Ja, ich habe schon eine Weile nichts mehr geschrieben. Ich verrate Euch mal, warum: Wie Ihr bereits wisst, haben wir die Wohnung in London aufgelöst. Letzte Woche kam der gesamte Plunder (der Inhalt einer für fünf Personen ausgestatteten Dreizimmerwohnung) in unserem komplett ausgestatteten Haus in Spanien an. Am Donnerstag fragte D.'s Freundin, ob es recht ist, wenn sie die Ausstattung ihres Zimmers bis zum Beginn des neuen Semesters in unserer Garage lagert. "De perdidos al río", antwortete ich ihr. Spanier, die Englisch können, sagen oft auch scherzhaft "From lost to the river". Es bedeutet "Das macht's jetzt auch nicht mehr fett". Am Freitag holte mein Gatte meinen Sohn, der ein Jahr in Madrid gelebt hat, dort ab und brachte dessen Sachen hierher. Eine Wagenladung (Kombi!) voll. Am Freitag nachmittag brachte ein Gartencenter 12 Pflanzen, die wir in den Garten setzen müssen. Eine Aufmerksamkeit einer sehr lieben Person, der ich einmal erzählt hatte, dass ich nicht so der Freund von Schnittblumen bin, weil man ihnen prinzipiell ja nur beim Sterben zuschaut. Hier ein Blick auf einen Teil der Pflanzen:
Als ich bekannte, dass ich einfach keine Ahnung hätte, was ich mit dem Kram aus London machen sollte, sagte mein Sohn M.: "Pack' doch einfach alles aus und stell' dir vor, es wäre Weihnachten." (Daher der Titel "Megaweihnachten".) Über's Wochenende kam ein befreundetes Ehepaar aus New York zu Besuch. Ich richtete ein Abendbrot, nämlich meine In-8-Minuten-auf-dem-Tisch-Vorspeisenplatte in Abendessengröße (siehe hier) und eine kleine Käseplatte. Der Tisch sah recht schön aus und D. forderte mich auf, ein paar Fotos zu machen. Hier sind sie:
Die Holzvögel habe ich aus Brighton mitgebracht, den Leuchtturm aus Whitby, kam jedoch ursprünglich alles aus China.
Am Sonntag gingen wir zum Essen in ein Restaurant, das hier gerade ziemlich angesagt ist. Wir bestellten das siebengängige Probiermenü, das uns sehr empfohlen worden war. Es war gut, aber arg reichlich. Die Freunde wollten nach dem Essen einen Verdauungsspaziergang machen, mein Gatte und ich bestanden jedoch darauf, erstmal eine Siesta zu halten. Wir hatte so an eine halbe Stunde gedacht. Unsere Freunde tauchten erst nach vier!!! Stunden wieder auf und erklärten, sie hätten noch nie im Leben so gut geschlafen wie in unserem Haus. Das hat mich sehr gefreut, denn wie Ihr wisst, haben wir im Rahmen der Unser-Haus-soll-schöner-werden-Maßnahmen einen ehemals fensterlosen Kellerraum in ein Gästezimmer umgebaut und ich hatte Befürchtungen, der Raum könnte zu klaustrophobisch sein. Wir haben in die Wand zwischen dem großen Souterrain-Raum, der zur Hälfte unter der Erde liegt, und dem Nebenraum ein Fenster schlagen lassen und dann das äußerst bequeme Bett, das wir in New York gekauft hatten, hinein gestellt. Hier ist es außerdem sehr ruhig. Bei geschlossenem Fenster hört man nachts nichts, bei geöffnetem Fenster hört man manchmal in der Ferne eine Kuh muhen oder einen Hund bellen. Im Morgengrauen beginnen die Vögel mit etwa 130 Dezibel den neuen Tag zu begrüßen. Ich bin echt erleichtert, dass man in dieser Kammer so gut schläft. Die Deko fehlt noch, dazu hatte ich noch keine Zeit.
Abends schauten wir uns das Endspiel der Fußball-Europameisterschaft an.
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug nach Plasencia, einem schönen Städtchen:
Am Montag, zur Mittagszeit, war die Plaza Mayor voll mit Leuten, die ein Bierchen tranken oder einen anderen Aperitif zu sich nahmen. Das ist es, was Ausländer am spanischen Lebensstil so schätzen (kein Foto gemacht).
Schöne Kühlschrankmagneten, stimmt's? Ich habe aber keine gekauft.
Zum Mittagessen gingen wir in den Parador:
Der ganz, ganz toll möbliert ist. Zum Beispiel:
Es handelt sich bei dem Parador um ein altes Kloster. Wir speisten im Refektorium:
Ob das zu den Zeiten, als hier Mönche lebten, wohl auch schon so luxuriös eingerichtet war?
Nee, die Frage war nicht ernst gemeint. Es war auch kein Vorleser da, der uns Bibelstellen zu Gemüte führte.
So sah meine Nachspeise aus: Toll, gell?
Anschließend fuhren wir weiter, weil wir noch die römische Brücke in Alcántara besichtigen wollten. Auf dem Weg sahen wir, dass weiter fleißig an der AVE-Strecke Madrid-Lissabon gebaut wird (dem spanischen Hochgeschwindigkeitsnetz), obwohl die Portugiesen bereits gesagt haben, dass sie nichts mehr damit zu tun haben wollen. Dann wird eben bis an die Grenze gebaut, ne? In dieser völlig einsamen, menschenleeren Gegend.
Über Straßen, über die ich lieber kein Wort verlieren möchte, kamen wir schließlich zur Römerbrücke:
Sie ist fast zweitausend Jahre alt und wird heute noch benutzt. Hier der Link zum entsprechenden Wikipedia-Eintrag: http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCcke_von_Alc%C3%A1ntara. Diese Brücke ist echt Wahnsinn, aber sie befindet sich ... etwas abgelegen. An der Brücke stand eine Inschrift, die sinngemäß lautete: Jeder, der eine Brücke bauen möchte, sollte sich erst einmal die Römerbrücke von Alcántara anschauen. Aufgrund der abgeschiedenen Lage möchte man als Laie fast sagen: Nur, wer eine Brücke bauen möchte, sollte sich die Römerbrücke von Alcántara anschauen.
Daneben befinden sich diese aufgegebenen Terrassenanlagen:
Man sieht's nicht gut, aber hinter dieser Modifikation der Landschaft steckte eine wahnsinnige Arbeit. Naja, damals hatten die Leute noch mehr Zeit, da gab's noch kein Fernsehen und kein Internet.
600 Meter weiter flußaufwärts (der Fluss ist der Tajo) steht diese Talsperre:
So, das war's. Unsere Freunde reisten weiter, mein Gatte und ich fuhren zurück nach Hause.
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