Hier in Spanien, wo selbstgebackene Weihnachtsplätzchen Seltenheitswert haben, habe ich eine Bekannte, die sehr auf ihre Linie achtet. Beim letztjährigen Adventskaffee mit einem schönen, bunten Plätzchenteller, ging das so: “Für mich nur ein Viertel von einem Lebkuchen. Die machen ja sooo dick”, “Ich nehme mir mal ein Eckchen von einem Vanillekipferl. Die haben so viel Zucker, das will ich mir nicht antun”, “Buttergebäck? Um Gottes Willen! Das Cholesterin!!!”, “Du nimmst noch einen Lebkuchen? Ja, dir sind dein Gewicht und dein Aussehen egal … auch eine Lebenseinstellung.” So ging das die ganze Zeit. Das verdirbt mir die Freude an meinen Backwaren. Vielleicht möchte ich den Gästen noch ein paar Plätzchen für ihre Familien zuhause mitgeben, aber das traue ich mich dann gar nicht, angesichts der gesundheitlichen Gefahren, die davon ausgehen.
Das letzte Mal, als sie bei uns zum Essen (zum Grillen) eingeladen war (und das letzte Mal für viele Jahre), ging das so: “Für mich nur ein halbes Bratwürstchen, die machen ja sooo dick”, zu einem anderen Gast: “Wenn ich das Steak auf deinem Teller nur ansehe, steigt schon mein Harnsäurespiegel”, zu einem älteren Herrn: “Ein Holzfällersteak trotz Bypass? Ist das mutig oder schon tollkühn?” Die Dame ist sehr dominant und niemand wagt, ihr etwas zu sagen.
Ja, und nun ist wieder die Zeit für den Adventskaffee gekommen. Ich lud sie diesmal allein ein. Auf den hübschen Plätzchenteller legte ich ein paar Spekulatius von Lidl (die sind recht gut). Fertig. Ihr hättet ihr Gesicht sehen sollen. Ein Gedicht … “Hast du dieses Jahr keine selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen???”, “Nööö”, (zumindest nicht für dich).
PS: Die in Rede stehende Dame sagte mir später: "Ohne Deine selbstgebackenen Plätzchen ist es für mich gar keine richtige Vorweihnachtszeit." Das fand ich rührend.
Sie raffte sich sogar auf und backte - vollkommen unspanisch - selbst Plätzchen. Wenn das kein Kompliment für unsere deutsche Weihnachtsplätzchentradition ist!
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