Dienstag, 17. März 2020

Coronavirus in Spanien -Tag 2 der Quarantäne

Tag 2 und erster Werktag der Quarantäne. Heute morgen sind wir aufgewacht und draußen sah es so aus:

Den ganzen Vormittag über schneite es stark, dann ging der Schnee in Regen über. Also war es heute nichts mit Gartenarbeit. Meine Handwerker, die am 19. kommen sollten, haben abgesagt. Es ist nicht so ganz klar, wer was darf. Zur Arbeit darf man ja eigentlich, aber vielleicht können sie ihr Material nicht bekommen, weil die Läden zu sind. Ich habe mir überlegt, in unsere alte Wohnung zu fahren, die wir renoviert haben, und dort ein bisschen sauber zu machen. Ich hätte gedacht, das fällt vielleicht unter Arbeit, aber mein Gatte meinte, das darf man nicht. Nur bezahlte Arbeit oder Unterstützung von Pflegebedürftigen ist erlaubt. Er selbst hat heute früh in seinem Arbeitszimmer eine Vorlesung gehalten und für seine Studenten hochgeladen. Mein Sohn hat einen 3-D-Drucker zusammengebaut. Ich habe ein bisschen aufgeräumt, unsere Perle kommt ja jetzt auch nicht, und die Wäsche gemacht. Dann habe ich noch mit Freunden und Bekannten telefoniert und gewhatsappt, die Leute sind ja jetzt alle zuhause und haben Zeit... außer dem medizinischen Personal. Die Leute sind aufgefordert, jeden Abend um 8 Uhr auf ihren Balkon zu treten und dem medizinischen Personal zu applaudieren. Manche sagen, der Applaus gilt auch den Leuten, die bei Mercadona etc. die Regale auffüllen und unter großer Gefahr für ihre Gesundheit an der Kasse sitzen. High risk job Kassiererin im Supermarkt - hätte vor ein paar Wochen auch keiner gedacht. 
Draußen war ich nur zum Müll wegbringen, das macht man in Spanien jeden Tag. Das Wetter war, wie gesagt, grottenschlecht. Wir hatten eines von diesen neuen Wettern, nämlich eine DANA. Fragt mich nicht, was das ist. Mein Gatte fragte mich: "Für was steht noch mal schnell diese Abkürzung?" Ich sagte: "Ich glaube, es ist dasselbe wie eine explosive Zyklogenese." Er meint aber, das ist definitiv falsch. Is' egal. 
Präsident Pedro Sánchez hat jetzt schon zweimal zum Volk gesprochen. Beide Male ziemlich gut. Er hat auf diese ganzen Dopplungen wie Bürgerinnen und Bürger etc. verzichtet, bzw. diese stark reduziert. Dadurch klingt eine Rede natürlich gleich viel ernsthafter - ich glaube, er ging zu Recht davon aus, dass seine Zuhörer wissen, dass er auch weibliche und diverse Geschäftsinhaber meint, wenn er vom Leid der Geschäftsinhaber spricht. Ganz gelassen hat er das Doppeln natürlich nicht, aber es ist doch erstaunlich, wie sehr eine Rede gewinnt, wenn man es wenigstens ein bisschen reduziert.
Die spanischen Grenzen sind jetzt zu. Nur noch Leute, die hier ihren Wohnsitz haben, dürfen rein. Der Präsident von Katalonien ist am Virus erkrankt. Die großen Autohersteller wie Renault, Nissan und Seat haben ihre Fabriken in Spanien vorübergehend geschlossen. Die Quarantäne wird wahrscheinlich länger als zwei Wochen dauern, das haben sie schon angekündigt. Ich schreibe diese Zeilen beim Stand Spanien 9942, Deutschland 7272. Die Menschen, die uns hätten beschützen sollen, haben uns im Stich gelassen. Ist aber nicht weiter verwunderlich. 
Ach ja, ferngeguckt habe ich auch. Zum Beispiel habe ich eine Weile dem Dow Jones beim Fallen zugeschaut. Er hat den Tag mit minus 13 Prozent beendet.
Bei uns im Haus kann man es aushalten. Ich finde es schön und gemütlich. Unten seht Ihr die Essecke in unserer Küche:


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