Gestern gegen Mitternacht sind wir wieder zuhause angekommen. Kalt ist es hier. Vier Grad, sagte uns der Taxifahrer. Und es regnet in Strömen. Ich bin gleich eingeschlafen, um vier Uhr aber wieder aufgewacht. Eineinhalb Stunden wartete ich vergebens aufs Wiedereinschlafen, jetzt schreibe ich diese Zeilen. Also, was gibt es noch zu erzählen? Der Spanier, der den Vortrag meines Gatten in Seoul organisierte, ging am ersten Abend mit uns in ein typisches BBQ-Restaurant essen. Er erzählte, er könne die Koreaner nicht leiden und die Koreaner könnten Ausländer nicht leiden. Er zählte die Tage (wörtlich), die er vertragsgemäß noch unter ihnen zu verweilen hatte. Hm. Dadurch wurde man natürlich diesbezüglich aufmerksamer. Die Koreaner sind weniger höflich als die Japaner, das ist ganz offensichtlich. Sie rempeln einen an ohne sich zu entschuldigen etc., aber sie sind auch zu einander weniger höflich. Der in Rede stehende Spanier behauptet, die Japaner würden die Touristen auch nicht sonderlich mögen. Also, ich finde, sie sind von solch exquisiter Freundlichkeit, da kann es mir doch echt egal sein, was sie hinter meinem Rücken über mich sagen. Außerdem hängt es sicher auch von jedem einzelnen ab. In Seoul, zum Beispiel, ging ich mit meinem Gatten durch ein Viertel in der Nähe unseres Hotels, in dem es keine Ausländer gab. Wir gingen durch eine Strasse mit lauter Restaurants, in denen nur Koreaner waren. Wir sahen eins, das uns ziemlich zusagte. Die niedrigen Fenster zur Straße waren geöffnet, drinnen standen diese typischen Grills. Nichts war auf Englisch beschriftet, nur koreanische Gäste. Da die Fotos der Gerichte auf der Speisekarte gut aussahen, gingen wir hinein. Wir hatten nicht das Gefühl, übermäßig willkommen zu sein, aber wir hatten Hunger. Man muss auch bedenken, dass diese Leute vielleicht erschrecken, wenn da diese fremdländischen Menschen (wir) ankommen und sie wissen, dass man sich nicht wird verständlich machen können. War uns alles wurscht. Eine ältere Frau brachte uns die Speisekarte und wir deuteten auf ein Bild und machten ihr außerdem klar, dass wir noch Bier und Wasser wünschten. Das klappte. Mit Händen und Füßen (Spässle) erklärte uns ein junger Mann, wie man das servierte Schweinefleisch mit Kraut zu erst auf dem Grill zu braten und dann zu verzehren hätte (in Salatblätter eingewickelt), welche Sauce man darauf geben sollte (hier ist es manchmal schwer, zwischen Saucen und Suppen zu unterscheiden und es werden einem zig Schälchen gebracht). Es muss den Wirten klar geworden sein, dass wir keine böswilligen Menschen waren, denn die alte Frau kam wieder, wir hatten mittlerweile alle Salatblätter aufgebraucht. Sie zeigte uns Bilder von unterschiedlichen Salatsorten, wir sollten uns wohl etwas aussuchen. Bringen Sie uns von allen, bedeuteten wir ihr. Wir waren freundlich, zeigten, dass es uns schmeckte und bedankten uns auf koreanisch ("Gamsahamnida", ich konnte es mir nicht merken, mein Gatte aber schon). Hinterher haben sie vielleicht gedacht, ach, so schlimm ist das mit den Touristen doch gar nicht, wir könnten unsere Speisekarte auch auf Englisch auslegen. Hoffentlich haben sie das gedacht. Bedenkt, wenn die Koreaner bei uns sind, geht es ihnen genauso. Dann liegt es an uns, freundlich und entgegenkommend zu sein oder nicht.
Sowohl in Japan als auch in Korea haben wir beobachtet, dass ziemlich viele junge Kulturtouristen unterwegs sind. Also, keine Rucksacktouristen, sondern echte Kulturtouristen. Rucksacktouristen gibt es natürlich auch. Junge Menschen, die Manga- und Anime-Fans sind, kommen nach Tokio, K-Pop-Fans nach Seoul (Gangnam-Style!). Sie weiten ihr Interesse auf die Sprache und die übrige Landeskultur aus und nehmen die Strapazen und Kosten einer Reise auf sich. Find ich gut.
Beim Vortrag meines Gatten in Seoul war der Saal schon eine halbe Stunde vorher ziemlich voll. Ich sass im Publikum und kam mit der jungen Spanierin neben mir ins Gespräch. Sie war ein großer Anime-Fan gewesen und eines Tages schlug ihr Youtube eine koreanische Serie vor. Neugierig klickte sie und war sofort hin und weg. Ich habe mir aufgeschrieben, wie die Serie heißt, habe aber jetzt mein Notizbuch nicht bei der Hand. Jedenfalls fand sie diese Serie (koreanisch mit englischen Untertiteln) so toll, dass sie anfing, koreanisch zu lernen und sich intensiv mit der koreanischen Kultur zu befassen. In ihrer spanischen Heimat lernte sie einen jungen Koreaner kennen, der dort ein Masterstudium absolvierte. Lange Rede, kurzer Sinn: Sie ist seit drei Jahren verheiratet, lebt in Seoul und gründet mit ihrem Gatten eine Multikulti-Familie. Unglaublich, nicht wahr? Wie ein Klick bei Youtube einem eine Welt erschliessen und das Leben verändern kann. Sieben Uhr. Ich versuche noch einmal, ein bisschen zu schlafen. Es regnet wie aus Kübeln.
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