Sonntag, 26. April 2020

Wir nutzen die Quarantänezeit sinnvoll: Lustiger spanischer Witz

Eine alte Dame sitzt beim Tee als das Telefon klingelt.
"Ja?"
"Mmmh, mein süßer Engel, gleich bin ich bei dir. Zieh dich schon mal aus, ich bin so heiß auf deinen nackten Körper."
"Mit wem möchten Sie denn sprechen, junger Mann?"
"Oh, mein Gott, ich habe die falsche Nummer gewählt. Es tut mir so leid. Ich bitte tausendmal um Entschuldigung!"
"Dann kommen Sie also nicht?"

Samstag, 18. April 2020

Tag 35 der Quarantäne

Und tatsächlich: Die Quarantäne ist bis auf den 9. Mai verlängert worden. Die Ausgangssperre für Kinder unter zwölf Jahren wird ab dem 27. April gelockert. 
Obwohl wir jetzt schon 35 Tage eingesperrt sind, stecken sich immer noch jeden Tag Leute an. Von gestern auf heute sind in Spanien 565 Menschen gestorben, die haben sich ja auch alle während der Quarantäne angesteckt. 
Ein Bekannter meines Gatten hat sich infiziert. Das ist aber total geheim. Die Familie möchte nicht, dass die Leute davon erfahren. Da aber alle ihre Nachbarn ans Haus gefesselt sind, war es unvermeidlich, dass jemand sah, wie ein Krankenauto vor dem Haus hielt und die Männer in Weiß den Bekannten abholten. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Bei uns stand das Telefon den ganzen Nachmittag nicht still.
Man fragt sich aber doch: Wenn man immer zuhause ist und nur zum Einkaufen mit Handschuhen und Maske geschützt das Haus verlässt, wie kann man sich denn da anstecken? In Salamanca sind 13 Briefträger infiziert, das stand heute in der Zeitung. Man muss vorsichtiger sein, wenn man die Post aus dem Briefkasten holt. 
Ich verstehe nicht, warum dieser Bekannte seine Ansteckung geheimhalten will. Der Typ wohnt in unserer Siedlung! Er gefährdet die anderen. Es ist doch total wichtig zu wissen, ob er zum Beispiel die Gemeinschaftsmülltonne benutzt und berührt hat. Auf kaltem Metall lebt das Biest tagelang! Ist er Bus gefahren? War er in der Apotheke? Es sind mittlerweile wohl so viele infiziert, dass es wurscht ist. In Salamanca sind 276 Menschen gestorben. Das sind mehr als in Korea oder in Japan. 

Tag 34 der Quarantäne

Ana, die Nachbarin unserer Nachbarin, hatte schon angefangen, die Tage rückwärts zu zählen. Am 26. sollte die Quarantäne enden. Jetzt verdichten sich die Gerüchte, dass sie bis zum 11. Mai verlängert wird. Morgen soll es offiziell verkündet werden. Und was kommt danach? Weiß man nicht. In Deutschland darf man wenigstens zum Sport und zum Spazierengehen raus, hier nicht.
Jemand hat mir erzählt, dass er erwägt, in den Zweitwohnsitz in unserer Siedlung zu kommen, wo er einen Garten hat und auch einen Heimtrainer. Gerade gestern ist aber verkündet worden, dass die Strafe für den Versuch, einen Zweitwohnsitz zu erreichen, 1500 Euro beträgt, falls man erwischt wird. Ich hatte der in Rede stehenden Person versichert, die Leute in unserer Siedlung würden garantiert nichts verraten, aber nachdem, was mir heute erzählt wurde, bin ich mir nicht mehr sicher: Eine Freundin in unserer Straße hatte ihren hochbetagten Vater, der allein in der Stadt lebte, für die Zeit der Quarantäne zu sich geholt. Einmal am Tag ging er mit seinem Rollator knapp 100 Meter weit spazieren, 100 Meter hin, 100 Meter zurück. Ein Anwohner beobachtete dies und beschimpfte ihn wüst: Verantwortungslose Menschen wie er seien daran schuld, dass wir alle eingesperrt seien. Danach traute er sich nicht mehr hinaus.
Die Karwoche ohne Prozessionen war unspanisch. Im Fernsehen wurden Prozessionen aus vergangenen Jahren übertragen. In der Nacht vom Gründonnerstag auf Karfreitag wurde die berühmteste aller Prozessionen, die Madrugada in Sevilla, von 2018 gezeigt. 
Die Sorge, ob es wohl regnet oder nicht, die die Teilnehmer in Salamanca fast jedes Jahr quält, hatten sie dieses Jahr nicht. 
Der Papst bei seinen Gottesdiensten fast allein im Petersdom. Diese Bilder werden sich einem auch ins Gedächtnis einprägen. 
Naja, wir versuchen, es uns zuhause so gemütlich wie möglich zu machen.
Am Karfreitag kochte ich die typische spanische Karfreitagssuppe: Stockfisch, Kichererbsen, frischer Spinat, Kartoffel und Rosinen. Da ich keinen Stockfisch hatte, verwendete ich Thunfisch aus der Dose, frischen Spinat hatte ich auch nicht, den ersetzte ich durch Tomaten, die Rosinen passten nun aber gar nicht mehr dazu und obwohl ich welche hatte, ersetzte ich sie durch eine rote Paprikaschote. Kichererbsen und Kartoffeln waren aber drin in meiner Potaje de vigilia. Das gekochte Ei obendrauf zur Deko hatte ich bloß vergessen.


Am Ostersonntag gab es einen Salat in Frühlingsfarben als Vorspeise: 


Mein Gatte sagte, ich solle nicht unsere Gesundheit in Gefahr bringen, um Lamm zu kaufen. Also taute ich eine Hirschkeule auf. Sie war wunderbar zart. Ich hatte sie im Le Creuset-Topf im Ofen zubereitet. 


Da wir auch keine Gelegenheit hatten, Ostereier zu kaufen, backte ich nach dem Rezept für fränkische Hausfreunde ein paar Plätzchen: Es ist Buttergebäck mit Marmelade und Marzipan gefüllt und mit Schokoguss verziert.


Ja, das hausgemachte Ostergebäck erklärt so manches: Als ich unser Bankkonto am Computer prüfte, stand da so ziemlich in der Mitte ein Posten 0,00 Euro, der mir noch nie aufgefallen war. Ich schaute genauer hin: Es waren die mit dem Kärtchen getätigten Ausgaben. Da steht nie 0,00. Es ist der 17. des Monats und wir haben noch nichts ausgegeben. Und wir sind sicher nicht die einzigen. Gut für die Wirtschaft ist das nicht.  

Samstag, 11. April 2020

Wir nutzen die Quarantänezeit sinnvoll: Ochsenschwanzsuppe im Test



Auf der ewigen Suche nach der Suppe aus dem Päckchen, die uns als Kindern so gut geschmeckt hat, haben wir die Ochsenschwanzsuppe "Für Genießer" von Maggi verkostet. Ich will gar nicht lange um das heiße Gericht herumreden: Sie schmeckt schlecht. Sie schmeckt nach Pappdeckel, ich glaube, das liegt am Potpourri der Zutaten, mit denen man versucht, den Geschmack von Ochsenschwanzsuppe zu imitieren. 
Sie sieht aus wie jede andere Ochsenschwanzsuppe aus dem Päckchen, also lecker, aber wie bereits bei anderen Ochsenschwanzsuppenverkostungen gesagt: Das Auge isst nicht allein. 
"Mit würzigem Rindfleisch" steht auf der Verpackung. Das Trockenprodukt (42 Gramm) enthält 0,9% Fleisch. 0,9% von 42 Gramm, wie viel ist denn das? Knapp unter 0,4 Gramm. Sind 0,4 Gramm Fleisch überhaupt mit bloßem Auge sichtbar? Ich glaube, da hole ich mir manchmal mehr zwischen den Zähnen hervor. Ziemlich sicher sogar. Machen die 0,4 Gramm geschmacklich einen Unterschied? Die hätten man doch auch noch weglassen können und die Suppe als "vegetarisch" oder "vegan" auf den Markt bringen können, aber da wurde bestimmt eine Studie gemacht und festgestellt, dass das Produkt Ochsenschwanzsuppe sich besser verkauft, wenn es eine gewisse -wenngleich symbolische- Menge Fleisch enthält als wenn es als "vegan" vermarktet wird. 
Die Suppe hat laut Packungsaufschrift eine Rotweinnote. Auf der Zutatenliste sind auch tatsächlich 0,1 % Rotweinpulver vermerkt. Das sind 0,04 Gramm. Okay, ne. 
Zusammenfassend: Auf der Plusseite: Die Suppe lässt sich sehr leicht zubereiten, einfach mit kaltem Wasser verrühren, aufkochen, 3 Minuten köcheln lassen. Sie hatte eine sämige, gute Konsistenz, sie sieht ordentlich aus. Sie hat keine Zutatenliste, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, und pro Teller nur 71 Kalorien. Auf der Minusseite: Sie schmeckt nicht gut. Ich möchte sie nicht noch einmal essen. 

Tag 28 der Quarantäne

Was machen wir den ganzen Tag? Zuerst einmal: Ich bin eh sehr häuslich und arbeite sowieso von zuhause aus, von daher... und dann fehlt ja auch unsere Perle und ich muss selber saubermachen.  Und von den 100 Tonnen Staub, die Tag für Tag aus dem Weltraum auf die Erde rieseln, landet ein guter Teil in unserer Wohnung. Mein Gatte und mein Sohn arbeiten auch von zuhause aus und stellen außerdem mit dem 3-D-Drucker Teile für Gesichtsschutzmasken her. Siehe unten.


An diese Dinge werden die durchsichtigen Plastikschilde "geknöpft", hintenherum kommt ein Gummi. Fertig. Sie haben auch schon komplette Schilde hergestellt, es wurde aber kein Foto davon gemacht. Bisher haben 150 Stück unser Haus verlassen. Die ersten gingen an Krankenhäuser, jetzt gehen sie hauptsächlich an Altenheime und sonstige Einrichtungen, Apotheken usw. Die ersten Plastikschilde wurden von Copyshops gespendet. Es sind die Plastikblätter, die Titelseiten abdecken. Mein Sohn ist Teil eines Netzwerks, das sich um die Herstellung und Verteilung kümmert. Die Schutzschilde werden sehr gelobt. Total positiv.
Durch das Eingesperrtsein wird man ja auch ein kleines bisschen verwirrt. Letzte Woche habe ich Minilebkuchen gebacken, siehe unten. Lebkuchen unterm Flieder statt unterm Weihnachtsbaum, hahaha. Heute will ich aber auch noch etwas Österliches backen.


Dann habe ich noch 'n büschen Deko gemacht, siehe unten. Die Eier sind alle vom Dachboden, ausgeblasen. Die Wirtschaft hat aber durch meine Wiederverwendung von Vorhandenem keinen Schaden erlitten, ich hätte heuer eh nichts neues gekauft.



Dann haben wir auch noch Speisen verkostet, zum Beispiel das Joghurt von Danone mit Cheese Cake-Geschmack, das überraschenderweise ganz leicht nach Chorizo schmeckte und roch. Außerdem haben wir noch eine Ochsenschwanzsuppe getestet, aber die bekommt einen eigenen Eintrag.

Mittwoch, 8. April 2020

Tag 24 der Quarantäne

Was hat also bei meinen Einkäufen gefehlt? 10 Flaschen Sprudel, grüne Paprika, frischer Ingwer, Fenchel, 2 Dosen Pringles, Desinfektionstücher, vom Joghurt gab es eine andere Sorte, der frische Fisch, den ich für mich und meine Freundin bestellt hatte, fehlte komplett, bis auf eine Sorte, das Fleisch, das sie sich gewünscht hatte, war auch nicht da. Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass man mir reife und unreife Bananen gegeben hatte und die Erdbeeren sind super. Sie haben einen starken Erdbeergeschmack und eine wunderbare Konsistenz. 
Den einzigen Fisch, den man mir gegeben hatte, brachte ich meiner Freundin. "Ich darf dich nicht zu einem Kaffee hereinbitten," sagte sie. Das Geld für den Fisch gab sie mir aber ohne Schutzmaßnahmen in die Hand. 
Ich nutzte die Gelegenheit und ging nicht auf dem schnellsten Weg nach Hause zurück. Dabei stellte ich fest, dass bei einer alten Bekannten die Enkel im Garten spielten. Die Enkel wohnen nicht bei ihr und sind normalerweise nur im Sommer da. Ich freute mich, dass sie nicht in einer kleinen Wohnung eingesperrt sind.
Bei einer anderen Familie in unserer unmittelbaren Nachbarschaft sind auch Enkel zu Gast. Die Menschen, die kurz vor der Verhängung der Ausgangssperre aufs Land gefahren sind oder ihre Kinder dorthin gebracht haben, sind fein raus. Natürlich haben sie das Virus in die Dörfer geschleppt und viele, vor allem alte, Menschen sind aufgrund dieses unsolidarischen Verhaltens gestorben. Für die Gemeinschaft war dies schlecht, aber für die einzelnen Familien war es gut. Außerdem ist es wohl auch schwierig, solidarisches Verhalten einzufordern, wenn wir alle, das ganze Volk, in den Nachrichten beobachten konnten, was die Regierung so getan hatte: Das Virus hatte sich in Norditalien ausgebreitet und trotzdem kamen Flugzeuge aus Mailand wie gewohnt. Tausende von Fußballfans kamen nach Spanien, tausende von Spaniern flogen hin, um dort dicht gedrängt in Stadien zu sitzen. Massenveranstaltungen fanden statt, ohne Schutzmasken natürlich, denn die nützen ja nichts.
Stellt Euch einmal vor, man hätte gewollt, dass sich das Virus möglichst rasch ausbreitet. Was hätte man denn da anders machen müssen? Eben. Es war eine rhetorische Frage. Spanien hat hinter Italien die zweitmeisten Todesfälle.
Das Blättchen wendete sich kurz vor den Fallas, dem großen Volksfest in Valencia. Die chinesische Gemeinde dort bat darum, das Fest abzusagen. Als nichts geschah, schlossen sie ihre Läden und Restaurants, gerade als das größte Geschäft zu erwarten war. Das konnte jeder Laie in den Fernsehnachrichten sehen. Schließlich wurden die Fallas doch abgesagt - und alles andere auch. Morgen schreibe ich etwas Positives, versprochen.

Montag, 6. April 2020

Tag 23 der Quarantäne - Mutti geht einkaufen

Hier seht Ihr, was sie dazu braucht:
Auf dem Beifahrersitz, von links nach rechts: Passierschein, Desinfektionstüchlein für Autoschlüssel, Türgriff, etc., Desinfektionspray für die Schuhe, in dem kleinen Fläschchen daneben Desinfektionsgel für die Hände, Handschuhe, Schutzmasken.
So ausgerüstet machte ich mich auf den Weg zum Corte Inglés, um meine Bestellung abzuholen. Es war wenig Verkehr, aber doch mehr als ich erwartet hatte, viele Lieferwagen. Fußgänger waren fast keine unterwegs. Die meisten Autofahrer hatten Schutzmasken auf, das wunderte mich.
Ich sah keine Polizeikontrolle. Die drakonischen Strafen verfehlen ihre Wirkung anscheinend nicht. 600 Euro dafür, den Hund in der Nazareno-Kleidung auszuführen, also im Gewand der Osterprozessionen und mit dem berühmten spitzen Hut. Ts.
Nach einer ereignislosen Fahrt kam ich beim Corte Inglés an, der natürlich geschlossen hat. Der Supermarkt im Tiefgeschoss ist allerdings auf. Ich sollte meine Bestellung in der Tiefgarage abholen. Man konnte hineinfahren ohne einen Parkschein zu nehmen. Es standen wenige Autos in der Nähe der Ausgabestelle. Jeder zweite Parkplatz war gesperrt. Acht Autos standen da, mit meinem, um genau zu sein. Ein paar hatten den Kofferraum auf. Alle acht anwesenden Personen (nur 1 pro Auto!) hatten Handschuhe an und Schutzmasken auf, mindestens zwei sogar vom Typ FFP2. Ihr wundert Euch vielleicht, dass ich so viel über Schutzmasken weiß, aber heute haben sie es wieder in den Nachrichten erklärt - und gezeigt, wie man sich selbst welche basteln kann, denn viele Leute haben keine, weil von offizieller Seite so ausdauernd behauptet wurde, sie nützten nichts. Wie viele von den über 13.000 in Spanien am Virus gestorbenen Menschen würden wohl noch leben, wenn man ihnen das nicht eingeredet hätte?
Ich zog Handschuhe an und setzte meine ganz einfache Schutzmaske auf. Die Leute im Parkhaus hielten großen Abstand zu einander. Die Atmosphäre war sehr unangenehm. 
Man musste auf einen Knopf drücken, um mitzuteilen, dass man da war und seine Bestellung abholen wollte. Ich musste mehrfach auf diesen Knopf drücken, weil niemand reagierte. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, wirklich in Gegenwart des Biests zu sein. Auf diesen Knopf haben schon Leute gedrückt, die die Krankheit hatten. In Salamanca sind bei 300.000 Einwohnern schon 209 an Covid gestorben. Falls die Sterberate wirklich bei 0,2% läge, gäbe es hier 104.500 Infizierte. Bei einer Sterberate von 1% wären es immer noch 20.900. Irgendwo dazwischen wird die echte Zahl wohl liegen. Jedenfalls war es nicht sehr unwahrscheinlich, dass der Knopf verseucht war. Ja, das Biest war da, es existiert wirklich. 
Ich habe 23 Tage in meinem gemütlichen, gut ausgestatteten Nest gesessen. Trotz aller schlimmen Nachrichten war das Virus fern und unwirklich. Selbst an den Tagen, als wir dachten, wir hätten es vielleicht, hatte ich kein solches Gefühl der Bedrohung wie im Parkhaus, als ich auf meine Bestellung wartete. 
Ich versuchte, ein Gespräch mit der Frau (FFP2!) zu beginnen, die "in der Schlange" hinter mir stand, sie hatte aber kein Interesse. Ich sage es Euch ganz ehrlich: Von allen Anwesenden war ich die furchtloseste und die, die es am wenigsten ernst nahm. Das Benehmen der Leute verwirrte mich. Nein, es war nicht wie auf einer Beerdigung, aber doch so, als seien wir einer echten, wirklichen, unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt. Bei mir ist das irgendwie immer noch nicht angekommen. Sie hätten mich nicht so lange warten lassen sollen.
Einkaufswägelchen mit den Bestellungen der Leute, die vor mir waren, wurden herausgebracht. Sie luden die Waren in ihre Kofferräume oder ließen sie von den Angestellten des Corte Inglés einladen, dann desinfizierten sie ihre Hände etc. und fuhren weg.
Schließlich kamen meine Sachen. Ich packte sie selbst in den Kofferraum und auf den Rücksitz, desinfizierte, was ich für angemessen hielt und fuhr nach Hause. Ich war echt froh, als ich wieder draußen im Licht war.
Auf dem Rückweg sah ich auch keinen Polizeiposten.
Zuhause angekommen, wollte ich die Einkäufe wegräumen. "So geht das nicht," sagte mein Gatte und zog Handschuhe an. Er fürchtete, ich würde das Virus einschleppen. Und es stimmt ja auch: Obwohl wir seit 23 Tagen in Quarantäne sind, gibt es immer noch Neuerkrankungen. Irgendwie müssen es sich die Leute ja holen. Mein Sohn teilte seine Meinung, dass die Waren gewaschen werden mussten. In den Nachrichten haben sie auch schon mehrfach darauf hingewiesen. Ich richtete also etwas heißes Wasser mit Spüli und wusch die Verpackungen der Waren ab. Ich wusch die Tüte ab, in der sich die Orangen befanden, aber ich wusch nicht jede einzelne Orange, wie das meine Nachbarinnen machen. Ja, ich gehöre zu den Mittelleichtfertigen. Hoffentlich ist dieser Spuk bald vorbei! Die Zahlen der Neuerkrankten, der an einem Tag Gestorbenen usw., alle schlechten Zahlen gehen zurück und alle guten Zahlen steigen. 
Und übrigens: Die deutsche Börse ist heute um 5,77% gestiegen, die amerikanische um 7,73%. Wow. 
Und noch etwas: Von meiner Bestellung fehlte ein Drittel, obwohl ich angeklickt hatte, Produkte durch ähnliche zu ersetzen, falls die von mir ausgewählten nicht vorhanden waren.

Samstag, 4. April 2020

Tag 21 der Quarantäne

178 Tote in Salamanca. In Spanien zeigt sich endlich die Wirkung der Quarantäne und alle Zahlen sinken, die der neu Erkrankten, die der Verstorbenen und die der ins Krankenhaus Eingewiesenen. Pedro Sánchez hat heute verkündet, dass der Notstand und damit die Ausgangssperre vorläufig bis mindestens 26. April und dann wahrscheinlich noch weiter verlängert wird. Okay, ne?
Heute haben wir endlich ein bisschen Tischtennis gespielt. Morgen soll es aber schon wieder regnen. Auch recht. 
Die Nachbarin, deren Grundstück unten an der Gartenseite an unser Grundstück stößt, hat mich heute angesprochen. Sie konnte mich nicht sehen, weil ich hinter der Hecke war, aber sie hörte mich. Sie spricht normalerweise nicht mit mir, sie steht über uns, aber heute war es ihr wohl besonders langweilig und sie rief: "Bist du da?" Ich antwortete nicht, da sie ja normalerweise nicht mit mir spricht. Nach einer Weile erbarmte ich mich und sagte: "Meinst du mich?" Auch, weil im weiten Umkreis sonst niemand war. "Ja," antwortete sie und dann unterhielten wir uns eine Weile nett. Ich glaube, sie weiß gar nicht, wie ich heiße und es ist ihr auch wurscht. Wir wohnen seit 23 Jahren hier. Is' egal. 
Um 20 Uhr haben wir wieder wie jeden Abend mit den Nachbarn auf der Straßenseite draußen geklatscht. Gestern hatten wir uns mehr oder weniger für heute um 21 Uhr zur "Cacerolada" verabredet. Das bedeutet allgemeines Topfschlagen gegen die Regierung aus Sozialisten und Kommunisten mit Duldung durch die Unabhängigkeitsbewegungen. In der allgemeinen guten Stimmung beim Applaus gestern für diejenigen, die Spanien am Laufen halten, hatte ich gesagt... nein, ich habe es nicht gesagt, aber ich habe die anderen im Glauben gelassen, ich würde mitmachen. Mein Gatte und mein Sohn machen bei solchen Sachen sowieso nicht mit.
Heute war ich ratlos. Die Nachbarn waren sich einig: Wir schlagen auf Töpfe und machen Lärm gegen die Regierung.
Uns persönlich ist es unter der sozialistischen Partei sehr viel besser gegangen als unter den Konservativen und man will ja nicht undankbar sein. Ich habe keine konkreten politischen Ansichten. Mir wurde schon vorgehalten, ich sei "Facha", ganz rechts also, und eine Freundin hat mich einmal gebeten, mich als Füllmaterial auf der Liste der kommunistischen Partei für den Gemeinderat eintragen zu lassen, weil sie dachte, das entspräche mir. Ich habe in meinem ganzen Leben nur ein einziges Mal gewählt und das ist schon fast vierzig Jahre her. Es ist besser, ich wähle nicht, denn ich glaube fast alles, was mir erzählt wird, und wenn mir fünf Minuten später das Gegenteil erzählt wird, dann glaube ich das auch. 
Also, Topf schlagen gegen die sozialistische Regierung oder nicht? Sie haben es nicht gut gemacht, Spanien hat gemeinsam mit Italien in der Corona-Katastrophe die schlimmsten Zahlen der Welt. Mein Gatte und mein Sohn meinen, die anderen, die Rechten, hätten es bestimmt auch nicht besser gemacht. Wir bemühen uns, gerecht zu urteilen. Es ist ja auch nicht so, dass unsere Regierung bösartig ist, sie ist einfach nur überfordert und unfähig. Sie haben sich alle gleich einmal selbst mit dem Virus angesteckt. Vielleicht war das aber auch ein bewusster, heroischer Akt, um sich zu immunisieren und umso besser für das Volk da sein zu können. Man weiß es nicht.
Topf schlagen oder nicht? Wir wollen uns mit unseren Nachbarn gut stellen. Die schlagen alle. Mein Gatte meinte, ich sollte als Vertreterin unserer Familie hinausgehen und ein bisschen schlagen. Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger Lust hatte ich, mich dem Gruppendruck zu beugen und mich eindeutig auf eine Seite zu schlagen. Dicke Regenwolken zogen am Himmel auf und ich dachte: "Vielleicht regnet es um neun und das Thema erledigt sich von selbst."
Die Nachbarn erwarten mich. Und dadurch, dass man Abstand halten muss, kann man sich ja auch nicht erklären. 
Schließlich war es neun Uhr und es regnete nicht. Man hörte sie draußen deutlich auf ihre Töpfe schlagen. Ich fühlte mich ein bisschen aufgefordert, hinauszugehen, um unserer sehr guten Nachbarschaft willen. 
"Die warten auf dich," sagte mein Sohn. 
Entschuldigungen, die ich morgen vorbringen könnte, gingen mir durch den Kopf: Wir haben Euch nicht gehört, wir haben es vergessen, wir waren gerade beim Abendessen... so viele Vorwände gibt es auch nicht. Aber warum soll man sich überhaupt entschuldigen? 
Vor ein paar Tagen habe ich noch eine WhatsApp bekommen, die dazu aufforderte, sich in diesen schweren Stunden hinter die Regierung zu stellen und nicht so viel zu kritisieren. Darauf habe ich mit dem Smiley, das sich kaputtlacht, geantwortet.
Nach reiflicher Überlegung habe ich am Topfschlagen nicht teilgenommen.   

Donnerstag, 2. April 2020

Tag 19 der Quarantäne

Beginnen wir mit den Zahlen des Tages: In Salamanca, einer Provinz mit 300.000 Einwohnern, hat es bis heute 155 Tote gegeben. In ganz Spanien 10.106, bei offiziell gezählten 110.409 am Coronavirus erkrankten Personen. In Deutschland gab es 1.107 Tote bei 84.788 positiv getesteten. Warum sterben in Spanien so viel mehr Menschen, wenn das Land doch nur etwas mehr als halb so viele Einwohner hat? 
Man weiß es nicht. Es gab kleine Zwischenfälle, über die in den Nachrichten berichtet wurde. Zum Beispiel wurden 650.000 Testkits aus China geliefert, die sich als unbrauchbar erwiesen. Die spanische Außenministerin sagte dazu (ich übersetze wörtlich): "Wir sind es nicht gewohnt, in China zu kaufen. Es ist ein Markt, der uns ein bisschen unbekannt ist." Wörtlich. Also, ich selbst bin mir fast sicher, ich hätte in Spanien schon häufiger Produkte aus China gesehen. Ein bisschen Handel wird mit diesem Land, glaub' ich, getrieben. 
Es ist unfassbar. Und jetzt sind 1.000.000 neue Testkits eingetroffen, die sieben Tage nach der Ansteckung in 80% der Fälle ein richtiges Ergebnis liefern. 
S. war heute bei ihrem Test. Es wurde ihr aber gesagt, sie solle nicht so viel auf das Resultat geben, dort, wo sie getestet wurde, sei das Ergebnis immer "negativ". Dann haben wir noch von jemandem gehört, der mit allen Symptomen der Krankheit im Krankenhaus ist, dessen Lunge durchleuchtet wurde, wodurch die Krankheit bestätigt wurde, aber der Test war auch negativ. Andererseits wurden 16.000 medizinische Fachkräfte positiv getestet. Man weiß gar nichts. Wir sind brav zuhause. Das Wetter ist durchgehend schlecht, deshalb ist auch die Tischtennisplatte noch nicht aufgebaut. 
Wenn wir beim Essen sitzen und jemand geht draußen vorbei, springen wir alle drei auf, um zu schauen, wer es ist. Wir haben eine Tea Time um 18 Uhr (five o' clock in England) eingeführt. Aber keine Angst, wir sind voll ausgelastet. Viele Dinge stünden auf der To-do-Liste und werden gar nicht angegangen (zum Beispiel mal wieder die Garage aufräumen). Die Waschküche sieht ziemlich gut aus... 

Mittwoch, 1. April 2020

Salamanca im Kampf gegen das Coronavirus I

Heute ist Tag 17 der Quarantäne. Eine Freundin hat mir erzählt, wie es beim Einkaufen im Mercadona war: Es dürfen immer nur wenige Leute gleichzeitig im Supermarkt sein. Man muss vor der Tür in 1,5 Meter Abstand zu den anderen Kunden warten, bis man rein darf. Wenn einer rauskommt, darf einer rein. Die Kunden kommen mit Mundschutz. Wer eigene Handschuhe anhat, muss sie am Eingang ausziehen. 
Man muss seine Hände mit von Mercadona bereitgestelltem Desinfektionsmittel desinfizieren und von Mercadona bereitgestellte Einweghandschuhe anziehen. Dann kann man ganz normal einkaufen. Die Regale sind voll wie immer, man wird nicht zur Eile angehalten. Die Kassiererinnen sitzen hinter Scheiben. 
Als meine Freundin wieder zu ihrem Auto kam, desinfizierte sie noch einmal ihre Hände. Im Auto bewahrte sie Desinfektionsspray auf, mit dem sie ihre Schuhsohlen abspritzte, bevor sie einstieg. Zuhause ankommen zog sie sich aus, tat ihre Kleider in die Waschmaschine und duschte sich, bevor sie sich wieder anzog. Dann wusch sie die gekauften Waren mit Wasser ab und räumte sie weg.  
Das ist kein extremes Benehmen. Viele waschen die gekauften Waren mit Wasser mit einem Schuss Chlor ab, um die Viren zu töten.
Insgesamt hat es bisher 123 Tote in der Provinz Salamanca gegeben, das sind 369 pro Million Einwohner. Der Höhepunkt ist wahrscheinlich schon erreicht bzw. steht unmittelbar bevor.