Samstag, 29. Dezember 2012

Weihnachtsdeko

Ich hatte Euch erzählt, dass ich in diesem Jahr keine Weihnachtsdekoartikel hatte kaufen wollen, dass ich dann aber doch etwas gekauft hatte, nämlich einen Stern von Aldi. Er hängt in dem Dreieck über der Haustür. Sieht ziemlich cool aus, stimmt's? 



Ich lasse ihn Tag und Nacht brennen, denn er hat solche LED-Birnchen (kenn' mich da nicht aus), die praktisch keinen Strom verbrauchen (stand zumindest so ähnlich auf der Packung). Da brauche ich nicht dran zu denken, den Stecker abends reinzustecken und morgens wieder rauszuziehen. Der Stern ist eigentlich nicht für den Außenbetrieb, aber da, wo er hängt, hängt er vollkommen trocken.

Freitag, 28. Dezember 2012

Lustiger Wortwechsel - Renovierung unseres Hauses VI: Doch nicht

Wie Ihr wisst, sind wir seit geraumer Zeit dabei, unser Haus zu verschönern und aufzumotzen. Jetzt ging unser Türöffner kaputt (das Telefondingens drinnen) und ich begab mich mit meinen Jungs zum Baumarkt, um einen neuen zu kaufen. Wir schauten uns an, was es im Klingel-/Türöffnerregal so alles gibt. Im Rahmen des Programms "Unser Haus soll luxuriöser werden" waren natürlich die Dinger mit Kamera besonders interessant. So ein Bildschirm am Türöffner macht doch schon schwer was her. "Leute, was meint ihr, sollten wir nicht das komplette System austauschen und eine Gegensprechanlage mit Kamera kaufen?" fragte ich. Mein Sohn P. antwortete: "Weißt du denn, auf welcher Höhe sich die Kamera bei uns befinden würde? An welchem Körperteil erkennst du eigentlich unsere Besucher?" Hahahahaha.


"Crotch shot!" rief sein Bruder. Dieser englische Ausdruck bedeutet "Bild vom Schritt", denn auf dieser Höhe ist unsere Klingel angebracht (siehe Foto). Wir haben dann doch  nur das Telefondingens ausgetauscht (was nicht einfach war, da sich die Hersteller nicht auf einheitliche Verkabelungen einigen können) und haben einen Haufen Geld gespart. Wir brauchen die Kamera auch gar nicht, denn wir können vom Küchen- und vom Arbeitszimmerfenster pfeilgrad auf das Gartentor schauen. Der Bildschirm wäre wirklich nur zum Angeben gewesen.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Leute: Suuuper lecker - Eggnog


Man kennt dieses Getränk aus amerikanischen Weihnachtsfilmen oder aus den Weihnachtsfolgen amerikanischer Serien: Eggnog. Zum Beispiel im Film "Schöne Bescherung" ("Christmas Vacation") aus dem Jahr 1989 bereitet Vater Griswold diesen Punsch zu und serviert ihn in Gläsern in Elchkopfform mit Geweih, die man übrigens im Internet bestellen kann, nämlich hier Moose Mugs von Amazon (klicken).
Ja, und jetzt war ich halt mal neugierig, wie dieses typische Weihnachtsgetränk schmeckt. Auf der Suche nach einem Rezept war meine erste Anlaufstelle natürlich Martha Stewart, die amerikanische "domestic goddess", die Göttin der Hauswirtschaft. Ich entschied mich für ihr Rezept Martha's Classic Eggnog (klicken). Leute, das Zeug ist sooo gut. Das Rezept auf der Webseite ist für 12 Personen. Ich machte die Hälfte und ich muss Euch berichten, die Hälfte reicht nicht für 6 Personen bzw. sie reicht schon, denn das Getränk ist sehr kalorienreich ... also, sie sollte reichen, denn man muss sich ja nicht unbedingt einen halben Liter davon hinter die Binde kippen. Für 12 Personen benötigt man 6 große Eier, getrennt, 3/4 Tasse Puderzucker (ich habe deutlich mehr genommen und mein Getränk hat dadurch deutlich gewonnen), 2 Tassen Milch (ich nahm 3 Tassen), 3 Tassen Sahne (ich nahm entsprechend 2 x 200 ml Becher, also 400 ml, 3 amerikanische Tassen wären 675 ml, das schien mir doch etwas zu üppig), 1/2 Tasse Whiskey, 1/4 Tasse Rum, 1/4 Tasse Cognac (statt Cognac nahm ich Sherry). Leuten, die nicht soviel verschiedenen Alkohol vorrätig haben und die extra einkaufen gehen müssen, würde ich empfehlen, nur Sherry zu verwenden und beim Zucker zu kürzen, da Sherry viel süßer ist als z.B. Whiskey. So, dann noch ein wenig Muskat zum drüber reiben (oder Zimt wie auf dem Bild, ich habe beim zweiten Mal meine einzige Muskatnuss nicht gefunden). 
Wie geht's? Eier trennen, Eigelbe schaumig schlagen, langsam den Zucker zugeben. Dann Milch und Sahne zugeben (Martha Stewart behält einen Teil der Sahne zurück, schlägt ihn steif und setzt ihn hinterher als Sahnehäubchen obendrauf. Das habe ich beim ersten Mal auch machen wollen, rührte aber dann die steifgeschlagene Sahne auch unter, weil's einfach besser schmeckte. Beim zweiten Mal gab ich gleich die ganze Sahne zu und behielt nichts zurück - das - fast hätte ich geschrieben: das werde ich in Zukunft immer so machen, aber dieses Zeug ist brandgefährlich, das "immer" sollte sich auf zwei-, dreimal im Jahr beschränken. Dann den Alkohol zugeben und alles mischen. Bis zu einen Tag im Kühlschrank aufbewahren (rohes Ei!).Vor dem Servieren die Eiweiße ganz steif schlagen und vorsichtig drunter heben. Fertig. Durch den Eischnee hat das Zeug eine wunderbare Konsistenz. In die Gläser oder Tassen füllen und wenig Muskat darüber reiben. Guuut! Warum ist dieses Rezept so gefährlich? A) es enthält rohe Eier und ist deshalb für Schwangere ungeeignet (das schreibt auch Martha Stewart), B) es ist süß und köstlich und geeignet, Kinder an Alkohol heranzuführen, C) es ist eine Kalorien- und Cholesterinbombe, D) ... so, und jetzt höre ich auf, die Gefahren zu beschreiben und empfehle Euch, njam, njam, njam, es einmal oder zwei- oder dreimal pro Jahr zuzubereiten. Glücklicherweise reicht die angegebene Menge nur für eine kleine Kaffeetasse pro Person. Enjoy!

Dienstag, 25. Dezember 2012

Liebe Leser,
Ich wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest
und alles Gute im neuen Jahr!

Sonntag, 23. Dezember 2012

Lustiger Wortwechsel

Mein Sohn David hat seine SIM-Karte verloren und benutzt nun irgendeine alte mit einer anderen Nummer. Ich wollte ihn anrufen, kannte aber die Nummer nicht. Mein Sohn M. suchte in seinem Telefonverzeichnis und fand eine alte Nummer. Die rief ich nun an und es entspann sich folgendes Gespräch:
Jemand hebt ab. Eine Frauenstimme. "Ja?"
Ich: "David?"
Die Frauenstimme: "Ich bin seine Mutter, David ist mein Sohn."
Ich empört: "Nein! Das kann nicht sein. ICH bin seine Mutter."
Verdattertes Schweigen am Ende der Leitung.
Dann kleinlaut die Frauenstimme: "Ich habe einen Sohn namens David."
Ich: "Ich auch!"
Dann lachten wir beide herzlich über dieses Missverständnis.
(Der andere David ist ein Bekannter meines Sohnes M.)

Samstag, 22. Dezember 2012

Die spanische Weihnachtslotterie

Heute war die Ziehung der spanischen Weihnachtslotterie. Diese gehört zur spanischen Weihnacht wie die Eiersuche zum deutschen Osterfest. Heute wurden mehr als 2,5 Milliarden Euro als Preise ausgeschüttet. Dies waren unsere Lose:
Wir haben nichts gewonnen. Wir hatte Lose im Wert von 90 Euro, vier ganze Décimos (Zehntel), die 20 Euro kosten und einen halben. Das kommt Euch vielleicht viel vor, aber für spanische Verhältnisse ist das nicht viel. Die Leute fangen schon im Herbst an, mal hier ein Los, mal da ein Los zu kaufen. Lose sind ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. Häufig teilen sich mehrere Personen ein Los und wohltätige Organisationen verkaufen Anteile mit kleinen Aufschlägen. Arbeitskollegen kaufen gemeinsam, damit alle dieselben Nummern haben. Die Auslosung ist ein Großereignis (2,5 Milliarden Euro!!!). Sie wird im Fernsehen und im Radio übertragen und dauert stundenlang. Der Hauptpreis, "El Gordo", entfiel auf die Nummer 76058. Wer 20 Euro gespielt hat, bekommt 400.000 Euro. Wer sich im Urlaub ein Los gekauft hat, kann im Internet auf vielen Seiten (z.B. bei www.elpais.com oder bei www.elconfidencial.es) nachschauen, ob er zu den glücklichen Gewinnern gehört.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Zurzeit meine Lieblingsfernsehsendung: Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie

So, mit diesem Thema werde ich auch noch meinen letzten Leser verlieren. Schnief, schnief, schnief, tschüss, lieber letzter Leser, tschüss. Danke, dass Du da warst.
Also: Die Geissens - ich bin dieser Serie seit der ersten Folge, soweit möglich, treu. Reichen Leuten beim Reichsein zuschauen, das mache ich sehr gerne, auch im richtigen Leben. Ich bin da auch nicht neidisch, denn ich weiß, wie häufig es im Leben auf und ab geht. Heute große Nachricht in Spanien: Tito Vilanova, der super erfolgreiche Trainer vom FC Barcelona, hat zum zweiten Mal Krebs der Ohrspeicheldrüse. Der würde sicher liebend gerne auch mit dem unbedeutendsten und geringsten seiner gesunden Fans tauschen.
Was gefällt mir an den Geissens? Sie sind eine sympathische, prollige Millionärsfamilie mit großem Familiensinn. Zum Clan gehören der Papa Robert, die Mama Carmen, zwei Mädchen, eins wild, eins brav und still, die Shania (sprich: Schanaia) und Davina heißen, der Opa und die Oma. Sie reisen um die Welt und geben dabei Kohle aus. Für die Geissens ist die ganze Welt ein einziger Freizeitpark. Das finde ich toll. Einfach Spaß zu haben, ohne groß nachzudenken.
Robert ist ein netter Machotyp – leider ist sein schauspielerisches Repertoire mittlerweile aufgebraucht.
Bei den letzten Folgen ist mir auch aufgefallen, dass sie ziemlich lieblos gemacht waren. Zum Beispiel einmal, da befinden sie sich auf den Bahamas oder in Miami oder irgendwo, da kommt ein Panoramabild der weiteren Umgebung, des Meeres im Hintergrund und dazu heißt es: „Dort wohnt Shakira“ oder Nicholas Cage oder irgendwer. Dort?!? Wo? Man blickte kilometerweit in die Ferne. Da hätte man doch hinfahren und das Haus zeigen können.
Die Innenaufnahmen der Wohnungen und Häuser, die die Geissens besichtigen, um sie gegebenenfalls zu kaufen oder zu mieten, sind ebenfalls schlecht gefilmt. Ich denke, Engel und Völkers oder wer auch immer, hat dafür bezahlt, dass da ein bisschen Reklame gemacht wird. Da könnte man doch einen besseren Kameramann engagieren. Ich bin ein Fan schöner Bilder schöner Häuser. Was bei den Geissens gezeigt wurde, war amateurhafter Mist. Man dachte zum Beispiel: „Aha, ein Einbauschrank, aha, eine Küche“, anstatt „Wow, was für ein Luxus, traumhaft, das will ich haben.“ Ich weiß nicht, ob sowas am Regisseur oder am Kameramann liegt, aber es ist irgendwie alles schlecht gefilmt. Wenn Robert Geiss ein Glas Sekt trinkt, dann würde ich mit der Kamera so nah ran gehen, dass man den kühlen Sekt im Glas perlen sehen würde, dass man so richtig Lust bekäme, auch einen Schluck zu nehmen, wie bei einer Sektreklame ... vielleicht besteht das Filmteam aus Praktikanten. Den Eindruck macht’s zumindest.
Auch die Handlung ist langweilig geworden. Manchmal muss der Opa mit irgendwelchen Clownereien die ganze Sendung tragen.
Carmen Geiss ist sympathisch und macht einen positiven Eindruck. Das gefällt mir auch. Sie ist immer gut drauf, immer schick, mit mächtig Holz vor der Hütten. Ich hatte eigentlich gedacht, ihre Brustprothesen befänden sich außerhalb ihres Körpers. Es ist doch viel praktischer, wenn man solche Megamöpse jederzeit ablegen kann, z.B. für die Hausarbeit oder wenn man joggen geht. Da braucht man sie doch echt nicht. Und man könnte verschiedene Modelle benutzen: Für die Sitzung des Elternbeirats wählt man eine geringere Körbchengröße als wenn man nach Las Vegas geht. Ich denke, man schläft auch besser, wenn nicht zwei Kilo Silikon auf einem oder unter einem liegen. Ja, werdet Ihr jetzt vielleicht einwenden, Robert möchte aber doch mit den Titten spielen ... umso besser: Robert spielt mit den Titten, Carmen geht währenddessen einkaufen. Echt, ich weiß nicht, warum jemand einen solchen Atombusen unter seiner Haut wollen sollte.
Letztens sah man Carmen im Badeanzug und da bekam ich doch den Eindruck, dass sie sich das Silikon hat einpflanzen lassen. Als sie a la Baywatch am Strand entlang rannte, wippte gar nichts. Dieses Phänomen, das alle Frauen am eigenen Leib erfahren und alle Männer vom Hinstarren kennen, nämlich dass der Busen hüpft, wenn man rennt, das war überhaupt nicht zu beobachten. Ihr Vorbau ragte auf wie aus Beton gegossen. Das sah ... hmhm ... seltsam aus. Also, um Carmens willen hoffe ich dennoch, dass sich der Plastikmüll außerhalb ihres Körpers befindet.
Der Volksmund sagt, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Dieser Punkt ist bei der Serie mit den Geissens bereits überschritten. Und das ist zurzeit meine Lieblingssendung!
(Stellt Euch mal vor, in dreitausend Jahren werden Gräber archäologisch untersucht und dann entdeckt man auf den Gebeinen gewisser Frauen diese seltsamen Grabbeigaben, diese Plastiksäckchen, immer auf derselben Höhe des Körpers (wahrscheinlich Amulette, die für guten Milchfluss auch im Jenseits sorgen sollten).)

Sonntag, 16. Dezember 2012

Krippenaufbau in der Kirche

Wie ich bereits in meinem letzten Eintrag erwähnt habe, habe ich beim Krippenaufbau in der Kirche geholfen. Hier sind die versprochenen Fotos. Ich bin eine schlechte Fotografin, ich weiß. Ich müsste mal einen Fotokurs machen.

Ein paar kleine Tische, eine Platte obendrauf, Bänke drauf,
so fing es an. In einer Aussparung ein Blumenkasten,
mit Flusskieseln gefüllt.
Braungrünes Papier wurde zerknüllt und als Felsen
an die Wand geklebt. Zur Krippe selbst
führt eine Rampe.
F., die den Krippenbau leitete, bei der Arbeit.
Beachtet das Gebirge mit den beleuchteten Häuschen.
Die linke Seite der Krippe.
Sehen die Felsen nicht total realistisch aus?
Und die beleuchteten Häuschen, sind die nicht cool?
Die Heiligen Drei Könige ziehen über eine Brücke.
Beachtet den Fluss (der Blumenkasten in der Aussparung,
mit Flusskieseln und zwei Pumpen, die das Wasser in
Bewegung halten. An den Rändern frisches Moos)
und den Gemüsegarten (mein Beitrag!).

Panoramabild Krippe selbst und rechte Seite.
Der Gemüsegarten im Detail.
Die Heilige Familie.
Die Krippe sieht in Wirklichkeit viel besser aus. Die Betrachter staunten und viele machten mit dem Handy Fotos.

Freitag, 14. Dezember 2012

Krise in Spanien - freuen wir uns gemeinsam mit der Bundeskanzlerin

Nachdem ich heute einen Auszug im spanischen Radio gehört hatte, habe ich nach dem genauen Wortlaut von Merkels heutiger Regierungserklärung gesucht, aber ich habe ihn nicht gefunden. Sinngemäß hat sie darin wohl gesagt, die Bemühungen in Spanien und Portugal zeitigten Erfolge, die Lohnstückkosten seien schon gesunken. Toll, ne? "Die Lohnstückkosten sind gesunken", das ist, glaub' ich, Synonym für "die Löhne sind gesunken". Und das stimmt ja auch, ne? Freuen wir uns also gemeinsam.
Der Lohn meines Gatten wurde um 12% gekürzt. Da haben wir gleich mal eine Flasche Sekt aufgemacht, denn wir haben gemerkt: Wir sind auf einem guten Weg.
E., die Putzfrau, hat die ganze Zeit mit ihrer 15-Stundenwoche 500 Euro im Monat verdient (8,30 € Stundenlohn). Mit Tränen in den Augen hat sie mir vor einiger Zeit erzählt, dass sie künftig 40 Stunden pro Woche für 640 Euro im Monat arbeiten müsse (14 Monatslöhne, ergibt 4,60 Euro Stundenlohn). Ja, sie wurde angemeldet. Und da bei 26 % Arbeitslosigkeit Putzpersonal wie Sand am Meer verfügbar ist, ist es auch nicht mehr notwendig, sie so reichlich zu entlohnen.
Ich hatte gedacht, ihre Tränen wären Tränen der Wut gewesen, aber vielleicht waren es ja auch Tränen der Freude: Auch sie konnte einen kleinen Beitrag zur Senkung der Lohnstückkosten leisten.
D. wurde entlassen und sollte für 30% weniger Lohn wieder eingestellt werden. Er nahm das Angebot nicht an und forderte den Arbeitgeber zu etwas sehr Hässlichem auf. Als er nichts anderes fand, womit er seine Familie ernähren konnte, schluckte er seinen Stolz und wollte zu Kreuze kriechen. Der Arbeitgeber hatte aber mittlerweile Pleite gemacht und seinen Laden geschlossen.
So lasst uns denn unser Glas erheben...
Ich weiß, das ist alles ziemlich unweihnachtlich und passt nicht in die festliche Zeit.
Heute war bei Aldi... (wo ich gegen meinen Vorsatz, keine Weihnachtsdeko zu kaufen, verstieß und einen Stern als Außenbeleuchtung kaufte), also, bei Aldi an der Kasse war eine Familie (Vater, Mutter, Kind) hinter mir, deren Einkauf aus einem Kilo Karotten, Fertigkartoffelbrei, einem Brot und zwei Packungen Hot Dogs bestand und die darüber beriet, ob noch eine Dose Erdnüsse ins Budget passte.
Gutes im Advent: Bei uns in der Kirche (wo ich beim Krippenaufbau helfe, Fotos folgen, wir arbeiten zu viert bereits seit drei Abenden daran, expect great things!), in der Kirche also türmt sich ein Berg Nahrungsmittel, die die Leute für die Bedürftigen zu Weihnachten gespendet haben. Bei einer Sammlung für die Armen warfen die Leute so viele Scheine in den Klingelbeutel/die Sammelkörbchen, dass die Ministranten Mühe hatten, die Körbchen zum Altar zu tragen. Sie mussten von oben drauf drücken, damit sie auf dem Weg nichts verloren. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Weihnachtsvorbereitungen

Wir wollen heuer Weihnachten mal wieder in Spanien verbringen (zum zweiten Mal!). Heute ist hier Feiertag und ich habe die Zeit genutzt und mit der Weihnachtsdeko angefangen. Ich hatte ein Vorher-Bild vom Tisch, aber mit zusammen ungefähr 100 weiteren Fotos habe ich es beim Überspielen auf den Computer verloren. Mist!


Der Adventskranz sieht genauso aus wie im letzten Jahr. Eigentlich wollte ich heute auch noch Plätzchen backen. Ich war auf der Seite von chefkoch.de. Ich wollte sehen, wie weit die anderen Leute mit Backen sind. Der Thread ist von 2005. Anfang November waren die Leute schon am Überlegen und auch am Backen. Ich war echt beeindruckt, wie früh die Leute anfangen und wie viele Sorten sie backen! Wenn ich so früh backen würde, hätten wir an Weihnachten nichts, da wäre alles schon gegessen. Naja, gut. Ich kontrollierte meine Vorräte und stellte fest, dass ich nur ein einziges Stück Butter in der Tiefkühltruhe hatte. Also ging ich einkaufen und kaufte Mehl, Zucker, Eier, Kakao, Nüsse, Marzipanrohmasse, Orangeat und Zitrone sowie Zimt. Fehlt was, gell? Das stellte ich auch fest, als ich wieder zuhause war. Die Butter. Mist! 


Das Krippchen habe ich auch schon aufgebaut. Ich weiß, es ist zu früh, aber was gemacht ist, ist gemacht. Ich mache immer alles in letzter Sekunde, ich muss mir echt auf die Schulter klopfen, dass es heuer nicht so ist.
Mein Gatte ist das Gegenteil von mir. Er ist ein Minimalist und macht das, was sich nicht vermeiden lässt, so zeitig wie möglich. Für ihn wäre auch ein Adventskalender einfach eine zusätzliche Belastung: jeden Tag an die Türchen denken zu müssen. Entweder würde er seine Sekretärin beauftragen sich darum zu kümmern und jeden Tag eins zu öffnen oder er würde vorarbeiten und am ersten Tag gleich mal sieben Stück aufmachen, dass er dann eine Woche lang nicht dran denken müsste.
Mein Sohn P. hat einen Adventskalender mit Schokoladenfüllung, einen von den Mittelgiftigen vom Discounter.   
Ja, so fiebern wir dem Weihnachtsfest entgegen.
Meine beiden älteren Söhne wollen am 21. Dezember anreisen. Der eine mit der Fluggesellschaft LAN, der andere mit Iberia. Die Iberia-Angestellten wollen vom 17. bis 21. Dezember streiken. Toll, ne? Dann ist in Madrid-Barajas die Hölle los, egal mit welcher Gesellschaft man fliegt.
Im Radio haben sie letztens erzählt, Iberia hätte in den vergangenen dreieinhalb Jahren (seit sie mit British Airways zusammengegangen sind) 35 Mal gestreikt. Ich weiß nicht, ob da die Generalstreiks, die Streiks des Bodenpersonals und die Streiks der Fluglotsen usw. eingerechnet sind. Ich denke mal nicht. 
Kinder, macht Euch keine Gedanken. Es ist weder das erste noch das letzte Mal, das so etwas passiert (siehe hier). Das Einzige, was zählt, ist, dass man heil ankommt. Hier wird mittlerweile dekoriert und geputzt und gebacken und ganz allgemein das Weihnachtsfest vorbereitet. Alles Gute, Leute! 

Dienstag, 4. Dezember 2012

4. Dezember - Barbaratag

Falls eine Barbara zufällig hier liest - Herzlichen Glückwunsch zum Namenstag!
Blick aus unserem Küchenfenster: Leichter Schnee auf den Büschen, der sich aber nicht halten konnte. Die vergangenen Tage war es eiskalt (bis zu -5º), sonnig und schneefrei, als es dann schneite war es zu warm und taute gleich wieder.

Nachmittags Siesta vorm Kamin (Ja, die größte Freud' ist doch die Zufriedenheit!)


Heute habe ich auch Barbarazweige geschnitten (Forsythien, da ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass da was blüht als bei Zweigen von meinen Obstbäumen). Barbarazweige werden am 4. Dezember geschnitten und sollen am Heiligen Abend blühen (ich sage es gleich: es klappt normalerweise nicht). Woher kommt dieser schöne Brauch?
 Ich habe mich bei Wikipedia kundig gemacht: Die heilige Barbara lebte im 3. Jh. im Nahen Osten. Weil sie dem christlichen Glauben nicht abschwören wollte, sperrte ihr Vater sie in einen tiefen Turm (denkt jetzt nicht "aha, ein Moslem", denn im 3. Jh. gab es noch gar keine Moslems). Durch ein Wunder gelang es ihr zu fliehen. Ihr Vater fand seine Tochter jedoch wieder und ließ sie zum römischen Statthalter bringen. Der Statthalter ließ sie auf die fürchterlichste Weise foltern. Auf dem Weg ins Gefängnis blieb sie mit ihrem Kleid an einem Zweig hängen. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser. Der abgebrochene Zweig blühte genau an dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde. Schließlich wurde sie von ihrem eigenen Vater enthauptet. Ja, die Geschichten der Heiligen Märtyrer sind schon heftig.
Barbara zählt zu den Vierzehn Nothelfern, die wir um ihren Schutz bitten dürfen, insbesondere bei Feuer und Gewittern. Sie wird mit einem Turm als Attribut dargestellt. Sie ist Schutzpatronin der Bergleute, Geologen, von allerhand Handwerksberufen, auch der Elektriker und Architekten, der Kampfmittelbeseitiger und Feuerwehrleute, sowie der Mädchen und Gefangenen.
Wir müssen echt dankbar sein, dass wir in Ländern leben, in denen es Vätern nicht gestattet ist, ihre Töchter zu enthaupten und in denen folternde Statthalter zur Rechenschaft gezogen werden. Heilige Barbara, bitte beschütze uns auch weiterhin!

Freitag, 23. November 2012

Äußerste Zufriedenheit

Ich habe gerade in der Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen eine Kolumne gelesen und zwar diese Zur äußersten Zufriedenheit hier und musste dabei daran denken, wie es war, als wir im Sommer unser Auto kauften und hinterher x Mal von Audi nach unserer Zufriedenheit gefragt wurden.
Herr V., der Verkäufer, hatte sich abschließend erkundigt, ob wir mit dem Kauf und seinen Umständen zufrieden gewesen wären. "Ja, sehr," hatte ich ihm geantwortet. Ob es uns in diesem Fall etwas ausmachen würde, wollte er weiter wissen, bei den Befragungen, die uns nun erwarteten, stets mit "äußerst zufrieden" zu antworten. Da wir rundum zufrieden gewesen waren, sagte ich ihm, das würde uns nichts ausmachen. Er erklärte weiterhin, dass ein rundum zufriedener Kunde vor uns auf viele Fragen mit "zufrieden" und "sehr zufrieden" geantwortet hätte und das wäre für ihn, den Herrn V., nicht gut gewesen. 
Ich versicherte ihm, dass wir zufrieden gewesen seien und daher kein Problem damit hätten, zu behaupten, wir seien "äußerst zufrieden" gewesen. Besonders gefallen hatte mir, dass er nach dem Autokauf eine gute halbe Stunde als Beifahrer mit uns herumgefahren war und uns die Automatikschaltung und vieles mehr erklärt hatte, dass er mit uns das Fahren des Wagens geübt hatte. Danach wurde aber, glaube ich, gar nicht gefragt.
Als dann schließlich der Fragebogen mit der Post eintraf, füllte ich ihn im Großen und Ganzen wie von Herrn V. gewünscht aus. Die Frage nach unserem Kontakt zur Werkstatt beantwortete ich nicht, da uns diese Werkstatt vor etlichen Jahren durch eine fehlerhafte Reparatur beinahe ums Leben gebracht hätte. Ich glaube, Audi möchte das gar nicht wissen. Wir wechselten danach zu einer freien Werkstatt, bei der wir nun schon seit vielen Jahren Kunden sind.
Eine weitere Frage, bei der ich stutzte, war (sinngemäß): "Wie waren Sie mit dem Empfang bei Ihrem ersten Besuch zufrieden?"
Unser erster Besuch hatte sich wie folgt gestaltet: Mein Sohn D. und ich trafen an einem heißen Nachmittag beim Autohändler ein. Vor der Tür war kein Parkplatz frei, wir parkten in etwa 30 Meter Entfernung. Wir begaben uns zur Tür, die sich automatisch öffnete. Drinnen war es angenehm kühl. Beide Verkäufer waren mit Kunden beschäftigt. Herr V. kam zu uns und bat uns, uns zu gedulden, während er fertig bediente. "Selbstverständlich", antworteten wir und fragten, ob wir derweil die ausgestellten Autos anschauen dürften. "Selbstverständlich", antwortete er. Wir schauten uns also den A3 an und den Q7 und was da sonst noch rumstand. Das war für meinen Sohn und für mich sehr interessant und machte uns überhaupt nichts aus, im Gegenteil. Dann kam Herr V. wieder auf uns zu, entschuldigte sich und begann, uns nett, freundlich und kompetent zu unserer Zufriedenheit zu bedienen. Was ist eigentlich so schlecht an der Zufriedenheit? Wie sagt schon Wilhelm Buschs Lehrer Lämpel? "Die größte Freud' ist doch die Zufriedenheit" und nicht "Die größte Freud' ist doch die äußerste Zufriedenheit".
Wie hätte der Empfang bei unserem ersten Besuch sein müssen, damit ich "äußerst zufrieden" gewesen wäre? Mein Sohn D. und ich treffen an einem heißen Nachmittag beim Autohändler ein. Wir parken direkt vor der Türe. Ein livrierter Doorman reißt selbige auf. Er streckt uns eine geöffnete Hand entgegen, in die wir die Autoschlüssel plumpsen lassen (valet parking). Wir treten ein. Ein gutaussehender junger Mann reicht uns leckere Cocktails. Junge Frauen in weich fließenden, weißen Gewändern streuen Blumen auf unseren Weg. In der Mitte des Verkaufsraums befindet sich ein Springbrunnen (siehe Alhambra in Granada). Es duftet nach Jasmin. Klassische Musik spielt (irgendwas von Händel), in der Ecke sitzt ein kleines Orchester. Herr V. kommt auf uns zu. Er bedient uns wie oben beschrieben und nennt sofort den niedrigsten Preis, zu dem er gewillt ist, den gewünschten Wagen an uns abzugeben. Auf diese Weise wäre der Empfang beim ersten Besuch zu meiner "äußersten Zufriedenheit" verlaufen, so konnte ich leider nur "sehr zufrieden" ankreuzen. 
Ich halte nicht viel von solchen Umfragen, da ich glaube, dass die Firmen nicht ernsthaft auf negative Antworten eingehen. Was mich jedoch nicht daran hinderte, Herrn V. in allen Kategorien - außer bei der Frage nach dem Empfang, bei der ich kurz mein Hirn einschaltete - meine "äußerste Zufriedenheit" zu bescheinigen. 

Dienstag, 20. November 2012

Ich habe einen Plum Pudding gebacken!

Und zwar einen original englischen, einen Christmas Pudding mit Nierenfett und allem Pipapo. 
Vor zwei Jahren haben wir das Weihnachtsfest in England verbracht, dort haben wir den Plum oder Christmas Pudding kennengelernt. Wir hatten dort einen der Größe der Wohnung angemessenen Baum (Höhe etwa 30 cm) und wir feierten im englischen Stil, mit Christmas Crackers. Das sind diese Dinger, die aussehen wie große Bonbons, in denen aber Zündplättchen drin sind. Jeder zieht an einer Seite und dann macht es "plopp". Hilarious! Ja, und wir hatten Papierhüte auf, wir versuchten, so richtig englisch zu sein. Der Christmas Pudding war von Tesco, der war absolut okay. 
Da ich nun dieses Lammnierenfett hatte, wollte ich mich selbst mal an der englischen Spezialität versuchen. 
Ich suchte also eine Weile im Internet nach einem gescheiten Rezept. Anscheinend hat da jede Familie ihre eigene Tradition. Ich entschied mich für die Anleitung von Stephen Owens. Wie der schon daher kommt, mit seiner grünen Mütze und seinem farbenfrohen Hemd, hahaha ... that's England for you. Stephen Owens sieht aus als wüsste er definitiv, wie man einen richtig englischen Plumpudding macht. Stephen Owens, Plum Pudding Wenn Ihr da drauf klickt, könnt Ihr ihm beim Backen zuschauen. Da steht auch die Zutatenliste auf Englisch, die ich hier übersetze. (Er schreibt 1 Orange, er erklärt dann aber, dass er nur die Hälfte benutzt.) Also, Zutaten:  60 g Mehl, 100 g weiche, weiße Brotkrümel, 100 g gehacktes Rinder- oder Lammnierenfett, 450 g Trockenfrüchte, 1/2 Orange (Saft und abgeriebene Schale), 1/2 Zitrone (Saft und abgeriebene Schale), 1 Apfel, 2 Eier, 1 Esslöffel Melasse (Rübensirup, Grafschafter Goldsaft, o.ä.), 1 Teelöffel Zimt, 1 Teelöffel Muskat, 1 Karotte, 125 g brauner Zucker, 100 g Orangeat oder Zitronat, eine Prise Salz, 1-2 Esslöffel Whisky oder Brandy.
Ich habe ich mich weitgehend an seine Anleitung gehalten. So ging ich vor: Das Nierenfett hat bei Mr. Owens und auch auf anderen Rezeptseiten, die ich angeschaut habe, so eine flockige Konsistenz. Ich wusste nicht, wie ich die hinkriegen sollte. Ich benutzte dieses Hackgerät:

Das Ergebnis war suboptimal, eher eine Paste als Flocken, aber es war okay. Ich denke, es wäre besser gewesen, das Fett auf einer groben Reibe zu reiben. Oder es ganz fein zu hacken. Für die Brotbrösel (ebenfalls eine flockige Konsistenz! Wir sprechen hier nicht von Paniermehl!), habe ich Toastbrot im selben Gerät gehackt. Alternativ könnte man es vielleicht auch grob reiben. Die Trockenfrüchte sind in den meisten Rezepten Mischungen aus Rosinen, Sultaninen, Korinthen, etc. Mr. Owens hatte auch getrocknete Kirschen dabei. Ich hatte ungefähr zur Hälfte Rosinen und Cranberries. Ich glaube, da kann man so ziemlich nehmen, was man möchte. Die Schalen von der Orange und der Zitrone habe ich nicht verwendet, da ich keine biologisch angebauten Früchte hatte. Ich habe sie durch nichts ersetzt. Als Melasse hatte ich Grafschafter Goldsaft. Dass man keinen ganzen Teelöffel Muskat verwenden sollte, ist der erfahrenen Hausfrau sicher auch klar, eine richtig große Prise sollte genügen. Ich fettete meine Form mit etwas Butter. So, das waren meine Kommentare zu den Zutaten.
Schauen wir nun Mr. Owens über die Schulter: Er gibt zuerst seine Brotkrumen in die Backschüssel, dazu kommen das Fett, die Trockenfrüchte und das Mehl. Er rührt nun zum ersten Mal. Dann fügt er den Saft und die abgeriebenen Schalen hinzu. Er rührt nun zum zweiten Mal und fügt die fein geriebene Karotte und den fein geriebenen Apfel hinzu. Nun kommen der braune Zucker, das Orangeat und/oder Zitronat. Er rührt wieder, gibt dann die Eier, den Zimt, das Muskat, das Salz, den Goldsaft und den Whisky hinzu. Bei mir sah das nun so aus:


Ziemlich genau wie bei ihm. Er empfiehlt, den Teig idealerweise über Nacht durchziehen zu lassen. Ich habe ihn nur ein paar Stunden ziehen lassen. Mr. Owens gibt den Teig nun in eine Keramikschüssel, ich verwendete meine Puddingform. Er deckt seine Schüssel zuerst mit Backpapier ab. Schaut Euch den Trick an, mit dem er sein Papier "perfectly round" schneidet. Dann noch mit Alufolie oder sonst irgendwas abdecken. Bei den meisten Rezepten wird der Pudding nun stundenlang im Wasserbad gekocht. Mr. Owens setzt auf den Schnellkochtopf. Das ist eher mein Stil. Er benutzt einen Einsatz wie ich ihn auch habe. Eine Stunde bei Volldampf. Dann schaltete ich den Herd ab und ließ den Pudding im Topf, bis das Ventil wieder unten war. Dann nahm ich ihn heraus, entfernte die Abdeckung  und ließ ihn abkühlen. Mr. Owens lässt den Plum Pudding nun bis Weihnachten in seiner (wieder zugedeckten) Keramikform. Da ich eine Puddingform aus Metall benutzt hatte, traute ich mich das nicht (wegen der möglichen Oxidation). Mein Pudding sah so aus:


Oder in anderem Licht so: 


Ich wickelte ihn in Backpapier und legte ihn in den Kühlschrank. Da liegt er nun. Er muss mindestens 4 Wochen durchziehen. Man kann ihn laut Mr. Owens sogar ein Jahr im Voraus backen. Ich habe ein bisschen Angst, dass er zu schimmeln anfängt. Ich werde alle paar Tage mal nachschauen und beim ersten Anzeichen, dass er schwächelt, werde ich das schlechte Stück rausschneiden und wir werden ihn essen, Christmas or not. Vielleicht werde ich ihn zwischendurch mal mit etwas Whisky begießen, das wird auch in manchen Rezepten empfohlen. Das desinfiziert.


Man kann gar nicht früh genug anfangen mit den Weihnachtsvorbereitungen. Ich war auf dem Dachboden und habe meine Dekoartikel gesichtet. Jetzt macht das Spaß. Man kann sich in aller Ruhe an seinen schönen Sachen erfreuen, einfach nur anschauen und wieder wegräumen. Ohne den Stress, der in der Vorweihnachtszeit doch manchmal aufkommt. Vorfreude ist eine schöne Freude. Die Zeit, einen Christmas Pudding zu backen, ist jetzt, und nicht am 23. Dezember!

Mittwoch, 14. November 2012

Der Generalstreik - Bericht aus Spanien

Interessant sind ja immer die Meinungen der Betroffenen vor Ort. In unserer Online-Lokalzeitung haben 73 Leser den Streik und die Demonstration heute mittag kommentiert. Ich gebe Euch hier mal ein paar Meinungen auf Deutsch wieder:
1. Der Kommentar mit den meisten Likes zur Demonstration: Die meisten Demonstranten waren unpolitische Studenten, die von den Erhöhungen der Studiengebühren, den Kürzungen der Stipendien und dem Mangel an Perspektiven am Arbeitsmarkt die Nase voll haben. Die Leute von den Gewerkschaften haben sich mit ihren Fähnchen vorne dran gestellt. So fühlen sie sich stark. Als würden wir ihnen folgen ...
2. Der nächste Kommentar in Großbuchstaben: Die Gewerkschafter haben sich vor die Studenten gestellt! Schamloses Pack! Der Streik ist gescheitert. Mit unseren Steuergeldern müssen wir die Gewerkschaften finanzieren. 
3. Die Anarchogewerkschaft hatte zu dieser Demonstration aufgerufen! Die Studenten sollten schon schauen, hinter wen sie sich stellen!
3. Mein Sohn hat gestreikt wegen der Studiengebühren. Ich habe dieses Jahr für ihn 1600 Euro bezahlt. Da hätte er mal früher streiken sollen.
4. Die ganze Demonstration hat nach Marihuana gestunken (muss stimmen, das haben mehrere Kommentatoren geschrieben).
 5. Du Clown! Besser es riecht nach Marihuana als nach Faschist. Du bist ja anscheinend zufrieden mit der Situation! 
6. "Anarcosindicalismo" ("Anarchogewerkschaften") stand auf dem Plakat. Was soll denn das bedeuten? Ich bin für den Streik, aber das will ich nicht. Eine Schande!
7. Ich verurteile die politische Kaste, die uns in die Krise geführt hat, ich verurteile die Gewerkschaften, die sich nur um ihr eigenes Wohlbefinden kümmern. 
8. (In Großbuchstaben:) Warum habt ihr die Gewerkschafter denn nicht verjagt? Habt ihr Schiss?
9. Was ist denn die Lösung für die Krise? Wo waren die Gewerkschaften denn, als Zapatero dran war? Klar, da habt ihr die Hand aufgehalten und Subventionen kassiert.
10. Wie viele Faschisten kommentieren hier eigentlich? Ihr hockt zuhause, wir kämpfen für eure Rechte. Es lebe der Kampf der Arbeiterklasse.
11. Argumente: Ihr sagt, mit dem Streik erreicht man nichts, aber wenn wir was erreichen, dann habt ihr genauso den Nutzen. 8-Stundentag, 5-Tagewoche, Arbeitslosengeld (es folgt eine lange Aufzählung), das haben alles die Gewerkschaften erkämpft.
12. Man hat das Gefühl, ihr seid stolz darauf, keiner Ideologie anzugehören. Ihr wollt nur billig studieren!
13. Die Taxifahrer fordern immer unsere Solidarität. Heute haben sie alle gearbeitet. Geier!
14. Mit dieser privilegierten Politikerkaste kommen wir nie aus dem Tränental. Es gibt hier zu viele Faschisten. An alle, die Rajoy gewählt haben: Es geschieht Euch recht!
15. Hört auf mit dem Streik, geht nach Hause, heute abend spielt die Nationalmannschaft. Wir wollen Fiesta!
16. Alles, was die Arbeiterklasse erreicht hat, radiert diese Regierung einfach aus. Reagiert endlich!
17. An alle, die die Arbeiter nicht unterstützen: Macht doch eure Scheißlädchen auf solange ihr noch könnt. Vielleicht seid ihr eh bald pleite. Ich werde die Läden, die heute offen hatten, in Zukunft boykottieren. Euch ist es egal, dass mein Lohn gekürzt wurde, mir ist es egal, wenn ihr zusperren müsst. Clowns, Faschisten!
18. Die regieren seit einem Jahr und es geht uns schlechter, wir sind am Arsch. Was hat diese Regierung für das Volk getan? Nichts, nichts, nichts.
19. Uff, was für ein Tag. Ich habe gar keinen Zweifel daran, dass der Streik ein Erfolg war. Ich habe gestreikt und habe den Tag zum Einkaufen genutzt: Kleider, Lebensmittel für den ganzen Monat, die Läden waren ja alle offen. Dann habe ich das Auto zur Revision in die Werkstatt gebracht. Ich bin erschöpft. Glückwunsch an die Gewerkschaften.
20. Da waren mehr als 10.000 Demonstranten.
21. 5000  (das schreibt auch die Lokalzeitung)
22. 500, ich habe sie gezählt.
23. Was wollt ihr denn? Wenn heute Wahlen wären, würde Rajoy wiedergewählt.
24. Jaja, die Beamten sind schuld, die trinken den ganzen Tag Kaffee.
25. Man kann eine Regierung unterstützen, wenn die Dinge besser werden, aber es ist doch alles schlechter geworden! Außer für die privilegierte Kaste. Seid doch realistisch, bitte!
26. Was soll das Volk denn machen? Die Regierung stranguliert uns, wir lassen die Hosen runter.

Usw., usw.
Typische Stimmen aus Spanien.
Was habe ich gesehen? Es war ziemlich ähnlich wie beim letzten Generalstreik im Frühjahr, die Beteiligung war deutlich geringer. In unserem Ort war "normalidad absoluta", alles war wie an jedem gewöhnlichen Werktag, ich habe nur zwei Babberle mit 14N (14. November) gesehen. Ansonsten fasse ich kurz zusammen, was ich auch schon letztes Mal geschrieben habe, nämlich hier klicken, da kommt Ihr zu meinem ausführlicheren Eintrag zum Generalstreik im Frühjahr. Alle Geschäfte waren offen, wenige Kunden waren da. Im Industriegebiet mit den vielen Zufahrtsstraßen business as usual. Im anderen Industriegebiet, auf dessen Zufahrtsstraßen beim letzten Mal morgens Autoreifen angezündet worden, standen dieses Mal nur Streikposten. In der Uni waren ungefähr die Hälfte der Professoren und Studenten da, habe ich mir sagen lassen. Bei den Demonstrationen waren wieder überraschend viele Leute.

Dienstag, 13. November 2012

Generalstreik morgen in Spanien

Für den 14.11. ist in Spanien ein Generalstreik angekündigt. Ich habe gerade rasch mal bei spiegel.de und faz.net geschaut, da steht kein Wort davon. Das wundert mich. Ich hätte gedacht für Leute, die morgen aus geschäftlichen oder privaten Gründen nach Spanien reisen möchten, wäre das schon interessant.
Um was geht es? Um das ewig Gleiche. Den Leuten geht langsam ein Licht auf: Dies ist keine Krise, dies ist ein Umbau der Gesellschaft, dessen Ende nicht absehbar ist. Löhne und Gehälter werden massiv gekürzt, alles andere wird massiv teurer. Die Unterschicht verarmt, die Mittelschicht ist enormem Druck ausgesetzt. Was ich persönlich auch schlimm finde, ist, dass die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs durch Bildung verbaut wird. Dazu gäbe es viel zu sagen. 
Als Mariano Rajoy Ende letzten Jahres an die Macht kam, setzten die Menschen Hoffnungen auf ihn, auch Leute, die ihn nicht gewählt hatten und nie wählen würden. Man dachte einfach, die Rechte würde manche Dinge anders machen. Um mal einen Punkt herauszugreifen: man dachte z.B., die neue Regierung würde nur wenige Stellen mit inkompetenten Freunden, Verwandten und Bekannten besetzen. Was tatsächlich geschah, war doch ein bisschen schockierend. Es ging genauso weiter wie unter Zapatero. Ihr müsst Euch das so vorstellen: Für einen mittelhohen Posten im Verteidigungsministerium wird ein verdienter Angehöriger der Luftwaffe mit guten Englischkenntnissen benötigt. Eingestellt wird ein arbeitsloser Arzneimittelvertreter ohne Fremdsprachenkenntnisse, weil seine steinalte Oma ihren anderen, einflussreichen Enkel zurechtgewiesen hat und gesagt hat "da bist du nun ein hohes Tier im Verteidigungsministerium und kannst noch nicht mal deinen Cousin ordentlich unterbringen". Und dann wird der Cousin halt untergebracht und zwar so, dass die Oma auch stolz sein kann. (Ich habe versucht, den Fall so zu entstellen, dass man die Personen nicht erkennen kann, aber da es diese Fälle zu Tausenden (Zigtausenden?) gibt, ist er vielleicht anderen Fällen ähnlich.) Damit die anderen Mitarbeiter dies schlucken, müssen auch noch Marisa, eine Ballettlehrerin, Schwägerin von Alfredo, und Pedro, ein Schulabbrecher, Sohn von Ricardo, untergebracht werden und Esther, die Cousine von Marivi, muss befördert werden, dann stimmen alle zu und alles ist wieder in Ordnung. Die freie Stelle ist besetzt, zwei zusätzliche Stellen wurden geschaffen. Die regierende Kaste wächst und gedeiht, während das Volk darbt. Darf man so was im Internet schreiben? Ja, ne? Liest ja eh keiner. Aber für den Fall, dass es doch einer liest: ich habe mir den Fall nur ausgedacht, echt. In Wirklichkeit ist alles ganz anders. In Wirklichkeit werden nur kompetente Menschen eingestellt, egal, ob sie verwandt sind oder nicht. Spässle. Jetzt habe ich Schiss. Und das ist wahrscheinlich der Grund, warum man von solchen Fällen nur ganz selten hört.
Also, Gründe für den Streik: Spanien wird in den Abgrund geführt.
Warum viele Menschen nicht streiken, obwohl sie mit der derzeitigen Politik überhaupt nicht einverstanden sind (abgesehen von der Lohneinbuße, die gerade in diesesn Zeiten viele schmerzen würde): Der Streik wurde von den Gewerkschaften ausgerufen und viele Leute empfinden die Gewerkschaften als Teil des Problems. Eine weitverbreitete Meinung in unserem Bekanntenkreis ist, dass die Gewerkschaften nur an sich und ihre Klientel denken. Dass sie einfach unverschämt sind. Z.B. eine Krankenschwester hat sich darüber aufgeregt, dass ihre Betriebsrätin, die nur ein paar Bürostunden hat, genauso viel verdient wie sie, einschließlich der Zulagen für Nachtdienste. Sie meint, dass man Leuten, die keine Nachtdienste leisten, auch keine bezahlen sollte. Ein anderer Fall: eine Firma mit einer Abteilung, in der es nur in einem Monat im Jahr so richtig rundgeht. Die Mitarbeiter dieser Abteilung wünschen nun, in diesem Monat ihren Jahresurlaub zu nehmen. Als der Chef dies ablehnt, reichen sie mit Hilfe der Gewerkschaft Klage ein. Solche Sachen halt. Die nerven die Kollegen. Und dann empfinden viele die Streiks als politische Streiks gegen die Rajoy-Regierung und fragen: "Warum haben die Herrschaften nicht gestreikt als Zapatero dran war?" Sie betrachten die Gewerkschaften als Teil der regierenden Kaste, die das Volk ausplündert. 
Währenddessen werden den Banken Milliarden in den Allerwertesten geblasen ... ja, das sind alles so Sachen.  
In die Geschichte mit den Zwangsräumungen, die ich schon ein paar Mal erwähnt habe, kommt jetzt anscheinend Bewegung. Seit Beginn der Krise sind schon 400.000 Familien zwangsgeräumt worden, weil sie ihre Hypotheken nicht bezahlen konnten. Ja, da könnte es schon sein, dass vielleicht die Zeit gekommen ist, gegebenenfalls anzufangen, sich eventuell Gedanken zu machen, ob man da nicht möglicherweise doch beginnen sollte, sich zu überlegen, ob man nicht mal mit den Banken sprechen und sie fragen könnte, ob sie überhaupt noch Interesse daran haben, in den Besitz von noch mehr Wohnungen zu kommen, die nicht besonders viel wert sind. Ja, die Dinge überstürzen sich. Also, mal sehen, was morgen los ist. Ich werde Euch berichten. 

Samstag, 10. November 2012

Weihnachtsvorbereitungen - Teil 1

Mein Beschluss: Heuer kaufe ich keine neuen Weihnachtsdekosachen. Auch wenn die Weltwirtschaft meinetwegen in die Knie geht, chinesische Wanderarbeiter in ihre Dörfer zurückkehren müssen und es den Geschäften die Bilanzen verhagelt. Dieses Jahr kaufe ich nichts.
Am Donnerstag war ich mit einer Freundin in der Stadt bummeln und wir stellten fest, dass die Geschäfte schon Weihnachtsschmuck anbieten. Und was es für hübsche Sachen gibt! Gut gefallen hat mir statt Türkranz ein Herz aus Rohr oder Weiden geflochten, in der Mitte hängt eine Kugel herab und oben ist ein Schild "Willkommen" dran. Eine schöne Idee und mal was anderes, aber ... ich haaabe einen Türkranz.
Dann sah ich diesen Plätzchenteller von Villeroy und Boch, 19,99 Euro (in Wirklichkeit ist der natürlich nicht so unscharf, ich habe ihn von der Website kopiert, ich weiß nicht, warum das so hässlich geworden ist). Dieser Teller gefällt mir echt gut, aber ... ich haaabe zwei! Plätzchenteller.  
Gut gefiel mir auch eine Laterne, deren Glasseiten mit Weihnachtsmotiven bemalt waren.  Ich dachte mir, dass die mit einem Teelicht oder einer Kerze drinnen abends am Fenster sehr schön aussehen würde, aber ... haben wir nicht schon genug Mist????? Ich könnte ja eine der beiden Laternen, die wir schon haben, mit Weihnachtsmotiven bemalen, wenn ich wollte.
Ganz abgefahren: In einem Laden, den ich doch nicht nennen möchte, drei Tannzapfen, ganz gewöhnliche, mittelgroße Tannzapfen, nach denen man sich im Wald nur bücken muss, mit einer Schnur oben dran zum Aufhängen ... sage und schreibe 5,99 Euro. Materialkosten wenn man's selber macht (von mir geschätzt): Pattex für 3 Cents, Schnur für 2 Cents. Anspruch an das handwerkliche Können: 0. Ich frage mich, ob diese Tannzapfen auch containerweise aus der Volksrepublik China importiert werden.
In New York war es so, dass nach Weihnachten der ganze Dekokram verramscht wurde und man konnte Sachen echt billig kaufen, auch Swarovski-Sterne zum halben Preis und so. Da habe ich mich so richtig mit schönen Kugeln etc. eingedeckt. In Deutschland oder in England ist das ja nicht so, da wird alles weggeräumt. Wahrscheinlich schmeißen hier die Kaufhäuser die Sachen lieber weg als sie zu verramschen. Ich wollte letztes Jahr schlau sein und direkt nach Weihnachten eine richtig gute Außenbeleuchtung kaufen. Zum halben Preis, natürlich. Ts, Peifedeckel. Ich konnte nur den Angestellten beim Kehren der Abteilung zuschauen. In den nächsten Tagen werde ich mal auf den Dachboden gehen und mir einen Überblick verschaffen, was wir an Weihnachtsschmuck haben. Wir haben viele schöne Sachen und ich freue mich auf's Schmücken. Weihnachten selbst geht so schnell vorbei, aber die Vorbereitungen, die sind doch ein Genuss und wenn man rechtzeitig anfängt, so wie ich heute mit dem Beschluss, nichts Neues zu kaufen und in den nächsten Tagen mal das alte Alte zu sichten, dann gibt's auch keinen Stress.

Sonntag, 4. November 2012

Weckruf - Katastrophenschutz - Selbstschutz


Wie Ihr wisst, hatten wir das Glück, vier Jahre in New York wohnen zu dürfen, und zwar in Manhattan, und zwar direkt am Wasser. Als sich Hurricane Sandy näherte, galt für das Gebäude, in dem wir gewohnt hatten "mandatory evacuation", die Bewohner mussten das Gebäude verlassen; wenn man es nicht verließ, geschah aber auch nichts. Also blieben viele Bewohner. Ich denke, wir wären auch geblieben. Letztes Jahr mussten die Leute nämlich schon einmal gehen (Hurricane Irene) und dann geschah gar nichts. In der Zeit, in der wir dort lebten, gab es auch mehrmals Warnungen vor irgendwas und dann war immer nix, z.B. snow storm warning und dann fielen drei Flocken oder keine Warnung vor irgendwas und dann saßen wir in Panik auf dem Sofa, weil wir Angst hatten, die Fensterscheiben flögen raus, so stark war der Sturm. 


Die Fensterscheiben waren nämlich riesig. Hier seht ihr den Blick aus einem Wohnzimmerfenster auf Brooklyn. Scheibe mit Weihnachtsdeko, hihihi, (von oben hingen ein paar Dekoelemente herab, andere Sachen hatte ich mit doppelseitigem Klebeband befestigt. Es konnte von draußen ja keiner reinschauen (24. Stock)).
Hier noch ein paar von mir aus unseren Fenstern gemachte Bilder von heraufziehenden Stürmen in NYC:


Blick aus dem Schlafzimmerfenster. Ja, das hohe Gebäude links ist das Empire State Building.


Ein Blick aus dem anderen Wohnzimmerfenster auf den East River mit Roosevelt Island. Das zweithöchste Gebäude, das da so links am Wasser steht, ist das UNO-Gebäude.
Also, Wetter gibt's in New York zum Abwinken. Ich denke mal, wir hätten unsere Wohnung nicht verlassen. Ich hätte 50 Liter Wasser gekauft, die Badewanne mit Wasser gefüllt, bei Trader Joe's einen großen Einkauf gemacht und den Kühlschrank und das Gefrierfach vollgemacht und dann hätte ich gedacht: "Bring it on!"
So, und dann wäre der Sturm gekommen. Etwas heftiger als die Male, als ich dachte: "Uaaahhh, die Scheibe fliegt raus." Und dann wäre der Strom weggewesen. Und der Aufzug hätte nicht mehr funktioniert. Und dann wäre das Wasser weggewesen. Wie Ihr wisst, bin ich für das Thema sensibilisiert, weil wir ja gerade selber zwei Tage ohne Wasser waren. "Naja, das wird alles gleich wieder funktionieren", hätte ich wahrscheinlich gedacht und wir hätten unsere Wasservorräte fröhlich verbraucht. Leute, die Herrschaften, die unter Verstopfung leiden, sind immer am Jammern, aber ich muss Euch sagen, in solchen Situationen sind sie klar im Vorteil. In meiner Familie haben alle eine Top-Verdauung mit täglichem Stuhlgang. Wisst Ihr, was das bedeutet? Da ist das Wasser in der Badewanne aber ruckzuck alle. Und die Klospülung funktionierte im ganzen Gebäude eh nicht besonders (da war irgendein Wassersparsystem installiert!!!). Wir konnten nur grottenschlechtes Klopapier verwenden. An Extraflausch war da echt nicht zu denken. Gäste sagten zu uns: "Was habt Ihr bloß für ein schlechtes Klopapier!" und wir mussten uns rechtfertigen. Peinlich, ne?
Ja, und dann wäre das Zeug in unserem Kühlschrank langsam warm geworden, naja, sehr warm nicht, denn die ganze Wohnung wäre ja mittlerweile kalt gewesen. Vom Isolieren halten die Amis wenig. Und wenn wir dann gedacht hätten: "Na, dann machen wir uns halt mal einen schönen, heißen Tee", dann wäre das auch nicht gegangen, denn der Herd ging elektrisch an, obwohl es ein Gasherd war. Früher funktionierten Gasherde nur mit Gas und man entfachte das Feuer mit einem Streichholz, mittlerweile aber bedürfen sie des Stromes. Tja, und der Fernseher hätte nicht funktioniert. Und die Batterie vom Computer wäre irgendwann mal leer gewesen. Wir haben ein Kurbelradio mit Dynamobetrieb, mit dem man auch Handys aufladen kann, da hätten wir Informationen über die Lage bekommen. Nach zwei, drei Tagen hätten wir die Wohnung dann doch verlassen müssen, wegen der Klosituation. Mit unseren Rollköfferchen hätten wir 24 Stockwerke hinabsteigen müssen. Dann hätten wir uns zu unseren Freunden auf der Upper West Side durchschlagen müssen, die uns wahrscheinlich aufgenommen hätten.
Mann, Mann, Mann. Die Menschen in diesem Gebäudekomplex sind seit fast einer Woche ohne Wasser und Strom. Ich denke mal, die abartig hohe Miete müssen sie trotzdem bezahlen.  
Leute, wir müssen uns wirklich mehr Gedanken machen, wie wir uns im Falle X verhalten.
Wir haben dieses Kurbelradio, das ist schon mal gut. Ich muss es mal überprüfen, ob es noch funktioniert (nachdem ich es gesucht habe, ich habe nämlich nicht die leiseste Ahnung, wo es sich befindet). Vielleicht sollten wir einen Campingkocher anschaffen, denn bei Stromausfall funktioniert unser Elektroherd nicht und man wird ja auch nicht den Grill anschüren wollen, bloß weil man eine Tasse Kaffee oder warme Milch möchte.
Also, ein paar Sachen habe ich schon gesammelt in Sachen vorbereitet sein:
1. Wenn es kein Wasser gibt, im Freien gleich eine Pinkelecke einrichten.
2. Regenwasser vorrätig halten.
3. Schauen, wo man Wasser herbekommt, wenn das Regenwasser ausgeht (Quelle, Brunnen, ?)
4. Leere Wasserbehälter vorrätig halten.
5. Kurbelradio suchen.
6. Campingkocher kaufen, Gas vorrätig halten.
7. Nicht auf Tiefkühlvorräte setzen, sondern auf Dosen. Dosenöffner dazu packen (> 1)
So, das sind jetzt mal so ein paar Sachen, die mir in den letzten Tagen eingefallen sind.
Update: Als ich meinen Gatten fragte, ob er wüsste, wo das Kurbelradio sei, antwortete er mir, es befände sich in einem Schubkasten in seinem Arbeitszimmer, zusammen mit einer dynamobetriebenen Taschenlampe sowie einer weiteren Taschenlampe und Batterien verschiedener Größe. Heee, toll. Warum er dieses Herrschaftswissen für sich behalten hatte, erschließt sich mir nicht, ich hätte das Zeug im Ernstfall nämlich nicht gefunden. Der Schubkasten im Arbeitszimmer wäre so ziemlich der letzte Ort gewesen, an dem ich gesucht hätte.
8. Pappteller (während wir so nach und nach unser ganzes Geschirr schmutzig machten, verwendeten andere Nachbarn Pappteller, die sie dann einfach in den Müll warfen. Schlau!)
9. Wissen mit den anderen Familienmitgliedern teilen
So, das war's jetzt mal wieder.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Alles fließt (Ergänzung zum Eintrag von gestern)


Dieses Bild und das unten habe ich gestern auf meinem Abendspaziergang gemacht. Schön, ne? Mal was anderes als Männer in Löchern. Auf dem Spaziergang geschah auch Folgendes (bevor ich zum Loch kam): 
Ich kam beim Haus einer Bekannten vorbei, die eine große Marienverehrerin ist. Sie hatte mir vor einiger Zeit ein Bildchen der Muttergottes geschenkt, das sie von einer Pilgerreise mitgebracht hatte. Ich hatte das Bildchen an die Pinnwand in unserer Küche gehängt, neben diverse Telefonnummern, die Speisekarte des Pizzadienstes, den Busfahrplan und ein Bild eines Schutzengels, das ich schon einmal verwendet habe, um einen Blogeintrag zu illustrieren. Da hing das Marienbildchen gut, bis es eines Tages unerklärlicherweise verschwunden war.
Als ich gestern auf der Höhe ihres Hauses war, kam sie gerade von einer Quelle zurück, wo sie Wasser geholt hatte, um ihre Kinder vor dem Zubettgehen zu waschen. Nein, sie transportierte das Wasser nicht in einem Krug auf dem Kopf, sondern in Plastikflaschen im Kofferraum ihres Wagens. Ich erzählte ihr, dass ich das Bildchen verloren hätte und fragte sie, ob sie wohl noch welche hätte. Sie eilte in ihr Haus, um mir ein neues zu holen. Sie hatte nur noch eins, nämlich ihr eigenes, das sie in hohen Ehren hielt, das wollte sie mir geben. Ich weigerte mich, es anzunehmen. So ging das eine Weile hin und her, dann kam ihr Schwiegervater dazu und sagte, er hätte noch mehr von diesen Marienbildchen zu Hause, ich sollte das von M. annehmen, er würde ihr ein neues geben. Da M. so sehr darauf bestand, nahm ich das Bild an mich und setzte meinen Weg fort. Ich hatte das Bild in meiner Jackentasche und fühlte mich sofort gekräftigt. Eine eigenartige Stärke ging davon aus. Und dann kam ich ans Loch, wo anscheinend die Arbeit getan war. Es ist mir schon klar, dass zwischen meinem Besuch am Morgen und meinem Besuch am Abend ein Kompetenzteam da gewesen sein musste, das sich auf die Reparatur von Wasserleitungen für 20.000 Menschen verstand und über die erforderlichen Gerätschaften verfügte. Es hatte rasch gearbeitet und war wieder verschwunden, fast ohne Spuren zu hinterlassen. So muss es gewesen sein. Ich hatte bei meinen Besuchen nur Arbeiter gesehen, die nasse Erde von links nach rechts und von rechts nach links schaufelten, bzw. gar nichts taten. Es hatte also doch etwas Wunderbares, als abends wieder Wasser aus der Leitung kam.  

Alles fließt 

Sonntag, 28. Oktober 2012

Weckruf

Wer einen Trompetenweckruf hören möchte, klickt hier

So, jetzt ist der vierte Spülkasten auch noch leer. Ja, wir haben vier Toiletten. Es sei denn, Ihr hättet fünf, sechs oder mehr müsst Ihr jetzt vor Neid erblassen. Naja, gut, Ihr könnt das Erblassen auch bleiben lassen, darum geht's nämlich gar nicht. Der letzte Spülkasten ist jetzt auch leer und wir haben nicht mehr viel Wasser. 
Aber von Anfang an: Gestern, gegen 18.00 Uhr, fuhr ich in einen nahe gelegenen Supermarkt. Ich kreuzte dabei eine Straße, auf der ein riesiger Sturzbach hinab lief. "Das muss ein gewaltiger Rohrbruch gewesen sein", dachte ich. Meine Einkaufsliste war kurz, umfasste jedoch glücklicherweise 5 Fünf-Liter-Flaschen Wasser. Ich verbrachte ziemlich viel Zeit mit Schnuppern, was es so alles gibt, und als ich mich wieder auf den Heimweg machte, war eine ganze Stunde vergangen. Der Sturzbach floss unverändert, der Wasserdruck hatte den Bürgersteig aufgerissen. Kein Arbeiter in Sicht. "Jetzt schlägt es aber dreizehn", dachte ich. Ich beschloss, gleich nach meiner Heimkunft irgendwo - ich wusste noch nicht, wo - anzurufen, z.B. bei der Feuerwehr. Handy hatte ich vorsichtshalber keins dabei, ich würde es doch nur verlieren. 
Da erblickte ich, etwa 200 Meter entfernt, in der bepflanzten Mitte eines Kreisels, einen Mitarbeiter des Wasserversorgers. Er telefonierte heftig gestikulierend und rannte dabei kopflos hin und her. Ich hielt an und wies ihn auf das Desaster hin, das sich in seiner Nähe abspielte. "Jaja, wir wissen es bereits", antwortete er mir. "Das Wasser läuft seit mindestens einer Stunde ungebremst", sagte ich empört. "Jaja, wir arbeiten daran", antwortete er mir. 
Die nächste Neuigkeit vom Rohrbruch erhielt ich heute früh, kurz nach dem Erwachen. Ich pieselte, betätigte die Klospülung und wollte mir dann, meiner Gewohnheit entsprechend, die Hände waschen. Tja, kein Wasser. Okay, dann eben nicht, gell? Kein Wasser. Wir sind zurzeit zu dritt im Haus, wir waren aber auch schon zu neunt oder zehnt. Katzenwäsche und Zähne putzen mit Flaschenwasser für drei.
Heute war herrliches Herbstwetter. Ich machte einen Spaziergang zu der Stelle, an der das Wasser ausgetreten war. Sie sah jetzt so aus:



Ein großes Loch. Ein Bagger, ein Lkw, mehrere Arbeiter. "Wie lange wird es wohl dauern, bis wir wieder Wasser haben?" fragte ich.
"Bis zur Mittagszeit", antwortete mir der Chef freundlich. Ich machte mich auf den Heimweg. Unserer Internet-Zeitung entnahm ich, dass 20.000 Menschen ohne Wasser sind.
Wenn man kein fließendes Wasser hat, merkt man erst, wie häufig man während des Kochens den Wasserhahn aufdreht. Kein Salat, nichts, was gewaschen werden muss.
Gegen 18.00 Uhr war das Wetter immer noch wunderschön, sehr kalt, sehr sonnig. "Ach, ich könnte noch einmal einen Spaziergang zum Loch machen", dachte ich mir. Das Loch war jetzt etwas größer. Drei Arbeiter standen darin und schaufelten nasse Erde von einer Seite auf die andere. "Wie lange wird es wohl dauern?" fragte ich. "Ich hoffe, wir werden heute noch fertig", antwortete der Chef. "Es ist ein komplizierter, komplexer Rohrbruch." Durch die Wassermassen des ersten Rohrbruchs war es zu Erdverschiebungen gekommen, die zwei weitere Rohrbrüche nach sich zogen. 
Hier seht Ihr den Wasserspeicher, der der Versorgung von 20.000 Menschen dient. Es brachen die Hauptversorgungsleitung für alle diese Menschen, ein Nebenarm und die Leitung, in der das Wasser von der Trinkwasseraufbereitungsanlage zum Wasserspeicher gepumpt wird. 


Das herauslaufende Wasser wurde nicht gestoppt. Der gesamte Inhalt des Speichers floss in ein naheliegendes Feld (5.500 Kubikmeter, habe ich gehört. Ich weiß nicht, ob das viel ist, ich weiß nicht, ob es stimmt.). Heute wird das mit der Wiederherstellung der Versorgung sicher nichts mehr. Am Loch lagen keine  neuen Rohre rum. Die Wasserversorgung ist privatisiert. Im Internet hat eine Frau geschrieben, die Mitarbeiter der Firma wären "enchufados", also Leute, die mit irgendwem verwandt oder bekannt sind. Die also aufgrund ihrer Beziehungen bei der Firma beschäftigt sind und nicht, weil sie Kanalarbeiter oder Installateure oder vergleichbares sind. Kann sein, dass das nur üble Nachrede ist, aber nach dem, was ich gesehen habe, ist es durchaus glaubhaft. Ich meine, wenigstens neue Rohre hätten da rumliegen können.
In den einen Spülkasten habe ich Wasser aus unserer Regentonne gefüllt (in der sich nur etwa 30 Liter befanden). Zum Zähneputzen etc. haben wir noch genügend Flaschenwasser. Die Leute, die einen Swimmingpool haben, sind fein raus, die füllen Wasser aus dem Pool in ihre Spülkästen. Mein Sohn hat erzählt, im nahe gelegenen Städtchen hätten die Leute das Wasser aus den Zierbrunnen geholt. Morgen früh werde ich Wasser kaufen gehen. Für die Zukunft müssen wir echt besser vorbereitet sein. Wie viel Trinkwasser sollte man wohl vorrätig halten? 50 Liter? Und dann werde ich noch eine große Regentonne kaufen, mit 200 oder 300 Liter Fassungsvermögen. Das soll uns echt nicht noch einmal passieren, dass wir uns so viele Gedanken um Wasser machen müssen.
Update vom Montag, 13.00 Uhr (zur Erinnerung: Rohrbruch von mir zum ersten Mal gesehen am Samstag, um 18.00 Uhr). Heute morgen hatten wir immer noch kein Wasser. Ich beschloss, zum Loch zu fahren und je nachdem, wie die Dinge dort aussahen, 20 oder 30 Liter Wasser zu kaufen.
Das Loch hatte eine etwas andere Form als gestern. Ein Arbeiter stand darin und schaufelte nasse Erde von einer Seite auf die andere. Acht oder neun Leute standen um das Loch und schauten ihm zu. Ich schämte mich, ein Foto zu machen.
Ich fragte einen Arbeiter: "Wie lange wird es wohl dauern, bis wir wieder Wasser haben?" Ich kann mich an seine vage Antwort nicht erinnern. Einer der Herren im Anzug sagte mir, man solle nicht zum Loch kommen und die Leute von der Arbeit abhalten, sondern beim Wasserwerk anfragen. Ich entgegnete ihm, dass laut Wasserwerk das Wasser ja bereits seit 24 Stunden wieder liefe. Die Auskünfte des Versorgers und der Gemeindeverwaltung seien völlig sinnfrei, deshalb würde ich mich persönlich zum Loch begeben.
Und was ich dort sah, schaute gar nicht gut aus. Ich ging in den Supermarkt und kaufte 300 Liter frischen Trinkwassers. Die meisten Leute hatten weniger in ihren Einkaufswagen. Laut Website der Gemeindeverwaltung (von gestern!) ist der Schaden repariert und das Wasser läuft wieder in den Speicher ein. Da die Rohrleitungen völlig leer und insgesamt 75 Kilometer lang sind, würde es natürlich eine Weile dauern, bis alle wieder Wasser hätten. Aha.
Vorm Supermarkt hätte man eine schöne Studie machen können: Wer glaubt den Verlautbarungen der Gemeindeverwaltung und des Wasserversorgers und kauft 10 oder 20 Liter? Wer glaubt, dass dieser Trupp lügt bzw. unfähig ist und hortet möglichst viel Wasser?
Die Leute, die nah am Fluss wohnen, holen sich mit Eimern Wasser für ihre WC-Spülkästen. Mich wundert, dass die Schulen geöffnet sind. Die haben doch auch kein Wasser für die Toiletten und viele Mütter ermuntern ihre Kinder sicher, ihr Geschäftchen woanders als zu Hause zu erledigen. Haben die Altersheime eigene Wasserspeicher? Wie waschen die die alten Leute? ¡Agua ya! 
Finale von Montag, 19.00: Auf der Website des Wasserwerks steht, dass die Versorgung seit 14.15 Uhr wieder hergestellt ist und alles so ist, wie vor dem Rohrbruch. Das ist fein. Für uns gab es allerdings einen ziemlich gravierenden Unterschied: Es kam überhaupt kein Wasser aus der Leitung. Auf der Website der Gemeinde dankte der Bürgermeister seinen Untertanen für ihre Geduld.
Ich machte meinen Abendspaziergang also wieder zum Loch. Seine Fläche hatte sich etwa verdoppelt, die Hälfte, die heute früh noch nicht da war, war aber schon wieder zugeschüttet. Im alten Loch stand ein Arbeiter und telefonierte. Neben dem Loch standen zwei Arbeiter und unterhielten sich mit zwei Polizisten. Ein neues Stück Rohr lag da. Niemand arbeitete.
Ein paar Wassernutzer versuchten schließlich, Informationen aus den Arbeitern zu holen. Auskunft: Die Wasserversorgung funktioniert wieder. Dass keiner der Anwesenden fließendes Wasser in seiner Wohnung hatte, war den Arbeitern ziemlich unerklärlich. Als ich wieder nach Hause kam, tröpfelte Wasser aus dem Hahn. Rasch verstärkte sich der Druck. Wir haben wieder Wasser! Die Spülmaschine läuft, wir werden morgen sauber aus dem Haus gehen. Juhuuu!