Okay. Heute früh dachte ich, heute gibt es bestimmt nichts Neues, jetzt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Pedro Sánchez hat gestern Abend offiziell die Notstandsgesetze verkündet: Man darf praktisch sein Haus nicht mehr verlassen. Alle Geschäfte sind geschlossen außer Lebensmittelläden, Tabakgeschäften, Apotheken und unerklärlicherweise Friseure und Reinigungen. Man darf nicht spazieren gehen. Man darf nirgendwo hinfahren, außer man hat einen triftigen Grund, z.B. die ganzen Madrileños, die ihre Stadt verlassen haben, dürfen wieder nach Hause fahren. Es darf immer nur eine Person im Auto sitzen, außer man bringt jemanden zum Arzt (ich nehme mal an, dass bei den nach Hause fahrenden Madridern mehr Leute im Auto sitzen dürfen). Es gibt Posten, die Autos anhalten und fragen, warum man wohin fährt. Auch durch unseren Ort fährt die Polizei und kontrolliert, dass niemand spazieren geht. Wenn man am Meer wohnt, darf man nicht an den Strand gehen. Man darf den Hund spazieren führen, aber nur kurz und nur eine Person. Die Einhaltung dieser Vorschriften wird überwacht, bei Verstößen gibt es Strafzettel. Kinder dürfen nicht nach draußen, Spielplätze sind gesperrt. Das sieht bei uns so aus:
Seht Ihr das rotweiße Band am Eingang? Wenn ich mir das vorstelle, mit mehreren Kindern in einer Wohnung tagelang eingeschlossen zu sein... furchtbar. Sie können ja nicht ewig fernsehen oder spielen, irgendwann müssen sie an die Luft so dringend wie sie schlafen müssen. Die Vorschriften gelten erstmal für zwei Wochen. Heute war der erste Tag. Zum Arbeiten darf man fahren. Mal gespannt, wie das morgen, am Montag, Tag 2 der Quarantäne, aussieht. Ich schreibe diese Zeilen beim Stand Spanien 7843, Deutschland 5813. In Spanien hat es von gestern auf heute 100 Tote gegeben. In Salamanca gibt es 31 Infizierte, 3 Menschen sind gestorben. Im hiesigen Klinikum gibt es fast keine Schutzausrüstungen mehr. Der Gesundheitsminister der Regionalregierung hat gebeten, jeder, der irgendetwas hat, zum Beispiel plastifizierte Schutzanzüge oder wie das Zeug heißt und Gesichtsmasken, soll es abgeben. Wer hat denn so etwas? Maler und Lackierer? Keine Ahnung. Eine Freundin, die im Krankenhaus arbeitet, hat erzählt, die Zustände wären schlimm und es mangelt an allem. Das Gesundheitszentrum in unserem Ort bleibt morgen zu. Die Leute, die einen Termin haben, werden angerufen und gefragt, was sie haben und nach Möglichkeit telefonisch abgefertigt. Das hat die Ärztin in unserer WhatsApp-Gruppe geschrieben.
Das Seltsame ist, dass jedes Land die Erfahrung für sich selbst machen muss. Die Spanier haben nichts von den Italienern gelernt, die Deutschen, die ein paar Tage hinter den Spaniern sind, lernen von uns nichts. Falls die Möglichkeit bestünde, aus den Erfahrungen der anderen zu lernen, würde ich empfehlen:
1. Vermeidet Kontakt zu anderen Menschen. Ihr wisst nicht, wer mit wem zusammen war.
2. Hamstert!!!!!!! Kauft Vorräte!!!!! Jetzt könnt Ihr in aller Ruhe kaufen, was das Herz begehrt und müsst Euch mit niemandem um ein paar Rollen Klopapier kloppen. Die Vorschriften für das Einkaufen hier sind jetzt so: Es dürfen immer nur wenige Menschen in den Laden, Abstand zwischen Kunden mindestens 1,5 Meter. Rasch einkaufen und wieder raus. Das Sortiment ist nicht vollständig. Ja, Ihr könnte Euch das jetzt nicht vorstellen, dass das passieren kann, aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird es auch bei Euch passieren. Kauft Vorräte für mindestens vier Wochen.
3. Überlegt Euch, was Ihr während der Quarantäne machen wollt. Ich habe, wie bereits gesagt, schon einen Sack Erde für die Gartenarbeit vermisst. Mein Sohn hat gesagt: Ach, hätte ich nur Farbe, dann könnte ich jetzt ein Zimmer streichen. Überlegt Euch also jetzt, in aller Ruhe, was Ihr haben wollt, wenn Ihr zuhause eingesperrt seid, Euch niemand besuchen darf und Ihr nichts kaufen könnt: Gartenerde? Wandfarben? Wolle und Stricknadeln? Irgendwas für den Modellbau? Dübel? Kisten, um irgendwas zu sortieren? Säcke, um Schränke oder den Keller auszumisten? JETZT ist die Zeit, um diese Sachen zu kaufen. Die Quarantäne kann über Nacht kommen und dann wollt Ihr stolz da stehen und nicht belämmert in die Röhre gucken, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir dürfen nicht einmal spazieren gehen! Es gilt Hausarrest! Man darf keine Besuche machen oder empfangen!
Wir haben heute, am Tag 1 der vierzehntägigen Quarantäne, z.B. den Rasen gemäht, mein Gatte hat Papierkram geordnet, ich habe gedacht, der Aktenschredder (Aldi-Modell) brennt durch. Die Frau des Präsidenten Pedro Sánchez hat sich übrigens auch mit dem Virus angesteckt.
P.S.: Ich habe gerade noch einmal die Zeitung gecheckt, um Euch auf den allerneusten Stand zu bringen. Friseure sind doch nicht kriegswichtig und müssen auch geschlossen bleiben.
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