Freitag, 20. Juli 2012

Krise in Spanien: "¡Que se jodan!"

Mit diesen Worten, die man vielleicht neudeutsch mit "fuck them" oder "fick' sie" (die Arbeitslosen) übersetzen könnte, bejubelte Andrea Fabra, eine Abgeordnete der spanischen Regierungspartei, die Ankündigung des Ministerpräsidenten, das Arbeitslosengeld zu kürzen. Andrea Fabra ist die Tochter von Carlos Fabra, dem Präsidenten der Provinzialverwaltung von Castellón (in fünfter Generation der Familie). Carlos Fabra ist der, der den Flughafen von Castellón zu verantworten hat, diesen Flughafen des Volkes, auf dem keine Flugzeuge starten und landen, von dem ich Euch schon erzählt habe. Vor den Flughafen hat Carlos Fabra eine 23 Meter hohe Statue zu Ehren von Carlos Fabra stellen lassen, die 300.000 Euro gekostet hat. Finde ich nicht viel für so ein Riesending.
Die Kürzung des Arbeitslosengeldes war jedoch nicht die einzige Maßnahme, die da vor ein paar Tagen verkündet wurde: Die allgemeine Mehrwertsteuer wird von 18 auf 21% erhöht, die ermäßigte Mehrwertsteuer für manche Sachen wie Friseurbesuch, Zahnarzt usw. wird von 8 auf 21% erhöht. Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst bekommen kein Weihnachtsgeld mehr, was einer Lohnkürzung von 7% entspricht. Die Förderung des Erwerbs von Wohneigentum wird eingestellt. Und so weiter. Dadurch sollen 65 Milliarden Euro eingespart werden.
Und weil sie so brav sind und auf einem guten Weg, bekommen die Spanier 100 Milliarden Euro geliehen, mit denen sie ihre Banken retten sollen. Also werden praktisch jedem Spanier, auch Kindern und Greisen, auch denen, die ihre Hypotheken nicht zurückzahlen können, weil sie ihren Job verloren haben und jetzt von ihrer Bank auf die Straße gesetzt werden, und denen, die gerade von den Banken um ihre Ersparnisse betrogen worden sind, 2500 Euro Schulden zwecks Weitergabe an die Banken aufgedrückt.
Ich bin keine ausgebildete Wirtschaftswissenschaftlerin und besitze auch keine hellseherischen Fähigkeiten. Trotzdem wage ich folgende Prognose: Dadurch, dass die Einkommen sinken und alles teurer wird (Strom, Gas, Benzin, MwSt., etc.), werden die Menschen ärmer (nein, ich bin wirklich keine der fünf Wirtschaftsweisen). Die Leute kaufen weniger. Noch mehr Betriebe müssen schließen. Noch mehr Menschen werden arbeitslos. Die Steuereinnahmen sinken, Ausgaben müssen gekürzt werden. Diese Spirale, die gewünscht ist, nennt man interne Abwertung. Sie ersetzt die Möglichkeit der Abwertung der Pesete, die es ja durch den Euro nicht mehr gibt.
So, und jetzt schreibe ich bis zum nächsten Krisengroßereignis, sagen wir mal "Das völlig Unerwartete, das, womit keiner, aber auch wirklich absolut keiner, rechnen konnte, geschieht: Spanien schlüpft unter den Rettungsschirm" nichts mehr zum Thema Krise in Spanien. Mir kommt das Thema nämlich langsam zu den Ohren raus. Es wird hier von nichts anderem mehr geredet.
Wer sich für das Thema Immobilien in Spanien interessiert ... auch hierzu eine Prognose von meiner Wenigkeit: Durch den Wegfall der Förderung des Erwerbs von Wohneigentum zum 1. Januar 2013 wird es zu einer kurzen Scheinblüte bei den Immobilienpreisen kommen. Diese wird sich durch einen Rückgang der Geschwindigkeit des Preisverfalls (derzeit - 10,3% pro Jahr) ausdrücken, die sich bis März nächsten Jahres fortsetzen wird. Danach geht es wieder steil bergab. Wieso wage ich als Hausfrau solche Prognosen? Leute, als die Förderung das letzte Mal gekürzt wurde, war es genauso.
Neu auf meinem Radar: Das Haus von Bekannten, die zu dem Preis verkaufen wollen, zu dem sie auf dem Höhepunkt der Blase gekauft haben, nämlich 440.000 Euro. Wie Ihr wisst, beobachte ich nur zum Spaß. Wir leben in spannenden Zeiten. Von unseren übrigen Versuchstierchen/-häuschen gibt es nichts Neues.

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