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Donnerstag, 29. Oktober 2015

Deko mit Mandarinen + Rezept Arroz con Pollo

So, mal wieder was gebastelt:
Inspiriert von Pinterest, siehe hier: Dekoideen mit Kerzen, da gibt es mehrere gute Ideen mit Kerzen. Für die Mandarinendeko müsst Ihr ein bisschen herunter scrollen. Achtet darauf, dass Ihr Mandarinen habt, bei denen man die Schale leicht vom Fruchtfleisch trennen kann. Und bei den Blättern würde ich darauf achten, dass sie grün sind, damit sie nicht so leicht Feuer fangen. Nicht unbeaufsichtigt brennen lassen!
In der Ex-Mandarine steht ein Teelicht mit Orangenduft (ohne Metallhülle). Mit dem Wachs des ersten Teelichts habe ich die Schale innen ausgekleidet. Schön, ne? Und komplett umweltfreundlich. 
War heute unsere Tischdeko. Siehe unten.
Bei dem Essen handelt es sich um Arroz con Pollo, Reis mit Hähnchen, einem Gericht, das bei meiner Familie ziemlich beliebt ist. Es ist die spanische Alltagsvariante der Paella. Wollt Ihr das Rezept? Okay, hier ist es:
Ich benötige: Hähnchenfleisch (Menge und Stücke nach Wahl, zum Beispiel Hähnchenkeulen oder - ganz mager aber weniger schmackhaft - Hühnerbrust. Heute hatte ich entbeinte Hähnchenkeulen, die ich zufällig beim Metzger sah. Die sind natürlich ideal. Nehmt nicht zu viel Fleisch, im Mittelpunkt sollte der Reis stehen, aber Ihr kennt ja Eure Esser selbst am besten), Salz, und Pfeffer, Olivenöl. Für vier Personen (Maßeinheit 1 Glas = ein gewöhnliches Wasserglas mit gut 200 ml Fassungsvermögen): 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 1 rote und 1 grüne Paprikaschote, 1 Tomate (die kann man auch getrost weglassen), 2 Lorbeerblätter, Paellagewürz oder Safran (oder auch nicht, falls nicht verfügbar), 1 Glas Weißwein, 1 Hühnerbrühwürfel, 1 1/2 Gläser Reis (idealerweise nehmt Ihr Reis vom Typ "Bomba", mit seinen kurzen, dicken Körnern. Er ist zwar viel teurer, aber es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zwischen einem Billigreis und diesem Reis. Nehmt guten Reis!), 1 Glas mit Paprika gefüllte Oliven.   
Zubereitung: Hähnchenstücke salzen, pfeffern und in Olivenöl anbraten und bräunen. Aus dem Topf nehmen. Gewürfelte Zwiebel ins Öl geben, fein gehackten Knoblauch und gewürfelte Paprikaschoten hinzugeben, fünf Minuten (oder so) braten, gewürfelte Tomate und Lorbeer zugeben, braten bis weich. Salz (nicht zu viel, im Brühwürfel ist auch Salz!), Pfeffer und 1 Tl Paellagewürz oder eine Prise Safran zugeben (oder auch nicht), mit 1 Glas Weißwein ablöschen, kurz einkochen lassen. 2 Gläser Wasser und einen Brühwürfel sowie 1 1/2 Gläser Reis, das Hähnchen und die Oliven zugeben, kochen bis weich (Bomba-Reis wird nicht so superweich). Fertig. Ich benutze hierfür meine Le Creuset-Topf, in dem ich auch serviere. Natürlich tut's auch jeder andere Topf, wollt's nur gesagt haben. Nein, ich wollte auch nicht mit moim Dibbåågäwwe, isch wollt's nuä gsacht ham. Oddä ach nit.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Wir waren wo - und zwar in Alicante und Benidorm

Uff, jetzt habe ich schon fast einen ganzen Monat nichts mehr geschrieben! Naja, ich nehme mal an, dass ich nur wenig vermisst worden bin und die letzten vier Wochen waren im positiven Sinne ereignisreich. Also, wo war ich stehengeblieben? Ende April durfte ich meinen Gatten auf eine verlängerte Geschäftsreise nach Alicante begleiten, die uns auch einen Tag nach Benidorm führte, davon wollte ich Euch erzählen. Zuerst zu Alicante: Wir haben dort im Hotel Eurostars Lucentum übernachtet, mit dem wir rundum zufrieden waren (über "rundum zufrieden" gibt es bei mir nur noch eine Kategorie, nämlich "äußerst zufrieden", aber da hätte bei unserer Ankunft eine Musikkapelle spielen müssen und das Personal hätte mit Fähnchen winken und uns bejubeln müssen, beides war nicht der Fall. Die Latte für "äußerst zufrieden" liegt bei mir hoch, denn darüber gibt es ja nichts mehr. Ich habe schon mal was dazu geschrieben, siehe hier). 
Ich hatte mir Alicante anders vorgestellt, nämlich mehr so wie Benidorm, also als Urlaubsort. Es ist jedoch einfach eine schöne Großstadt am Meer. Alicante hat mir gut gefallen, besser als erwartet. Hier ein paar Bilder:
Blick von der Burg auf den Hafen. An der Burg ist das Interessanteste, wie man hoch kommt, nämlich vermittels eines Aufzugs in der Mitte des Berges. Auf den Eingang folgt ein sehr, sehr (sehr) langer Tunnel, an dessen Ende sich der Aufzug befindet, der einen im Bergesinneren nach oben befördert. Die Burg selbst... okay, man schaut sie sich der Vollständigkeit halber an. Sie ist wohl historisch bedeutsam und es gibt schöne Winkel, wie den unten, aus der Zeit der Araber:
Was mir in Alicante noch gefallen hat, waren die Parks und das viele Grün:
Interessant auch die Gummibäume mit ihren Luftwurzeln:
Schaut mal, wie extrem breit der Baum unten ist. Es ist ein Gummibaum!
  Hier ein Blick von der ins Meer gebauten Promenade zurück an Land:
 An dem Berg, auf dem obendrauf die Burg ist, befindet sich ein kleines weißes Dörfchen, zu dem ich an einem der Tage hinaufstieg, an denen mein Gatte arbeiten musste:
 Oben ist ein Kapellchen mit den Prozessionsfiguren der Karwoche. Mit diesen Figuren auf den Schultern die Treppen des Dörfchens hinunter- und hinaufsteigen, pffffff. Die Putzfrau, die mir das Kapellchen öffnete, erzählte, dass die Träger dabei teilweise auf den Knien rutschen müssten.
Alicante ist eine schöne Stadt:

 Die auch so manche Überraschung beherbergt:
 Die berühmte Strandpromenade:
Und der Strand selbst. Das Wasser ist für meinen Geschmack zu dreckig. Wenn ich Angst haben muss, dass mein Kind eine gebrauchte Damenbinde auf dem Kopf hat, wenn es auftaucht... das geht überhaupt nicht. Strand unbrauchbar.
 Dafür gab es viele schöne Jachten:
 Unser Hotel lag direkt gegenüber der Markthalle, die toll ist. Schöne Früchte, alles schön dekoriert:
Und auch seltsame Sachen, wie dieser getrocknete Thunfisch:

 Wir haben in Alicante sehr gut gegessen, das ist ja nicht selbstverständlich. An dem Tag, an dem ich alleine unterwegs war, aß ich in einem dieser Restaurants, die mitten auf der Straße aufgebaut sind. Meine Vorspeise war sehr lecker, siehe unten. Als zweiten Gang hatte ich Filete con patatas fritas bestellt. Für das Filete nehmen die Spanier normalerweise ein großes, dünnes Stück Fleisch und gerben es so, wie in der Schuhindustrie üblich. Nach der leckeren Vorspeise wollte ich noch sagen "Verderbt mir bitte das Fleisch nicht", also irgendwie höflicher formuliert und auf Spanisch, aber dann war ich doch ruhig. Und, oh Wunder, ich erhielt ein kleines, perfekt gebratenes Stück Fleisch!
Am einen Abend waren wir Tapas essen. Wir waren so zufrieden mit dem Restaurant, dass wir am nächsten Abend gleich wieder hingingen. Da waren auch die griechischen Kollegen meines Gatten dabei. Sie hatten im Voraus wissen lassen, dass sie nicht über das Thema Krise sprechen wollten. Beim Abendessen fingen sie aber selbst damit an. Der eine meinte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland aus dem Euro flöge, ziemlich hoch sei, der andere meinte, dass sie sehr niedrig sei. "Ich habe überhaupt kein Geld mehr auf der Bank", erzählte der, der an ein wahrscheinliches Ausscheiden glaubte. "Wenn sich etwas ansammelt, hole ich es gleich." Überraschenderweise erzählte der, der das Ausscheiden aus dem Euro für äußerst unwahrscheinlich hielt, dass er vorsichtshalber auch sein ganzes Geld von der Bank geholt hätte. Wo heben die ihr Geld wohl auf? Ob sie es im Garten vergraben? Und die, die keinen Garten haben? Das ist doch auch gefährlich. Seltsame Dinge. Keiner fragte.
Das große Abendessen war im Restaurant "Cesar Anca", wo wir auch rundum zufrieden waren.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Unser Menü am Tag der Heiligen Drei Könige

(Ja, Ihr seht, dass die Qualität der Fotos noch schlechter ist also sonst, gell? Nein, der Fotoapparat ist nicht definitiv verloren gegangen. Ich habe ihn bei den Freunden vergessen, mit denen wir Sylvester gefeiert haben. Diese Fotos habe ich mit dem I-Pad gemacht.) 
Mit dem Fest der Heiligen Drei Könige geht für uns nach kaum zwei Wochen der weihnachtliche Festkreis zu Ende. Die Kinder sind wieder fort, schnief. Mein Gatte und ich waren alleine. Mein jüngster Sohn ist in Kanada an einem Ort, für den für heute Nacht -25 Grad vorhergesagt sind. Er hat aber gesagt, dass -20 Grad mit entsprechender Kleidung nicht so schlimm sind wie -3 Grad mit ungenügender Kleidung. Die richtige Kleidung ist alles - und die hat er, glaube ich.
Ja, an Drei König wollten mein Gatte und ich essen gehen, in einer einfachen Wirtschaft, aber das Menü (Vorspeise: Arroz con Bogavante (Reis mit Hummer), Hauptgang: Lammkotelettchen, Nachspeise: Roscón de Reyes (für den 6. Januar typischer Kuchen)) kostete 30 Euro, also für zwei 60 Euro, und das fanden wir ein bisschen viel. Was kann man für so viel Geld an Lebensmitteln kaufen... und alles vom Feinsten, also entschieden wir uns dafür, doch zuhause zu essen. Unten seht Ihr den schön gedeckten Tisch:
Die erste Vorspeise (Entrantes): "Leckeres aus dem Wasser": Zwei gegrillte Garnelen, ein bisschen Pulpo a la gallega und gebuttertes Toastbrot mit Kaviar, sternförmig ausgestochen. Bei dem Kaviar handelt es sich um das preiswerte spanische Produkt "Avruga", das ich nur empfehlen kann (wird auch für einen Haufen Geld bei Harrod's in London verkauft).
Die zweite Vorspeise (Primer Plato): "Vom Wasser auf's Land": Gemischter Salat mit kandierten Nüssen, Käsewürfelchen (Queso de Burgos), in Portwein eingeweichten Cranberries, Entenschinken und Foie gras mi-cuit-Würfelchen. Diesen Salat mache ich seit letztem Sommer immer, wenn's vornehm sein soll. Der kriegt irgendwann seinen eigenen Blogeintrag.
Das Hauptgericht: "Keule vom Milchlamm im Kartoffelbett"
So sah's dann auf dem Teller aus. Die Kartoffeln, in die der Saft vom Lamm gelaufen war, waren sooooo guuuuut.
Die Nachspeise: "Limonensorbet im Gin-Tonic-Bad"
Und am späten Nachmittag gemütlich vorm prasselnden Kaminfeuer: Mini-Roscón und Kaffee.
Kann man lassen, oder?

Sonntag, 17. August 2014

Wir waren wo - und zwar in Laredo

Wir waren wo - und zwar in Laredo, einem Dorf an der spanischen Nordküste, in Kantabrien. Ein Ort, den ich sehr gerne mag.
Auf dem Foto unten seht Ihr den Teil des Dorfes, wo die Leute ganzjährig wohnen.
Im Hintergrund des nächsten Bildes seht Ihr den touristischen Teil. Vom Hafen bis zur Spitze des touristischen Teils führt eine mehr als vier Kilometer lange Strandpromenade. Ideal für Spaziergänger und Radfahrer. Lustig: Zwischen relaxten Urlaubern marschiert gelegentlich eine zweite Spezies: schweißgebadet, rotgesichtig, Bergschuhe und dicke Socken statt Flipflops, riesige Rucksäcke, strähniges Haar im erschöpften Gesicht. Der nördlichste Jakobsweg führt direkt am Strand von Laredo entlang, bis zum Puntal, wo die Pilger die Fähre nach Santoña nehmen. Wie Marsmenschen laufen sie dort herum, von den Sommerfrischlern taktvoll ignoriert. Aber wer ist am Ende des Urlaubs spirituell maximal gepimpt? Eh? Eh? Der, der sich am ersten Arbeitstag noch die letzten Sandkörner aus dem Bauchnabel pult, bestimmt nicht. 
Ein Blick auf den Strand (Textilstrand). Voller wird's nicht. Laredo ist ideal für Familienurlaube. Das Meer ist warm (es hatte 22 Grad als wir dort waren), es geht sehr flach und langsam rein, dadurch ist das Wasser am Ufer noch viel wärmer. Die Wellen sind schwach und werfen auch kleine Kinder nicht um. Für kleine Kinder ist es sowieso ein Paradies. Schaut Euch den breiten Streifen mit nassem Sand an! Der schreit nach Eimerchen und Schippchen. Leider gibt es hier nicht viele Hotels, weil die Badesaison am Atlantik eben doch kurz und das Wetter nicht sehr zuverlässig ist. Dafür gibt es Ferienwohnungen en masse.
Das Wasser ist absolut sauber.
Früher gab es hier nur einen Fischereihafen. Im Rahmen der Blase wurde auch ein Jachthafen gebaut.
Blick durch das Tor der wunderschönen Kirche aus dem 13. Jh. auf die Altstadt.
Die Altstadt ist zugleich das Kneipenviertel. Hier stehen sehr viele Immobilien zum Verkauf, auch Herrenhäuser aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Damit es bei Tag ein bisschen belebter aussieht, wurden in manche Fenster Figuren gemalt. Die davor stehenden Blumen sind echt. Diese Fenster sehen ganz toll aus.
Kennt Ihr den Spruch: "Hier möchte ich nicht einmal begraben sein"? Für Laredo trifft das bestimmt nicht zu. Hinter der alten Kirche auf dem Berg ist ein wunderschöner, sehr gepflegter Friedhof, mit angenehmer Musik vom Band. Wer hier die ewige Ruhe findet, ist zu beneiden!
Der Hof unseres Hotels. Schön, ne?
Bei den Urlaubern handelt es sich zu 95%, schätze ich mal, um Spanier (Basken) und Franzosen. Spanier und Franzosen können am selben Ort urlauben, denn sie sind sich darin einig, dass ein Croissant und ein Milchkaffee ein leckeres und nahrhaftes Frühstück darstellen (für die Spanier das Croissant gerne auch vom Grill - Cruasán a la plancha, und mit Marmelade bestrichen). Ja, die Spanier essen ihr Hörnchen gerne mit Messer und Gabel.
Ich warne: Laredo hat keine deutsche Zone! Das Speiseangebot ist auf Spanier zugeschnitten, siehe die Platos combinados unten, Franzosen finden ihr Steak Frites. Wer seinen Veggie Burger bzw. Grünkernbratling braucht, der wird hier wahrscheinlich nicht fündig!
Unten seht Ihr ein Bild der Patisserie "Elysees". Für Euch ist dieses Bild wahrscheinlich irrelevant, aber wir haben hier vor 26 Jahren zum ersten Mal köstliche Butterhörnchen gekauft, seitdem kontrollieren wir alle paar Jahre mal, ob der Laden noch da ist und die Hörnchen noch so lecker sind. 2014: Laden ist noch da, Hörnchen sind noch so lecker, Bedienung ist auch noch dieselbe, leider ist aber die Ladeneinrichtung, insbesondere der Bezug der Stühle, auch noch derselbe, was irgendwie schade ist. Ja, man möchte, dass sich bei den anderen Leuten nie etwas verändert, dass man Urlaubsorte immer so vorfindet, wie man sie in träumerisch verklärten Erinnerungen sieht... aber einen Stoffbezug!?!?!?! Also, bei Verschleissartikeln verzeihe ich kleinere Neuerungen. Naja, irgendwann werden wir hinkommen und der Laden wird zu sein.
Dieses Foto widme ich meinem Bruder. ¡Sólo sabe a agua! (Solares ist ein kantabrisches Quellwasser, das sich damit brüstet, dass es nur nach Wasser schmeckt.)
Es gibt auch Restaurants, in denen fangfrischer Fisch serviert wird. Bei La Marina Company hatten wir ein leckeres Probiermenü:
Vorspeise: Boquerones (kleine Sardellen, die für diese Gegend typisch sind). In Laredo und dem Nachbarort Santoña gibt es auch mehrere Konservenfabriken, in denen Sardellen und Thunfisch in Dosen gebracht werden. Hier ein Foto von den Boquerones vom Probiermenü:
Laredo ist der ideale Ort für Strandspaziergänge. Mein Gatte und ich auf unserem Weg durch's Leben:
Cantabria rocks!!!!!

Sonntag, 15. Juni 2014

III. Spanische Spezialitäten: Altramuces

Altramuces auf einem von den neuen Keramikschälchen aus Sevilla
Altramuces (sprich wie geschrieben, aber das "c" wie das "th" im Englischen. Wenn das zuviel verlangt ist, dann das "c" wie "s", also "Altramuses". "C" im Spanischen vor "e" und "i" immer wie tiäitsch, ansonsten wie "k"). Altramuces also sind die Samen der weißen Lupinen. Sie sind so ähnlich wie dicke Bohnenkerne. Früher waren sie in Spanien eine Speise für die Armen, heute werden sie als Knabberzeug gegessen. Man isst nur den Kern und wirft die Schale fort. Man schält sie mit Hilfe der Zähne.
Zu den Altramuces gibt es eine schöne Geschichte, die mein Gatte gern erzählt. Sie erscheint in einer Geschichtensammlung von Don Juan Manuel aus dem 14. Jahrhundert, die El Conde Lucanor heißt und zur bedeutendsten Prosa des spanischen Hochmittelalters zählt (trotzdem gut):
Ein reicher Mann hat sein Vermögen verloren. Das Einzige, was er noch zu essen hat, ist ein Beutel voll Altramuces. Sich selbst bemitleidend läuft er einen Weg entlang. "Ach, ich armer, armer Teufel. Alles ist Scheiße. Was geht es mir so schlecht. Viel schlimmer kann es nicht mehr werden. Was hab' ich doch für ein Pech!" In solche Gedanken versunken kaut er auf seinen Altramuces herum und spuckt die Schalen auf den Weg. Nach einer Weile bemerkt er, dass ihm jemand folgt. Jemand, der noch ärmer ist und nichts anderes zu essen hat als die Schalen der Altramuces, die auf dem Boden liegen.                                          
Altramuces sind in allen spanischen Supermärkten erhältlich (normalerweise bei den Oliven).

Mittwoch, 11. Juni 2014

II. Wir waren wo - und zwar in Sevilla


Ja, liebe Leser, wir waren wo, und zwar in Sevilla. Am Samstag früh fuhren wir los, am Dienstag früh fuhren wir zurück. Am Dienstag mittag waren wir in Mérida, aber davon erzähle ich Euch (vielleicht) ein anderes Mal. 
Ich war von Sevilla positiv überrascht. Wir waren vor der Hitze gewarnt worden, das Wetter war aber sehr angenehm: um dreißig Grad, aber in den engen Gassen war überall Schatten, es wehte ständig eine leichte Brise, es gab sehr viele Brunnen, auf den breiteren Straßen stehen massenweise Orangenbäume (tooolll, es sind nämlich keine gewöhnlichen Orangenbäume. Die Früchte riechen wunderbar, ein bisschen wie Mandarinen. Ich habe mir ein paar Kerne mitgenommen, die ich in die Erde stecken werde. Mal sehen, was daraus wird. Leute, wie muss es hier erst duften, wenn die Bäume blühen!) Kennt Ihr das berühmte Lied von Los del Río (das sind die von "Macarena") Sevilla tiene un color especial (Sevilla hat eine besondere Farbe)? Das stimmt auch. Mein Gatte fragte mich, was mir in Sevilla am besten gefallen hätte und auch nach längerem Überlegen konnte meine Antwort nur lauten: Die Farbe des Himmels und die Palmen und Gärten davor. Sevilla hat wirklich ein besonderes Licht.
Okay, fangen wir an mit dem, was wir gesehen haben: Auf dem ersten Bild seht Ihr die berühmte Kathedrale und ihren Glockenturm, ein ehemaliges Minarett.
La Giralda
Das zweite Bild zeigt den Blick vom maurischen Palast Reales Alcázares zurück zur Giralda. Wunderschöne Gebäude, Palme, Himmel, vielleicht wird hier ein bisschen deutlich, was ich meine.

Und hier ein Blick in die andere Richtung, in die traumhaften Gärten der Reales Alcázares. Hier kann man sich vorstellen, wie Prinzen und Prinzessinnen an heißen Tagen zwischen üppigen Pflanzen lustwandelten, begleitet vom Murmeln der vielen Brunnen... Du meine Güte, wenn es eine Stadt gibt, die zum Entspannen einlädt, dann ist es diese!
Unterhalb des Palasts befand sich dieses Gewölbe, das sich in der Zisterne spiegelte. Sieht es nicht beinahe verwunschen aus?
Das haben wir auch im Garten des Palastes gesehen. Was ist es? a) ein Dinosaurierfuß; b) ein besonders schwerer Fall von Elephantiasis; c) mal wieder meine Fußzehen; d) ganz was anderes
d) ganz was anderes, nämlich Baumwurzeln, hahaha.
Blick auf den Innenhof des Hotels Alfons XIII. Wir nahmen dort eine Erfrischung zu uns. Ein Hamburger oder ein Sandwich mit allem Pipapo kostet dort so um die zwanzig Euro. Dafür bekommt Ihr Genuss pur. Es ist ein herrlicher Ort. In den Ecken stehen schöne Pflanzen, in der Mitte sprudelt ein Brunnen. Habe ich schon erwähnt, dass Sevilla eine Stadt ist, die extrem zum Ausruhen einlädt?
Weiter geht's im Park María Luisa. Dort gab es diese schönen, gekachelten Bänke (und gekachelte Geländer und also mögliche sonstige Gekachelte).
Und Pferdekutschen...
Wir entschieden uns aber für eine Fahrt auf einem Fahrrad für sechs Personen (mein Bruder mit seiner Gattin und seinen zwei Kindern, mein Gatte und ich, je zwei in drei Reihen, das Ganze überdacht, 30 Minuten = 20 Euro). Leute, wir haben so gelacht auf dieser Fahrt... Wir fuhren flott dahin, da war plötzlich vor uns ein Zweierfahrrad (nebeneinander sitzendes romantisches Pärchen). Mein Bruder und mein Gatte fühlten sich bemüßigt, die beiden zu überholen und traten heftiger in die Pedale. Das war an sich schon lustig. Wir fuhren dann wieder gemütlich weiter, plötzlich kam von hinten das Pärchen angebraust, überholte uns heftig gestikulierend und raste davon. Was sich bei den beiden zwischen dem Moment, als sie von uns überholt wurden, und dem Moment, als sie zu rasen begannen, abgespielt hat, können wir nur erahnen. 
Die Kathedrale haben wir nicht nur von außen angeschaut, sondern auch von innen. Sie ist riesig! Falls Ihr hinfahrt, plant viel Zeit ein! In der Kathedrale befindet sich auch die Grabstätte von Christoph Kolumbus. Siehe unten. Schön, ne?
Die Giralda, den Turm der Kathedrale, kann man besteigen. Einen Aufzug gibt es nicht, aber auch keine Treppenstufen. Man erklimmt den Turm auf Rampen. Von oben hat man eine wunderschöne Aussicht, z.B. auf die Dachterrassen von Sevilla...
und die Stierkampfarena, in der wir eine Führung mitmachten, spanisch und englisch. Ich setzte mich auf einen Platz in dem Bereich, in dem die Herzogin von Alba normalerweise Platz nimmt.
Blick von oben auf das Dach der Kathedrale:
"Und zu Futtern gab's nix?" werdet Ihr Euch spätestens jetzt fragen. Am ersten Tag aßen wir die andalusische Spezialität Tortillitas de Camarones, auf die sich mein Gatte sehr gefreut hatte. Das sind kleine Pfannkuchen mit Krabben. Sie sehen so ähnlich aus wie Kartoffelpfannkuchen und sind leeecker!!! Dazu gab es noch Pescaditos fritos, frittierte Fischchen, ebenfalls eine andalusische Spezialität. Abends gönnten wir uns eine gemischte Platte Montaditos, das sind kleine, belegte Brote. Die meisten waren mit den in Spanien üblichen Belägen versehen, z.B. Olivenöl, Tomatenmus und Schinken, Mayo und Thunfisch, usw. Ein Montadito ragte aber heraus: Süße Kondensmilch (vom schon häufiger erwähnten Typ "Milchmädchen") und Anchovis!!! Und das war guuut! Man sollte es nicht glauben, nicht wahr, klingt total beschissen, aber... Und natürlich verleibte ich mir auch einen Teller Salmorejo ein, das ist eine kalte Suppe/ein Püree aus Tomaten, Brot, Olivenöl, Essig, Knoblauch und Salz. Ich muss gestehen, dass ich gelegentlich das fertige Salmorejo von Mercadona kaufe, das sehr gut ist. Ich lege dann einfach nur noch ein hartgekochtes Ei in Scheiben und ein paar Streifchen Serrano-Schinken obendrauf und fertig.
Ich habe in Sevilla auch ordentliche Lammkotelettchen gegessen, verhungern muss dort keiner, aber Ihr wisst ja, wie das ist mit dem Essen in Touristengegenden, mal hat man Glück, mal nicht so. Ach übrigens, was ich Euch noch nicht gezeigt hatte: Unser Hotelzimmer!
Im Hotel "Europa" in der Calle Jimios. Zentraler geht's nicht. 55 Euro die Nacht, ohne Frühstück, plus 17 Euro pro Nacht für das sehr enge Parkhaus. Wenn Ihr ein großes Auto habt, rate ich von diesem Parkhaus ab. Gutes spanisches Frühstück mit guter Bedienung gab's gleich, wenn man rauskommt, rechts um die Ecke, in der ersten Gaststätte. Übrigens: Ich wollte das Hotel im Internet reservieren, rief dann aber an, um wegen der Parkmöglichkeiten zu fragen. Ich wurde gefragt, für wie viel ich das Zimmer im Internet buchen würde. Ich sagte "Für 65 Euro". Daraufhin bot mir meine Gesprächspartnerin das Zimmer 10 Euro billiger an. Bloß, dass Ihr's wisst. In Frankreich ist mir allerdings auch schon das Gegenteil passiert, nämlich dass ich beim Hotel buchen wollte und dann darauf hingewiesen wurde, dass es im Internet 10 Euro billiger sei.
Ein Ausflug führte uns in das Stadtviertel Triana auf der anderen Seite des Flusses Guadiana. Dort stießen wir auf die Werkstatt eines Herrgottschnitzers! Triana ist nicht nur als Heimat von Toreros, Flamencosängern und Seefahrern berühmt (der Typ, der als Erster "Tierra!!!" gerufen hat, als Amerika entdeckt wurde, war Rodrigo de Triana), sondern auch für seine Keramikwerkstätten. Ich wollte mir dort Kacheln mit einer Muttergottes drauf für eine Wand im Hof kaufen, aber ich habe nicht genau das gesehen, was ich wollte, also kam ich mit etwas anderem zurück, nämlich mit einer Tortillaplatte und bunten, fröhlichen Keramikschälchen für die Knabbersachen für die Fußballweltmeisterschaft, die ja morgen beginnt. Ich werde Euch noch Bilder davon zeigen.
Das Bild unten zeigt den Goldturm, den Torre de Oro, den man besonders gut von den Brücken oder vom Fluß aus sieht (eine Bootsfahrt haben wir natürlich auch gemacht).
So, und auf dem letzten Bild seht Ihr die Kathedrale bei Nacht, aufgenommen von der Dachterrasse eines Hotels aus, auf der wir uns ein paar Erfrischungen gönnten. Drinks auf Dachterrassen, das hat sowas Erhabenes, stimmt's? Es ist etwas ganz Besonderes (für uns zumindest, es war erst unser zweites Mal).
Und das war's auch schon mit meinem Reisebericht. Nein, ich habe wichtige Sachen vergessen: wir haben auch die "Esperanza de Triana" und den "Jesús del Gran Poder", zwei der wichtigsten Figuren der Prozessionen der Karwoche gesehen. Wenn ich da jetzt auch noch was dazu schreiben würde, würde es zuviel. Also, zusammenfassend meine ich, dass Sevilla auf jeden Fall eine Reise wert ist, wobei man die Sommermonate sicher meiden sollte.