Sonntag, 1. Mai 2016

Bandeja Paisa

Sprich Bandeja mit Betonung auf dem e und das j wie ch in Buch oder kolumbianisch wie h,
paisa mit Betonung auf dem i.
Unsere kolumbianischen Freunde hatten uns heute zum Mittagessen eingeladen, nämlich zum typisch kolumbianischen Gericht Bandeja Paisa. Die oben gezeigte Portion ist eine normale Portion für eine Person. Sie ist so umfangreich, dass sie nicht auf einen Teller passt, deshalb Bandeja = Platte. Im Uhrzeigersinn, beginnend auf 9 Uhr: Gebackene Bohnen, gebratenes, sehr feines Hackfleisch, Arepa (kleiner Maisfladen), Spiegelei, Avocado, zwei gebackene Rippchen, gebackene Chorizo, gebackene Kochbanane, in der Mitte gekochter Reis, darüber eine stark ausgebackene Scheibe Bauchfleisch, die sehr gelungen und knusprig war. Alles sehr lecker! Das Bild unten stammt aus dem Jahr 2012, als die Jugend eine Bandeja Paisa machte und in Ermangelung entsprechender Platten versuchte, sie auf einen Teller zu bringen: Bohnen, Salsa de Aji (die Tomatensoße), Bauchfleisch, im Hintergrund die Arepa, darunter die Avocado, der Reis befindet sich unter dem Spiegelei, statt gebackener Kochbanane Süßkartoffel. Im Vordergrund ein Stück Chorizo. Auf einer Platte kommt diese kolumbianische Spezialität halt doch viel besser zur Geltung.
Übrigens: Da ich nicht wusste, was die Herrschaften reichen würden, brachte ich als Nachtisch Donauwellen!!! mit, die jedoch trotz allem super ankamen. Tschüssli!

Freitag, 29. April 2016

Bei dem läuft alles schief - dem wachsen die Zwerge

Le crecen los enanos - dem wachsen die Zwerge, diese spanische Redensart habe ich heute mal wieder gehört. Ich hatte echt gedacht, dieser Ausdruck wäre mittlerweile verboten oder so verpönt, dass ihn niemand mehr zu benutzen wagt. Der ganze Satz lautet: Monta un circo y le crecen los enanos = er gründet einen Zirkus und die Zwerge fangen an zu wachsen. Es bedeutet, dass bei jemandem vieles schief geht, auch Dinge, von denen das ganz gewiss nicht zu erwarten war, denn wenn man einen Zirkus gründet, kann vieles schief gehen, aber dass die Zwerge wachsen, ist äußerst unwahrscheinlich.
Der Radiosprecher Luis Herrero verwendete den Satz heute zur Beschreibung von Pedro Sánchez, dem Führer der spanischen sozialistischen Partei: A Pedro Sánchez le crecen los enanos, sagte er. 
Wie Ihr wisst, waren in Spanien letzten Dezember Parlamentswahlen und es ist seitdem nicht gelungen, eine Regierung zu bilden, deshalb werden die Wahlen am 26. Juni wiederholt. Ich finde diese Redensart echt lustig, deshalb widme ich ihr einen Blogeintrag. Tschüssli!  

Donnerstag, 28. April 2016

Bofrost

Der Typ, der da kam, der die Akquise machte, erinnerte mich an meinen ältesten Sohn. Sicher hatte er BWL studiert, vielleicht auch BWL und Jura, vielleicht noch ein Master drauf... wie das eben so ist in Spanien. Er war dünn und fleißig und eifrig und ich sagte okay, dann werde ich eben wieder Bofrost-Kunde. Er sagte: "Wenn Sie für mehr als 25 Euro einkaufen, bekomme ich einen Bonus." Ich kaufte für mehr als 25 Euro ein und war Bofrost-Kunde, zum zweiten Mal in meinem Leben. 
Das erste Mal war, nachdem ich eine wohlhabende und moderne Frau kennengelernt hatte, die Bofrost-Kundin war und in meinem unbändigen Drang, die Schönen und die Reichen nachzuahmen, war ich auch Bofrost-Kundin geworden. Damals waren wir in unserer Gegend mit Läden ziemlich unterversorgt, meine Kinder waren noch klein, D. aß gerne das Bamigoreng, der dreifarbige, gefrorene Paprika war recht praktisch. Ich kaufte also regelmäßig diese beiden Sachen und irgendwann kam der Bofrost-Mann nicht mehr, was mir auch recht war, denn zwischenzeitlich waren wir mit Läden gut versorgt.
Ja, und Jahre später dann wieder ein Bofrost-Mann. Nach zwei Wochen kam aber nicht mehr der junge BWLer, dessentwegen ich mich angemeldet hatte, sondern ein anderer Typ. Er ist falsch-freundlich, was mir aber wurscht ist, Hauptsache freundlich, aber man hat doch ein bisschen das Gefühl als würde er einem lieber eine reinwatschen, als wäre die Schicht der Freundlichkeit arg dünn und stünde in engem Zusammenhang mit der Kaufmenge. Is' egal, ne? Jedenfalls kam er dann alle zwei Wochen und ich sah mich gezwungen, ihm Sachen abzukaufen. Das Bamigoreng führen sie in Spanien nicht mehr und frische Paprika in drei Farben kriege ich mittlerweile in jedem Laden. Ich bin kein Freund von Tiefkühlfertigkost und kaufe solches Zeug normalerweise nur selten, muss ich sagen. Außer vielleicht Pizzen, die sich die Kinder nach Bedarf in den Ofen schieben können, aber da sind wir auch mit Dr. Oetker Ristorante und Buitoni Forno di Pietra zufrieden. Tiefkühlware ist einfach viel schlechter als das, was ich selbst zubereite. Fritten mache ich zum Beispiel in meiner Friteuse, in Extra Virgen Olivenöl. Ich koche nur mit jungfräulichem Olivenöl, was anderes habe ich gar nicht im Haus. Und das gekaufte Zeug wird mit irgendwelchem Industriefett gemacht, dass einem das kalte/eisige Grausen kommt. Allllle zwei Wochen kommt der Typ und seine Produkte sammeln sich in meiner Tiefkühltruhe an und hie und da zwinge ich mich, sie zu benutzen. Gestern habe ich die Barbacue Chicken Wings gemacht - wenigstens dachte ich, es wären Chicken Wings, aber dann waren diese Dinger ziemlich groß und hatten keine Knochen, vielleicht war's was anderes, und geschmacklich überzeugten sie auch nicht und was war denn das für eine schmierige Panade außen dran? Das geht besser, Leute. Viel besser. Das kann sogar der Aldi besser.
Und für heute hatte er sich wieder angekündigt. Ich wollte ihm nicht nein sagen, also beschloss ich, mich einfach zu verstecken. Eine dumme Idee, ich  weiß. Wir zogen morgens gar nicht erst die Rollläden hoch. Er sollte denken wir seien verreist. Unsere Perle putzte in der Orangerie, ehemals Wintergarten, auf der Rückseite des Hauses, dort machen wir gerade Feng-Shui-Reinigung (im Rahmen des Weihnachtsputzes 2017). Vicky, meinem einen Orangenbäumchen, geht es übrigens nicht besonders gut. Bei Gelegenheit mehr darüber. 
Der Bofrost-Mann kam im Laufe des Vormittags, klingelte zweimal und verzog sich dann wieder. Dann war Perle draußen fertig und wollte die Küche saubermachen. "Da brauch' ich Tageslicht," erklärte sie. "Gut, mach' den Rollladen hoch," sagte ich zu ihr. Kaum war der Rollladen oben, klingelte der Bofrost-Mann wieder. Ich warf mich auf den Bauch (ja, wirklich), Perle duckte sich als befände sie sich im Schützengraben. Wir bekamen beide einen Lachanfall. Wir verharrten in unseren seltsamen Positionen bis sich der Herr wieder entfernt hatte. Da er jeden zweiten Mittwoch den ganzen Tag durch unser Dorf streift, ließ ich anschließend den Rollladen wieder runter.
Mein Gatte und mein Sohn kamen zum Mittagessen und als sie wieder gingen, begleitete ich sie zum Gartentor. Wer stand da? Der Bofrost-Mann mit seinem Lieferwagen. Ich machte auf dem Absatz kehrt, rannte ins Haus, schlug die Windfangtüre zu, die Haustüre. Durch die Bäume und die Büsche konnte er mich nicht gesehen haben, oder? Er klingelte zweimal, nicht mehr so höflich wie die ersten beiden Male, sondern ein Stück weit (konnt's nicht lassen) ungeduldig.
So, damit war der Bofrost-Tag überstanden. Dachte ich. Am Abend kam er nochmal, da war aber wieder alles verrammelt.
Man muss ja auch jedesmal gucken, wenn es klingelt. Es kann ja ein Paketbote oder ein Nachbar sein oder der Kartoffeltyp, mit dem mir etwas ähnliches passiert. Der kommt Sonntags zur Essens- oder Siestazeit. "Kaufen Sie mir doch bitte, bitte, einen Sack Kartoffeln ab." Es sind riesige Säcke und ich mag seine Kartoffeln nicht besonders gerne. Ich habe ihm schon einfach das Geld gegeben und ihm gesagt, er solle die Kartoffeln zur Foodbank bringen. Jetzt habe ich wieder einen Sack voll daliegen. "Die treiben schon, du musst unbedingt eine Tortilla machen," sagte mein Gatte. Wenn er sie sonntags bringt, fangen sie montags zu treiben an, ich sag's Euch. Ja, ich sollte lieber eine Tortilla machen als hier zu schreiben.
Ist das Bofrost-Zeug gut? Für Frauen, die außer Haus arbeiten müssen, ist es sicher praktisch. Für Menschen, die die Möglichkeit haben, sich selber ein ordentliches Essen zu kochen oder kochen zu lassen, die es also nur wegen des Wow-Faktors kaufen würden, ist es nicht gut genug, kann es wahrscheinlich auch gar nicht sein, da es eben kein frisch gekochtes Essen ist. Die Croissants, zum Beispiel, sind mir zu fettig, die Konsistenz überzeugt mich auch nicht. Wir haben auch schon die von Carrefour probiert, die waren auch nicht besser. Mein Sohn meinte letztens, die Rösti wären recht gut, aber ich glaube, das ist, weil sie entfernt an die Kartoffelplätzchen von Trader Joe's in New York erinnern, die wir gern aßen. Die konnte man in der Mikrowelle heiß machen, das war auch praktisch für die Kinder. Ah ja, der gratinierte Brokkoli ist recht gut. Das Gemüsetempura hatte uns geschmeckt, aber als ich die zweite Hälfte machte, diesmal ohne Dip, sagte mein Gatte, beim ersten Mal wäre es der Dip gewesen, der so gut gewesen war. Die Gemüsesticks aus Gelberüben und Pastinaken... Leute, kauft Euch frische Gelberüben und Pastinaken, schneidet sie in Sticks, gebt sie mit etwas Olivenöl, Salz und Pfeffer in einen Topf und schmort sie bei niedriger Hitze im eigenen Saft. Dann habt Ihr eine gesunde Delikatesse. Das Eis: Ich will ja nicht angeben, aber wir haben auch eine Eismaschine, in der wir gute Sachen machen. Mein Gatte isst außerdem im Sommer noch gelegentlich gerne ein Magnum. Dafür brauche ich Bofrost auch nicht. Fleisch und Fisch von Bofrost ist für spanische Verhältnisse zu teuer... und ansonsten: ich meine, wenn wirklich mal Not am Mann ist, kann man auch eine Dose Ravioli aufmachen, ein gebackenes Spiegelei oben drauf legen (so hat meine Mutter Ravioli serviert), eine Tüte gewaschenen Salat aufreisen, Salz, Pfeffer, Essig, Öl dran, dann steht das Essen aber in 10 Minuten auf dem Tisch... So, jetzt gehe ich meine Tortilla machen, sonst jammert mein Gatte den Kartoffeln nach...  

Mittwoch, 27. April 2016

Still Star-Crossed

Ich habe schon einmal in einem Eintrag auf den spanischen Film Bienvenido, Mr. Marshall verwiesen. Hier klicken, wenn Ihr wissen wollt, worum es in diesem Film geht (in einem Satz zusammengefasst: spanischer Film von 1952, ein Dorf in der Mancha erwartet den Besuch von Amerikanern und flippt angesichts des erwarteten Geldstroms aus). In Salamanca geschieht gerade live, was in diesem Film beschrieben wird. Es gibt anscheinend eine amerikanische Fernsehserie, die sehr beliebt ist und Romeo und Julia heißt oder in der es um Romeo und Julia geht. Für diese Serie wird jetzt eine Fortsetzung gedreht, Still Star-Crossed, und zwar in Salamanca. Salamanca ist eine wunderschöne alte Stadt, perfekt konserviert und wohl geeignet, Verona im Mittelalter darzustellen. In der Altstadt hat man nur die moderne Beleuchtung abgehängt und die Straßen mit Sand bedeckt. Mehr war da nicht nötig, denn dieser Teil der Stadt IST komplett original alt. 
Die Amerikaner kommen und bringen Geld, das hier so bitter, bitter nötig ist. Die Filmcrew hat 300 Hotelzimmer angemietet, ebenso wie Teile des Kongresspalasts, ein ziemlich neues Theater und verschiedene andere Gebäude. Leider und unverständlicherweise kommt das Catering für die Stars von außerhalb, nämlich vom zweitbesten Catering Spaniens (Warum vom zweitbesten? Das fragt man sich, ne?). Es wurden 500 Statisten zu je 50 Euro am Tag angestellt. Die träumen nun davon, entdeckt zu werden und als nächstes in einem Hollywood-Blockbuster mitzuspielen. Alle möglichen Leute kommen für ein paar Tage in Lohn und Brot. In seinem Überschwang verlieh der Bürgermeister den Filmleuten die Ehrenbürgerwürde. 
"Die Amerikaner kommen und der Bürgermeister fettet sich den Arsch ein", sagte mein Gatte. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass er das Verhalten des Stadtoberhaupts als übertrieben servil empfindet. Dabei ist das doch eine gute Reklame für die Stadt. Stellt Euch mal vor, Still Star-Crossed wird ein Riesenerfolg und die Fans der Serie pilgern noch jahrzehntelang nach Salamanca. Übermäßiger Stolz trägt dazu bei, der Stadt das Genick zu brechen. Hier klicken hat sich jemand die Mühe gemacht, ein paar Bilder von den Dreharbeiten hochzuladen. Sie stammen aus der Calle Compañía. Für die, die Salamanca kennen: das ist die Straße, die zwischen der Casa de las Conchas und der Clerecía beginnt und an der päpstlichen Universität entlang führt. In diesem Blog sind noch mehr Bilder von den Dreharbeiten zu finden. Tschüssli. Ihr erlaubt noch rasch: Still Star-Crossed Drehort, STILL STAR-CROSSED SPANIEN, STILL Star-Crossed Dreharbeiten. Vielleicht sucht's ja jemand...

Montag, 25. April 2016

Keukenhof

Blick in den Garten. Diese Tulpen werden allseits bewundert (daher der Titel dieses Eintrags). Auf dem Foto kommen sie irgendwie nicht so zur Geltung.



Wir genießen den Frühling und haben auch schon zweimal gegrillt. Beim ersten Mal war es kalt, beim zweiten Mal nass. Wie Ihr wisst, regnet es in Spanien im Frühling gerne mal, gerne auch mal ein, zwei Wochen am Stück. Wir hatten Freunde eingeladen, die unbedingt grillen wollten. "Na, mit dem Grillen wird es wohl nichts", sagten wir ihnen, angesichts der Wassermassen, die in den Tagen vorher vom Himmel kamen und angesichts der Wettervorhersage. "Doch, doch, das wird schon", entgegneten sie. Am Samstag war es dann tatsächlich so, dass zwischen den Regenschauern manchmal kurz die Sonne herauskam. Dennoch bereitete ich meine leckeren und beliebten Barbacue-Rippchen/Spareribs/Leiterchen im Backofen zu. Das Rezept habe ich Euch schon einmal versprochen, es ist nämlich wirklich richtig gut und es ist ein guter Ersatz, wenn der Grillabend mal ins Wasser fällt. Es passt gut zu allen Grillbeilagen und die Rippchen werden bu-tter-zart. Hiermit verspreche ich es Euch noch einmal. Was wollte ich erzählen? Ach, ja, okay, der Samstag abend. Die Gäste kamen. "Schade, dass es mit dem Grillen nicht klappt", sagten wir. "Nichts da", entgegneten sie, "holt den Grill raus." Es hatte zu diesem Zeitpunkt tatsächlich schon fast eine Stunde nicht mehr geregnet. D. entfachte das Feuer... es begann zu tröpfeln... der Grill war vorbereitet, er legte das Fleisch auf... auf dem Bild unten (siehe Teich) könnt Ihr sehen, wie stark es zu diesem Zeitpunkt schon regnete. Seine Gattin hielt einen Schirm über ihn und den Grill... niemand beachtete meinen Kartoffelsalat, der zum Abkühlen vor dem Küchenfenster stand... glücklicherweise sind die Luft und damit der Regen bei uns sehr sauber, da es keine Industrie und auch keine Staus im Autoverkehr gibt, und niemand erhob Einwände dagegen, den alles andere als trockenen Kartoffelsalat zu verspeisen. 
Als es dann auch noch heftig zu hageln begann, zogen wir den Grill unter das kurze Vordach. Es war dann aber doch alles ziemlich okay. Unten seht Ihr das Grillgut: frische Chorizos, die größeren Fleischstücke sind secreto íberico (hier klicken, da könnt Ihr lesen, was das secreto íberico ist), die hellen verdrehten Stücke sind die beiden Hälften eines Schweinerüssels, den die Freunde mitgebracht hatten. Das war nur die erste Ladung, Ihr wisst ja, wie es ist. Und dann hatten wir ja auch noch die Ripperl, die wie immer sehr gut ankamen. An Salaten gab es den Kartoffelsalat à la pluie, den Schwedensalat nach dem Rezept meiner Mutter und meinen ebenfalls sehr beliebten Guacamolesalat. Dann hatte ich noch Focaccia gebacken, nach dem Rezept meiner Schwägerin. Den Teig hatte ich in meiner neuen Brotbackmaschine gemacht (es ist meine dritte!!! Brotbackmaschine. Meine erste war eine Panasonic, mit der ich super zufrieden war, die zweite war vom Lidl (warum so viel Geld ausgeben?), die dritte ist wieder eine Panasonic (deshalb). Ich werde bei Gelegenheit mehr darüber schreiben. Es gibt echt viel zu erzählen und ich schreibe gerne. Ich muss mich bemühen, öfter zu schreiben. Viele Grüße, liebe(r) Leser! 

Montag, 4. April 2016

Einbrecher in Spanien

Ich stand mit meinen Nachbarn auf der Straße und wir unterhielten uns. Das Gesprächsthema war die neuerliche Einbruchsserie. Es war eine Weile Ruh', jetzt geht es wieder los. Der private Sicherheitsdienst ist verstärkt worden. Ein Wagen des Wachdienstes kam vorbei, während wir uns unterhielten, der Wachmann stieg aus und erzählte und gab Tipps.
Der letzte Einbruch fand vor ein paar Tagen in einem Haus in unserer Straße statt. Die Einbrecher waren über den Garten eingedrungen, während niemand zu Hause war. Nach einer Weile kamen jedoch die Besitzer vorn zur Türe herein. Die unmaskierten Einbrecher, zwei Männer und eine Frau, flohen nicht, sie gingen einfach. Von solchem Verhalten habe ich jetzt schon mehrfach gehört. Letzten Sommer wurden in unserer Siedlung ein Opa und sein kleiner Enkel sehr von einem Mann erschreckt, der durch das offene Wohnzimmerfenster hereinhüpfte. Als der Einbrecher die Bewohner sah, ging er einfach wieder durch die Haustüre hinaus.
Meine Nachbarin (T.) sagte, wir müssen uns eben daran gewöhnen, dass unser Privateigentum nicht mehr so privat ist. Sie hätte manchmal Angst gehabt, einen Einbrecher vorzufinden, wenn sie nach Hause käme, aber durch diese neuen Sitten hätte sich ihre Angst etwas gelegt. Die Diebe gehen, wenn die Besitzer nach Hause kommen. Sie fliehen nicht, sie entfernen sich in aller Ruhe. Manchmal nehmen sie Diebesgut mit und manchmal nicht, je nachdem, was sie in der Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, gefunden haben. 
Die Polizei kümmert sich um Einbrüche gar nicht, sagte uns der Wachmann. Man solle gleich die Guardia Civil rufen, die käme wenigstens, wohl aus Höflichkeit, denn dann wird nichts weiter unternommen. Bei meiner Freundin, die massiv beraubt wurde, kam die Polizei und sagte: "Das waren Rumänen, da können wir nichts machen". Das mit den Rumänen sagen sie häufig, unabhängig davon, ob es tatsächlich Rumänen waren oder nicht, um ihr Nichtstun zu rechtfertigen. Die Diebe haben gar nichts zu befürchten. Das ist es vielleicht, was für diese Ruhe sorgt, die letztlich auch den Opfern zu Gute kommt. In keinem der Fälle, von denen ich gehört habe, waren die Täter maskiert, von Waffen weiß ich auch nichts.
Bei einem Vortrag habe ich letztens gehört, dass wir den Übergang von einer Kultur der Konfrontation zu einer Kultur des Miteinanders und des Dialogs vollziehen sollen. Und ja, da ging es ausdrücklich auch um Straftaten. Unser Nachbar Luis hat jedoch erklärt, dass er künftig sein Jagdgewehr geladen neben sein Bett legen wird. Er scheint kein Interesse an friedlicher Konfliktlösung im Dialog und in beiderseitigem Einvernehmen zu haben. Den Menschen, die womöglich nachts maskiert sein Schlafzimmer betreten, wird es nur schwer möglich sein, ruhig ihre Beweggründe zu schildern und auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, wenn Luis ein Gewehr auf sie richtet. Luis untergräbt die Bemühungen der Polizei, durch Nichtstun und Gewährenlassen für Abrüstung auf beiden Seiten und eine neue Art von Ordnung zu sorgen. 
Der Wachmann empfahl uns dringend, unser Zuhause besser zu sichern.
Falls Euch echte Zahlen interessieren: In unserer gesamten Straße ist bereits in jedes dritte oder vierte Haus eingebrochen worden. In unserem Straßenabschnitt (Ja bedeutet es wurde eingebrochen): 1. Haus: Kameras, Alarmanlage und vergitterte Fenster: Nein. 2. Haus: Alarmanlage und Gitter: Nein. 3. Haus: früher ungesichert: Ja, jetzt Fake-Alarmanlage und Gitter. 4. Haus: Alarmanlage: Ja. 5. Haus (unseres) ungesichert: Nein. 6. Haus: Gitter: Nein. 7. Haus: Fake-Kameras, Alarmanlage, Gitter, bewaffnet (Luis): Nein. Die Häuser gegenüber: 8. Haus: hohe Mauer, ungesichert: Nein. 9. Haus: hohe Mauer, ungesichert: Nein. Weiter unten in der Straße kommen noch ein paar mit Gittern, hohen Mauern und Alarmanlagen und ein paar, bei denen eingebrochen wurde. Fällt Euch was auf? Wer sind die Ungeschütztesten? Die Familie der Schreiberin dieser Zeilen. Bei wem wird am ehesten eingebrochen? Beim Ungeschütztesten. Wir spielen Vabanque!!!!!!!!! Heute nachmittag werde ich mir einen Kostenvoranschlag für Fenstergitter geben lassen.

Spanischer Witz, passend zum Thema Einbruch

Spanischer Witz im Whatsapp: Meine Nachbarn und ich waren es leid, dass in unserer Siedlung ständig eingebrochen wurde... ehrlich gesagt, ich hatte die Schnauze voll.
Also schaltete ich meine Alarmanlage ab, deaktivierte die Überwachungskameras und hörte auf, den privaten Wachdienst zu bezahlen.
In meinem Garten hängte ich drei Fahnen: die afghanische, die pakistanische und die schwarze des islamischen Staates.
Jetzt bewachen uns die lokale Polizei, die nationale Polizei, die Guardia Civil, der Geheimdienst, Interpol und was es da sonst noch alles an Sicherheitsdiensten gibt. 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche. Und wenn wir das Haus verlassen, gehen sie hinter uns her. Ich habe mich noch nie so sicher gefühlt.

Donnerstag, 31. März 2016

Lustiger Wortwechsel

Mein Gatte hat sich einen Tag freigekommen. Wir sitzen bei einer Tasse Kaffee.
"Was würdest du tun, wenn ich nicht da wäre?" fragt er mich.
"Ich würde in eine kleinere Wohnung in der Stadt ziehen," antworte ich.
"Ich wollte eigentlich nur wissen, was du sonst um diese Uhrzeit machst, wenn ich in der Firma bin," entgegnet er.

Mittwoch, 23. März 2016

Frust, Frust, Fruuuuust, Frust...

Ich war im Zweifel, ob ich als Überschrift das Wörtchen "Frust" oder die Wörtchen "Spain sucks" wählen soll. Ich habe mich für "Frust" entschieden, denn "Spain sucks" stimmt so pauschal nicht. Es stimmt für die jungen Leute und ich möchte eigentlich heulen, aber ich fühle nur eine riesengroße Wut (trotz Tabletten). Wuuuuuuuuuuuuuuut! Warum? fragt Ihr Euch jetzt vielleicht. Mein Sohn ist bei einem Bewerbungsverfahren bis in die letzte Runde gekommen und dann nicht genommen worden. So, jetzt wisst Ihr's. Tolle Firma, mein Sohn mit Superlebenslauf... Seine Geschwister gaben gleich die Devise aus "Weiter versuchen, dran bleiben". Das erste, was mir zum Kommentar der Geschwister einfiel (was ich aber nicht laut sagte), war der Satz "I will work harder", den das Pferd im Buch "Animal Farm" spricht. Dieser Satz fiel mir sofort ein, ich weiß nicht, wieso. Ich habe das Buch vor vielleicht 20 Jahren zum letzten Mal gelesen. "I will work harder" ist die Antwort des Pferds/Arbeiters auf den Betrug durch das Gesellschaftssystem. Das Pferd durchschaut das System nicht, es sieht nur, dass es Defizite gibt (in unserem Fall könnten das die 46 Prozent Jugendarbeitslosigkeit sein) und versucht, diese durch Mehrarbeit (die jungen Menschen in Spanien durch mehr lernen, noch mehr studieren) auszugleichen. Wir meinen, das System zu durchschauen, aber das nützt uns nichts (Spanien ist das Land der Kellner und Zimmermädchen, der ewigen Beamten und der Kaste, die den Rest aussaugt, aber man kann versuchen, durch viiiiiiel lernen, gute Noten, etc. eine der wenigen guten Stellen zu bekommen. Wenn das klappt... 7. Himmel, ansonsten... Fruuuuust!) Wenn mein Sohn die Stelle bekommen hätte, hätte ich aufhören können, mir über diese Problematik Gedanken zu machen. Naja.
Übrigens: Hattet Ihr meinen Blogeintrag vom letzten November gelesen, nämlich diesen hier, in dem ich einen Bombenanschlag am Check-in-Schalter eines Flughafens beschreibe? Ja, ja, ja. Es war arg vorhersehbar, dass das früher oder später passiert.  

Freitag, 11. März 2016

Der Garten im Frühling

Es frühlingt! Und Ihr wisst, wie es ist: Sobald sich der erste Sonnenstrahl durch die Winterwolken windet, beginnt der Hobbygärtner ungeduldig mit den Hufen zu scharren...
 Man freut sich an den Osterglocken...
 Bei den japanischen Zierpflaumen steht eine Explosion bevor...
Der Rasen ist leider in einem fürchterlichen Zustand. Naja, jetzt erfreue ich mich erstmal an den Gänseblümchen. Soll ich dem Rasen noch eine Chance geben oder ihn gleich neu anlegen lassen? Ich glaube, ich habe ihm im letzten Jahr durch übermäßiges Vertikutieren den Rest gegeben. Soll ich ihn jetzt nochmal vertikutieren? Der Rasen ist 19 Jahre alt und hier in Spanien durch Sonne, Trockenheit und Benutzung halt auch arg strapaziert. Letztes Jahr habe ich nachgesät etc., es hat nichts gebracht. Ich könnte mir mal einen Kostenvoranschlag für die Neuanlage holen. Mein Nachbar hat sich letztes Jahr im Vorgarten Rollrasen auslegen lassen, das ist ganz gut geworden. Jetzt habe ich mir erstmal einen Fiskars-Unkrautstecher bestellt. Mal sehen, wie dieses Ding funktioniert. Ich freue mich schon drauf. Bei Amazon was bestellen ist ja immer ein bisschen wie Weihnachten, hahahaha. Nächsten Freitag soll er kommen, der Unkrautstecher. Nächste Woche soll es auch warm werden, ideales Gartenwetter, also.
 Eine Hyazinthe draußen im Garten. Die kommt jedes Jahr brav wieder. Schön, ne?
 Blumen vor dem Küchenfenster. Haben auch den Winter gut überstanden.
In der Orangerie spielen sich derweil Dramen ab. Siehe oben, die Trompetenblume. Ziemlich extremer Lausbefall. Für die nächsten drei, vier Tage ist noch Nachtfrost vorhergesagt, aber dann soll es, wie bereits gesagt, warm werden. Dann muss alles raus. Lange halten diese Pflanzen drinnen nicht mehr aus. Dann werde ich sie draußen mit Seifenwasser abwaschen. Wenn das nicht hilft, muss ich mit Gift ran, ich will meine Lieblinge nicht verlieren. Und zum Abschluss noch ein paar Stiefmütterchen, die mich den ganzen Winter über mit ihren Blüten erfreut haben:

Dienstag, 8. März 2016

Gib einem Mann einen Fisch....

Im spanischen Facebook gefunden: "Dale a un hombre un pez y comerá un día; enséñale a pescar y destruirá todos los ecosistemas marinos. Solo dale el puto pez." 
Deutsch: "Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und er wird sämtliche Ökosysteme der Meere zerstören. Also gib ihm nur einen Scheißfisch."
Fand ich sehr lustig.

Jussi Björling & Robert Merrill "Au fond du temple" Les Pecheurs de Perles



Es hat sich herausgestellt, dass man den Link im vorherigen Post in Deutschland aus gebührenrechtlichen Gründen nicht aufmachen kann. Der Urenkel meines Großvaters war so freundlich, einen auch in Deutschland funktionierenden Link (hoffentlich) zu schicken. Vielen Dank, Bester!

Montag, 7. März 2016

Happy Birthday, Opi!

Diesen Link widmete ich meinem Opa Hans seligen Angedenkens, der gestern seinen 102. Geburtstag gefeiert hätte. Er war ein großer Fan von Männerchören und hat auch selbst in einem Chor gesungen. Dieses Stück hätte ihm sicher sehr gefallen:


(Keine Beileidsbekundungen erforderlich, da er bereits seit 51 Jahren tot ist).

Montag, 29. Februar 2016

Lü-gen-pres-se! Lü-gen-pres-se!

Für unsere Provinz in Spanien war für das vergangene Wochenende heftiger Schneefall angekündigt worden. Die kleinen Enkel meiner Nachbarin rückten am Samstag morgen mit Schneeanzügen und Schlitten an und wählten den Platz aus, an dem sie den Schneemann errichten würden, wenn der Schnee erst einmal zu fallen begönne. Am ganzen Wochenende fiel keine einzige Flocke.
Es ist normal, dass Meteorologen sich täuschen; es ist bekanntermaßen sehr schwierig, die Zukunft vorherzusagen.
Heute, Montag, saßen mein ältester Sohn und ich vorm Fernseher und schauten uns zur Siesta-Zeit die Nachrichten an. Berichte von den heftigen Schneefällen vom Wochenende. Uns fiel beiden im selben Moment die Kinnlade herunter, nämlich als unsere Kathedrale gezeigt wurde, schneebedeckt, in der Sonne glitzernd. Dann noch ein Panorama-Blick auf die ganze Stadt, in winterliches Weiß gehüllt. Wunderschön.
Wir schauten uns ungläubig an: es hat im ganzen Winter noch kein einziges Mal Schnee gelegen, auch letztes Jahr hat es keinmal richtig geschneit. Die Bilder waren also mindestens zwei Jahre alt. Zweihunderttausend Menschen jeden Alters wissen, dass diese Bilder "gelogen" sind, aber das ist den Fernsehmachern einfach wurscht. 
Natürlich ist dies eine völlig unwichtige Kleinigkeit, aber welche von den anderen Schneebildern waren denn noch falsch? Waren alle Schneeberichte alt? Hat es überhaupt irgendwo geschneit? Ist der gezeigte Baum schon vor Jahren umgefallen? Natürlich kann es uns egal sein, ob der Lkw, der im Bild gezeigt wird, heute in den Graben gerutscht ist oder schon vor Tagen oder Wochen oder Jahren. Mit Ehrlichkeit könnte das Fernsehen sogar viel Geld sparen: "Lkw sind in Gräben gerutscht. Wir zeigen Symbolbilder." Das fände ich absolut okay. Aber so, wie sie es machen, finde ich es nicht gut. Ich kann der Berichterstattung nicht vertrauen.

Donnerstag, 18. Februar 2016

Tipps und Lebensweisheiten

Ihr wisst, wie es ist: Wir, die wir zur reiferen Generation gehören, fühlen uns bemüßigt zu versuchen, unser gesammeltes Wissen an die nächste Generation weiterzugeben, ob es die nächste Generation nun hören will oder nicht. Neulich war meine Nichte zu Besuch. Auf dem Weg war sie extra bei Aldi vorbeigefahren, weil sie Teefilter hatte kaufen wollen. Und es hatte keine mehr gegeben! Und sie war super enttäuscht, weil sie sich die Beutelchen auf Vorrat hatte füllen wollen, also, so für ein, zwei Wochen im Voraus (warum sie dann nicht gleich Tee im Teebeutel kauft, wird auf immer ihr Geheimnis bleiben), und dann war sie extra hingefahren und es waren keine mehr da gewesen! Schitt!
Ich konnte ihr aushelfen, denn ich hatte ebendiese Teefilterbeutelchen vor Ewigkeiten mal gekauft, weil ich gedacht hatte, hm, die könnten irgendwann mal nützlich sein und dann hatte ich sie nie benutzt. Sie waren noch original zu. Ich sagte ihr: "Es kann sein, dass diese Filter schon ein oder zwei Jahre alt sind." (In Wirklichkeit sind sie fünf oder sechs Jahre alt, hehehe, aber jetzt bin ich sie los!). Ferner sagte ich: "Ich weiß, dass dir deine Mutter sicher viele Ratschläge mitgibt auf den Weg in's Leben, aber ich muss dir auch noch einen mitgeben: NEHME NICHTS VON DEN ALDI-WÜHLTISCHEN MIT, WEIL DU DENKST, ACH, VIELLEICHT KANN ICH DAS IRGENDWANN MAL BRAUCHEN. DU WIRST ES NIEMALS BRAUCHEN."  
And in English (this nugget of wisdom is so important I have to make it accessible to the largest number of people possible): DON'T TAKE ANYTHING FROM THE ALDI-WÜHLTABLES BECAUSE YOU THINK IT MIGHT COME IN HANDY SOMEDAY. IT NEVER WILL.
Y en español (400 millones de lectores potenciales más): ¡NO COJAS NADA DE LAS WÜHLMESAS DE ALDI PORQUE PIENSES QUE ALGÚN DÍA PUEDA SER ÚTIL! NUNCA LO SERÁ.

Sonntag, 24. Januar 2016

Eine kleine Sammlung zu einem aktuellen Thema

Ich habe eine kleine Sammlung von Synonymen zur Bezeichnung von Kritikern der deutschen Flüchtlingspolitik angelegt. Verzeiht mir, aber ich finde/fand sie echt lustig. Stellt Euch vor, da sitzen Leute in Redaktionsstuben, in Werbeagenturen oder als Privatpersonen zuhause vor ihren Computern und überlegen sich neue Beleidigungen. "Besorgte Bürger" ist auch nicht wohlwollend-verständnisvoll gemeint, sondern herablassend. Also, was habe ich bis jetzt: Besorgte Bürger, Populisten, Rechtspopulisten, Rassisten, Nazis, Hassfratzen, Rechtsradikale, Pegida, die braune Soße, der braune Rand, die AfD, die braune Pest, die Fremdenfeinde, die hässlichen Deutschen, das Pack, die Faschisten, die Faschos, der braune Mob, der Pöbel, die Asylgegner, die Reaktionäre, die Rechtsextremisten, die Dunkeldeutschen, der Stammtisch, die geistigen Brandstifter, die Verfechter kleinbürgerlicher nationalstaatlicher Interessen, die rechten Rattenfänger, Schande für Deutschland, widerliche Menschenverächter, Pegidioten, Dumpfbacken, Kaltdeutschland, die Ewiggestrigen, die Islamophoben (oder auch "islamophob" als Adjektiv vor allen obigen Wörtern), die rechten Hetzer, engstirnig Bornierte, Provinzler, Volksverhetzer, Monster, NPD light... (Es gibt kein Copyright auf die Nutzung dieser Wörter, oder? Die letzten beiden sind von Hans Olaf Henkel, nur für den Fall, ich bin da immer ein bisschen ängstlich)..., Vollpfosten mit kruden Thesen, Dummköpfe, gruselige Gestalten, Ausgrenzer, Dummbeutel, Egoisten, Untermenschen äh, nee, pardon, pardon, war nicht Untermenschen, war Unmenschen, Alternative für Doofe, Unbelehrbare, brauner Bodensatz (hier 50 (damit ich nicht immer von vorn anfangen muss zu zählen.))... Der Gegenseite genügt zum Ausdruck ihrer Verachtung meist ein Wort: Lü-gen-pres-se, aber auch: Volks-ver-rä-ter oder schlicht: Merkel muss weg!
Mir ist übrigens eine hübsche Kombination mit -leugner eingefallen: Notleugner. Wie findet Ihr das? 
Ja, gut, der Notleugner ist nichts gegen die Hassfratze. Wie hasserfüllt muss man sein, dass einem so ein Wort einfällt??? Seht Ihr den Redakteur vor Eurem geistigen Auge, wie er nach Gift und Galle sucht, und dann plötzlich die Erleuchtung: Hassfratze. Jubel unter den Kollegen. Vielleicht stelle ich mir das Ganze aber auch völlig falsch vor, vielleicht kommt das Wort auch vom evangelischen Kirchentag... Keine Ahnung.
P.S.: Um meine Sammlung auf den neuesten Stand zu bringen, musste ich natürlich die Kolumne mit dem Titel "Rechtsschwenk, marsch" lesen, die Jakob Augstein - wahrscheinlich mit Schaum vorm Mund - für Spiegel Online verfasst hat, die ist nämlich eine ziemliche Goldgrube. Ich zitiere einen kompletten Satz: 
"Die Stars der neuen Rechten haben die Gesichter von gewissenlosen Kindern. Aus ihren lächelnden Mündern strömt grauenhaftes Zeug." Deutschland, Land der Dichter und Denker!
P.P.S.: Was mir übrigens gerade aufgefallen ist... was mir gerade aufgefallen ist: Bei diesem Meinungsaustausch zwischen Bärchenwerfern und Bodensatz verzichten beide Seiten auf politische Korrektheit! Wo bleiben die weiblichen Formen? Besorgte Bürgerinnen und Bürger, Populistinnen und Populisten, Rassistinnen und Rassisten, Fremdenfeindinnen und Fremdenfeinde, Faschistinnen und Faschisten, etc. Die weibliche Form von Fascho, ist die Fascha? Wird das wie im Spanischen gebildet? Faschos und Faschas? Und für die andere Seite gilt natürlich auch: Volks-ver-rä-ter-in-nen-und-Volks-ver-rä-ter!!!!!
P.P.P.S.: Leute, als ich anfing mit der Sammlung fand ich das noch witzig. Jetzt ist mir aber das Lachen vergangen, angesichts der schieren Menge der Beleidigungen. Wird es den etablierten Parteien gelingen, die neue Partei verbal zu zertreten?
P.P.P.P.S.: Neu dazu (Februar 2016), vom Spiegeltitelbild, nada menos: Die Hassprediger - Frauke Petry und die AfD: Bericht aus dem Innern einer gefährlichen Partei. Aha, ne? Dabei sind die doch die einzige Partei, die im Bundestag in der Flüchtlingsfrage Opposition macht und dafür sorgt, dass das Thema diskutiert und nicht einfach zusammen mit einer Million Schutzsuchender durchgewunken wird, oder? Halt, nee, die sind gar nicht im Bundestag, da gibt es ja überhaupt keine Opposition. Naja, diejenigen, die das Sagen haben, werden es schon schaffen, die AfD zu vernichten. Ich glaube, da dürfen wir uns sicher fühlen. Vielleicht sollte man es mal mit Beschimpfung ihrer Anhänger versuchen?
V.P.S.: Boah, jetzt geht es aber ad hominem et ad feminam: "Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht noch erschießen" (Günther Oettinger, EU-Kommissar). Wann sind denn diese Wahlen? Ist es noch lang hin? ROFL!
VI.P.S.: So, und zum Abschluss dieses Themas gehe ich den "Brief an die Flüchtlingsfeinde von Clausnitz" von Stefan Kuzmany auf Spiegel Online, siehe hier, und das dazugehörige Forum durch. Aus rein sprachlichem Interesse, ich schwör'. Also, let's go: Ihr seid nicht "das Volk"... uff, nee, geht gar nicht, der ganze Brief ist ja einzige Beleidigung von vorn bis hinten, einschließlich Bedrohungen "Jetzt kennt Euch jeder" (wahrscheinlich weiß Herr Kuzmany auch, wo Ihr wohnt). Leute, wie traurig das alles ist. Wenn Ihr Euch mal so richtig schlecht, ratlos und traurig fühlen wollt, dann empfehle ich Euch diesen Artikel.
Ich persönlich denke, man müsste mit ihnen, also den Clausnitzern oder den Sachsen oder den deutschen [hier irgendein Wort aus der Sammlung oben oder unten einsetzen] auf folgende Weise reden: "Ihr habt hier nichts zu melden. Ihr müsst akzeptieren, was aus Berlin angeordnet wird. Unter Honecker hat das doch auch geklappt. Ihr könnt nichts machen. Ihr könnt ja auch nicht sagen "Wir sind das Volk und wir wollen kein Hochwasser." Also, geht heim und fügt euch in das Unvermeidliche." Ich glaube, das würden die in Sachsen am ehesten verstehen und dann würden sie Ruhe geben. Falls es nicht reicht, um sie zur Räson zu bringen, schmeißt man den einen oder anderen Ruhestörer in den Kerker und die Angehörigen hören jahrelang nichts mehr von ihm. Dann würden sie vielleicht endlich begreifen, was Sache ist.
Also, schauen wir mal in das Forum (es geht hier um die Leute, die den Bus mit den Flüchtlingen angegriffen haben): Krakeeler, Brut, rechte Schwachmaten, Zombies, die aus finsteren Löchern kriechen, "Asylkritiker", miefige Kleingeister, DDR-Zombies, der Jammer-Ossie mutiert zum Wutbürger und Rassisten, Wutsachsen, durchgeknallte Wildsäue, kleinkarierte Heimatschützer, Mob aus Neandertalern, ahnungslose Feiglinge, dumpfe, gewaltgeile Meute, geifernde "Bürger", die Tumben, faschistoider Mob, hirntoter Mob, Besorgtheitsmob, Randale-Rechte, rassistischer Sumpf, die moralisch Verkommenen, Hohlköppe, Schreihälse, brandschatzende Nazihorden, deutschtümelnde Mentaldissidenten, Krüppel, Neobraunhemden, entartete ostdeutsche Landsleute, rechtsextreme Agitatoren... So, fertig jetzt. Ich höre auf. Ich habe das halbe Forum gelesen und es deprimiert mich. Viele schreiben enorm Schlechtes über die neuen Bundesländer, auch Leute, die von dort stammen. Ist es wirklich so schlimm? Ich war dort noch nie. Armes Deutschland.

Freitag, 15. Januar 2016

Dschungelcamp fängt an!

Hab' mich schon darauf gefreut! Letztes Jahr habe ich es ja nicht geguckt, weil ich keinen einzigen von den Kandidaten kannte, aber heuer sieht die Liste gut aus. Jetzt sitze ich in eine warme Decke gekuschelt vorm Fernseher. Allein. Außer mir interessiert das hier keinen. Aber so ist das jedes Jahr. 
Menderes kenne ich von Deutschland sucht den Superstar, da habe ich extra die Folge eingeschaltet, in der er erschien. Jenny Elvers kenne ich, weil ich in Deutschland immer im Vorbeigehen die Titel auf Frauenzeitschriften lese. Da sieht man sie oft, unten in einer Ecke. Sie ist blond und alkoholkrank. Helena Fürst kenne ich nicht, sie wirkt wie die Frauen, vor denen ich im richtigen Leben davonlaufe. Gunter Gabriel kennen Leute in meinem Alter als Country-Sänger. Er hat jetzt Brüste. Steht er auch vor einer Geschlechtsumwandlung? Ricky Harris: Es kann sein, dass ich mal gewusst habe, wer das ist, ich bin mir aber nicht sicher. Thorsten Legat ist ein ehemaliger Fußballspieler, der mir unbekannt ist und war. Von Jürgen Milski weiß ich, dass er was mit Big Brother zu tun hat. Brigitte Nielsen ist die Ex-Frau von Sylvester Stallone. Sie war schon einmal in einer Staffel vom Dschungelcamp, die ich angeschaut habe. Sie ist ein sehr mütterlicher, fröhlicher Typ und hat mir damals gut gefallen. David Ortega: keine Ahnung. Nathalie Volk: idem. Sophia Wollersheim: eine beeindruckende Dame aus dem Rotlichtmilieu. Rolf Zacher ist ein alter Mann, den ich ebenfalls nicht kenne. Eine sehr, sehr seltsame Gesellschaft, aber interessant. Mal gespannt...

    Donnerstag, 14. Januar 2016

    Prost Neujahr!

    Wie bereits im vorherigen Post angedeutet, haben wir die letzten Wochen in Deutschland verbracht. Mich interessierte insbesondere auch, wie man das Thema Flüchtlinge vor Ort erlebt. Ich gebe nicht viel auf das, was man aus den Online-Zeitungen erfährt und noch weniger auf das Fernsehen. Zu häufig habe ich es schon erlebt, dass in der Presse Ereignisse übertrieben oder verniedlicht, Ausnahmefälle generalisiert und Vorfälle schlicht falsch beschrieben werden. Ich könnte Beispiele nennen, will jetzt aber nicht zu weit ausholen. Und gerade in der Flüchtlingsfrage schien es mir so, als gäbe es da gewisse Dissonanzen zwischen der Berichterstattung über die Willkommenskultur und der Tatsache, dass man unter den Berichten kein Forum aufmachen konnte. Es wird nur eine einzige Meinung publiziert: die Freude über die Einreise einer Million neuer Bürger aus dem muslimischen Kulturkreis. Mag sein, nicht wahr, dass die Freude so einhellig ist. Wenn der Frühling kommt oder Deutschland Fußballweltmeister wird, hat ja auch kaum jemand etwas dagegen.
    Das Problem mit dem Fachkräftemangel scheint durch die Neuankömmlinge auch gelöst, jedenfalls habe ich da schon lange nichts mehr gelesen. Jetzt müssen sie halt in halsbrecherischem Tempo Deutsch lernen, denn Englisch allein reicht z.B. für die medizinische Versorgung von Menschen im ländlichen Raum bestimmt nicht.
    Ja, und dann sieht man in der Online-Presse noch die Bilder von den Turnhallen mit den Holzpritschen, in denen die Schutzsuchenden erstmal untergebracht werden, bevor man ihnen Wohnungen gibt. Mich wundert das mit den Wohnungen ein bisschen, also, dass die so reichlich vorhanden sein sollen, denn als meine Kinder in Deutschland Wohnraum suchten, da war das gar nicht so einfach. Die Pritschen sehen so unbequem aus und dann diese Nähe zu Fremden in der Turnhalle, die schmutzigen Gemeinschaftsklos, brrrrrrr... das ist für Familien sehr, sehr anstrengend.
    So, das war mein Wissensstand als ich nach Deutschland kam. Haaalt, neee, vergessen: Dann gibt's natürlich doch die Minderheit, die die Menschenmassen nicht reinlassen möchte oder den Zustrom begrenzen oder das Thema überhaupt diskutieren möchte, nämlich die Rassisten, Nazis, Hassfratzen, Rechtsradikalen, Pegida, die braune Soße, den braunen Rand, die AfD, die braune Pest, die Fremdenfeinde, die hässlichen Deutschen, das Pack, die Faschisten, den Pöbel, die Asylgegner, Rechtsextremisten, Dunkeldeutschen... das sind Bezeichungen, die ich gelesen habe, die mir jetzt so einfallen. Leute, die der Willkommenskultur skeptisch gegenüber stehen, werden verbal sehr, sehr hart angegangen, auch wenn sie keine Wohnheime anzünden, auch vom Bundespräsidenten, auch vom Präsidenten der Evangelischen Kirche, beide brrrrrr... wie oben. Die Bezeichnung Dunkeldeutsche ist sehr gut gefunden, insbesondere wenn sie von einer Lichtgestalt wie dem Herrn Gauck kommt. Dunkeldeutsche, da läuft einem doch gleich ein Schauer über den Rücken. Mir persönlich gefallen zum Ausdruck der maximalen Verachtung auch Wortverbindungen mit -leugner, da fehlt noch was, Schutzsuchendenleugner oder Syrienleugner oder Willkommensleugner oder so, da ist noch niemandem etwas richtig Griffiges eingefallen. Ich nehme an, die Helldeutschen arbeiten daran.
    Eine deutsche Freundin, die seit 30 Jahren in Spanien lebt, erzählte mir nach einem Aufenthalt in der alten Heimat, sie sei schockiert gewesen über die Gleichschaltung der Medien und das Verschwinden der Meinungsfreiheit. Ach ja, die gibt's auch noch, die Lü-gen-pres-se-, Lü-gen-pres-se-Schreier, deren Gesichter manchmal im Fernsehen gezeigt werden. Sicher handelt es sich dabei nur um Rentner. Also, als Mensch, der seinen Arbeitsplatz behalten möchte, würde ich mich so was nicht trauen.
    Das war es, was ich bei meiner Abreise wusste.
    So. Und wie sah es dann tatsächlich aus? Erst einmal sieht man gar nichts. Am Frankfurter Flughafen werden Einreisende aus Nicht-Schengen-Ländern kontrolliert wie eh und je. Die unkontrollierte Einreise ist anscheinend nur auf dem Landweg möglich.
    In unserer Nachbarschaft in Deutschland, in der die gehobene Mittelschicht residiert, bemerkt man von Flüchtlingen gar nichts. Auf dem Weg in die Innenstadt kommt man an Asylantenheimen vorbei, die da schon seit Jahren stehen, da ist alles wie immer, da sieht man nichts Auffälliges.
    Was in Deutschland jedoch sehr auffällig ist, sehr, sehr auffällig, sind die vielen jungen Frauen und Mädchen mit Kopfputz. Von Schleier oder Kopftuch kann man bei diesen kleinen Aufbauten ja kaum sprechen. Das überrascht, ne, denn wer so in meinem Alter ist, also über 50, wird sich erinnern, dass die türkischen Mädchen und jungen Frauen vor 30, 40 Jahren kaum Kopftücher trugen. Die Türkinnen selbst betrachteten die Kopftuch tragenden Frauen damals als, sinngemäß, Landeier. Die Kopftücher wurden ehedem auch auf hässliche Weise gebunden und meistens mit einem unförmigen Trenchcoat kombiniert. Wer erinnert sich?
    Also, von diesen Kopfputzmädchen sieht man überraschend viele. Haben die tatsächlich einen Rückschritt gegenüber ihren Müttern und Großmüttern vollzogen? Das ist doch ein interessantes Thema. Wird das diskutiert? Was ist denn da geschehen? Wie erklärt denn die Tochter und Enkelin ihrer Mutter und Großmutter, dass sie ein Kopftuch tragen möchte? Und was sagen die dazu?
    Auffällig war auch die extrem große Anzahl von Ausländern auf der Zeil in Frankfurt, also der Anteil der Ausländer an der Gesamtmenge der Menschen, die da unterwegs war. Das lässt sich aber vielleicht auch durch die Tageszeit erklären, zu der wir unterwegs waren, da waren die Deutschen sicher noch auf der Arbeit. Jemand sagte, auf der Zeil merkt man gar nicht mehr, dass man in Deutschland ist. Nun, ich glaube, das stimmt so nicht ganz, da bilden sich schon typisch deutsche Charakteristika heraus: z.B. unterscheidet sich das Frankfurter Straßenbild von London insofern, als dass man praktisch keine Frauen in schwarzen Säcken sieht. Von Paris unterscheidet es sich, weil weniger Menschen mit schwarzafrikanischem Migrationshintergrund unterwegs sind. Von Madrid unterscheidet es sich, weil die Leute auf der Calle Preciados europäischer aussehen und besser gekleidet sind.
    Jetzt fragt Ihr Euch vielleicht, ob wir überhaupt als Asylanten kenntliche Menschen gesehen haben. Öh, ja. Das eine Mal, als wir Wertstoffe zu einer Sammelstelle brachten, die sich neben einer Asylantenunterkunft befand. Da waren junge Männer vor dem Gebäude und auf einem ebenfalls dort befindlichen Fußballplatz spielten ein paar Kinder Fußball und in der Ecke des Platzes saß eine junge Familie in der Sonne auf dem Rasen. Man würde ihnen wünschen, sie könnten in Syrien auf einem Balkon in der Sonne sitzen.
    Also, man sah wenige Asylanten. Was machen die denn den ganzen Tag außer Deutschunterricht und Landeskunde? Sie waren alle irgendwo drinnen. L. sagte, bei gutem Wetter seien sie häufig im Außengehege. Das Wort "Außengehege" brachte mich zum Lachen, aber es trifft die Sache wohl genau, denn um die Turnhalle, in der sich die Asylbewerber befinden, wurde ein Metallzaun aufgestellt. Damit sie drinnen bleiben? Damit die anderen draußen bleiben? Keine Ahnung. L. vermutete, dass es zum Schutz der Asylanten sei. Aber vor was? Vor wilden Tieren? Oder gibt es tatsächlich so viele Leute, die diese Turnhalle in Brand setzen möchten, dass sich das Aufstellen eines Zauns lohnt? Naja, bei gutem Wetter würden sie sich eben in dem Bereich zwischen Turnhalle und Zaun aufhalten, den L. als Außengehege bezeichnete. Sie dürfen das Gelände verlassen und fahren häufig Bus. Sie dürfen den Bus kostenlos benutzen. Sie machen keinerlei Probleme. Das wurde mir erzählt.
    Was die Deutschen nach meinen Beobachtungen beschäftigt und über alle Maßen ärgert, ist, wie auch schon meine Freundin bemerkt hatte, die Gleichschaltung der Presse und die Herabsetzung aller Andersdenkenden. Im Bundestag scheint es auch keine Opposition mehr zu geben, nur noch Blockparteien und ein bisschen symbolisches Good cop-bad cop-Geplänkel. Das ist traurig.
    Das offizielle Staatsfernsehen dient als Verbreiter und Verstärker der Einheitsmeinung. Talkshows und Sendungen wie das Heute-Journal unterstützen die Bürger beim betreuten Denken. Das ist alles traurig. Ich sage Euch, wenn man aus dem Ausland kommt, dann fällt einem das auf. Es ist wie man sich die DDR vorstellte. Claus Kleber, z.B., scheint meinen Lieben ein besonders rotes Tuch zu sein. "Dann guckt es Euch doch nicht an", sage ich zu ihnen, aber sie haben da so einen masochistischen Drang, den staatlichen Umerziehungsversuchen immer wieder zuzuschauen.
    Und dann hat mich noch Folgendes berührt: wir waren in einem Biergarten, in dem Fässer aufgestellt waren, in denen unten drin Feuer brannte und oben konnte man sein Bier draufstellen. Wisst Ihr, wie? Das hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich stand da also an dem einen Fass und hielt den Platz frei, während meine Lieben noch Bier holten. Am Fass daneben stand eine kleine Gruppe und unterhielt sich, wenig überraschend, über das Thema Flüchtlinge. "Wisst ihr, was ich glaube?" sagte ein junger Mann. Bevor er weiter sprach, schaute er sich um, drehte sich sogar um, um sich zu vergewissern, dass keine unbefugten Ohren lauschten. "Ich glaube, die Türkei wird auch fallen." Also, in die Hände der Islamisten, meinte er, glaub' ich. Oder so wie Syrien und Libyen und Ägypten und diese ganzen anderen Länder. Aber die Tatsache, dass er sich ängstlich umschaute, bevor er sprach, bevor er eine irrelevante persönliche Meinung äußerte... die fand ich seltsam.
    Okay, Deutschland zum Jahreswechsel 2015/2016. So kann das aussehen für jemanden, der seit 30 Jahren im Ausland lebt. (Falls dieser Eintrag rassistisch und dunkeldeutsch ist, dann sagt es mir bitte, damit ich ihn wieder löschen kann!!!)

    Freitag, 18. Dezember 2015

    Wollt Ihr unsere Weihnachtsdeko sehen?

    Dieser Türkranz und der Befestigungshaken sind die einzigen Elemente, die ich dieses Jahr neu gekauft habe. Obwohl ich, wie jedes Jahr, nichts Neues kaufen wollte, hat mir dieser Kranz dann doch zu gut gefallen, als dass ich hätte widerstehen können:
    Er hängt auf der Innenseite. Auf Außendeko habe ich heuer verzichtet.
    Ich lüge. Ich habe noch etwas Neues gekauft, nämlich die grüne Girlande unten, die ich mit LED-Lämpchen bestückt und mit Kugeln und Tannzapfen aus meinem Bestand geschmückt habe. Bei Tag und in der Dämmerung sieht sie sehr, sehr gut aus und ich bin stolz darauf, aber abends, wenn es ein bisschen dunkler ist, wenn man den Kamin anhat und den Fernseher und ansonsten nur ein schwaches Lämpchen, dann brennen einem die LED-Dinger praktisch die Augen aus. Sie sind viel zu hell. Da muss ich mir was einfallen lassen (für nächstes Jahr). Man müsste irgendwie kleine, weiße Papierkugeln drüber stülpen...   
    Auf das Möbel neben dem Kamin habe ich ein schönes, künstliches Bäumchen gestellt. Das sieht an dieser Stelle nach meinem Dafürhalten so gut aus, dass ich es wahrscheinlich ganzjährig stehen lassen werde.

    Ganz schlicht ist auch die Tischdeko: Ich habe einfach ein paar Tannenzapfen auf meinen IKEA-Bambustöllar gelegt. Ein paar davon sind gold lackiert, das kommt auf dem Foto nicht so raus. Ihr meint jetzt vielleicht: "zu schlicht", oder sogar: "faule Tussi". Leute, der Arbeitsaufwand, da noch ein paar rote Kugeln dazu zu legen, wäre ja echt nur minimal, aber ich freue mich jedesmal, wenn ich es anschaue. Ich find's gut so.
    Und, la pièce de résistance, der Christbaum: Da wir über Weihnachten in Deutschland sind, begnügen wir uns in diesem Jahr mit einem Miniexemplar. Ist aber auch hübsch, oder? Den haben wir aus unserer Zeit in London. Er passte zur Größe der Wohnung.
    Bitte betrachtet den Hinweis, dass wir die nächsten paar Wochen weg sind, nicht als Aufforderung einzubrechen, da mein Sohn und seine Freundin im Haus sein werden. Auch über die Feiertage. Soll ich ihnen noch ein Krippchen aufstellen? Ja, ne, ein kleines, grad mal Vater, Mutter, Kind, Ochs und Esel, schlichter Stall. 

    Montag, 30. November 2015

    Die Hausfrau auf Facebook (bis Kapitel 3)

    Facebook, die erste: Ja, Leute, ich habe mich gestern auf Facebook angemeldet und ich komme überhaupt nicht damit zurecht. Ich habe ein schönes Foto von mir ausgewählt, Stonehenge als Hintergrund gewählt (ein Ort, der mich fasziniert, vielleicht schreibe ich irgendwann mal was drüber) und ein paar Freunde gesucht. Die erste, die ich gefunden habe, war meine Nichte (eine meiner Nichten). Ich fragte an und sie wurde auch gleich meine Freundin. Ich habe A. sehr gerne. Schon als Kind schrieb sie Briefe und war bestrebt, die weit verstreut lebende Familie zusammenzuhalten. Nun hat sie selbst eine wunderbare Familie mit lieben Kindern und einem guten Mann... und so weiter. 
    Als nächstes erschien unerklärlicher- und überraschenderweise der Name eines Freundes meines Sohnes aus Kindertagen. Ich hatte dieses Kind sehr gemocht und war mit seiner Mutter befreundet, also schickte ich ihm eine Freundschaftsanfrage. Er antwortete mir gleich und schon hatte ich zwei Freunde. Dann fand ich noch eine Freundin aus meiner Jugend, dann kamen natürlich noch ein paar Freundinnen aus dem hier und heute dazu und ein paar Bekannte, deren Name willkürlich erschien oder mir vorgeschlagen wurde.
    So. Nach ein paar Stunden war meine Facebook-Seite mit politischen Botschaften des Kindheitsfreundes meines Sohnes überschwemmt, verbunden mit der Aufforderung am soundsovielten soten einen Bus zu besteigen und gegen eine Sache zu demonstrieren, die mich überhaupt nicht interessiert. Also, diese Aufforderung erging nicht an mich, sondern an die Menschheit im Allgemeinen, aber auf meiner Facebookseite. Hmhmhm. Und nicht nur seine Botschaften landeten bei mir, sondern auch die all seiner gleichgesinnten Bekannten. Dazwischen standen Produkt- und Geschäftsempfehlungen meiner Freundinnen, bei denen ich auch nicht weiß, wie ich mich korrekt verhalten soll, denn teilweise weiß ich, dass hinter den Empfehlungen der Wunsch steht, werktätigen Menschen zu helfen. Gewürzt war das Ganze mit Fotos von Bekannten von Bekannten, die ich nicht kenne. So hatte ich mir mein Facebook nicht vorgestellt.
    Ja, und vorhin hat dann ein Herr, den ich ebenfalls nicht kenne, meine Freundschaftsanfrage, die ich nie an ihn gerichtet habe (da ich ihn ja nicht kenne, ne?) positiv beschieden. Auf seinem Profilbild sind zwei ernst dreinschauende Buben auf einer Schaukel zu sehen. Es werden seine Kinder oder Enkel sein. Jetzt will ich ihn aber auch nicht entfreunden, damit er nicht traurig ist. Ich kenne den Typ doch gar nicht. Er ist 1970 geboren, also sind die Kinder im Alter von etwa 6 und 8 wohl nicht seine Enkel. Keine Ahnung. Er gibt nicht viel von sich preis. Ich werde ihn wohl entfreunden müssen. Aber nicht aus bösem Willen, sondern weil ich einfach keine Ahnung habe, wer er ist!
    Dem Kindheitsfreund meines Sohnes bleibe ich in Freundschaft verbunden, aber ich habe seine Botschaften abbestellt. Dann will ich auch nicht die Fotos von Bekannten von Bekannten, wie kann ich denn die verhindern? Ich brauche noch einmal Hilfe. Andere Leute haben doch auch ein schönes, persönliches Facebook mit Freunden, die sie kennen...
    Facebook, die zweite: Aha, mein Sohn hat mich gestern weiter in der korrekten Nutzung von Facebook unterwiesen. Man hat quasi zwei Seiten, also man hat zwei Seiten, ohne quasi. Eine ist die Seite, die alle Leute sehen, da ist nur das drauf, was man selber hochlädt (scheint mir) und dann hat man noch eine Seite, die sogenannte Startseite, wo alles drauf ist, was die Freunde hochladen. Ahaaaaaa...... Da gibt es gerade eine kleine Diskussion zum Thema Kinderbildung, ein Thema, das mich interessiert.
    Dann hatte ich noch eine Freundschaftsanfrage von einer Bekannten, über die ich mich sehr gefreut habe, weil ich es gar nicht gewagt hätte, sie um ihre FB-Freundschaft zu bitten. Und dann hat noch eine Freundin aus dem richtigen Leben meine Bitte um FB-Freundschaft erfüllt. Das ist der Stand der Dinge. Froh und zufrieden mit dem Facebook. Jetzt ist nur die Frage: wenn ich mich an der Kinderbildungsdiskussion (In welchem Alter sollen Kinder das Lesen lernen?) beteilige, erscheint dann die ganze Diskussion auf meiner Seite, die die Freunde sehen?
    Den unbekannten FB-Freund habe ich entfreundet ("Da wird er sehr traurig sein" sagte mein Sohn. "Partir, c'est mourir un peu." Aber ich glaube, das war nur Spaß, das wird dem Typen wurscht sein, oder?), den Freund meines Sohnes werde ich wieder abonnieren, wenn es mengenmäßig nicht überhand nimmt, denn es ist schon interessant,  was die jungen Leute denken. So, das war's für heute. Tschüssli.
    Facebook, die dritte: Ich raff's nicht. Ich kapiere den Sinn von Facebook nicht. Gestern hat mich mein ältester Sohn zum Thema beraten. Facebook ist dazu da, mit Freunden in Kontakt zu bleiben, das ist schon klar. Ich dachte, man schreibt da einfach, was einem so durch den Kopf geht, so, wie hier im Blog, und lädt irgendwelche Bilder hoch, die einem gerade passend erscheinen. Zum Beispiel: "Ich habe meine Weihnachtsdeko angebracht, guckt sie Euch an. Gefällt sie Euch?" Das ist nicht der Sinn von Facebook, sagte mein Sohn, das kommt auf Pinterest. Aber für Pinterest ist mein Zeug nicht schön und ungewöhnlich genug.
    Und dann ist noch Folgendes: Ich habe da diese Freundin, die in die Kategorie "Frauen, die ich bewundere" fällt, und die - ebenso wie den ganzen Rest ihres Lebens - ihre Tiefkühltruhe wunderbar organisiert hat. Davon erzählt sie gerne und oft: "Ich habe da zwei Kilo Fleischklösschen gemacht und eingefroren", "Käse wickele ich so und so ein, da hält er sich besonders gut", was weiß ich, interessante Sachen und wenn sie die im Freundeskreis erzählt, hören ihr die Frauen immer gerne zu. Also sagte ich zu ihr: "Lade doch mal deine gesammelten Tiefkühltips bei Facebook hoch, damit wir alle was davon haben." Das hat sie natürlich nicht gemacht. "Sehr richtig, das gehört da nicht hin", sagte mein Sohn. "Das gehört auf eine spezifische Website, die sich mit Haushaltstips beschäftigt." Okay, ne? "Wenn du Bilder von deiner Tiefkühltruhe hochlädst und Tips gibst, wie man am besten Käse verpackt, dann denke die Leute: Was hat denn die für ein langweiliges Leben?" sagte mein Sohn. Ich selbst käme niemals auf die Idee, dass das Leben von Menschen, die sich über die Verpackung von Käse zwecks Tiefkühlung im Haushalt Gedanken machen, notwendigerweise langweiliger ist als das Leben von Menschen, die sich vor dem Opernhaus in Sidney fotografieren lassen oder die drachenfliegen. Und überhaupt: Was ist denn ein langweiliges oder interessantes Leben? Dies ist Euch bestimmt auch schon passiert: Man spricht mit jemandem, von dem man denkt, dass er ein gutes, oder zumindest normales Leben hat, aber dann jammert er die ganze Zeit und beschwert sich. Da kann man manchmal echt nur den Kopf schütteln. Meine Meinung: Ein zufriedener Mensch wird sein Leben nur selten als langweilig empfinden, auch wenn es nach außen so scheinen mag.
    Tip meines Sohnes: Bei den Bildern, die man hochlädt, sollte es sich um Bilder von Reisen oder mit Freunden handeln. Ts. Okay, ne?
    Weiter: Die politischen Messages... pfffffffffffffffffff, jeder Couleur. Und eine Erkenntnis: Arbeiter haben migrationshintergründige Freunde (im Sinne von Türken etc., nicht im Sinne von Franzosen oder Japanern), Professoren nicht. Arbeiter sind gegen die Flüchtlingsflut, Professoren nicht. Wenn man es sich recht überlegt, ist das auch logisch: Jeder kann Regale einräumen, aber nicht jeder kann über Wolfram von Eschenbach referieren. Dem einen können sie gefährlich werden, können sie nahe kommen, dem anderen nicht, weder am Arbeitsplatz noch im Wohngebiet. Autsch, ne?
    Kennt Ihr dieses Video von Marine Le Pen? Auch auf Facebook gefunden. hier klicken, mit deutschen Untertiteln.

    Samstag, 21. November 2015

    Herbst und büschen Deko

    Herbst... Hähärbst... rasch noch die letzten Gartenarbeiten... 
    Wir hatten Mitte November noch ein paar wunderschöne Tage und ich richtete uns einen kleinen Essplatz auf der Südterrasse (im sogenannten "Hof") ein. Dort kann man im Sommer tagsüber nicht sitzen, weil es zu heiß ist. Es ist trotzdem unsere meistgenutzte Fläche im Freien: hier stelle ich die Wäscheständer hin, es ist unser Grillplatz, hier hängen wir die Hängematte auf, hier liegt das Holz, hier steht außerhalb des Sommers meine Regentonne. Als die Kinder klein waren, stand hier ihr Planschbecken. Gleichzeitig ist es auch unsere kleinste Terrasse. Wie viele Terrassen haben diese Spinner denn, fragt Ihr Euch jetzt vielleicht. Hier habe ich schon mal was zum Thema Wie viele Terrassen hat man idealerweise? geschrieben. (Wir haben fünf, wenn man das Gartenzimmer/den Wintergarten/die Orangerie, das/der/die unsere einzige Terrasse war, als wir das Haus kauften, als Terrasse zählt.) Ja, okay, ne? So sieht/sah das kuschelige Plätzchen aus:
    Die Frau mit dem Tischdeko-Blog, den ich unten rechts verlinke, die zeigt nicht, was es dann an ihrem schönen Tisch zu essen gibt, das finde ich schade. Was es bei uns gab, seht Ihr oben, nämlich eine Grießklöschensuppe. Hmhmhm, lecker.
    Und am nächsten Tag, siehe unten, Rinderrippe in Barbecue-Gemüsesauce, gemischten Salat und gebackene Süßkartoffeln. Letztgenanntes empfehle ich Euch sehr, also mir schmeckt's und es ist sehr einfach zuzubereiten: Süßkartoffeln in Pommes-Frites-Form schneiden, in eine ofengeeignete Form geben, mit Salz, Pfeffer und braunem Zucker würzen, bisschen Olivenöl darüber gießen, vermischen, 30 Minuten (oder bis weich) bei 230º Grad in den Ofen, nach der halben Backzeit wenden. Wozu die passen? Zu Hamburger, zu allem mit Barbecue im Namen, oder einfach zu einem Salat, solo, die sind sooo gut...
    Auf dem Bild unten seht Ihr die Herbstdeko an unserem Kamin. Der Hirschkopf ist nicht echt, der ist aus Plüsch. Ich habe ihn bei Butler gekauft, ebenso wie den Teller für die Süßkartoffeln auf dem Bild oben, der aussieht wie ein Pappteller vom Schnellimbiss, der aber aus Porzellan ist, hahahaha.
     Und hier noch mal im Querformat:
    Auf dem Möbel links vom Kamin habe ich eine kleine Bar eingerichtet. Das sieht man immer auf Dekoseiten im Internet. Wir sind keine großen Trinker und ich benutze das Zeug hauptsächlich zum Kochen. Bisher stand es im Schrank und nahm dort Platz weg, jetzt steht es dekorativ auf der äh, Kommode? Anrichte? Ist ein ehemaliges TV-Möbel, in das der neue, moderne Fernseher nicht passt und das folglich zur/zum ... (hier korrekte Bezeichnung einsetzen) umgebaut wurde.
    Und dann habe ich auch schon angefangen mir Gedanken über die Weihnachtsdeko zu machen. Ich wollte diesen Türkranz hier unten machen (von der folgenden Website kopiert: Delightfully Noted, da findet Ihr auch eine komplette Anleitung). Es geht supereinfach. Einen Drahtkleiderbügel rund biegen und Kugeln darauf auffädeln. Easy, ne?
    Easy and Inexpensive! Step-by-Step Guide on How to Make a Christmas Ornament Wreath with a Wire Hanger
    Ich habe zwei Nachmittage (inklusive passende Kugeln auf dem Speicher suchen, etc.) dran gesessen, dann habe ich geahnt, dass das bei mir nichts wird. Bei diesem Stand habe ich aufgegeben. So groß war dann mein Wille, einen solchen Kranz zu basteln und zu besitzen, doch nicht.
    Ich habe aber schon das nächste Projekt im Auge, nämlich so eine grüne, mit Kugeln und Tannzapfen verzierte Girlande für um den Kamin: Wille (vorhanden), Ausdauer (vorhanden), Material (teilweise vorhanden, ich habe das künstliche Grünzeug, aber noch keine passende Lichterkette), Zeit (vorhanden). Gebt mal bei Google "Fireplace Christmas decoration" ein, dann seht Ihr, was mir (mit gewaltigen Abstrichen) vorschwebt. Some people really go all out for Christmas, ne?

    Dienstag, 17. November 2015

    Unattended

    Mein erstes Theaterstückchen! Ich gebe ihm den Titel „Unattended“.
    Ort der Handlung: Flughafen
    Personen: Familie Müller und die übrigen Menschen, die in der Schlange am Check-in-Schalter warten
    Zeit: tja, wenn man’s wüsste

    Ein Tag mit hohem Reiseaufkommen. Familie Müller steht am Check-in-Schalter in einer riesigen Schlange. Auf einem Gepäckwagen vor ihrem Gepäckwagen befinden sich hundert Kilo Sprengstoff, verteilt auf mehrere Koffer. Zuoberst liegen ein Hello-Kitty-Koffer und ein Teddybär.
    Herr Müller: Sag mal, Gaby, wo ist denn die Frau, der diese Koffer gehören?
    Frau Müller: Die war grad noch da.
    (Das Ehepaar Müller schaut sich um, die Frau ist nicht zu sehen.)
    Frau Müller: Kinder, habt ihr gesehen, wo die Frau hin ist, der diese Koffer gehören?
    Torben und Laura: Nööö. (Sie schauen sich um.)
    Herr und Frau Müller schauen sich an.
    Stille. Eine Minute vergeht.
    Dann fragt Herr Müller einen jungen Mann, der vor dem verlassenen Gepäckwagen steht: Haben Sie gesehen, wo die Frau hin ist, der dieser Gepäckwagen gehört?
    Der junge Mann (schaut von seinem I-Phone auf): Ich habe gar nichts gesehen... ich habe gar nicht gesehen, dass da eine Frau war.
    Frau Müller: Eine Frau und ein Kind, ein kleines Mädchen.
    Der Typ mit dem I-Phone schüttelt den Kopf, den Blick auf den Bildschirm gerichtet.
    Eine Frau weiter vorn in der Schlange: Die sind sicher zur Toilette gegangen.
    Frau Müller: Ja, sicher, aber sie hätten ihr Gepäck nicht hier stehen lassen sollen, ohne jemandem Bescheid zu sagen.
    Die Schlange bewegt sich, Herr Müller schiebt den herrenlosen Gepäckwagen und seinen eigenen nach vorn.
    Durchsage: Achtung bitte, Sicherheitshinweis: Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt! Attention please, security advice: Do not leave your baggage unattended!  
    Laura Müller: Hatte die Frau ein Kopftuch auf?
    Frau Müller: Laura, das hätte ich nicht von dir erwartet. Was spielt denn das für eine Rolle?
    Herr Müller: Hatte sie ein Kopftuch auf?
    Frau Müller: Nein, ich glaube nicht.
    Die Müllers schauen sich nach der Frau um.
    Herr Müller: Da kommt sie ja!
    Eine Frau mit einem Kind an der Hand kommt aus Richtung der Toiletten und läuft im Hintergrund vorbei.
    Torben Müller: Das war sie nicht.
    Frau Müller: Das Mädchen sah ganz anders aus. Es hatte eine lila Strumpfhose an und dunkelrote Stiefel und ein dunkelrotes Kleid. Und es hatte braunes Haar und ganz süße Zöpfchen...
    Die Schlange bewegt sich, Herr Müller schiebt beide Gepäckwagen weiter.
    Laura Müller (laut): Weiss irgendjemand, wo die Frau ist, der dieser Gepäckwagen gehört?
    Jemand (aus der benachbarten Schlange, die zu einem anderen Check-in-Schalter führt): Das war keine Frau, das war ein junger Mann, ein Geschäftsmann. Sicher ist er zur Toilette gegangen.
    Eine Frau (mit starkem russischem Akzent, aufgeregt): Ja, aber muss sagen... muss sagen wenn weg geht! Damit wir uns keine Sorgen machen... und war eine Frau, ich habe gesehen, war kein Mann, war Frau.
    Der aus der anderen Schlange: Vielleicht hatte er oder sie Durchfall und hatte es eilig.
    Der Herr hinter den Müllers: What’s going on?
    Laura Müller: This Baggage is unattended.
    Der Herr hinter den Müllers: There was a woman with a little girl.
    Alle starren auf den Gepäckberg, auf den kleinen Hello-Kitty-Koffer und den Teddybär, der obendrauf liegt.
    Begleiterin des Herrn hinter den Müllers: What is happening?
    Die beiden sprechen leise in einer skandinavischen Sprache miteinander.
    Begleiterin des Herrn hinter den Müllers: She must have gone to the bathroom.
    Eine junge Frau, die die ganze Zeit zugehört hat, murmelt: Ich geh’. Better safe than sorry. Sie greift nach ihrem Koffer und entfernt sich rasch.
    Eine ältere Dame: Wenn wir vor jedem verlassenen Gepäckstück Angst haben, haben die Terroristen schon gewonnen. Wir müssen unsere Freiheit bewahren! Ich habe keine Angst.
    Herr Müller: Torben, guck doch mal, ob du irgendwo einen Sicherheitsbeamten findest und sag dem, dass hier Koffer stehen und die Besitzerin weggelaufen ist.
    Torben verschwindet.
    Herr Müller schiebt die Gepäckwagen weiter.
    Ein dicker, fröhlicher Mann: Also, ich fliege viel, ich habe schon allerhand erlebt. Hier in Frankfurt, zwischen dem Terminal und dem Parkhaus, ein großer und ein kleiner Koffer, mutterseelenallein, da hat sich keiner drum gekümmert. In New York, JFK, da habe ich persönlich ein verlassenes Gepäckstück gemeldet, hat sich auch keiner drum gekümmert... und ich hatte erwartet, die würden das ganze Terminal evakuieren. Die wissen halt, dass die Leute dann doch irgendwann wieder kommen. Ist ja auch noch nie was passiert. Und ich fliege viel.
    Torben kommt zurück: Dort vorne war ein Security, dem habe ich gesagt, dass hier ein verlassener Gepäckwagen steht.
    Frau Müller: Und was hat er dir geantwortet?
    Torben: Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit.
    Herr Müller: Sonst nichts? Hat er irgendwas gemacht... unternommen?
    Torben: Ich hab’ nichts gesehen.
    Herr Müller: Gaby, geh’ du mal.
    Frau Müller geht, Herr Müller schiebt die Gepäckwagen weiter.
    Laura Müller: Ich warte mal dort hinten im Buchladen. Ich seh’ ja, wenn ihr vorn am Schalter seid.
    Torben: Mann, hey, die hat Schiss. Was für eine hysterische Kuh. Da liegt doch ein Hello-Kitty-Koffer oben drauf!
    Jemand: Ich rufe mal 112 an, da soll sich jemand drum kümmern. Der Wachmann kommt ja anscheinend nicht.
    Der Vielflieger: Hatte die Frau ein Kopftuch auf?
    Frau Müller: Nein. Was soll denn das immer mit dem Kopftuch? Diese Menschen sollen sich bei uns wohlfühlen!
    Die Russin: Wie lange ist sie denn schon weg?
    Der Typ mit dem I-Phone (ohne aufzuschauen): Nicht lange, keine fünf Minuten. Die sind doch alle hysterisch hier. Sie ist bestimmt mit dem Kind auf der Toilette. 
    Ein fürchterlicher Knall, der Vorhang fällt.

    INTERPRETATIONSHILFE: Ich habe meinen Sohn, der viel reist, darauf hingewiesen, dass er sich von unbeaufsichtigten Gepäckstücken sofort entfernen soll. Das Sicherheitspersonal kann man dann aus sicherer Entfernung benachrichtigen. Andernfalls sagen sie einem womöglich, dass man neben dem verlassenen Gepäckstück warten soll, weil man ein wichtiger Zeuge ist. Mach' das auf keinen Fall! Deshalb habe ich dieses Stückchen geschrieben, als Bitte, von verlassenem Gepäck wegzubleiben. 

    Sonntag, 8. November 2015

    Oh güldener Herbst...

     Blick aus unserem Schlafzimmerfenster...
     Blick von der Terrasse...
    Gestern wunderschönes Wetter, 22 Grad, heute soll es wieder so warm werden, die ganze Woche soll es schön bleiben. Und das im November! Ich sage Euch nur eins: Klimawandel!

    Mittwoch, 4. November 2015

    Negerlein

    Diese Anekdote aus dem Leben meiner Familie stammt aus einer Zeit, in der das Wort "Negerlein" noch nicht so negativ besetzt war, nämlich aus dem Jahr 1990 - wer ist das eigentlich, der diese Wörter so negativ besetzt, dass man sie hinterher nicht mehr benutzen kann??? - Naja, wie dem auch sei. Ich kann mich so gut an den Zeitpunkt erinnern, weil es wenige Tage vor der Geburt meines zweiten Sohnes war. 
    Wir lebten damals in einem Dorf an der spanischen Nordküste, in dem es außer Spaniern, Basken und ein paar Deutschen, die dort arbeiteten, keine ethnische Diversität gab. Mein ältester Sohn war zwei Jahre und drei Monate alt und hatte noch nie bewusst einen Menschen mit anderer Hautfarbe gesehen. Seine diesbezüglichen Kenntnisse bezog er ausschließlich aus dem Buch "Zehn kleine Negerlein", einem seiner Lieblingsbücher. 
    Nun begab es sich, dass wir in den Sommerferien in Deutschland waren und die Landesgartenschau in Würzburg besuchten. Plötzlich rief mein Sohn aus Leibeskräften: "Gugg mal, Mama, ein Negerlein!!!" und er war außer sich vor Freude. Überglücklich deutete er auf den Mann mit dunkelbrauner Hautfarbe, der dort im Schatten eines Baumes auf einer Bank saß. Gott sei Dank hatte der Mann ihn nicht gehört. Wir mussten unseren Sohn davon abhalten, sich direkt vor ihn zu stellen und ihn begeistert anzuglotzen. Diskret betrachtete er ihn mit einigem Abstand... Da erblassten alle Blumen, der Besuch der Gartenschau hatte einen einzigen Höhepunkt, ein wunderschöner Tag, ein großes Glück, ein Negerlein... (M., zwei Jahre und drei Monate). 

    Montag, 2. November 2015

    Spanischer Witz zu Halloween

    "Ich verkleide mich an Halloween als Stromrechnung, da erschrecken die Leute am meisten."
    Hahaha, ich fand's witzig.