Leute, es ist zum ersten Mal jemand auf meinem Blog gelandet, der etwas zur "Krise" bzw. "dem guten Weg" in Spanien gesucht hat! Die in Rede stehende Person gab "Deflation Situation Spanien Krise Näheres" ein und wurde von Google hierher geschickt. Hmhm. Okay, dann schreibe ich heute mal was zur Deflation in Spanien: Zuerst die offiziellen Zahlen: im Januar allein sind die Preise in Spanien um 1,6 % gefallen, hauptsächlich aufgrund des Winterschlussverkaufs und der gefallenen Ölpreise, im gesamten Jahr 2014 sind sie um 1,3 % gefallen. Diese Zahlen habe ich diesem Artikel hier entnommen. Wie es auch bei der Inflation ist, besteht doch ein gewisser Unterschied zur gefühlten Deflation. Also: Wie bemerkt man die Deflation? Die Preise sinken. Merkt man das deutlich? Ja. Für Benzin usw. wisst Ihr das ja selber, weil es in Deutschland genauso ist. Also widmen wir uns spanischen Sonderfällen: Zum Beispiel im Supermarkt. Es ist nicht so, dass die Preise für Waren konkret gesenkt worden wären (obwohl das teilweise auch der Fall ist, z.B. Hipercor, der (teure) Supermarkt des Corte Inglés hat seine Preise auf breiter Front gesenkt), aber es gibt dauernd irgendwelche Rabattaktionen und Sonderangebote, die früher selten waren, also der eigentliche Preis ist gleich geblieben, aber man bekommt 3 zum Preis von 2 oder 50-100% Rabatt auf das zweite Produkt. Darum würde ich sagen, dass der Preis für Lebensmittel, Putzmittel etc., der früher vielleicht etwas höher war als in Deutschland, durch die mittlerweile häufigen Sonderangebote deutlich gesunken ist.
Kleider etc.: Das kann ich schwer beurteilen. Da maße ich mir keine Meinung an. Auf der einen Seite die teuren Markenklamotten, auf der anderen Seite der Billigkram aus den Billigländern, wobei die Markenklamotten wohl zum größten Teil auch aus den Billigländern kommen, hahaha. Primark hat in Spanien Einzug gehalten.
Die Mieten sinken. Die Leute gehen zu ihrem Vermieter und sagen: "Ich möchte 50 Euro weniger Miete bezahlen" und dann sagt der Vermieter "De acuerdo", spanisch für d'accord oder okay, weil er die Wohnung sonst gar nicht vermieten kann, denn es steht ziemlich viel Wohnraum leer, zumindest hier, wo wir uns befinden. Und dadurch, dass viele junge Leute wieder bei ihren Alten einziehen und viele Alte bei ihren Jungen und sich weniger Leute scheiden lassen, werden auch weniger Wohnungen gebraucht.
Von den Immobilienpreisen will ich gar nicht angefangen, denn die sind seit Beginn "des guten Weges", wie Ihr wisst, um 45% gefallen.
Gibt es auch Dinge, die teurer geworden sind? Aber hallo. So ziemlich alles, was Steuern, Gebühren etc. sind. Ich such' mal ein paar Zahlen. In den ersten eineinhalb Jahren an der Macht hat Rajoy 30 Steuern erhöht und 12 neue eingeführt. Das habe ich hier gefunden. Trotz aller Steuererhöhungen und Kürzungen steigt die Staatsverschuldung und beträgt mittlerweile über 1 Billion (siehe hier). Außerdem ist Strom viel teurer geworden. Für eine vierköpfige Familie in einem Reihenhaus darf man mittlerweile 120-130 Euro hinblättern. Alles, woran die Kaste verdient, ist teurer geworden. Abartig die Bankgebühren: 3 Euro für eine Einzahlung. Ts. Und diese Gebühr betrifft ja hauptsächlich ältere Menschen, denn junge Leute tätigen ihre Überweisungen sicher mittlerweile meist online.
Also, Zusammenfassung: Supermarkteinkäufe sind billiger geworden. Überhaupt, es heißt ja immer, diese Deflation wäre etwas ganz Schreckliches für die Wirtschaft. Die Hofschreiber der Kaste wollen ja mittlerweile sogar, dass wir uns über steigende Ölpreise freuen. Geht's noch? Die Deflation ist diese ganz schreckliche Spirale, die man sofort nach Senkung der Löhne stoppen muss, damit nicht auch noch die Waren billiger werden, das ist der offizielle Tenor, nicht wahr? Ich sehe da einen gewissen Interessenkonflikt zwischen den Leuten mit den gesenkten Löhnen und denen, die Deflation verhindern wollen. Aber ich gestehe, ich habe von Wirtschaft keine Ahnung.
Wollt Ihr noch was über die Auswirkungen der Einsparungen wissen? Also, was ich so mit bloßem Auge sehen kann? Willkürliches Beispiel: D., der privatversichert ist, hat sich einen Termin beim Facharzt geben lassen. Wartezeit zwei Monate!!! Wie ich Euch in einem anderen Eintrag erzählt habe, müssen Kassenpatienten teilweise zwei Jahre auf einen Arzttermin warten. Deshalb gehen sie zu den Privatärzten, wo sie ihre Untersuchung bzw. Behandlung selbst bezahlen müssen. Die Privatärzte sind dieselben wie die Kassenärzte. Sie arbeiten morgens in Kliniken etc., nachmittags in ihrer eigenen Praxis (ich beschreibe dies alles in sehr groben Zügen, es ist ja keine wissenschaftliche Arbeit). Und dadurch, dass die Kassenpatienten als Selbstzahler zu den Privatärzten kommen, steigt dort natürlich auch die Wartezeit auf einen Termin für Privatpatienten.
Letztens habe ich einen Artikel gelesen über die Wartezeiten auf Gerichtstermine. Es gibt Gerichtsbezirke, die bereits Termine für 2018 ausgeben. "Erscheinen Sie bitte am 7. Februar 2018 um 9:00 Uhr." Also auch im Justizwesen machen sich die Einsparungen bemerkbar. Beamte, die in den Ruhestand gehen, werden kaum ersetzt und so. Meine Großnichte, die die vierte Klasse besucht, hat seit einem Monat keinen Lehrer mehr, weil der alte in Pension gegangen ist. Im Laufe der letzten fünf Jahre durfte für jeden zehnten Lehrer, der in den Ruhestand ging, ein neuer eingestellt werden. Das ist der gute Weg, den Spanien und Portugal gehen, Griechenland aber anscheinend nicht. Die wollen wohl weiterhin Arzttermine binnen Monatsfrist, einen Lehrer pro (womöglich gar im Winter beheiztem!!!) Klassenzimmer und Gerichtstermine zu Lebzeiten der Geschädigten. Echt, hey. Aber ganz, ganz spannend dieser Showdown zwischen den Griechen und der EU, ne?
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