Familie haben diese Krokettchen sehr gut geschmeckt.
Ja, so und so ähnlich waren die Fotos, die ich versehentlich vernichtet habe. Schade war es um ein paar Bilder von meinen drei erwachsenen Söhnen, die zusammen auf dem Boden saßen und ein Gesellschaftsspiel spielten. Je älter die Kinder werden, desto seltener werden solche Bilder. Tja, nicht wahr? Das waren die einzigen Bilder, um die es schade war. Ach ja, und dann hatte ich noch ein Bild von unserem Loch gemacht, wir hatten nämlich unser eigenes Privatloch, weil in unserer Siedlung ein neues Gas verlegt wird. Fragt nicht, ich habe keine Ahnung, um welches Gas es sich handelt und welches Gas wir bisher hatten, wir haben uns aber dafür angemeldet.
So, und hier zum Abschluss noch ein Bild von der Paella, die ich gestern gemacht habe und die ziemlich schön geworden ist (sie war auch lecker!). Was gibt es sonst noch Neues bei uns? Neee, eigentlich nichts. Ich muss mich echt mal um die Fotos kümmern und ein paar ausdrucken lassen und die übrigen ordnen.
Ach nein, es gab doch noch etwas, das ich Euch erzählen wollte: Am 19. März war Blog-Geburtstag!!! Ich lege ihn offiziell auf den 18. März fest, denn das kann ich mir leichter merken, weil es der Geburtstag meiner Mutter seligen Angedenkens ist. Der vierte Bloggeburtstag! Wer hätte das gedacht. Tausende strömen auf meine Seite, um den Preis eines bestimmten Sofas eines berühmten französischen Möbelherstellers zu erfahren, tausende hoffen bei mir Info über ein gewisses Kleintier aus der Familie der Wühler zu finden, das hauptsächlich in Kasachstan beheimatet ist. Ich schreibe die Namen des Sofas und des Wühlers nicht hin, um nicht noch mehr einschlägig interessierte Menschen anzulocken. Ich weiß weiterhin nicht, wie Google funktioniert, habe aber auch nicht versucht, mich kundig zu machen. Warum Leute, die "Hausfrau Kleidchen hoch und Höschen runter" eingeben, zu mir geschickt werden, aber niemand, der Info über die Krise in Spanien sucht, über die ich ja auch manchmal was schreibe, weiß ich nicht. Über Feedback meiner Leser würde ich mich riesig freuen, aber ich muss wohl damit leben, dass ich fast keins bekomme. Allen treuen Lesern danke ich herzlich für ihre Besuche und wünsche ihnen alles Gute.
Heute habe ich folgende treffende Zusammenfassung der offiziellen Verlautbarungen zur Immobiliensituation in Spanien gelesen:
2003 - es gibt keine Blase
2004 - es gibt keine Blase
2005 - es gibt keine Blase
2006 - es gibt keine Blase
2007 - es gibt keine Blase
2008 - es gibt keine Blase
2009 - wir haben die Talsohle erreicht
2010 - wir haben die Talsohle erreicht
2011 - wir haben die Talsohle erreicht
2012 - wir haben die Talsohle erreicht
2013 - wir haben die Talsohle erreicht
2014 - wir haben die Talsohle erreicht
Und hier ist eine Graphik, die das Ganze bildlich wiedergibt:
Hahaha, ne? Ich ordne diesen Beitrag aber trotzdem nicht unter "Spaß oder Ernst" ein.
P.S.: Die Graphik habe ich, wie Ihr sicher ahnt, rasch selbst erstellt. Ich weiß nicht, was man im Internet kopieren darf und was nicht. Aber die Graphiken, die man googeln kann, sehen - was die Form betrifft - auch nicht viel anders aus.
Als
ich so dreizehn, vierzehn war, also vor fast vierzig Jahren, als es noch keine
Handys gab und auch kein Whats App, ging ich mehrmals die Woche abends zum
Schwimmtraining. Im Sommer fuhr ich mit dem Fahrrad, im Winter ging ich zu Fuß
und mein Vater holte mich mit dem Auto ab. Es kam aber vor, dass er aus beruflichen
Gründen verhindert war und nicht rechtzeitig kommen konnte. Die anderen Mädchen
wurden dann abgeholt und ich stand allein auf dem dunklen, verlassenen Hof und
wartete noch ein Weilchen, bis ich mich zu Fuß auf den Heimweg machte. Ich war
ein ängstliches Mädchen. Auf dem ersten, schwach beleuchteten Wegstück waren
links Kleingärten, rechts ein Bahndamm. Dann kamen Büsche, dann ging es über
eine kleine Eisenbahnbrücke, über eine vierspurige Straße, dann links ein
weitläufiger Park, rechts zuerst eine Seniorenresidenz, dann eine Kirche. Hier
war abends niemand unterwegs. Dann ging es ein Stückchen durch ein Wohngebiet,
in dem auch kein Mensch auf der Straße war. Auf der anderen Seite des
Wohngebiets kam links ein großes Einkaufszentrum, das um diese Uhrzeit längst
geschlossen hatte, auf der rechten Seite ein ehemaliges Fabrikgelände. Ja, wie
aus einem Horrorbuch. Dann ging es in eine Straße mit vier-, fünfstöckigen
Häusern, dazwischen dunkle Hofeinfahrten. Dann über eine lange
Eisenbahnbrücke...
Ich war
ein ängstliches Mädchen und aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, lag bei
uns zuhause in der Küche in einem Schrank ein italienisches Springmesser von
der Sorte, wo die Klinge vorn rausspringt. Ich begann, dieses Messer nach
Einbruch der Dunkelheit mitzuführen. Es gab mir Sicherheit. Ich trug es im
Ärmel meiner Winterjacke, direkt über dem Handgelenk. Ich übte die Verwendung
wie einen Zaubertrick: Ich ließ das Messer in meine Handfläche gleiten,
betätigte mit Daumen und Zeigefinger den Mechanismus, die Klinge sprang heraus.
Es funktionierte perfekt. Es war sehr einfach. Meine Mutter wusste davon und
meinte, das Messer wäre gefährlich, ich würde einem potenziellen Angreifer eine
Waffe liefern, aber ich hatte mir das schon überlegt. Er würde das Messer gar
nicht zu Gesicht bekommen. Ich probierte an einem Sauerbraten, den meine Mutter
eingelegt hatte. Gar nicht weit ausholen, kurz und mit aller Kraft, in einer
Bewegung von unten nach oben. Im Erstfall unterhalb der Rippen.
Dann
geschah es eines Tages tatsächlich. Jemand folgte mir. In der Straße mit den
hohen Häusern und den dunklen Hofeinfahrten bemerkte ich es. Ich lief
abwechselnd schneller und langsamer. Jemand folgte mir. Um nach Hause zu
gelangen, musste ich nach rechts abbiegen, über die spärlich beleuchtete,
völlig verlassene, lange Bahnbrücke mit den schmalen Bürgersteigen gehen, auf
der ich nicht nach den Seiten ausweichen konnte. Die andere Möglichkeit war
geradeaus weiterzugehen, an Bahnanlagen entlang, die in völliger Dunkelheit
lagen, dann wären nach einer Weile Bahngebäude und der Bahnhof gekommen. Ich
überlegte mir, zum Bahnhof zu gehen und dort von einem Münzfernsprecher aus
meine Mama anzurufen. Aber da musste ich an den ausgedehnten Bahnanlagen
vorbei. Wenn ich nach rechts auf die Brücke abbog, würde mich mein Verfolger
eine Weile nicht sehen, bis er selbst die Ecke erreicht hatte und in dieser
Zeit könnte ich rennen und hätte einen gewissen Vorsprung und vielleicht würde
ich schneller und ausdauernder rennen können oder es wäre ihm einfach zu blöd,
mir hinterher zu laufen. Ich ging also normal auf die Straßenecke zu, bog ab und
rannte um mein Leben. Ich hatte erst wenige Meter zurückgelegt, als mein Vater
mit dem Auto kam. Ich überquerte die Straße und stieg ein.
Zwei
Jahre später wurde ein Mädchen aus unserer Straße umgebracht, das im Winter am
frühen Abend auf dem Heimweg von einem Kurs war. Dieses Verbrechen wurde
niemals aufgeklärt. Jemand hat im Internet ein virtuelles Kerzchen für sie
aufgestellt, das ich schon ein paar Mal angezündet habe. Es brennt dann zwei
Wochen lang.