Um halb elf Uhr morgens verliessen wir unser trautes Heim in der Nähe von Salamanca Richtung Busbahnhof, von wo aus wir nach Madrid an den Flughafen fuhren. Entlang der Strecke waren alle Felder gelb und ich freute mich schon auf das viele Grün, das uns ganz sicher in Kolumbien erwarten würde.
Als wir in Barajas unser Gepäck aufgaben, erhielten wir eine weitere dieser Entschuldigungen, die wir bereits per E-Mail erhalten hatten, dass nämlich unser Flugzeug alt und schlecht sein würde wegen irgendwelcher Streiks und dass uns nicht Avianca, sondern Evelop befördern würde, dass man sich aber überzeugt hätte, dass das Flugzeug sicher sei. Okay, ne? Wenig Vertrauen einflössend, aber nicht zu ändern. Evelop fliegt allerdings täglich zwischen Madrid und Cali und bisher ist noch kein Flieger abgestürzt, das ist ja auch ein gutes Zeichen. Ich versicherte meinen Jungs noch einmal, wie sehr ich sie liebe und dann stiegen wir ein. Was heisst, wir stiegen ein. Dann fuhren wir mit dem Bus vom Gate zum Flugzeug. Ein kleiner kolumbianischer Junge stand auf und bot mir seinen Sitzplatz an, das hat schon mal gleich einen sehr guten Eindruck gemacht.
Der Airbus 330 (so viel ich weiss ganz, ganz solide Maschinen) verband Altes mit Neuem, nämlich die enge Bestuhlung moderner Billigflieger mit dem elektronischen Entertainment von vor vierzig Jahren. Werden sie uns denn irgendwie für den mangelnden Komfort entschädigen? fragte nicht nur ich mich. Nö, schien es.
Dann ging es los, über das sonnenverbrannte Spanien und an der portugiesischen Küste hinaus über das Meer. Das ist wie ein Sprung, ganz toll. Und manchmal sieht die Küste von oben aus wie eine Abbildung im Atlas. Ich habe schon x-mal versucht, diesen Moment mit einem Foto festzuhalten, aber auch diesmal ist nichts Gescheites dabei herausgekommen.
So, und dann kam stundenlang atlantischer Ozean im strahlenden Sonnenschein, manchmal mit Wölkchen gesprenkelt. Blaues Meer, blauer Himmel, zwei Stunden später schaut man wieder aus dem Fenster, blaues Meer, blauer Himmel, und eine weitere Stunde später dasselbe. Wie muss das früher gewesen sein, als man noch mit dem Schiff fuhr? Zu Zeiten Kolumbus'? Blaues Meer und blauer Himmel, tagein, tagaus. Dann flogen wir laaange dem Sonnenuntergang entgegen. Manchmal schien die Sonne untergegangen zu sein, dann war sie wieder da.
Tierra!!! Alles wir endlich über dem Festland waren, war es Nacht. Ich hatte mich so auf das Grün gefreut, aber da lagen nur Städte wie festlich beleuchtete Kuhfladen in der Dunkelheit.
Schliesslich landeten wir in Cali. Gerade in dem Moment, als ich dachte, was für ein erstklassiger Flug es doch gewesen war, begannen die Leute zu klatschen. Das Publikum würdigte die Arbeit des Piloten. Vielleicht war der gute Pilot der Ausgleich für das unbequeme Flugzeug.
Dann kamen wir also in Cali an, mein erstes Mal in Südamerika. Das Passvorzeigen und so ging sehr schnell, überall waren grosse Willkommensschilder, auch die Beamten hiessen uns willkommen. Bis wir das Gepäck wiedersahen, dauerte es lange. Daran waren die Mitreisenden aber nicht ganz unschuldig, denn die Leute hatten Gepäckmassen dabei wie ich es noch nie gesehen habe. Anscheinend hatte es keine Begrenzung gegeben. Schliesslich hatten wir unsere Koffer und wollten durch den Zoll laufen... dort herrschte totales Chaos, eine riesige Schlange hatte sich gebildet, dauernd drängelten sich Leute vor. Die zahlreichen Gepäckträger, die den Reisenden halfen, mit ihren Koffermassen einig zu werden, hatten anscheinend auch Sonderrechte. Endlich waren wir draussen und konnten unseren Sohn umarmen, der schon lange auf uns gewartet hatte. Mit dem Taxi fuhren wir in die Stadt. Der Verkehr war abenteuerlich. Wir fuhren auf einer Art Autobahn, einmal kam uns auf dem Standstreifen ein Motorrad entgegen. Auch ein Radfahrer war dort unterwegs und ein junges Paar. Auf dem Mittelstreifen lief ein Hund, der unserem derzeitigen Leihhund (von dem ich Euch auch noch erzählen muss) ziemlich ähnlich sah. Und wie wagemutig dort überholt wurde! Mannomann. Weiter Richtung Stadt waren zahlreiche Schilder angebracht, die Motorradfahrer ermahnten, an ihre Sicherheit zu denken. Bitter nötig! Weiter ging es zu unserem Hotel, das sich im Stadtviertel San Antonio befindet, dem ältesten Teil der Stadt. Unser Zimmer ist ordentlich und zweckmässig. In Sachen Jet-Lag kann ich berichten, dass ich von Mitternacht bis halb vier geschlafen habe, mein Gatte hat viel mehr geschlafen. Jetzt gehen wir erst einmal frühstücken, von der Stadt haben wir noch nichts gesehen.
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