Samstag, 30. Juli 2011

Selbstbedienung an der Kasse

Ja, Leute, ich habe heute aktiv gegen Arbeitsplätze gekämpft und zum ersten Mal an einer SB-Kasse bezahlt. Und zwar bei Tesco. Bei dem Tesco, bei dem wir hier in London normalerweise einkaufen, gibt es zwei Kassen mit Bedienung und acht SB-Kassen, die von insgesamt einer Person beaufsichtigt werden. Da ich mich grundsätzlich jedem technischen Fortschritt verschließe, hatte ich die SB-Kassen bisher noch nie benutzt. Heute morgen hatte ich es jedoch ein bisschen eilig, weil meine Lieben Karten für ein Fußballturnier hatten und vorher noch ein full english Breakfast einnehmen wollten (so, wie wir es von Teneriffa kennen). Ich rannte also mit meinem Einkaufswägelchen zu Tesco, um Black Pudding, Speck und Baked Beans zu besorgen und und da ich nun schon einmal dort war, lud ich es voll mit Sachen für die nächsten Tage. Als ich bezahlen wollte, standen an den gewöhnlichen Kassen lange Schlangen, an den SB-Kassen war viel weniger los. Also dachte ich: probierst du's halt mal. Ähem.
Die SB-Kasse besteht aus einem Bildschirm, einem Scanner und einem Bereich zum Befüllen der Einkaufstüten. Als erstes musste ich auf dem Bildschirm eingeben, ob ich meine Einkaufstüten mitgebracht hatte (dafür gibt's Tesco-Punkte auf die Tesco-Karte). Falls ja, sollte ich diese an den dafür vorgesehenen Platz stellen. Ich stellte also mein von zu Hause mitgebrachtes Einkaufswägelchen auf die Fläche, von der ich dachte, dass es die vorgesehene Fläche sei. Ich irrte jedoch, denn die von mir gewählte Fläche war die für den Tesco-Einkaufskorb vorgesehene. Whatever.
Ich begann, meine Waren zu scannen. Das klappte nicht. Der Assistent kam herbeigeschossen. Info: Eine Ware scannen, dann in die auf der für die Einkaufstasche vorgesehnen Fläche stehende Einkaufstasche legen, denn unter dieser Fläche befindet sich eine Waage!!!!!, die kontrolliert, dass das Gewicht der gescannten Waren mit dem in der Tasche befindlichen Gewicht übereinstimmt!!! Man kann also nichts einpacken, was man nicht gescannt hat. Sauber.
Und man kann nicht scannen, bevor das Gewicht der gekauften Waren nicht um das Gewicht der zuletzt gescannten Ware angestiegen ist. Aha. Bei einem Bund Frühlingszwiebel fragte die Maschine nach der "Number". Welcher "Number"? Mein Unterbewusstsein veranlasste mich, den Finger zu heben wie in der Schule, wenn man den Lehrer etwas fragen möchte. Der Assistent kam wieder angeschossen. "1" musste ich natürlich anklicken, da ich "1" Bund Frühlingszwiebeln gekauft hatte. Okay. Warum? Weiß nicht.
Dann war meine Tüte voll. Und jetzt? Konnte ich einfach so das ganze Gewicht von der Waage heben? Ich sah mich wieder Hilfe suchend nach dem Assistenten um. Sich per Fingerheben melden macht sicher einen furchbar arroganten Eindruck, obwohl es gar nicht so gemeint war. Er kam wieder angeschossen, hielt irgendein Kärtchen irgendwo hin und ich konnte meine erste Tüte in mein Wägelchen packen. Idem bei der nächsten Tüte. Er verriet mir aber nicht, was man selbst tun könnte, um von Tüte zu Tüte zu wechseln. Als ich meinen gesamten Ramsch gescannt hatte, drückte ich auf "finished" oder "done" oder irgendsowas, scannte meine Tesco-Card und der zu zahlende Gesamtbetrag erschien auf dem Bildschirm. Ich hatte kaum eine halbe Stunde gebraucht. Ich schob noch meine Geldscheine in den dafür vorgesehenen Schlitz, nahm mein Wechselgeld in Empfang und fertig. Ich könnte mir vorstellen, dass die SB-Kassen dem Kunden wirklich viel Zeit sparen, wenn man das System erst einmal beherrscht. Sorry, Mädels.  
Nachdem der Einkaufsvorgang nun also beendet war, räumte ich noch eine Weile Ware aus dem Lager in die Regale und begab mich dann nach Hause.    

Freitag, 29. Juli 2011

Neue EU-Vorschrift?



Ich habe gestern bei Tesco diese Tüte Nacho Cheese Tortilla Chips gekauft. Darauf ist ein sehr dicker Mann abgebildet. Gibt es da eine neue EU-Vorschrift? Ist das so wie mit den Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln? Müssen jetzt auf allen Chipstüten Fotos von adipösen Menschen zu sehen sein?

Mittwoch, 27. Juli 2011

So macht man eine richtige spanische Tortilla de Patatas - wie die Spanier

Ich wollte schreiben: wie die spanischen Hausfrauen, aber das würde nicht stimmen, denn auch erstaunlich viele spanische Männer beherrschen diese Kunst. Für eine richtige Tortilla de Patatas - en español: una tortilla de patatas como Dios manda - benötigt man das, was auf dem folgenden Bild zu sehen ist.


Ich will Euch hier kein Rezept geben, sondern allgemein festhalten, wie man dieses typische spanische Gericht, das schon fast ein Grundnahrungsmittel ist, zubereitet. Es gibt auch verschiedene Schulen, z.B. die, die Tortillas mit Zwiebeln drin verachtet, die, die die Tortilla so will, dass sie innen nicht ganz durch ist (da bin ich nicht so dafür, denn wir essen sie gern am nächsten Tag noch kalt, womöglich gar am übernächsten Tag noch, und da ist mir fast rohes Ei doch nicht so ganz geheuer, also ich brate sie immer durch; meine Freundin M. lässt sie innen fast roh). Dann gibt es die Köche, die die Kartoffeln sehr fein schneiden, die, die dickere Scheiben schätzen, die, die die ganze Tortilla flach wollen, die, bei denen sie fünf-sechs Zentimeter hoch wird. Cada maestrillo tiene su librillo, gell? (Jedes Lehrerchen hat sein Büchlein.) Also, wie eine Tortilla zu sein hat ist in Spanien schon beinahe eine Glaubensfrage.
Auf jeden Fall jedoch braucht man eine Pfanne, in der nichts anhängt. Außerdem Kartoffeln, Zwiebeln ?!?, Eier (eins pro Portion), Olivenöl, Salz und etwas Pfeffer (hab' ich auf dem Foto vergessen). Wer gar keinen Respekt vor Traditionen hat und fürchtet, die Tortilla könnte ein bisschen fad werden, gibt ein paar Spritzer Maggi oder einen Teelöffel Worcestershire-Sauce hinzu. 
Wieviele Kartoffeln? Wer noch nie eine Tortilla gemacht hat, muss erstmal ausmessen, wieviele Kartoffeln er für seine Pfanne benötigt: Kartoffeln schälen, in halbe Scheiben schneiden (Dicke nach Gusto), Zwiebeln schälen, in halbe Scheiben schneiden, beides in die Pfanne bis etwa 2 cm unterm Rand. Siehe Foto.


So, jetzt wisst Ihr, wieviel Ihr braucht. Pfanne wieder frei machen und auf den Herd, soviel Olivenöl hinein, dass der Boden etwa 3 - 4 mm hoch bedeckt ist (meine Pfanne hatte am oberen Rand einen Durchmesser von 26 cm und ich habe 80 ml Olivenöl verwendet). Öl heiß machen. Wenn es heiß ist, Kartoffeln und Zwiebeln wieder hineingeben und 5 Minuten unter gelegentlichem Wenden anbraten. Wenn das Gemüse anfängt, Farbe zu bekommen, Hitze auf die Hälfte - oder noch etwas weniger -herunterschalten. Unter gelegentlichem Wenden braten bis weich. Das kann eine halbe Stunde dauern. Wer es eilig hat, benutzt für die Pfanne einen Deckel.


Weiter geht's: In einer Schüssel 6 Eier mit einem Teelöffel Salz (scheint viel, aber es ist ja für die ganze Tortilla) und etwas Pfeffer gut verrühren, eventuell die Geheimzutat zugeben


Gebratenes Gemüse aus der Pfanne nehmen und in die Schüssel mit den Eiern geben. Dabei das Öl möglichst in der Pfanne zurücklassen. Es scheint viel Öl, aber wenn man bedenkt, wieviel Fett in Leberwurst oder Camembert ist ... Kartoffeln mit den Eiern mischen, dabei ein bisschen mit dem Löffel zerstoßen.


Masse zurück in die Pfanne, die die ganze Zeit über mit dem Rest Öl auf dem Herd stehengeblieben ist. Anbraten. Wenn der Boden etwas fest geworden ist, mit einem Pfannenwender so wenden, dass die Tortilla in Stücke fällt. Das ist wichtig, damit sie am Ende auch in der Mitte durch ist. Anschließend die untere Seite zu Ende braten, das dauert drei, vier, fünf Minuten, dann mit einem Teller wenden und auch die obere Seite fertig braten. Fertig.


Tortilla isst man warm oder kalt, auch als Brotbelag auf Stangenweißbrot. Ich will gar nicht sagen, was meine Kinder manchmal dazu essen ... es fängt mit K an und endet mit p. In Spanien gibt es kein Picknick ohne Tortilla. Beliebt sind auch die Concursos de Tortilla, die Tortilla-Wettbewerbe, bei denen bei Festen Tortillas verkostet werden.
Tortillas machen ist Erfahrungssache, am Anfang kann es Rückschläge geben: Auseinander gefallen, innen nicht durch, Kartoffeln noch hart, oben dunkelbraun, unten zu blass ... Wenn man die ersten fünfzig gemacht hat, werden sie dann aber immer.
So, das ist meine Anleitung. Wem Anno 18 anlässlich einer eigenfüßigen Pyrenäen-Überquerung eine alte Bauersfrau eine andere Anleitung gegeben hat, der benutzt selbstverständlich diese. Tschüssli. 

Montag, 25. Juli 2011

Wir waren in Kew Gardens, dem botanischen Garten von London

Heute will ich Euch mal nicht so extrem die Augen voll schwätzen. Stattdessen ein paar Bilder (und ein paar Worte am Schluss):

Jurassic Park im Tropenhaus

Schön, oder?

An einer Stelle gab es einen kurzen Baumkronenrundweg. Man stieg 118 Stufen hinauf und konnte
dann in luftiger Höhe zwischen den Wipfeln flanieren. 

Englische Parklandschaft wie aus dem Bilderbuch

Japanische Gärten finde ich toll. Der Kies war wie ein Fluss angeordnet.
Beachtet links das Brückchen. So was hätte ich auch gern in meinem Garten
(den Kies mit dem Brückchen, nicht das Tor im Stile des 16. Jhds.).

Englische Moorlandschaft? Hound of the Baskervilles?

Tolle Blickachsen

Im Seerosen-Haus

Auch dort

Perfekter Rasen, gestochen scharfe Kanten, ja, da wird der faule Hobbygärtner neidisch
Was man auf den Bildern nicht sieht, ist, dass, alle 70 Sekunden ein Flugzeug über den botanischen Garten donnerte (ja, wir haben es gestoppt, wir sind so). Kew Gardens liegt in der Einflugschneise von Heathrow und am Wochenende haben in England die Ferien begonnen.
Für den Besuch reserviert man am besten einen ganzen Tag. Wir haben es nicht geschafft, alles zu sehen. Ich denke, man kommt idealerweise schon morgens und bringt sich einen Picknickkorb bzw. ein paar belegte Brote mit. So amortisiert man auch den Eintritt, der mit 14 Pfund (16 Euro und zur Erinnerung: fast 32 Mark pro Person) nicht gerade niedrig ist. Für Untersechzehnjährige ist der Eintritt frei, Familien werden also nicht komplett ausgeblutet.
Es gibt sehr viel zu sehen. Mir hat die Redwood Grove gut gefallen. Dort stehen Sequoias, diese Riesenbäume aus Kalifornien. Diese Bäume anzufassen ist toll. Ich war nicht die einzige, die diese Kerle streichelte. Ich musste an den Ausdruck "Tree hugger" denken, eine abfällige Bezeichnung für Naturschützer. Aber die Sequoias sind schon echt kuschelig ... Wir haben auf dem Boden nach Samen gesucht (die wir dann in unseren Zwergengarten gepflanzt hätten), es ist aber nicht die richtige Jahreszeit dafür, die erstaunlich kleinen Tannzapfen waren alle leer. M. hat das Klima im Tropenhaus besonders genossen. Das Seerosenhaus fanden wir auch toll (und dabei hätten wir es um ein Haar verpasst, weil wir da schon ziemlich müde waren).
Wir waren im Pavillion-Restaurant zum Essen, nachfolgenden Besuchern würde ich davon abraten. Als wir den Laden betraten, sagte mein ältester Sohn: "Hier ist es ja wie im Altersheim!" und es stimmte: helle, freundliche skandinavische Tische und Stühle, Tabletts mit Essen und massenhaft weisshaarige Damen. Wir schnappten uns was zum Essen (räusper) und gingen mit unseren Tabletts nach draussen. Da war es gemütlich, wie in einem Biergarten. Zwischen den Tischen spazierten Pfauen herum. 
Also, der Londoner botanischen Garten ist toll, für diejenigen, die sich länger in der Stadt aufhalten, lohnt sich der Besuch.

Freitag, 22. Juli 2011

Immobilien in Spanien: Im Südwesten nix Neues

Ja, doch, es landen gelegentlich Leute auf meinem Blog, die Informationen zum Thema Immobilienpreise in Spanien suchen. Daher als allgemeine Info: Der Preisrückgang seit dem Höchststand 2007 oder 2008 (je nach Ort) beträgt bisher (je nach Quelle) zwischen 15 und 20 %. Die derzeitige Fallgeschwindigkeit liegt bei 5,1 % pro Jahr. Und damit Ihr seht, dass ich mir diese Zahlen nicht aus dem Finger sauge, hier ein Link:
www.elpais.com/articulo/economia/precio/vivienda/sigue/ajuste/cae/51/abril/junio/tasa/interanual/elpepueco/20110718elpepueco_4/Tes
So, nun aber vom Allgemeinen zum Besonderen, nämlich dem Haus in unserer Strasse, dessen Preisfindung ich (und die gesamte Nachbarschaft) beobachte. Ich habe die Sachlage in meinem Eintrag vom 8. April 2011 beschrieben, wenn Ihr rechts auf "Immobilien in Spanien" klickt, könnt Ihr ihn leicht finden. Was gibt es also Neues? Nix. Der geforderte Preis liegt unverändert bei 420.000 Euro. 
Es gibt aber interessante Stimmen zum Thema:
Bei einem Abendspaziergang mit einem Bekannten, seines Zeichens Dozent an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, kommen wir am in Rede stehenden Haus vorbei. Er sieht das "Se vende"-Schild und fragt: "Wisst ihr, was die dafür wollen?" Ich antworte ihm: "420.000 Euro. Findest du das zu viel?" Er nach kurzem Überlegen: "Nein, das finde ich genau richtig ... zu diesem Preis wird es aber niemand kaufen."
Gespräch mit einem lieben Freund, Lehrer im Ruhestand, dessen Tochter sich mit ihrem Mann in der Stadt eine kleine Wohnung kaufen möchte. Er hätte aber gern, dass sie ein grosses Haus ausserhalb kauft  (würde ungefähr gleich viel kosten), da er meint, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er einmal Enkel bekommt, höher ist, wenn seiner Tochter mehr Wohnraum zur Verfügung steht. Er fragte mich also: "Was kostet denn das Haus, das bei euch in der Strasse verkauft wird?" Ich: "420.000 Euro. Findest Du das viel?" Er: "Nein, das ist okay, soviel kostet so ein Haus. Die Wohnungen in der Stadt kosten auch soviel." Ich: "Meinst du nicht, dass deine Tochter warten sollte? Die Preise fallen doch." Er: "Nein, die fallen nicht. Die Preise für die guten Wohnungen nicht. Ausserdem sind hier in der Gegend alle Häuser abbezahlt und die Leute haben es nicht eilig mit dem Verkaufen. Die haben genug Geld. Die gehen mit dem Preis nicht runter. Das Angebot wird nur immer grösser. Die warten einfach, bis die Preise wieder steigen."
Häh??? Wann war das eigentlich, als das Gesetz von Angebot und Nachfrage ausser Kraft gesetzt wurde? Ich hab's irgendwie nicht mitbekommen. Die Logik hier ist einfach grauenvoll. 
Stimme der Vernunft: unsere liebe Nachbarin M., deren Mann früher Metzger war und dann im Rahmen des Booms Bauunternehmer wurde (nee, da hat er keine Zusatzausbildung benötigt). Sie meinte: "420.000? Ich glaube nicht, dass sie mehr als 300.000 für ihre Hütte bekommen werden."
Also, ich tippe auf 350.000. Ihr braucht nicht gespannt auf der Stuhlkante sitzen und an den Nägeln kauen. Es kann lange dauern, bis sich da was bewegt - dann kann es aber sehr schnell gehen. Ich werde Euch, so Gott will, informieren.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Kolumbianisches Rezept: Sudao



Ja, Leute, ein neues Rezept für die Sammlung, nämlich die kolumbianische Spezialität "Sudao", zu deutsch "Geschwitzt". Eine liebe Freundin hat sie für uns zubereitet: ein achtzehnjähriges Mädchen, das kochen, schnippeln und dabei die Küche in Schuss halten konnte wie ein Profi. Hut ab. Es war erstaunlich. 
Wie ging sie vor? Sie begann damit, dass sie eine halbe rote und eine halbe grüne Paprikaschote sowie eine halbe, durchschnittlich grosse Zwiebel in feine Würfel schnitt. Schon daran, wie sie alles zerkleinerte, erkannte man die erfahrene Hausfrau. Wow. Man erwartet es eben nicht bei einem so jungen Menschen. Sie gab zwei Esslöffel Olivenöl in unseren Schnellkochtopf, erhitzte sie, gab die Gemüsewürfelchen dazu und briet sie etwa fünf Minuten an. Dazu kamen dann zwei ebenfalls klein geschnittene Tomaten und 200 g pürierte Dosentomaten (eine halbe kleine Dose). Das Ganze briet kurz weiter, dann kamen 1/2 Esslöffel Salz und 3 Tassen (750 ml) Wasser dazu. Während nun alles vor sich hinköchelte, schälte sie zwei Kochbananen und zerteilte sie in etwa 4 cm lange Stücke. Diese kamen auch in den Topf, ebenso wie eine Yuca (Maniokknolle, etwa 500 g). Das sind so braune, längliche Rüben. Ich hatte sie schon oft im Supermarkt gesehen und gedacht: "Wer kauft das bloss? Was macht man bloss damit?" Jetzt weiß ich es. Die Südamerikaner kaufen sie und machen leckere Sachen damit. Man schält sie, bis sie ganz weiß sind, halbiert sie längs und schneidet sie in große Stücke. Ab damit in die Brühe. Es folgten pro Personen eine halbe, eher kleine Kartoffel, in Scheiben geschnitten, und ein enthäutetes, in Stücke geschnittenes Hähnchen. Sie verwendete das Hähnchen ohne Haut, damit der Eintopf nicht so fett würde. Gut so. Falls man für weniger Personen kocht (diese Menge reicht für 8 hungrige Esser), nimmt man besser Hähnchenschenkel o.ä., meinte sie. So, nun teilte sie noch 2 Maiskolben in so viele Teile, wie Personen am Tisch saßen, gab auch diese in die Brühe und machte den Schnellkochtopf zu. 15 Minuten volle Pulle. Topf öffnen, fein gehacktes frisches Koriandergrün unterrühren. Fertig. Das Gericht wird auf Reis serviert.
Sie bereitete den Reis so zu: Wasser zum Kochen bringen (2 Tassen Wasser auf eine Tasse Reis), Salz, Öl, einen Hühnerbrühwürfel und den gewaschenen Reis hinzugeben, ein paar Mal umrühren, dann einfach bei geringer Hitze stehen lassen, bis er fertig ist. 
Wir streuten dann noch reichlich Koriandergrün obendrauf. Mir ist bekannt, dass dieses Kraut nicht jedem schmeckt. Man könnte stattdessen sicher auch Petersilie nehmen (aber mit dem Koriandergrün ist es schon sehr lecker). Da der Sudao jedem schmeckte, kommt dieses Rezept ganz sicher in unser Repertoire.
Die Kolumbianer haben übrigens heute ihren Nationalfeiertag, den "Día de la Columbianidad", den "Tag der Kolumbianität". Interessant dieser Satz, den sie in ihren Pässen stehen haben: "El buen nombre de COLOMBIA en el mundo depende del respeto que usted dé a las leyes y costumbres de las naciones que visita." Zu Deutsch: "Der gute Ruf KOLUMBIENS in der Welt hängt von dem Respekt ab, den Sie den Gesetzen und Gebräuchen der Länder entgegen bringen, die Sie besuchen." Eine eigenartige Ermahnung, nicht wahr? Ob jemand sein (geplantes) Verhalten ändert, weil er diese Zeilen liest? "Eigentlich wollte ich ja Sangría aus Eimern saufen, aber jetzt mache ich es doch nicht, weil ich den Ruf meines Landes nicht beschädigen will." Ob's da statistische Untersuchungen zur Wirksamkeit dieses Hinweises gibt?  
Sudao kann man übrigens auch mit Rind- oder Schweinefleisch oder mit Fisch machen. Für Spanier lustig ist der Satz: "Me encanta el olor a sudao", "Ich mag's, wenn's nach Schweiß riecht", der für unsere Köchin "Ich mag's, wenn's nach Sudao riecht" bedeutete. 

Mittwoch, 13. Juli 2011

So war die Gartenparty bei der Queen

(Rasch ein Blogeintrag, bevor ich es zehnmal am Telefon erzählen muss/darf):
Alllso, wie war's bei Lisbeth und Philip?
Kurzfassung: Toll.
Langfassung: Am in Rede stehenden Tag, um kurz nach zwei, begann ich, mich in Schale zu werfen. Die Klamotten, die ich Euch im vorherigen Post beschrieben habe, waren genau richtig. Die Pfennig-Absätze sanken ein bisschen im Rasen ein, aber gut, so wird er vertikutiert, gell? Ich hatte mir am Ende doch noch einen Hut gekauft und war froh drum. Viele Frauen hatten nur aufwändige Haarspangen, aber ein Hut war schon besser. Ich hatte noch nie zuvor einen Hut getragen und ich muss sagen, das Gefühl war ganz angenehm. Man fühlt sich irgendwie beschützt, im wahrsten Sinne des Wortes "behütet". Da kann man auch die islamischen Frauen verstehen, die halbe Moscheen auf dem Kopf spazieren tragen. Nach zwei Stunden mit dem Deckel auf dem Kopf wurde es mir aber etwas warm darunter und ich war froh, ihn wieder abnehmen zu können ("Bevor dein Hirn vollends geschmolzen ist", sagte mein Sohn. Haha. Ha.). Mein Gatte trug einen guten, dunklen Anzug. Das war richtig. Manche Männer trugen Frack und Zylinder, das war auch okay, Schottenröcke oder Soutanen (alles okay), Militäruniformen oder regionale Trachten (darauf komme ich später noch). Wie ich in einem englischen Forum gelesen habe: It's easy for the blokes. 
So. Um halb drei fanden wir uns im Büro meines Gatten ein (8 Minuten Fussweg), wo eine Kollegin wartete, die über einen Wagen mit Fahrer verfügt. Unterwegs holten wir noch eine weitere Dame ab. Schon bald kamen wir in die Nähe des Buckingham Palasts, wo wir eine riesige Schlange behüteter Damen und ihrer "blokes" sahen. ("bloke" ist ein Wort aus dem englischen Englisch, das wohl "Mann" bedeutet. Ich habe keine Ahnung, ob das irgendwelche Konnotationen hat, ich find's einfach ein lustiges Wort.)
Die eine Dame im Wagen sagte: "Wir brauchen uns da nicht anstellen. Wir fahren bis ans Tor." Ich dachte, das wäre ein Witz und schlug in dieselbe Kerbe: "Ja, ne? Wir spazieren einfach an allen vorbei." Ich hatte echt gedacht, es wäre ein Witz. Ich bin nämlich die Leute, die sich immer brav hinten anstellen (und dann womöglich noch zehn anderen den Vortritt lassen). Aber es war kein Witz gewesen. Wir fuhren bis direkt vor's Tor, zeigten unsere Einladungen und spazierten hinein. Tja. so geht das. Deshalb haben es diese Damen eben im Leben beruflich auch zu etwas gebracht und ich nicht. Wow, da kann man nur den Hut ziehen. Ich hab' dann auch nicht mehr versucht, noch irgendwas witziges zu sagen.
Nun ging es in den Vorhof und von dort durch den Palast in den Garten, den wir letzten Sommer schon bei einer Besichtigung gesehen hatten. Sicherheitsmassnahmen? Null.
Im Garten hatten sich schon viele Untertanen Ihrer Majestät versammelt. Es hatte etwas Rührendes: All diese vielen Menschen (tausende), die sich nach bestem Wissen und Gewissen schick gemacht hatten und die Ehre genossen, bei Königin Elisabeth eingeladen zu sein. Es war eine sehr angenehme Stimmung. Alle super gelaunt und entspannt ... es gab Fotografier- und Handyverbot. Das trug auch viel zur guten Atmosphäre bei, glaube ich: Die Besucher entspannen sich, sie müssen sich nicht überlegen, oh, wen oder was fotografiere ich jetzt, vorsichtig, ich laufe anderen Leuten durch's Bild. Es wird nicht fotografiert, punktum und Ruh' is'. Fand ich gut. (In den Ecken des Parks wurde dann doch fotografiert, aber das störte nicht). Für das Handyverbot auch ein dickes Lob. Die Leute flanierten durch den Park ... es war herrlich. Alle zufrieden, alle froh, dass sie da sein durften. Auf jeder Seite des grossen Rasens spielte eine Musikkapelle. Die meisten Besucher waren weisse Engländer, eine Bevölkerungsgruppe, die man im Londoner Stadtbild oft vergeblich sucht.
Um 16 Uhr erklang die Nationalhymne und Ihre Königliche Hoheit kam aus dem Palast. Die Gäste hatten ein Spalier gebildet, durch das sie lief. Wir standen ganz am Ende. Und die Queen kam und kam nicht. Mittlerweile gab es im Teezelt schon Tee und Kuchen. Als zünftige Kleinbürger wurden wir natürlich von panischer Angst befallen, es könnte kein Tee und Kuchen mehr für uns übrig sein, wir müssten uns zwischen Tee und Queen entscheiden ... Nervös warteten wir ein Weilchen, dann entschlossen wir uns, um das Teezelt herumzurennen (nicht wörtlich) und uns in den gesonderten Bereich zu begeben, auf den wir ein Anrecht hatten (wir raffen's nicht). Also, husch, husch ins Teezelt und dort auf Ihre Heiligkeit gewartet. ("Zelt" ist eigentlich das falsche Wort, denn es handelt sich um einen luxuriösen, nach drei Seiten offenen Unterstand.) Die Logistik im Teezelt war perfekt: Man nahm sich einen rechteckigen Porzellanteller mit einer Vertiefung, in die man die Teetasse oder ein Glas Saft etc. stellen konnte und griff dann bei den Häppchen zu. Die Häppchen nahm man sich mit der Hand, das fand ich gut. Wenn es Zangen gegeben hätte, dann hätte bestimmt die eine oder andere auf dem Boden gelegen, auf den Platten wären zerquetschte Törtchen gewesen, bei den Cucumber-Sandwiches fünf Zangen und bei den Schinken-Käse-Sandwiches keine. Man kennt's doch. Wem's zu unhygienisch ist, der kann's ja bleiben lassen. Es gab auch keine Servietten. Auch gut. Servietten, die nicht da sind, fliegen auch nicht zusammengeknüllt auf dem Boden herum, und wer sich richtig einsaut, der hat bestimmt ein Taschentuch dabei oder lässt sich von irgendwem eins geben. Was gab's also? Verschiedene Sandwiches, Törtchen, z.B. sehr dichte Schokoladentörtchen (etwa 2,5 auf 2,5 cm) mit Krönchen-Verzierung, süssss! Törtchen aus rundem Mürbteig (Durchmesser 2,5 cm) mit Vanillecreme und Himbeeren, mit sehr leckerer Zitronencreme, mit Lachs, Früchtebrot und verschiedene andere leckere Sachen, an die ich mich nicht mehr erinnere. Es war für viele tausend Menschen von allem genug da, das finde ich toll. Ausserdem liefen auf dem Rasen noch Helfer herum, die Eis in kleinen Bechern verteilten (mir unbekannte englische Marke, ich hab's auch nicht probiert) und den Müll wieder einsammelten. Toll. Das Geschirr (ich hab's extra umgedreht) stammte auch aus England. Uff, eine Erleichterung. Mein Gatte sagte: "Hast Du echt geglaubt, das Geschirr bei der Gartenparty der Queen wäre Made in China?". Ich musste ihm antworten: "Ja." In unserer heutigen Zeit ...
Wir standen also da und warteten auf die Queen ... und dann kam sie, in einem gelben Kleid mit gelben Hut. Warum ich gedacht hatte, sie wäre gross und kräftig, so eine Übermama, keine Ahnung. Sie ist schmächtig und - obwohl sie supergut beim Zeug ist - auch nicht mehr die Jüngste. Als sie zu dem Punkt kam, an dem wir standen, war sie bereits 50 Minuten durch die Menge marschiert. Sie strahlte in unsere Richtung, die Besucher lächelten zurück und klatschten ein bisschen. Ein sehr schöner Moment. Eine Erinnerung für's Leben. "Creating memories", wie die Amerikaner sagen. Dann begab sie sich in's königliche Zelt. Etwa eine Minute später tauchte überraschenderweise auch noch Prinz Philip auf. Er ist neunzig und in einem Topzustand. Erstaunlich. Was diese Menschen im Laufe ihres Erdendaseins alles erlebt haben ... Das müssen superinteressante Leute sein. "Schade, dass solche Leute keine Memoiren schreiben", sagte mein Gatte.
Königin Elisabeth und Prinz Philip befanden sich nun also im königlichen Zelt und assen unter den Augen tausender Besucher, die sich in gebührendem Abstand befanden, Kuchen, tranken Tee und schwätzten mit ausgewählten Gästen. Die eine Frau hatte ich schon in Zeitschriften gesehen, weiss aber nicht, wer sie ist. Im selben Zelt waren auch die eingeladenen Botschafter. Apropos regionale Trachten: ein Mensch mit schwarzer Hautfarbe in einem weissen Anzug, enge Hose, langer Kaftan mit riesigen Stoffmengen und weisser Turban ... volle Punktzahl. Araber in weissen Kitteln mit ganz dünnen schwarzen Kitteln mit Goldbesatz darüber, das sah superelegant aus. Die dazu gehörige Dame, mit schickem Schleier, trug einen Armreif ... einen der schönsten Armreifen, die ich je gesehen habe. Er sah aus wie eine grosse Sprungfeder aus Gold. Wow. Dann gab es noch zwei dicke Männer in schwarzen, langen Röcken mit Baströcken darüber. Obenrum trugen sie normale Sakkos, weisse Hemden und Krawatten. Aber die Röcke! Jemand vermutete, dass es sich um die Vertreter Hawaiis handelte. Hmhmhm. Es wären ja dann Vertreter der US-amerikanischen Botschaft gewesen - die Röcke, insbesondere die Baströcke, passten nicht so zu dem martialischen Bild, das die Amerikaner ja gern vermitteln. Jemand tippte dann auf Tonga. Gibt's das überhaupt? Das Wort passte irgendwie zum Bild. Dabei blieb's dann. Tonga.
Wir spazierten dann noch eine Weile durch den Park.
Nach einer knappen Stunde gingen die Queen und Prinz Philip (und liefen wieder direkt an uns vorbei). Sie machten einen netten, gut gelaunten Eindruck. Ich war positiv überrascht. Die Nationalhymne spielte und zeigte das Ende des Nachmittags an.
Voller positiver Eindrücke machten wir uns auf den Heimweg. Ein schöner und sehr gelungener Nachmittag.  

Sonntag, 10. Juli 2011

Einladung zur Gartenparty bei der Queen

Ja, Leute, ob Ihr es glaubt oder nicht: mein Gatte wurde zur Gartenparty Ihrer Königlichen Hoheit eingeladen und ich darf ihn begleiten. Wow, gell? Ich bin so nervös, dass ich mich kaum freuen kann. Dabei sind wir natürlich nicht die einzigen Gäste, ein paar tausend Andere haben ebenfalls diese große Vergnügen. Übermorgen ist es so weit.

"Bob has a cat, Maud has a hat." Wer erinnert sich? 
Als mein Gatte mich von der Einladung in Kenntnis setzte, war meine zweite Frage natürlich: "Was zieht man denn da an????" (Die erste war: "Willst Du mich veräppeln?")
Mein elegantestes Kleidungsstück war bisher ein schwarzer Hosenanzug, aber für eine Gartenparty ist der sicher unpassend. Ich begab mich also (ich war in Spanien, als ich die Neuigkeit erhielt) zum Corte Inglés, um mal zu schauen, was da so kleidermäßig in Frage kommen könnte. Es war am Tag bevor der Sommerschlussverkauf begann. Ich dachte, ich schaue mal, was sie so alles haben, dann gehe ich am nächsten Tag, wenn alles runtergesetzt ist, hin und kaufe. Was, um alles in der Welt, wollte ich überhaupt? Ich nahm mir drei Kleider mit in die Kabine: ein blaues Cocktailkleid mit Volants, ein Etuikleid in einer wunderschönen Farbe, nämlich dunkelpink, klinkt doof, sah aber ganz toll aus, und ein Kleid aus einem sehr feinen, durchsichtigen Stoff mit Unterkleid. Das Cocktailkleid passte gleich, ich konnte aufatmen, ohne was würde ich nicht nach Hause gehen. Es hatte aber schmale Träger und man kann ja nie wissen, wie das Wetter in London wird. Was zieht man denn bei kühler Witterung über ein Kleid mit Volants? Eine Strickjacke? Einen Blazer?
Das Etuikleid passte auch (und hatte angeschnittene Ärmel, war also nicht gar so nackig). Dann probierte ich noch das superdünne Kleid mit dem Unterkleid. Das sah an mir nicht gut aus. Aaaber: als ich es ausziehen wollte ... ich weiss nicht, wie es geschehen war, ich hatte es über den Kopf gezogen, hatte den linken Arm halb draußen, aber in der rechten Achsel hatte sich das Oberkleid irgendwie mit dem Unterkleid verheddert und ging weder vor noch zurück. "Keep calm and carry on", sagen die Engländer. Also, Nerven behalten. Da das Kleid nach oben nicht raus ging, zog ich es wieder runter, um noch einmal zu versuchen, es auszuziehen. Kleid vorsichtig wieder runter, vorsichtig wieder hoch, linken Ärmel lockern, halb über den Kopf ziehen ... unter meinem rechten Arm verwandelte sich das feine Gespinst wieder in Stahlbeton. Wieder vorsichtig runter - das ging mittlerweile auch nicht mehr so gut -, schön glätten, wieder vorsichtig hoch ... es wäre ein gefundenes Fressen für die versteckte Kamera gewesen. Als wir Kinder waren, ermahnte uns unsere Oma immer, stets saubere Unterwäsche zu tragen, für den Fall, dass wir von einem Auto überfahren würden. Ungelogen. Echt. Aber nicht nur, wenn man blutüberströmt unter einem Fahrzeug liegt, möchte man ein gutes Bild abgeben. Es ging nicht. Ich bekam das Kleid nicht über meine rechte Achsel. Sollte ich es mir einfach vom Leib reissen? Und die Fetzen wieder über den Bügel hängen und so tun, als ob nichts gewesen wäre? Ein letzter Versuch: Linken Arm lockern, Kleid halb über den Kopf ... nichts ging mehr. Weder vor noch zurück. Die Arme steckten in den Ärmeln fest. Ich stülpte das Kleid wieder über meinen Kopf, damit ich etwas sehen konnte, öffnete die Kabinentür und rief nach der Verkäuferin, die sich glücklicherweise in der Nähe befand. Sie zog am Kleid und es glitt mir problemlos vom Leibe (sie hatte einen günstigeren Winkel zum Ziehen). Uff. Sie erkannte gleich, was für ein hilfloses Hascherl sie da vor sich hatte und nahm sich meiner an. Sie schlug ein ganz anderes Kleid vor, nämlich das, welches Ihr auf dem Foto unten seht. Da es der Tag vor dem Beginn des Schlussverkaufs war, war der Laden praktisch leer. Sie brachte mir das Kleid mit Jäckchen erst in einer Größe, dann in einer anderen. "Was passt denn da dazu, an Schmuck und so?" fragte ich. Sie brachte mir noch die Kette (von Adolfo Dominguez). Ich besitze kaum Schmuck, wertvollen Schmuck sowieso nicht, da ich alles verliere, was nicht an mir festgetackert ist. Mir fallen Kreolen aus den Ohren, Ringe von den Fingern, Uhren vom Handgelenk. Sogar die Uhr, die ich von meiner Mutter geerbt hatte, verlor ich wenige Jahre nach ihrem Tod. Damals beschloss ich: ich will lieber erst gar nichts als mich hinterher zu ärgern, wenn ich was verloren habe.
Die Verkäuferin brachte mir noch eine Handtasche (und erklärte mir die Benutzung!). Sie fragte mich übrigens, ob ich den ganzen Plunder für eine Hochzeit wollte und ich sagte ja. Wenn ich gesagt hätte "nein, ich gehe zu einer Gartenparty bei der Queen", hätte sie wahrscheinlich gedacht, dass ich einen an der Klatsche habe. Die Handtasche gefällt mir total gut. Sie kostete nur 20 Euro und kommt aus China, sieht aber aus als wäre sie schon 100 Jahre alt. Sie sieht irgendwie aus, als käme sie aus dem Jugendstilmuseum. Man verwendet sie wie folgt (ich bin der Verkäuferin echt dankbar): erst einmal trägt man sie in der Hand oder unter dem Arm. Wenn dann der Tee oder die Cocktails oder was auch immer serviert wird, dann nimmt man eine der beiden Ketten, die sich in der Tasche befinden, heraus und hängt sie sich über die Schulter oder um das Handgelenk. Mir war das nicht bekannt.
Mit dem Armreif konnte sie mir nicht mehr helfen. Den fand ich wenige Tage später bei Bijou Brigitte. Schuhe hatten sie beim Corte Inglés auch sehr schöne und passende, die kosteten aber fast 200 Euro. Ihr kennt das, man ist dann im Kaufrausch, denkt, ach, das nehm' ich auch noch mit ... ich habe mich aber zurückgehalten und fand dann am selben Tag, an dem ich auch den Armreif fand, im spanischen Billigschuhladen Mary Paz die unten abgebildeten Schlappen (23 Euro). Meine Größe war leider nicht vorrätig, aber so drücken die Dinger wenigstens vom ersten Tag an nicht.  
Das Kleid war richtig teuer, aber es war auf die Hälfte heruntergesetzt. Schon am Tag vor dem Schlussverkauf.
Auf der Gartenparty ist Hutzwang. Ich dachte, das neben den Schuhen abgebildete fedrig Ding tät's vielleicht, aber mein Gatte hat mich darüber informiert, dass es sich bei dieser Haarspange definitiv nicht um einen Hut handelt. Morgen muss ich mich also noch auf die Suche nach einem grauen/silbrigen Hut machen.

Ich werde Euch berichten, wie die Party war!

Donnerstag, 7. Juli 2011

Restaurant in London: Portrait Restaurant in der National Portrait Gallery


Dieses Restaurant befindet sich im Obergeschoss der National Portrait Gallery (Eintritt frei) und wird aufgrund der guten Aussicht, die man von dort aus genießt, in vielen Reiseführern empfohlen. Okay, probieren wir es mal aus: Zuerst besichtigen wir das Museum. Man beginnt oben mit den ältesten Werken und arbeitet sich chronologisch nach unten vor. Besonders gut gefiel uns die BP-Ausstellung im Erdgeschoss.
Nachdem die Kulturarbeit geleistet war, begaben wir uns wieder nach oben, ins Restaurant. Der Blick gleich beim Betreten desselben war atemberaubend (siehe oben): Die Statue von Admiral Nelson auf dem Trafalgar-Square, dahinter Whitehall und das Parlament. Der schönste Blick auf London, den ich bisher gesehen habe. Auf jeden Fall schöner als vom London Eye aus. Da es recht voll war (obwohl es schon 14 Uhr war), bekamen wir keinen Platz am Fenster. Das machte aber nichts, wir hatten trotzdem eine prima Aussicht.
Wir bestellten uns beide dasselbe Menü mit zwei Gängen: Tea cured salmon, papaya, pineapple & mango salsa, lime & chive creme fraiche und als Hauptgang Barnsley lamb chop, potato gratin, braised baby gem, rosemary jus. Englisches Essen und sehr, sehr gut. Der teegebeizte Lachs war eine Delikatesse. Ich habe im Internet flüchtig geschaut: man bereitet ihn wie Gravad-Lachs zu, nur mit Teeblättern statt Dill. Hoffentlich finde ich mal eine Gelegenheit, dieses Gericht nachzumachen. Die Salsa aus exotischen Früchten war ebenfalls hammermäßig. Die Creme Fraiche - tja, da war es so, dass uns als erstes drei winzige Brötchen (naja, sooo winzig waren sie auch wieder nicht, halt recht klein, oder einfach klein) serviert worden waren und da wir ziemlich Hunger hatten, hatten wir sie gleich verputzt und nun standen sie uns zur Creme Fraiche nicht mehr zur Verfügung und noch mehr Brötchen bestellen wollten wir auch nicht. Die Vorspeise war nicht sehr reichlich, die drei hauchfeinen, aber, wie gesagt, köstlichen und sehr frischen Lachsscheiben wogen vielleicht knapp 30 g, die Salsa war ein Esslöffel voll, die Creme Fraiche ebenfalls ein Esslöffel voll und da ich mit meinem im Wachstum befindlichen Sohn unterwegs war, hatte ich schon Angst, es wäre nicht genug, aber der Hauptgang war dann doch mengenmäßig angemessen. Das Lammkotelett war perfekt gebraten, à point, super. Im Kartoffelgratin war Käse drin, den hätte ich nicht rein, denn das Fleisch war schmackhaft, die Rosmarinsauce ein Gedicht, die gegrillten Salatherzen super, super, super, die werde ich auf jeden Fall nachmachen, ich hatte sie noch nie zuvor probiert, und so einfach zuzubereiten: Salatherzen mit Öl, Salz und Pfeffer in die Pfanne hauen und braten, hmhmhm. Also, den Käse im Gratin hätt's nicht gebraucht. Aber gut. Im Ganzen ist das Restaurant empfehlenswert. Ich würde mit London-Besuchern auf jeden Fall wieder hingehen. Wir hatten zweimal das Menü (20 Pfund) zuzüglich 12,5 % service charge und eine große Flasche Mineralwasser, das kam auf insgesamt 50 Pfund. Das Ehepaar am Nebentisch, dessen Rechnung uns versehentlich gebracht wurde, hatte noch eine Flasche Wein, Bellinis und Nachspeisen, dafür wurden 104 Pfund fällig. Die Bedienung war sehr freundlich. Der Laden ist aufgrund seiner Einrichtung ziemlich laut, also für romantische Essen eher nicht geeignet. Für kleine Kinder auch nicht. Das Publikum waren reifere Semester und Familien mit älteren Kindern. An Vegetarier ist gedacht. Wir hatten nicht reserviert, uns wurde aber gesagt, dass es empfehlenswert ist, zu reservieren und das würde ich beim nächsten Mal auch machen. Bei Sonnenuntergang soll es im Restaurant der Portrait Gallery besonders schön sein. Also, nichts wie hin.