Dieser Spruch aus der L'Oréal-Werbung wird gelegentlich auf die ansonsten unerklärliche Preisfindung auf dem spanischen Immobilienmarkt angewendet. Nun, jetzt dürfen wir einmal eine Preisfindung aus nächster Nähe beobachten: Bei uns in der Straße wird nämlich ein Reihenhaus verkauft, das dem unseren mehr oder weniger entspricht, ich kenne seine sämtlichen Vor- und Nachteile. Es handelt sich um eine für spanische Verhältnisse hochwertige Immobilie mit etwa 280 qm Wohnfläche. Weitere Details sind unwichtig, Ihr wollt sie ja eh nicht kaufen.
Die Anbieterin ist eine erfolgreiche Unternehmerin und exzellente Verkäuferin. Der Nachfrager ist ein zusammengebrochener Markt. Das Haus wurde 1996 für rund 30 Millionen Peseten (= 180.000 Euro, Immobilienpreise werden in Spanien immer noch in Peseten betrachtet) gekauft und für ca. 30.000 Euro erweitert und aufgehübscht. Seitdem wurde es in 2 oder 3 Sommern als Ferienhaus genutzt. Dauerhaft gewohnt hat hier noch nie jemand. Wohnraum zu kaufen und leerstehen zu lassen ist in Spanien durchaus üblich, als Investition, für die Kinder oder weil ich es mir wert bin. Der Verkaufspreis beträgt 420.000 Euro. Diese Preisvorstellung entspricht ziemlich genau dem, was wir ratschenden Hausfrauen und Nachbarinnen erwartet haben. Die zwei letzten Häuser, die unserer Straße verkauft wurden, kamen für 450.000 Euro auf den Markt und wechselten schließlich, nach über einem Jahr, für 350.000 Euro den Besitzer. Hier haben wir es aber, wie gesagt, mit einer superguten Verkäuferin zu tun, die mir erst einmal verklickert hat, warum ihr Haus unvergleichlich viel besser ist als alle anderen und warum ihr Garten einen einfach exorbitanten Wert hat. Ich bin ja so ein Typ, der immer alles glaubt, was ihm erzählt wird, auch, wenn der gesunde Menschenverstand aus allen Rohren feuert und meldet, dass es echt nicht so ist, ja, überhaupt nicht so sein kann, ich lasse mir trotzdem von Hinz und Kunz Bären aufbinden. Ein Garten, auch wenn er noch so gepflegt ist und der Gärtner seit Jahren wöchentlich kommt, hat nach meinem Dafürhalten keinen Wert an sich, denn es muss nur ein richtig trockener Sommer kommen, in dem man nicht gießen kann oder darf, und schon ist die Pracht dahin. Du meine Güte, nach ein paar Minuten Gespräch war ich selber überzeugt, dass die Immobilie so viel wert ist!
Seit ihrem Höchststand vor drei bis vier Jahren sind die Preise hier um etwa 20 % gesunken. Von 1996 bis 2007 haben sie sich etwa verzweikommafünf- oder verdreifacht (ich spreche von unserer Straße, nicht von Spanien im Allgemeinen, wo die Preise teilweise noch viel stärker gestiegen sind).
Und noch etwas Allgemeines zum Thema: Die Uni von Salamanca ist sie nicht nur für ihr hohes Alter, ihr tolles Studentenleben und ihr megagutes Aussehen berühmt, sondern auch für die Schule von Salamanca, die im 16. Jh. eine wichtige Theorie bezüglich der Preisfindung entwickelte, deren Kern darin besteht, dass sich Preise nicht nur nach der Zeit und dem Aufwand für die Herstellung eines Produkts zu richten haben, wie man bis dahin glaubte, sondern dass Angebot und Nachfrage eine entscheidende Rolle spielen. Der derzeitige spanische Immobilienmarkt hat das Gesetz von Angebot und Nachfrage ausgehebelt und befindet sich in einer neuen Phase: Weil ich es mir wert bin.
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