Donnerstag, 30. Oktober 2014

Krise in Griechenland

Also, um gleich zur Sache zu kommen: Als Touristen in Athen haben wir von der Krise nichts bemerkt. Ich hatte aber gehofft, dass bei Gesprächen mit den Kollegen meines Gatten die Rede auf das Thema kommen würde und dass wir ein bisschen darüber erfahren könnten, was in Griechenland los ist. Einmal steuerte unsere Konversation auch in diese Richtung und die Gastgeber fragten: "Stört es euch, über die Krise zu sprechen?", was ja an sich schon eine seltsame Frage ist. Mein Gatte antwortete mit nein. Leute, es war, als würde jemand fragen: "Wollt ihr eine kleine Erfrischung?" und man antwortet mit ja und bekommt prompt einen Kübel Wasser über den Kopf gegossen. Da brachen sofort alle Dämme. Bei unseren Gastgebern handelte es sich um ein Ehepaar in den besten Berufsjahren mit guten Stellen. Er ist eine "händeringend gesuchte Fachkraft", sie ist ebenfalls Akademikerin mit gutem Job. Ihre Gehälter sind um 40 bzw. 30 Prozent gekürzt worden. Zusätzlich wurden viele Steuern, Gebühren und Preise erhöht. Besonders regten sie sich über die Immobiliensteuer auf, die sie für ihre Wohnung bezahlen müssen und die zwei kompletten Monatslöhnen entspricht. Es ist ihnen nicht möglich, ihren relativ hohen Lebensstandard zu halten. Man spürte noch die Reste einer riesigen Wut, die da gewesen sein muss, aber jetzt sind diese Leute einfach ratlos. Besonders schlimm für sie ist, dass sie ihren Kindern nicht das bieten können, was sie ihnen bieten möchten und was sie selbst hatten, z.B. Sprachkurse im Ausland. Obwohl sie beide, wie gesagt, in guten Berufen tätig sind, bekommen sie Unterstützung von ihren Eltern, um den schon gesenkten Lebensstandard zu halten. Ich habe mal gegoogelt, was Leute in vergleichbaren Positionen in Deutschland verdienen und die Gehälter dieser beiden waren um etwa 30% niedriger. Ich wage es kaum zu schreiben, aber dann waren sie vor den Kürzungen wohl genauso hoch. Sie jammerten über die hohen und steigenden Preise für alles. An dem Tag, an dem ich alleine unterwegs war, kam ich an einem Carrefour-Supermarkt vorbei und dachte mir, da gehe ich mal rein und schaue mir selber an, was die Sachen kosten. Wenn mein Mann dabei gewesen wäre, wäre solch ein Blödsinn nicht möglich gewesen. Carrefour-Supermärkte gibt's auch in Spanien, also ist ein Vergleich einfach. Wäre in Deutschland Edeka die Entsprechung? Ich werde die Tabelle nach und nach ausfüllen. Also, hier kommen die griechischen Preise:


Produkt
Griechen-
land
Spanien
Deutsch-
land
Kanada
1 kg Äpfel
Golden Delicious
1,39
0,99
1,99
2,28
1 kg Tomaten
1,68
1,69
2,99
3,06
Stangenweißbrot
0,89
0,89
2,39
1,37
4 Activia Joghurt
2,39
1,99
1,99
1,84
250 g Proactiv
Margarine
2,89
3,39
2,99
3,24
1 l Milch
1,26
0,93
0,69
1,21
10 Eier (M)
2,29
1,59
0,99
1,82
Marmelade
Bonne   Maman
3,37
2,59
2,49
3,52
1 kg Mehl
0,89
0,89
0,89
1,06
1 kg Zucker
0,86
0,86
0,65
1,39
375 g Kellogs
Frosties
2,52
2,50
2,99
2,83
1 Stück Pizza im
Straßenverkauf
2,60
2,50
2,50
1,59
1 Big Mac Menü
4,95
5,90
6,69
6,50
1 l Benzin (95)
1,58
1,38
1,32
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So, und jetzt kommt mir nicht mit "die Griechen ernähren sich halt ganz anders, die leben von Feta und Fisch und so." Feta scheint mir so um 10 Euro das Kilo zu kosten und Fisch ist extrem teuer, also im Vergleich zu Spanien. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fisch im Normalhaushalt ständig auf dem Speiseplan steht.
Weiter: Während ich im Supermarkt stand und mir überlegte, welcher der Milchpreise so ungefähr der Durchschnitt war, sprach mich eine Frau in griechischer Sprache an. Ich antwortete ihr auf englisch, ich verstünde sie leider nicht. Sie sprach gut englisch und wir kamen ins Gespräch. Ich erzählte ihr, ich wollte gar keine Milch kaufen, sondern nur schauen, was sie kostet. Ich sei aus Spanien zu Besuch und man hatte mir gesagt, Milch sei in Griechenland besonders teuer. Damit waren wieder die Schleusen geöffnet. Die Art und Weise, wie es aus den Leuten hervorbricht, ist beeindruckend. Sie erzählen es nicht einfach, sie überschütten einen damit: Gehaltskürzungen, bestialische Immobiliensteuer, gefallener Lebensstandard, keine Zukunftsaussichten, aufwärts geht es gar nicht. Ich bekam noch einmal das volle Programm. Anscheinend sind die Griechen froh, wenn ihnen Ausländer in die Hände fallen, die ihre Geschichte noch nicht kennen. Klar, denn sie würden sich ja untereinander immer dasselbe erzählen, weil sie alle dasselbe erleben. In Spanien ist es genauso. Vielleicht mache ich einen Blogeintrag "Spanische Unterhaltungen zum Selberbasteln". Leider, leider erfahren wir ja trotz Unmengen an Nachrichten kaum, was in anderen Ländern los ist. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass in Spanien gerade das gesamte Parteiensystem zusammenbricht? Vorgestern sind 51 hohe Politiker und Unternehmer verhaftet worden. Hier im Schweizer Tagesanzeiger könnt Ihr etwas darüber lesen. Es gibt eine neue Partei namens "Podemos", der die Menschen in Scharen zulaufen. Laut neuen Wahlumfragen ist sie bereits dabei, die sozialistische Partei zu überholen. Interessant, ne?  

Montag, 27. Oktober 2014

Ein Kirchlein steht im Wege...

Ja, die Athener haben eine eigenartige Art mit Kirchlein umzugehen, die ihnen im Wege stehen. Zum Beispiel angrenzend an den Hof unseres Hotels stand dieses kleine Gotteshaus, das von allen Seiten ganz eng von modernen Gebäuden eingemauert war. 
Interessant fand ich auch diese Variante hier, bei der man das neue Gebäude einfach über dem Kapellchen errichtet hatte.
Und dann noch die kleine Kirche unten, die aus dem elften Jahrhundert stammt und mitten auf der Ermou-Straße, der bedeutendsten Einkaufsstraße Athens, steht. Es ist quasi ihre Zeil. In anderen Ländern würde man die Steine nummerieren und das Gebäude abreißen und woanders wieder aufbauen, stimmt's?
Die Ermou-(Hermes-)Straße beginnt am Syntagma-Platz. Hier findet man auch Geschäfte wie H&M, Zara und so, aber auch viele griechische Geschäfte.
Das Kirchlein wird benutzt. Ich war am Samstag, wie bereits erzählt, allein unterwegs und hatte so Gelegenheit, mir das Gotteshaus gründlich anzuschauen. Die Leute gingen auf der einen Seite hinein, bekreuzigten sich, küssten die Ikonen, bekreuzigten sich wieder, zündeten Kerzen an, küssten weitere Ikonen und gingen auf der anderen Seite wieder hinaus. Ich setzte mich hin und schaute dem Treiben eine Weile zu. Ein kleines Mädchen kam mit seiner Mutter herein. Die Mutter widmete sich dem Bekreuzigen und Küssen, das kleine Mädchen versuchte, eine Ikone zu küssen, aber es war nicht groß genug und kam nicht dran. Sie versuchte es von rechts und links, stieg vorsichtig an einem Kerzenleuchter hoch... es klappte nicht. Da stand ich auf und hob das Mädchen hoch, damit es das Marienbild erreichen und einen dicken Schmatz auf die Glasscheibe drücken konnte. Anschließend setzte sie sich ganz zutraulich auf den Stuhl neben mir und schaute mich an. Süß!!!  

Montag, 20. Oktober 2014

Wir waren wo - und zwar in Athen


Ja, liebe Leser, wir waren mal wieder wo - und zwar in Athen und es war sehr interessant. Ich hoffe drei Blogeinträge zum Thema zu schreiben: den heutigen über unsere Reise im Allgemeinen, dann einen über die Art und Weise, wie die Athener mit Kirchlein umgehen, die ihnen bei ihren Bauvorhaben im Weg stehen - witzig, mehr verrate ich noch nicht- und dann gibt's noch einen Eintrag zum Thema Krise in Griechenland. Ich sage es Euch gleich: wenn man Athen touristisch bereist, merkt man nichts von der Krise, also gar nichts. Wir hatten aber Gelegenheit, mit Griechen zu sprechen und ich muss Euch sagen, es waren ... anstrengende Gespräche und das lag nicht an der Sprache, sondern an den mit dem Thema verbundenen vehementen Emotionen... Aber von vorn: Ich hatte also das Glück, meinen Gatten auf einer Geschäftsreise begleiten zu dürfen, die uns von Madrid nach Athen führte. Einmal quer über's Mittelmeer. Wir flogen mit der griechischen Gesellschaft Aegean Airlines, mit der wir sehr zufrieden waren. Das Flugzeug war nicht unverschämt bestuhlt und es gab Essen und freundliche Betreuung wie früher. Auf dem Bild unten seht ihr die spanische Küste bei Valencia. Mir gefällt das so gut, wenn die Welt von oben aussieht wie eine Landkarte. Einer der schönsten Anblicke, die ich je genossen habe, war zum Beispiel beim "Sprung" von Portugal hinaus auf den Atlantik, als man einen enorm langen Küstenstreifen überblicken konnte. Ich kann's leider nicht angemessen beschreiben. Also, unten die spanische Ostküste. 
 
Sagt mal, was ist denn das hier unten? Es muss in Süditalien sein. Es sieht aus wie ein ausgetrocknetes Flussbett. Klimawandel? Aber so groß? Komisch, ne? Wisst Ihr, was es ist?
Dann der Anflug auf Athen. Am Flughafen stehen gleich ein IKEA und ein Leroy Merlin. Gar nicht beachten. Unten der Blick aus unserem Hotelzimmer!!!!!!!
 
Eine Kollegin meines Gatten und ihr Mann hatten uns am Flughafen abgeholt und nach dem sie sich vergewissert hatten, dass wir gut untergebracht waren und einen schönen Blick auf die Akropolis hatten, fuhren sie mit uns zu dem Berg unten, der Lykabettus heißt und auf dem sich eine kleine, dem heiligen Georg geweihte Kapelle befindet. Wir bestiegen diesen Berg und genossen die wunderschöne Aussicht...
...auf das mittlerweile nächtliche Athen.  
Nach dem Abendessen machten wir noch einen Spaziergang und stießen dabei auf einen Ikonenmaler, der zu später Stunde noch in seinem Studio aktiv war. Wir traten ein und fragten, ob wir ein Foto machen dürften. Er freute sich über unseren Besuch und erzählte, dass er auch Unterricht im Ikonenmalen erteilte. Er malt nach alter Tradition, unter anderem mit Eigelb und Essig, und er freut sich, dass andere ebenso die alten Traditionen bewahren. 
Die Adrianou-Straße morgens früh, als noch alles zu war. Mein Gatte musste am Samstag früh aufstehen, um seinen Geschäften nachzugehen. Ich stand mit ihm auf und zog gleich mal alleine los. Auf dieser Straße (Adrianou) ist tagsüber und abends der Teufel los. Es gibt viele Andenken- und Kunstgewerbeläden und massenhaft Restaurants. Es ist ein touristischer Brennpunkt, aber ein angenehmer. Es ist schön und gemütlich dort. Als Andenken kaufte ich mir eine kleine, mit Olivenzweigen bestickte Leinentischdecke und eine kleine Kachel mit einem Bild der Akropolis, die ich draußen auf der spanischen Terrasse an der Wand anzubringen beabsichtige.
Unten seht Ihr einen Obst- und Gemüseladen, der ein bisschen griechisch aussieht, also so, wie wir uns Griechenland vorstellen. Fehlt nur noch ein Eselchen irgendwo im Bild. In Athen gab's aber gar keine Esel, muss ich Euch ganz ehrlich sagen, also überhaupt keine.
Am Fuß der Akropolis:
 
Überall gibt es antike Überreste. Die Athener stoßen wahrscheinlich jedesmal, wenn sie ihren Keller aufräumen, auf ein neues Tempelchen, hahahaha. Als nächstes schaute ich mir die Sehenswürdigkeit unten an, ein Zeus-Irgendwas. Die langen Schatten zeigen, wie früh am morgen es noch war. Da nur wenige (keine) Besucher da waren, ließ ich mir von einem Wärter weitere Sehenswürdigkeiten empfehlen und diese auf meinem Stadtplan markieren. Soweit ich es überblicken konnte, können die jüngeren Leute alle gut englisch, auch ältere Taxifahrer und so sprechen ein bisschen englisch, second street on the right und solche Sachen bringen sie alle zusammen. Wegen der Sprache braucht man sich also gar keine Gedanken machen.
Non scholae sed vitae discimus. Der obere Teil der Säulen in diesem Zeus-Irgendwas. Ja, wenn man in der Schule aufgepasst hätte, dann wüsste man, ob die dorisch oder ionisch oder korinthisch sind, nicht wahr? Ich war im humanistischen Gymnasium, aber ich muss Euch sagen, ich habe nur für die Schule gelernt und alles sofort wieder völlig vergessen. Tut mir das leid? Nööö. Schrecklich, ne? Aber es tut mir leid, dass es mir nicht leid tut. Es tut mir meta-leid (irgendwas ist doch hängen geblieben).
 Schön, ne?
 Ein Olympia-Dingens.
Die kleine Georgs-Kapelle auf dem hohen Berg sieht man von sooo vielen Stellen aus. Süüüß.
Der Syntagma-Platz. Man kennt ihn von den Bildern aus den Krisenzeiten, stimmt's? Da standen immer die Reporter davor, um uns zu erzählen, was die Griechen wieder für Schandtaten begangen hatten.
 
Und dann zeigten sie uns im Fernsehen auch immer die Soldaten mit den Röckchen und den seltsamen Schuhen und Beinkleidern. Hier seht Ihr mal eine Nahaufnahme. Ich glaube, die Soldaten, die da stehen dürfen, werden auch nach der Schönheit ihrer Beine ausgewählt: nicht zu dünn und nicht zu dick, nicht zu muskulös und nicht zu schwächlich. 
Und was sieht man wohl, wenn man vom Syntagma-Platz aus in die andere Richtung schaut? Siehe unten. Beachtet die Häuser am Berg hinauf im Hintergrund des Bildes. 
Unten seht Ihr einen Pan-Flötenspieler, der mit seinem elektronischen Verstärker auf dem Syntagma-Platz musizierte.
 
Auf dem Bild unten das Rektorat der Universität. Vornehm, vornehm, ne? Was denkt Ihr wohl, wie Universität auf Griechisch heißt? Gehobene Fremdwörter im Deutschen kommen ja häufig aus dem Griechischen, stimmt's? Bei "Universität" ist man aber völlig auf dem Holzweg, da kann man nichts aus dem Griechischen herleiten. "Universität" auf Griechisch = Panepistimio. Wärt Ihr nicht draufgekommen, oder?
 
Abends gönnten wir uns einen Cocktail in der Rooftop-Bar des Hotels. Unten seht Ihr den Ausblick, den wir genossen, während wir unsere Drinks schlürften. Ich kann Euch dieses Hotel in Athen nur empfehlen. Es war das Central Hotel in der Straße Apollonos. Die Lage ist ausgezeichnet, unser Zimmer war für unsere Zwecke optimal, die meisten Zimmer haben aber keinen Blick auf die Akropolis. 
 
 Am nächsten Tag ging es hoch zur Akropolis. Unten seht Ihr einen Ausblick auf dem Weg.
 Das ist ein altes Theater auf dem Akropolis-Hügel. Im Hintergrund seht Ihr, wie sich die Stadt ausbreitet.
 
Der hochgewachsene Herr auf dem Bild unten war gleichzeitig mit uns auf der Akropolis und auch im Akropolis-Museum. Es handelt sich um einen berühmten Basketballspieler: Die Leute, unter anderem die unbekannte ältere Dame unten, ließen sich mit ihm fotografieren. Wir haben keine Ahnung, wer es ist, haben aber vorsichtshalber mal ein Bild gemacht, für den Fall, dass sich später herausstellt, dass es LeBron James ist oder sonst irgendein Superstar. Wisst Ihr zufällig, wer es ist? 
 Das Parthenon ist sehr fotogen.
 
Überall liegen tausende von Puzzleteilen herum. Da wird nur dran rum- und ausgebessert. Alte Instandhaltungen werden nachgearbeitet und so.Wisst Ihr, was ich machen würde, wenn ich zu sagen hätte? Ich würde den ganzen Schrott, der um die Hauptgebäude herumliegt, zusammenschieben und abfahren in eine Halle, wo sich künftige Generationen damit vergnügen können, und dann würde ich die Akropolis einfach wieder aufbauen, genauso wie früher, aber aus modernen Materialien. Und dann würde ich das Gebäude nutzen. Es wäre auch ein Signal für Griechenland: es geht aufwärts, es geht vorwärts. Im Akropolis-Museum habe ich gelesen, dass bereits die Römer, als sie dort vor was-weiß-ich-wie-vielen Jahrhunderten, zur Römerzeit eben, einmarschiert sind, respektvoll und bewundernd auf die athenische Vergangenheit Rücksicht genommen haben. Also schon vor fast zweitausend Jahren ging es bei den Athenern um ein glorreiches Gestern. Gibt einem zu denken, ne? Die meisten Touristen sind Amerikaner, Japaner und europäische Lehrer. Ich sag's Euch, wie's ist.

Ausblicke von der Akropolis aus:

Schön, die Haare von der Karyatide auf dem Bild unten, stimmt's? Einer der Tempel auf der Akropolis hat einen Vorbau, dessen Dach nicht von Säulen, sondern von Mädchenstatuen getragen wird, die Karyatiden heißen. Die Originale, siehe unten, stehen im Akropolis-Museum, das auf der Akropolis selbst sind Nachbildungen. Das Museum hat mir gut gefallen, es ist nicht zu groß und nicht zu klein und recht informativ.
  
Zum Thema Gastronomie/Futtern: Da gab es gewisse (witzige) kulturelle Missverständnisse. Am ersten Abend speisten wir in einem Restaurant mit moderner, überall auf der Welt gleicher Küche. Wir deuteten vorsichtig an, dass wir für den nächsten Tag lieber was typisch griechisches wollten. Also führte uns unsere Gastgeberin in ein anderes Lokal und bestellte, nachdem sie sich erkundigt hatte, ob wir alles essen und wir diese Frage mit ja beantwortet hatten, freudig etwas ganz typisches für uns: Gyros und Tsatsiki!!!!!!! Hahahaha. Wir taten so, als ob wir diese Speisen noch nie in unserem Leben gesehen hätten. Mein Gatte meinte später, er mag den Tsatsiki lieber so, wie ich ihn mache, nämlich mit der ganzen Flüssigkeit der Gurke und des Joghurts. Der Tsatsiki in Athen war sahniger und cremiger. Meiner ist gesünder und man kann bedenkenlos eine ganze Schüssel davon essen. Dann aßen wir noch einmal in der Adrianou-Straße in einem Restaurant mit Live-Musik, griechischer Musik. Die Portionen dort sind sehr reichlich, sehr, sehr, sehr reichlich, pro Person kommt man auf 12-17 Euro. Also kulinarisch ist man, unserer geringen Erfahrung nach, in einem griechischen Restaurant in Deutschland genauso gut bedient.   
   
Als wir vor unserer Abreise packten, warf mein Gatte die Unterlagen, die er so sorgfältig vorbereitet hatte, einfach in den Papierkorb des Hotels. Die achtlose Geste, mit der er die Früchte seiner Arbeit entsorgte, schockierte mich ein bisschen (ist aber alles auf dem Computer).  
 

Dienstag, 14. Oktober 2014

Ein historisches Dokument

Die erste Kastanie überhaupt von unserem ureigenen Esskastanienbaum!!! Sie ist klein, aber nicht winzig. Mittlerweile sind weitere 4 oder 5 heruntergefallen. Die Euromünze habe ich zum Vergleich daneben gelegt. Wenn sich das Blitzlicht nicht so blöd spiegeln würde, wäre das Foto richtig schön.
Einer meiner super-mega-ultra-zahlreichen Leser hat mir gesagt, dass ihm meine Texte zu lang sind. Deshalb widmete ich diesen kurzen, aber doch sehr aufschlussreichen Blogeintrag meinem super-mega-ultra-zahlreichen Leser!

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Ebola in Spanien - Spain in a Nutshell

Wie Ihr wisst, ist in Spanien die erste Ebola-Ansteckung außerhalb Afrikas aufgetreten. Die Fachwelt wundert sich da vielleicht, aber die Laien, die nichts davon verstehen, eher nicht, denn der Virus wurde ja in Form von zwei todkranken Missionaren ausdrücklich eingeführt. Bei Internet-Umfragen fordern 80-90 % der Teilnehmer - je nachdem, ob es sich um ihre Parteifreunde handelt oder nicht - den Rücktritt von Ana Mato, der spanischen Gesundheitsministerin. Es werden zwei Gründe genannt, warum sie nicht zurücktritt (im Radio, und so): Sie ist eine persönliche Freundin des Präsidenten oder sie erpresst ihn mit irgendwas. Ana Mato ist für ihre Verstrickung in Korruptionsfälle berüchtigt. Der bekannteste ist der mit dem Jaguar, der in ihrer Garage stand und von dem sie nichts wusste. Ja, sie entblödete sich nicht zu behaupten, sie wisse nichts von dem Jaguar in ihrer Garage. Andererseits, wir wissen ja nicht, wie groß ihre Garage ist und wie viele Autos darin stehen. Vielleicht fällt da ein Jaguar mehr oder weniger einfach nicht auf. Auch bekannt: die, die ihren Lifestyle gesponsert haben, zahlten auch verschiedene Kindergeburtstage und sonstige Familienfeiern. Einmal stand Konfetti für 4600 Euro auf der Rechnung. Da fragten sich die Untertanen auch, wie viel Konfetti man dafür wohl bekommt, ob man sich den Konfettiregen so vorstellen kann wie bei den Meisterschaftsfeiern von Real Madrid im Bernabeu-Stadion. Reisen, Handtaschen von Louis Vuitton... Ob sie jetzt wohl zurücktreten muss? Weiß nicht, ich neige aber dazu zu glauben, dass sie an ihrem Sessel kleben bleiben wird. Man bekommt sie nicht einmal mit heißem Wasser weg, sagen die Spanier.
Wie geht es der Ebola-Patientin? Unsere Perle hat heute früh gleich ihren Fernseher angeschaltet, um zu hören, ob es etwas Neues gibt, auch in Sachen Hund. Der Fokus hat sich nämlich im Moment auf den Hund des Ehepaares verlagert (der Gatte der erkrankten Pflegehelferin befindet sich ebenfalls auf der Isolierstation im Krankenhaus). Bevor der Gatte das Haus verließ, um sich in Quarantäne zu begeben, legte er seinem geliebten Hund einen 15-Kilo-Sack Futter hin und stellte Eimer und Schüsseln mit Wasser auf. Er ließ die Türe zur Terrasse offen, damit der Hund (er heißt Excalibur) in Ruhe Pipi und Popo machen kann. Der Gatte der Erkrankten - er heißt Javier - wurde nun von den Behörden gefragt, ob er damit einverstanden sei, dass Excalibur eingeschläfert wird. Darauf antwortete er mit nein. Nun wird ein Gerichtsbeschluss erwirkt, mit Hilfe dessen das Leben Excaliburs beendet werden kann. Javier setzte daraufhin in den sozialen Netzwerken Himmel und Hölle und sämtliche Tierschutzorganisationen in Bewegung, um sein geliebtes Tier zu retten. Aus dem Krankenhaus heraus schickte er ein Video in die Welt, in dem er um Unterstützung bat. Demonstranten versammelten sich vor dem Haus des Ehepaares, um den Abtransport von Excalibur zu verhindern, der sich wohl auch gerade aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten verzögert. 
Von der Patientin heißt es inoffiziell, sie sei schwach und apathisch. Sie war aber, als sie schon Symptome zeigte, noch rasch bei einer dieser massiven Einstellungsprüfungen, um sich eine feste Stelle als Pflegehelferin zu sichern. Bei dieser Prüfung bewarben sich 28.000 Bewerber um 1300 Stellen. Darunter war auch die Erkrankte. Man kann echt nur hoffen, dass sich dieser Virus nicht leicht überträgt. Stellt Euch mal vor, sie kaut bei der Prüfung an ihrem Bleistift, dann leiht sie den Bleistift ihrer Sitznachbarin, die dann - in Gedanken versunken - auch darauf herumkaut?????
Darf ich noch was hinzufügen? Das hat mir auch unsere Perle erzählt: Eine der behandelnden Ärzte war bei uns in der Stadt, um einen Vortrag zu halten. Eine Freundin der Tochter der Perle gehörte zum Begrüßungskomitee und küsste, wie in Spanien üblich, die Vortragende, als sie ihr vorgestellt wurde. Missionar - Ärztin - Freundin - Tochter - Perle - mi casa. Der Gatte von M. war auch bei diesem Vortrag, hat aber die Vortragende nicht geküsst. Man kann echt nur hoffen, dass diese Krankheit nicht sehr ansteckend ist.
Deshalb habe ich geschrieben "Spain in a Nutshell", denn dieser Fall hat vieles von dem, was das öffentliche Leben in diesem schönen Land ausmacht: schamlose, offen ausgelebte Korruption bei der herrschenden Kaste, Einstellungsprüfungen, bei denen Zigtausende aus dem Fußvolk um Arbeit kämpfen, Unfähigkeit, die häufig auch durch Vetternwirtschaft bedingt ist... Verlagerung der Aufmerksamkeit von wichtigen Dingen auf Belén Esteban oder auf ein Haustier...
P.S.: Teresa Romero, die an Ebola erkrankte Frau, wurde heute im Fernsehen interviewt. Es geht ihr besser, ihre Stimme war relativ kräftig. "Wie haben Sie denn die Benachrichtigung erhalten, dass sie an Ebola erkrankt sind?" fragte der Reporter. "Der Arzt wollte mir nichts Definitives sagen," antwortete Teresa Romero, "da bin ich mit meinem Handy ins Internet und habe auf der Seite der Zeitung El País geschaut, da stand es." True Story!!!
P.P.S.: Hund tot.
09.10.2014:
Der Leiter des Gesundheitswesens der Region Madrid hat Teresa Romero gestern als Lügnerin bezeichnet. Sie habe über ihren Gesundheitszustand gelogen. Ja, das Wort war "mentir" oder "mentirosa", ich weiß es nicht mehr genau, aber ich konnte es gar nicht glauben, als ich es gehört habe. Er hat diese arme Frau praktisch für den Ebola-Ausbruch verantwortlich gemacht. Unfassbar. Heute hat er gesagt (ziemlich wörtlich): "Ich kann auch zurücktreten, mir ist es wurscht, ich habe meine Schäfchen im Trockenen. Das ist allgemein bekannt." Diese Dreistigkeit! Und dann hat jemand gefragt, warum das Pflegepersonal nicht besser geschult werde. Seine Antwort: "Man braucht keinen Master, um einen Schutzanzug anzuziehen." Das ist die spanische Kaste.
Dem Krankenhaus, in dem sich die Erkrankte und sechs Kontaktpersonen, die zur Beobachtung dort sind, aufhalten, läuft mittlerweile das Pflegepersonal davon. Die Leute erscheinen nicht zur Arbeit, es ist ihnen zu gefährlich. Es wird Aushilfspersonal eingesetzt. Genaue Zahlen hat das Krankenhaus verweigert.
Teresa Romero geht es heute schlechter. Ihr Bruder wurde dringend an ihr Krankenbett gerufen. Sie sei intubiert, sagte er auf dem Rückweg den wartenden Reportern. Das stimmt nicht, antwortete die Krankenhausleitung. Nicht einmal so etwas... Das, was ich hier zusammengefasst habe, könnt Ihr alles auf der Startseite von El País (hier klicken) von heute bzw. dem 09.10.2014 lesen.
20.00 Uhr: Teresa Romero leidet unter multiplem Organversagen und schwebt in Lebensgefahr.
12.10.2014:
Teresa Romero ist wieder bei Bewusstsein und kann mit den Ärzten sprechen. Anscheinend ist sie dem Tod noch einmal von der Schippe gehüpft! Hoffentlich bleibt es bei diesem einen Ebola-Schrecken!
16.10.2014:
Teresa Romero ist weiterhin auf dem Weg der Besserung. Gott sei Dank! Sie konnte gestern flüssige Nahrung zu sich nehmen und mit ihrem Mann sprechen. Die einzige Person, die in dieser Sache zurückgetreten ist, ist der Leiter der Abteilung, die für die Tötung von Excalibur, dem Hund, verantwortlich war. Der Leiter des Gesundheitswesens der Region Madrid hat sich bei der Erkrankten für seine Unverschämtheiten entschuldigt.
05.11.2014: Teresa Romero hat sich wieder erholt und wird aus dem Krankenhaus entlassen. Ufff!

Freitag, 3. Oktober 2014

Fish and Chips - Rezept von Jamie Oliver

Also, ich erzähl' jetzt einfach mal: Ich wollte letztens Fisch für meinen Gatten und mich machen und hatte nur zwei kleine Stückchen - zu wenig für uns beide. Eine schöne Panade würde sie aufblähen, überlegte ich. Und wenn ich Fish and Chips machen würde? dachte ich dann. Ich suchte mir im Internet ein Rezept von Jamie Oliver, der ist recht zuverlässig. Ich fand das Rezept hier klicken. Ist deutsch. Und wie leitet unser englischer Küchengott sein Rezept ein? "Wirklich gute »fish and chips« bekommt man heutzutage nicht einmal mehr in England überall." Wie gut er es mit seinen Landsleuten meint, nicht wahr? Fish and Chips, die wir in London gegessen haben, waren Dreck, man kann es nicht anders sagen. Völlig vertrockneter Fisch in übler "Kruste", zu den Chips will ich gar nicht erst was sagen. Auf unserer England-/Schottland-Rundreise kamen wir jedoch auch in das interessante kleine Städtchen Whitby an der Küste von Yorkshire, wo uns ganz köstliche Fish and Chips serviert wurden, in einem Restaurant, das schon allerhand Preise für Fish and Chips gewonnen hat. Da sieht man: Es geht doch!!! Der Fisch supersaftig, die Kruste knusprig, die Fritten lecker, das Erbspüree gut, die Remoulade würzig... geht doch.
In diesem Lokal wurde man sogar informiert, wann, wo und von welchem Schiff der Fisch gefangen worden war. Recht so. Ich meine, der Fisch ist gestorben, damit wir ihn essen können, dem ist man doch einen gewissen Respekt schuldig. Man sollte ihn optimal zubereiten und nicht einfach austrocknen lassen. 
Und mit dem Rezept von Jamie Oliver gelingt das genauso wie in dem Restaurant in Whitby (das nicht teuer war). Die Bierkruste ist köstlich. Ich empfehle sie Euch unbedingt, zumal meine winzigen Fischstückchen riesig wurden und wo vorher Mangel herrschte, plötzlich Überfluss vorhanden war. Will nicht behaupten, dass sich das mit den fünf Broten und zwei Fischen so erklärt... Das Erbsenpüree habe ich mit Tiefkühlerbsen gemacht. 
Ich buk den Fisch in der Pfanne, die Chips machte ich in der Friteuse. Ich habe das Rezept von Jamie Oliver, also das Vorkochen vor dem Frittieren, ausprobiert. Es bringt meiner Meinung nach nichts gegenüber der herkömmlichen Methode in der Friteuse, man macht nur einen zusätzlichen Topf schmutzig. Überraschenderweise haben sie sogar fast genauso lange gebraucht, um goldbraun zu werden. Und der letzte englische Touch: 'n bisschen Essig auf die Fritten.  
Whitby, ne? Kommen wir noch einmal auf dieses hübsche Städtchen zu sprechen. Es liegt an einer Flussmündung und hat einen kleinen Hafen. Und der Hafen ist berüüühmt. Warum? fragt Ihr Euch jetzt. Oder auch nicht, weil Ihr ja ahnt, dass ich das Geheimnis gleich lüften werden. Bram Stoker ließ sich von Whitby und der verfallenen Abtei oben auf dem Berg zu seinem Roman "Dracula" inspirieren. 
Unten seht Ihr ein Bild der Hafeneinfahrt. "Dracula" könnt Ihr kostenlos beim Gutenberg Projekt in englischer Sprache lesen. Das Kapitel mit Whitby beginnt auf Seite 77 oder 78. Ich fasse zusammen: Es war ein Tag, an dem sich ein sehr heftiger Sturm ankündigte. Alle Schiffe kamen in den Hafen, nur eines war noch mit gehissten Segeln draußen auf dem Meer, die russische "Demeter". Ungebremst kam sie in die Flussmündung und stoppte auf dem Sand. Ein großer, wild aussehender Hund sprang von Bord auf die Pier und rannte davon. Ein Journalist betrat das Boot. Es war menschenleer, am Steuerrat hatte sich ein Seemann festgebunden, ein Kreuz in der Hand, der hing nun tot da. Die Ladung bestand aus Sand, der als Ballast geladen war, und großen, modrigen Kisten. Schließlich wurde das Logbuch gefunden, in dem festgehalten worden war, welch höllische Reise das Schiff hinter sich hatte... Mir hat das Buch "Dracula" von Bram Stoker gut gefallen.
Das ist die verlassene Abtei auf dem Hügel. Das Kloster wurde im Jahr 657 gegründet. Es war ein Männer- und Frauenkloster. Sowas, ne? Gemischtes Kloster, habe ich auch noch nicht gehört. Steht aber so bei Wikipedia. 
Detailansicht:
Ein herrlicher Blick auf's Meer:
Spooky, oder?
In der Nähe der Abtei, auch über dem Städtchen, gibt es einen alten Friedhof, der Grufties und die Gothic-Szene anzieht. Zweimal im Jahr findet in Whitby ein Goth-Festival statt. Was es nicht alles gibt, ne?
Meine Fish and Chips zuhause sahen übrigen so aus:
Fisch kleiner, Fritten weniger, auf Empfehlung von Jamie Oliver ein paar Gürkchen dazu... das Foto ist nicht besonders schön geworden. Mit meinen fotografischen Künsten ist es leider nicht weit her. Ich hatte das Foto erst hochgeladen, dann wieder gelöscht... Zweifel, Zweifel, Zweifel, schließlich siegte mein Wunsch ehrlich zu sein, auch wenn aus dem Foto nicht hervorgeht, dass dieses Gericht nach dem oben genannten Rezept sehr gut schmeckte.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Herbst im Garten


Schön, die Hummel auf der Blüte, ne?