Samstag, 26. März 2011

Immobilien in Spanien

Aus einem Artikel, der heute in der spanischen Zeitung El Pais erschienen ist:
Im Jahr 2006, auf dem Höhepunkt des Baubooms, wurde mit dem Bau von 665.000 Wohnungen begonnen (ohne sozialen Wohnungsbau). Vier Jahre später, 2010, wurde mit dem Bau von 63.090 Wohnungen begonnen.
Interessant, gell? Ein Minus von mehr als 90 %. Wer mit dem Gedanken spielt, sich in Spanien was zu kaufen, sollte angesichts dieser geringen Zahl jedoch nicht verzweifeln, es stehen nämlich mehr als 1.000.000 fertige, neue!, Wohnungen herum, die bisher noch niemand gewollt hat. Die Preise sinken nicht mehr - oder nicht schneller -, weil sich mittlerweile ein großer Teil der Wohnungen in Besitz der Banken befindet und diese die Werte in ihren Büchern noch nicht berichtigen möchten. Wie das weitergehen soll ... es bleibt auf jeden Fall spannend. Jetzt wird erst mal Portugal gerettet und dann ... ich muss an das spanische Sprichwort denken: "Cuando las barbas de tu vecino veas cortar, pon las tuyas a remojar", das ich mit "Wenn du siehst, dass dein Nachbar rasiert wird, kannst du deinen Bart schon mal einseifen" übersetzen würde. Es bedeutet: Du bist als nächstes dran und das, was dich erwartet, ist meist nichts Gutes. Obwohl, gerettet werden ist doch eigentlich immer gut. Also, freuen wir uns auf unsere baldige Rettung.

Mittwoch, 23. März 2011

Merluza oder Pescadilla im Sonderangebot

In unserem Supermarkt war Merluza/Pescadilla/Seehecht für 4,90 Euro das Kilo im Angebot. Ein wahres Schnäppchen, aber dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Meere leer gefischt sind. Jedenfalls habe ich zugegriffen und für 8,80 Euro einen Fisch mit einem Gewicht von 1800 g erstanden. Damit bringe ich gut und gerne 10-12 Leute satt. Da wir aber keine 10-12 Leute am Mittagstisch waren, habe ich den Fisch in zwei Teile teilen lassen, ein Teil am Stück, nur ohne Gräten (spanische Anweisung an den Fischverkäufer: "una parte la dejas entera, sólo le quitas la espina, por favor" (Das "por favor" kann man gerne auch weglassen. Beobachtet mal, in welchem Kommandoton spanische Hausfrauen mit Fisch- oder Fleischverkäufern sprechen!), den anderen Teil in Filets "la otra parte me la haces filetes, por favor". Dann wird man gefragt, ob man die Gräte und den Kopf mitnehmen möchte. Ich antworte: "Me lo llevo todo". Das bedeutet: "Ich nehme alles mit". Aus der Gräte und dem Kopf koche ich zum gegebenen Zeitpunkt eine Fischbrühe oder eine Fischsuppe, bis dahin lege ich sie in den Tiefkühlschrank. Da habe ich einen Plastikbeutel, in dem ich die Fischabfälle ansammle, bis sie genug sind. Wer gar kein Spanisch kann, diesen Einkauf aber trotzdem tätigen möchte, schreibt Folgendes auf ein Zettelchen: Una merluza/pescadilla, la mitad en filetes, la otra mitad entera, pero sin espina. Me llevo la cabeza y la espina. Das müsste eigentlich klappen. 

Schnelles Fischrezept für die Mikrowelle



 Dieses Rezept stammt von einer meiner Schwägerinnen. Ich benötige dazu den Teil der Merluza/Pescadilla/des Seehechts, der ganz geblieben ist und aus dem ich nur die Gräte habe entfernen lassen. Ich spüle ihn kurz unter fließendem Wasser ab, salze und pfeffere die Innen- und Außenseite, lege ein Thymianzweiglein hinein, klappe ihn wieder zu, lege ihn in eine ofenfeste Form und umwickle oder belege ihn dicht mit Speckscheiben. Anschließend decke ich ihn mit mikrowellenfester Klarsichtfolie oder sonst irgendetwas ab. Dann wandert der Fisch für sieben Minuten (bei 1000 W) in die Mikrowelle. Bei einer schwächeren Leistung der Mikrowelle würde ich es mit zehn Minuten versuchen, nachbehandeln kann man immer, falls der Fisch noch nicht durch sein sollte. Rausholen, mit etwas Pfeffer bestreuen, in dicke Scheiben schneiden, fertig. Dieses Gericht kann ich in zehn Minuten auf dem Tisch haben. Das Rezept meiner Schwägerin für ultraschnelles Kochen umfasst aber eigentlich noch einen weiteren Punkt: Bevor sie den Fisch in die Form legt, schüttet sie noch eine Packung Kartoffelchips darunter. Ich habe das ausprobiert und die Chips waren unter dem Fisch und an den Stellen, an denen sie Fischsaft aufsaugen konnten, köstlich, aber an allen anderen Stellen schmeckten sie einfach wie Chips, die sieben Minuten in der Mikrowelle verbracht haben. Man könnte nun auf den Gedanken kommen, Fischbrühe aus einem Brühwürfel über die Chips zu gießen. Meiner Meinung nach ist das aber keine gute Idee, weil die Chips eh schon viel Salz haben und der Brühwürfel dann noch mehr Salz dazu brächte = ungesund = unterlassen. Was man machen könnte ist, die Chips mit ein bisschen Weißwein anfeuchten oder aus den Fischabfällen rasch eine fade Fischbrühe kochen (Kopf und Gräten von zwei Fischen ( im Idealfall) in einen Topf, eine halbe Zwiebel, ein Lorbeerblatt, zwei Nelken, eine Gelberübe, eine Lauch- und eine Selleriestange dazugeben, mit Wasser bedecken, noch weitere drei bis fünf Zentimeter Wasserhöhe hinzugießen (je nachdem, ob es sich um einen breiten oder hohen Topf handelt), ohne Salz (wir wollen es ja fad) zehn bis fünfzehn Minuten kochen, durch ein Sieb gießen, Siebinhalt wegschmeißen, mit der Brühe weiterarbeiten) und über die Chips gießen, damit sprengen wir aber unser Zeitlimit (ultraschnell gleich in weniger als 15 Min. auf dem Tisch) und erhalten womöglich eine unappetitliche Kartoffelpampe, ich hab's noch nicht ausprobiert. Ich wollte Euch nur das Fischrezept geben, das ich gelegentlich zubereite, und Euch auf das Extra meiner Schwägerin hinweisen. Wer im Kühlschrank Gemüsereste hat (Ratatouille, Lauchgemüse ... ) oder Kartoffeln vom Vortag, kann sie auch unter den Fisch legen. Lecker! Schnelle Beilagen sind Reis und vorgewaschener Salat aus der Tüte.

Dienstag, 22. März 2011

Merluza en salsa verde oder Seehecht in grüner Sosse


Für die Merluza en salsa verde benutze ich den Teil des Fischs, den ich "en filetes" habe schneiden lassen. Mein Rezept, das von meiner Schwiegermutter, ebenfalls seligen Angedenkens, stammt, ist sehr einfach und sehr spanisch. Für vier Personen benötige ich etwa 700 g Fisch in 8 Stücken. Ich salze und pfeffere die Filets auf beiden Seiten, wende sie dann in Mehl, schüttle das überschüssige Mehl wieder ab und brate sie in einer Pfanne in etwa 4 Esslöffeln Olivenöl bei ziemlich grosser Hitze auf beiden Seiten an, bis sie beginnen, Farbe zu bekommen. Dann entnehme ich sie dem Fett und brate in derselben Pfanne bei geringerer Hitze 5 klein gehackte Knoblauchzehen (waren mittelgroß) an. Wenn das Olivenöl mittlerweile verschwunden ist, fülle ich 1 oder 2 Esslöffel nach. Die Knoblauchzehen dürfen nicht braun werden, sonst schmecken sie bitter, dies ist also nicht der richtige Moment, um sie allein zu lassen. Anschließend kommt ein halber Bund gehackte Petersilie hinzu. Ich lasse das Ganze unter Aufsicht noch ein Momentchen dünsten, dann kommt ein gehäufter Esslöffel Mehl hinzu, der sorgfältig untergerührt wird. Mittlerweile habe ich 225 ml Weißwein und 225 ml Wasser sowie einen Fischbrühwürfel vorbereitetet (jajaja, so bin ich, selbst, wenn ich die Fischbrühe vorrätig habe, benutze ich Brühwürfel und koche aus dem Fischsud eine Suppe). Als erstes gebe ich nun den Würfel zum Sofrito (so heißt der Gemüsekleinkram, der für Soßen angebraten wird, auf Spanisch), dann unter ständigem Rühren (damit sich das Mehl gleichmäßig verteilt und keine Klümpchen bildet) die Flüssigkeiten. Wenn mir die Soße zu dick ist, gebe ich einfach mehr Wein oder Wasser oder von beidem hinzu. Bedenkt, dass die Soße dicker wird, wenn sie eine Weile steht. Aufkochen lassen, fertig. Nun schalte ich den Herd ab und gebe den Fisch wieder in die Soße. Da darf er durchziehen, bis er serviert wird. Als Beilagen schmecken Reis, Kartoffeln oder typisch spanisch: Patatas fritas.

Samstag, 19. März 2011

Renovierung bzw. Upgrade unseres Hauses

So, dies sind die Bilder, die ich meinem Vater, einem Hobbyofenfachmann, der von Deutschland aus hilflos zusehen muss bzw. nicht mit ansehen kann, was hier in Spanien geschieht, schon für gestern versprochen hatte:

So, das war unser Kamin vorher. Ihr werdet jetzt sagen: "Der war doch gut!" und Ihr habt recht, die Heizleistung war aber 0 und es tut einem doch echt leid, Holz wirkungslos zu verbrennen

So, das war der Kamin, nachdem er weg war und die Wand zu unseren Nachbarn isoliert war.

So, und das ist der Neurohbau. Ich habe noch ein Bild über ein Zwischenstadium, aber da ist der Handwerker halb drauf und außerdem sieht man darauf auch nicht, dass sich hinter der Mauer noch ein ziemlich großer Metallaufsatz und Röhren, die die Warmluft nach draußen befördern sollen, befinden.

So, und hier der derzeitige Stand der Dinge. Seht Ihr, wie schön alles abgeklebt ist? Denkt Ihr, das haben die Handwerker gemacht? Hahahah. Ha.
 Wie im Bloggeburtstagspost geschrieben, ist es im Moment zeitlich bei mir eng, also, bei Gelegenheit gibt's mehr zum Thema.

1. Bloggeburtstag!


Ja, liebe Leute, heute wird mein Blog ein Jahr alt. Zu diesem Thema möchte ich mich natürlich auch in epischer Breite äußern, werde aber wahrscheinlich die nächsten Tage keine Zeit haben. Ich habe mir schon allerhand Gedanken gemacht ... nein, ich fange jetzt nicht an. Ich habe beruflich viel zu tun, dann hatte bzw. habe ich die Handwerker im Haus und die letzten paar Tage war ich ziemlich erkältet. Vor zwei Tagen ungefähr lief mir die Nase wie noch nie zuvor, also wirklich, wie ein offener Wasserhahn, aber das will sicher gar niemand wissen. Der abgebildete Muffin bzw. die abgebildete Madalena (so nennen sie die Spanier) wurde nach einem superguten Rezept (von mir zusammengebastelt) gebacken, das ich unbedingt mit Euch teilen möchte. Nee, ich fange jetzt nicht an!!!

Allen, die im vergangenen Jahr hier vorbeigeschaut haben, Dank und ein Bussi/Beso. 

Mittwoch, 16. März 2011

Habe ich da richtig gesehen?

Vorgestern ab 20.45 Uhr bei der ARD-Sondersendung zur Katastrophe in Japan, bei der Zuschauer anrufen konnten: Alle ExpertInnen waren Männer und alle TelefonistInnen waren Frauen? Es mag ja sein, dass kurzfristig keine Expertin für Erdbeben und Atomkraft zur Verfügung stand, aber es muss sich doch ein Mann auftreiben lassen, der in der Lage ist, einen Telefonhörer abzuheben, nur, damit das Ganze etwas harmonischer ausschaut. (Wir haben allerdings nur den ersten Teil der Sendung gesehen.) 
Die Gedanken weilen bei den Menschen in Japan, denen wir nicht anders helfen können als durch unser Gebet.

Montag, 14. März 2011

Unsere Familie hat Zuwachs bekommen


Und zwar in Gestalt eines Russischen Zwerghamsters. Auf der ausgezeichneten und sehr informativen Website www.hamsterinfo.de wird er als „Dsungarischer Zwerghamster“ bezeichnet.
Wir hatten schon einmal solch ein Tier, es trug den Namen Speedy. Zwerghamster sind supersüß, leider ist ihnen kein langes Leben beschieden.
Unser neuer Freund ist schon seit drei Tagen bei uns und hat noch keinen Namen. Er gehört meinem jüngsten Sohn. P. möchte durch Beobachten feststellen, wie das Tier heißt oder welcher Name am besten zu ihm passt. Der Name soll königlich sein, aber nicht der Name eines Königs, besonders klingen, aber nicht gekünstelt wirken. Aha. Vorgeschlagen wurden bisher von seinen Brüdern: Anonymus, gefällt aber nicht, und Romeo, was für einen alleinlebenden Macho etwas zynisch wirkt, Borat, wegen seiner kasachischen Heimat, Cäsar, Augustus, „Nichts, was mit Griechen und Römern zu tun hat“, und Hamlet. Natürlich ist die Namensgebung eine wichtige Entscheidung und die Idee, ihn erst einmal zu beobachten, nicht grundsätzlich schlecht, ich glaube aber nicht, dass wir damit rechnen dürfen, dass der Dsungar früher oder später ein Schildchen hochhält, auf dem ein Name steht.
Update: P. hat gerade erklärt, dass die Namensgebung noch heute stattfinden wird. Die Spannung steigt!
Das Ergebnis ist da! Der dsungarische Zwerghamster wird den Namen Rousseau tragen.

Freitag, 11. März 2011

Deutschunterricht

Wenn mich jemand fragt, was mir zum Deutschunterricht einfällt, den ich als Kind und Jugendliche genossen habe, dann fallen mir spontan zwei Wörter ein: "Arschlöcher" und "Dreck". Schlimm, nicht wahr? Ich bin nämlich kein sechzehnjähriger Schulabbrecher mit Migrationshintergrund, sondern eine achtundvierzigjährige Akademikerin. Alles, was ich im Deutschunterricht gelernt habe, habe ich schon in der Grundschule bei Herrn Hucke gelernt: Lesen, Schreiben, ein Aufsatz besteht aus Einleitung, Hauptteil und Schluss, Hauptwort, Tuwort, Wiewort. Einmal durfte jeder von uns eine Ansichtskarte schreiben und wir haben gelernt, wo die Adresse hinkommt und wie man den Text formuliert. Das muss in der zweiten Klasse gewesen sein. Das war toll, daran kann ich mich heute noch erinnern.
In den neun Jahren im Gymnasium kam dann nicht mehr viel dazu. Die ersten Jahre waren besonders schlimm, da wollte ich nämlich gut sein und habe mich angestrengt, trotzdem kam ich nie über eine Drei hinaus. Das war frustrierend. Aus dieser Zeit ist mir nur noch der Satz "Ein Hearing ist kein Hering" in Erinnerung, über den ich lange nachdachte (aus einem Schulbuch für bayerische Gymnasien). Ich wusste nicht, was ein Hearing ist. Es hat sich auch im Laufe des Unterrichts nicht aufgeklärt. Bei mir zu Hause wusste es keiner.
Aus dem Unterricht bei Frau Toth sind mir noch ihr fürchterliches Make-Up, ihre auf die Stirn gemalten Augenbrauen und das Wort "jambisch", das irgendwas mit Versen zu tun hat, in Erinnerung. Ich finde das Wort "jambisch" wunderschön, aber in dreißig Jahren ist es mir nicht gelungen, es in ein Gespräch einzuflechten.
Dann kam ein schleimiger Lehrer mit Bart, der immer auf der Kante seines Pults saß und breit grinste. Aus seinem Unterricht kann ich mich an nichts erinnern, auch nicht an seinen Namen. In einem Schuljahr hatten wir eine Lehrerin mit einem französischen Doppelnamen. Sie war ein extremer Kotzbrocken und kleidete sich im Stil der Fünfziger-/Sechzigerjahre. Nachdem ich mich einmal sehr bemüht hatte und einen meiner Meinung nach ganz tollen Aufsatz geschrieben hatte, auf den ich "Thema verfehlt" bekam, gab ich alle weitere Bemühungen auf. Für eine Drei reichte es immer. Die weiteren Jahre Deutschunterricht rauschten dann an mir vorbei. Ich erinnere mich, dass wir "Maria Stuart" gelesen haben und irgendwas von Dürenmatt. Textinterpretationen waren mir verhasst und davon gab es reichlich. Was will uns der Autor damit sagen, lautete die Frage. Ich dachte mir immer, lass doch den Text einfach so stehen, wie er ist, jeder denkt sich selber, was er möchte oder er denkt sich gar nichts. Nein, das durfte nicht sein. Alles musste ausgequetscht und zu Tode interpretiert werden. Wenn mir ein Text gefiel, konnte ich sicher sein, dass ich überhaupt keine Freude mehr daran hatte, wenn er erst einmal durch die Deutschlehrermühlen gedreht worden war. Und alle spielten bei diesem Spiel mit. Gerade die Gescheitesten in der Klasse taten sich bei diesem Mist diesen Übungen besonders hervor.
Nachspiel: Als ich Jahre später in Spanien studierte, wurde das berühmte Gedicht “Se equivocó la paloma” von Rafael Alberti behandelt (deutsch unter anderem als “Getäuscht hat sich die Taube” übersetzt. Ihr könnt es googeln, es ist ein schönes Gedicht, es lohnt sich. Man kann es sich auch auf Youtube von Ana Belén oder Joan Manuel Serrat (beide superberühmt) vorsingen lassen). Wie dem auch sei, ich wurde wieder einmal Opfer einer Textinterpretationssitzung. Das Gedicht bezieht sich auf den spanischen Bürgerkrieg, wurde als Vermutung geäußert, auf Albertis Exil, auf unerfüllte Liebe. Deutsche hätten sicher, wie damals üblich, auf den Holocaust getippt. Aber mir reichte es. Ich war mit der Schule fertig. Ich wollte anderer Leute Textinterpretationen nicht mehr hören. Ich meldete mich also und sagte: “Ich glaube, der Dichter will uns nichts Bestimmtes sagen. Er hat das einfach so geschrieben, weil es ihm so eingefallen ist.” In der Schule hätte ich damit nur empörte Blicke geerntet. Aber hier sagte einer, den ich als blitzgescheit und hochgebildet kannte: “Ja, das glaube ich auch.” Ich wäre am liebsten aufgestanden und hätte ihm die Füße geküsst. Naja, auf jeden Fall war ich sofort schwerst verliebt. Alles, was danach geschah, verschwimmt im Nebel. So geht’s im Leben.

Donnerstag, 10. März 2011

Risotto



Gestern sind mir im Supermarkt (wieder in Spain) gekochte und geschälte Kastanien begegnet, fast gleich daneben lagen Artischocken im Angebot zu 1 Euro das Kilo. Das nahm ich als Zeichen, endlich mal das Risotto nachzukochen, das mir im Clarke's (siehe Blogeintrag "Restaurant in London: Clarke's") so geschmeckt hatte. Die Bezeichnung auf der Speisekarte, nämlich "Pancetta and artichoke risotto with onion, celery, white wine, chestnuts, parsley and cavolo nero" enthielt ja praktisch schon das gesamte Rezept.
Die vakuumverpackten Kastanien trugen das Logo "Tierra de Sabor", einer Initiative des Landwirtschaftsministeriums von Castilla y León, das hochwertige regionale Produkte kennzeichnet. "Tierra de Sabor" bedeutet "Land des Geschmacks". Es steht auf Honig, Würsten, eingelegten Gemüsen und vielem mehr und ermöglicht mir als Verbraucherin, bewusst lokale Produzenten zu unterstützen. Hoffentlich ist noch eine Weile Geld für diese Kampagne da. Bei mir zumindest ist sie ein voller Erfolg.
Also, für das Risotto benötige ich außer den Kastanien, wie gesagt, Speck, Artischocken, Zwiebeln, Staudensellerie, Weißwein, Petersilie und theoretisch "Cavolo Nero", eine italienische Krautsorte, zu der ich keinen Zugang habe und die deshalb durch frischen Spinat vertreten wurde. Dazu Sahne und frische Gemüsebrühe (in meinem Fall frisch aus einem Brühwürfel, wo sonst hätte ich heute mittag Gemüsebrühe hernehmen sollen???)
Für vier Personen lasse ich als erstes 80 g sehr fein gewürfelten Speck in 2 Esslöffel Olivenöl aus und brate ihn knusprig. Dann entnehme ich ihn dem Fett und lege ihn auf Küchenpapier, wo er bis auf Weiteres verbleibt. Im selben Fett brate ich nun eine halbe Zwiebel und drei Stangen Staudensellerie, ebenfalls sehr fein gewürfelt, sowie gehackte Petersilie. Von den Artischocken waren bei Clarke's nur die kleingeschnittenen Böden im Risotto. Also schnitt ich von meinen Artischocken die Blätter weg, das tat mir aber gleich wieder leid, denn wir zuzeln eigentlich ganz gerne die Blätter aus. Zwei frische Artischockenböden fanden ihren Weg ins Risotto, die übrigen Artischocken hebe ich für morgen auf, dann werden sie gekocht und die Blätter in Soße getaucht und auslutscht. Ich machte dann noch eine Dose Artischockenherzen auf und verwendete diese. Ich muss Euch aber sagen, die Artischockenböden bei Clarke's waren meiner Ansicht nach nicht aus der Dose, so erklären sich vielleicht die Preise. Also, Zwiebel, Sellerie, Petersilie und Artischocken braten nun vor sich hin. Wenn sie glasig sind, kommt 1 Tasse Arborio-/Rundkorn- oder Paellareis hinzu (bei Clarke's war's Dinkel, aber Dinkel hatte ich auch keinen) und wird ebenfalls ein Weilchen angebraten. Dann lösche ich das Ganze mit einem Glas Weißwein ab. Das Risotto unterscheidet sich vom gewöhnlichen Reis ja dadurch, dass die Flüssigkeiten nach und nach unter Rühren hinzugegeben werden. Die nächste Flüssigkeit, die ich zugab, war eine halbe Tasse Sahne. Es folgten 1 1/2 Tassen Gemüsebrühe. Etwa fünf Minuten vor Ende der Kochzeit gab ich 150 g frischen Spinat und 150 g gedrittelte Kastanien dazu. Das Risotto ist fertig, wenn die Soße schön sämig (hmhmhm) und der Reis noch ein bisschen bissfest ist. Zum Abschluss bestreute ich jede Portion mit gebrutzeltem Speck. Dieses Essen ist echt schnell gemacht. Normalerweise hat man nur keine gekochten und geschälten Kastanien bei der Hand und die sind wirklich entscheidend für dieses Gericht. Wenn man den Speck weglässt - und der ist nicht so dringend nötig - ist das Essen auch noch vegetarisch. So, das ist die Hausfrauenversion von Clarke's Risotto.

Montag, 7. März 2011

Unsere Londoner Wohnung

Es wurde der Wunsch geäußert, einen Blick in unsere Londoner Wohnung zu werfen. Er sei hiermit gewährt:

Ein Blick in den Wohnbereich, links, und ein Blick in den Küchenbereich, rechts. Die Küche gehört zur Wohnungsausstattung. Die Möbel im Wohnbereich sind diesselben, die wir in New York hatten. Wer uns dort besucht hat, kennt sie ja.
Im Schlafzimmer haben wir die Toile de Jouy-Deko, die wir auch aus NY mitgebracht haben. Die verträgt sich natürlich überhaupt nicht mit dem Stil der Wohnung, deshalb auch kein Bild (Toile de Jouy ist dieser weiße Stoff, auf den einfarbige (in unserem Fall blaue) Schäferszenen aufgedruckt sind). Im Kinder- bzw. Gästezimmer stehen auch die bekannten Möbel. Die Bäder der Wohnung sind schick und wie die ganze Wohnung frisch renoviert. Ich habe auch Fotos gemacht, die aber leider nicht gut geworden sind (aus verschiedenen Gründen: vergessen, die Zahnbürstchen und das Duschgel aus dem Bild zu räumen, gegen die Glasscheibe der Duschkabine geblitzt etc.).

Sonntag, 6. März 2011

Fasan vom Lidl (+ Kloßrezept)



Also, ich muss gestehen, ich kaufe gerne die Enten, Fasane, Lammkeulen usw., also die Sonntagsbraten, vom Lidl. Ich finde die Qualität top. Ich weiß, ich weiß, wenn ich einen Fasan will, sollte ich ihn mir eigentlich selber schießen oder von Dir schießen lassen oder zumindest in einem tollen Laden kaufen, aber es ist eben so geschehen, dass ich einmal zufällig und probeweise bei Lidl eine gefrorene Ente erstand, die sehr gut war, woraufhin ich noch eine kaufte ... und dann einen Fasan ... und so bin ich in diese Spirale hineingeraten. 
Und dann habe ich ja diesen Römertopf, in dem alles so saftig bleibt und lecker wird ... Wer keinen Römertopf hat, dem möchte ich wärmstens empfehlen, sich einen anzuschaffen. Römertopf und Schnellkochtopf, das sind zwei Leistungsträger in meiner Küche. Für den Fasan, bei dem ja die Gefahr besteht, dass er zu trocken wird, setzte ich den Römertopf ein. Ich brauche dieses Tongeschirr gar nicht mehr einzuweichen, ich habe es schon so oft benutzt und es hat sich schon mit so vielen Säften vollgesogen, dass die Poren gar kein Wasser mehr aufnehmen. Wer aber einen neuen oder relativ neuen Römertopf hat, der sollte ihn unbedingt vor dem Benutzen wässern.
So, den Fasan, der aus Schottland stammte, hatte ich am Vortag der Tiefkühltruhe entnommen, damit er in Ruhe auftauen konnte. Leider war er nicht besonders gut gerupft, also war ich erst einmal eine Weile damit beschäftigt, das tote Tier in einen appetitlichen Zustand zu versetzen. Damit der Fasan saftig blieb, bestrich ich ihn mit einer Mischung aus 20 oder 30 g Butter (hab's nicht gewogen, es war ein Stück, das weder sehr groß noch sehr klein war), 2 Esslöffel Portwein, 1 Teelöffel Thymian, Salz und Pfeffer, die ich 30 Sekunden in die Mikrowelle stellte, damit sie sich besser verrühren ließ. Damit bestrich ich das Tier gründlich von außen und auch ein bisschen von innen und legte es in den Römertopf. Dazu kamen zwei geachtelte Äpfel. Oben drauf legte ich ein paar zerquetschte Wacholderbeeren. Nun goss ich noch 150 ml Portwein dazu. Deckel auf den Topf und auf die unterste Schiebeleiste des kalten Backofens stellen (Römertopf immer in den kalten Backofen!). 80 Minuten bei 200 Grad braten. Dann aus dem Backofen holen. Die Soße, die sich gebildet hat, in ein hohes Glas (Kölschglas) gießen und kalt stellen, den Fasan noch eine halbe Stunde im geschlossenen Römertopf außerhalb des Ofens stehen lassen. Währenddessen kann man sich ja um Vor- oder Nachspeise oder um die Beilagen (heute Wurzelgemüse, Rot- bzw. Blaukraut und Klöße) kümmern. Kloßrezept: Wer im Ausland lebt, hat oft keinen Zugang zu fertigem Kloßteig und darf deshalb feststellen, wie einfach es ist, diesen selbst zu machen. Ich koche 1100 g ungeschälte Kartoffeln bis sie weich sind. Es ist ziemlich wurscht, was es für eine Sorte ist. Dass es irgendeine bestimmte Sorte sein muss, ist ein Mythos, der von denen gepflegt wird, die Nachahmer abschrecken oder ihren fertigen Kloßteig loswerden wollen. Dann werden die Kartoffeln geschält und von mir durch eine Spätzlepresse gepresst, weil ich eine habe. Wer keine hat, reibt die Kartoffeln grob auf einer Reibe. Zu der Masse werden ein geschlagenes Ei und 125 g Mehl, eine große Prise Salz und eine winzige Prise Muskat gegeben, dann wird alles vorsichtig vermischt. Nicht fest kneten, einfach nur in eine homogene Masse verwandeln. Wenn das Ganze zu klebrig ist, noch etwas Mehl zu geben. Einen großen Topf gesalzenes Wasser heiß machen. Hände mit Mehl bestreuen, einen Kloß formen und in das knapp kochende Wasser legen und schauen, ob er hält. Er sollte halten, wenn nicht, noch etwas Mehl an den Teig geben und noch mal probieren. Ich mag die Klöße eher klein, so, dass jeder zwei oder drei essen kann. Fünfzehn Minuten im heißen, aber nicht sprudelnd kochenden Wasser ziehen lassen. Rausnehmen. Soße nicht vorm Fenster oder im Kühlschrank vergessen, sondern wieder rein bzw. raus holen, Fett vorsichtig abschöpfen, fertig. Fasan zerteilen und mit den Apfelstücken umlegt servieren. Dazu die Soße und die übrigen Beilagen servieren. Mein Fasan hatte 900 g und reichte für vier Personen.