Ja, wo ist man sicher? Dass man in der tiefsten spanischen Provinz nicht sicher ist, habe ich Euch schon in meinem vorherigen Post dargelegt (mittlerweile 2 Fälle in Salamanca). Mein Sohn und meine Schwiegertochter sind gerade in Kolumbien, in Pereira bzw. in Bogotá. Pereira ist die Stadt ohne Sehenswürdigkeiten und Tourismus, von der ich Euch auch schon mal erzählt habe. Sie liegt mitten im Kolumbianischen Hochland. Ich sagte zu den beiden: "Wenn sich das Virus rasch ausbreitet, bleibt ihr am besten dort. Dort seid ihr sicher." Also wirklich, viel abgelegener geht es von uns aus ja nun wirklich nicht mehr. Aber: Es ist eines der bedeutendsten Kaffeeanbaugebiete der Welt. Da kann es schon mal sein, dass eine Delegation aus Mailand zum Verkosten anreist und das Virus hinschleppt, oder? Für Italiener gibt es ja keine Reisebeschränkungen. Und wenn die Kolumbianer sagen würden: "Ihr dürft hier nicht rein!", dann würde es bestimmt gleich heißen: "Ihr seid Rassisten!" und dann müssten sie die Italiener doch hereinlassen. So stelle ich mir das zumindest vor.
Morgen kommen die beiden wieder zurück nach Deutschland. Ich sagte zu ihnen: "Bringt Atemschutzmasken und Desinfektionsgel für die Hände mit!", denn diese Sachen sind ja in Deutschland und auch in Spanien ausverkauft (In dem spanischen Bergdorf, in dem mein anderer Sohn lebt, gibt es sie noch. Die scheinen sich dort ziemlich sicher zu fühlen. Noch! (Hahaha, oder?)
Atemschutzmasken waren in Bogotá auch schwer zu bekommen, obwohl es in Kolumbien noch keinen einzigen Fall gibt. Wisst Ihr, woran das meiner Meinung nach liegen kann? Vielleicht haben die Leute von dort Masken an ihre Verwandten in anderen Ländern geschickt, so war es nämlich bei uns in Salamanca: Als in China die Krankheit ausbrach und die Masken dort knapp wurden, haben die Chinesen hier in den Apotheken sämtliche Masken aufgekauft und nach China geschickt und man hat sie gelassen, weil man ja dachte, man bräuchte sie nicht und es kämen bald wieder welche herein. Was ich weiß: Der Apotheker bei uns im Ort hat erstmal - sehr vorausschauend, ganz früh - Masken für sich und seine Angestellten beiseite gelegt. Und dann blieben nur wenige, weil er ja auch nicht viele bevorratet hatte. Und dann gibt es außer den übervorsichtigen Käufern ja auch noch die, die sie aus medizinischen Gründen brauchen und für die dann keine mehr da sind.
Jedenfalls haben sie in Bogotá noch Atemschutzmasken aufgetrieben, das beruhigt mich. Als völliger Laie und ahnungsloser Mensch denkt man, die Kolumbianer, die, wie gesagt, noch keinen einzigen Infizierten haben, könnten doch schon mal anfangen, massenhaft Masken herzustellen, nur für den Fall. Masken, Desinfektionsmittel, Schutzanzüge... Ich weiß, ich weiß, man versteht davon nichts und so ist es ja auch... und in Spanien verkünden sie jetzt auch im Radio und im Fernsehen und überall, dass die Masken gar nichts nützen, wenn man gesund ist, aber wenn ich in einer Großstadt in der U-Bahn stehe und jemand mich anhustet, da fühle ich mich trotzdem besser, wenn ich so eine Maske aufhabe.
Spanien lebt ja vom Tourismus. Ich habe das Gefühl, dass sehr wenig getan wird, um die Bevölkerung zu schützen. Israel lässt fast keine Menschen aus betroffenen Gebieten herein. Sie verzichten auf das komplette Ostergeschäft, obwohl das doch sicher für ihre Wirtschaft wichtig ist. In Sevilla wird auf die Semana Santa nicht verzichtet. In Madrid hätte heute das berühmte Besapies del Cristo de Medinaceli stattfinden sollen. Da werden einer Christusfigur die Füße geküsst. Letztes Jahr bildete sich eine Schlange, die einen ganzen Kilometer lang war. Solches Einem-Kruzifix-die-Füße küssen findet in vielen Kirchen statt, bei uns auch. Nach jedem Kuss wischt jemand symbolisch mit einem weißen Tuch über die geküsste Stelle. Es gab eine tagelange Diskussion, ob es in Madrid stattfinden soll oder nicht. Am Ende hat man sich dagegen entschieden, worüber die Gläubigen natürlich alles andere als erfreut sind. Ach so, und die Frage, wo man meiner Meinung nach vor dem Virus sicher ist, hat sich, glaube ich, von selbst beantwortet.
Ich schreibe diese Zeilen beim Stand Deutschland 545, Spanien 282. Spätestens wenn es warm wird, wird der Spuk vorbei sein, heißt es.
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