Dienstag, 11. Mai 2010

Mein Rezept für Pulpo - Pulpo a la Gallega


Ich weiß, Pulpo sieht seltsam aus, aber er schmeckt einfach köstlich, und wer über spanische Märkte streift oder die Fischtheke im Supermarkt betrachtet, wird sich überlegen, ob er sich selbst einmal an der Zubereitung eines “Pulpo a la gallega” versuchen soll. Früher stand dieses Gericht in jeder Wirtschaft auf der Speisekarte, mittlerweile ist es aber teuer und wird nicht mehr überall serviert. Warum der hohe Preis gerechtfertigt ist, werden wir im Folgenden noch sehen. Also, wagt Euch an den Pulpo.
Wir stellen uns an die Fischtheke (Vorher eine Nummer aus dem Nummernspender ziehen! Wenn kein Nummernspender, aber reichlich Kunden vorhanden sind, können die Mutigen “¿La última?”, Betonung auf dem U, fragen. Das bedeutet: Wer ist zuletzt gekommen (ist also in der Schlange direkt vor mir)? Dann wird jemand den Finger heben oder “yo” sagen, das bedeutet “ich”. Irgendwann wird dann der nächste Kunde kommen und “¿La última?” fragen und dann hebt man entweder den Finger oder sagt “yo” oder man erstarrt vor Angst, weil man nicht versteht, was die Leute sagen. Ich denke jedoch, auch die vor Angst erstarrten, die weder eine Nummer genommen haben noch “¿La última?” gefragt haben, werden irgendwann mal an die Reihe kommen.
Was auch immer der Fischhändler sagen mag, das könnte “¿Qué desea?” oder “¿Qué le pongo?” oder sonst irgendetwas sein, wir antworten furchtlos “Un pulpo” und deuten dabei möglichst noch auf einen Pulpo, für den Fall, dass wir das Wort katastrophal und bis zur Unverständlichkeit entstellt ausgesprochen haben (ist aber bei “Un pulpo” schwierig). Wenn das Exemplar, das er für uns auswählt, zu groß ist (man beachte jedoch, dass auch für zwei Personen ein Gewicht von 1500 bis 2000 Gramm okay ist, denn der Pulpo verliert beim Kochen gewaltig an Masse. So erklärt sich auch der hohe Preis in der Wirtschaft, siehe oben.), wenn er uns also ein vier Kilo schweres Exemplar zeigt und wir keine größere Tischgesellschaft verköstigen wollen, sagen wir “No” und deuten mit Gesten an, dass wir einen kleineren Pulpo wünschen. Das klappt schon. Wer seine Spanischkenntnisse anwenden möchte, kann selbst verständlich auch “Por favor, póngame uno más pequeño” oder ähnliches sagen. Man bedenke, wir wollen den Pulpo kaufen, der Händler möchte den Pulpo verkaufen, der Preis steht auf einem Schildchen. Es müsste also möglich sein, zu einem erfolgreichen Geschäftsabschluss zu kommen. Der Händler benötigt auch keine Anweisungen, wie er den Pulpo herrichten soll. Pulpo wird gekauft wie gesehen.
Ich bereite Pulpo wie folgt zu: Ich zerstückle eine große Zwiebel und lege sie in einen großen Topf. Dann gebe ich viel Wasser hinzu und bringe es zum Kochen. In der Zwischenzeit wasche ich den Pulpo ein bisschen ab. Manche Rezepte empfehlen, den Kopf zu entfernen, ich wüsste nicht, wieso man das tun sollte. Ich vergewissere mich einfach nur, dass der Kopf auch innen sauber ist und spüle ihn aus. So, mittlerweile kocht das Wasser sprudelnd und der Pulpo kommt hinein. Mit einem stabilen Besteck hole ich ihn gleich wieder heraus und senke ihn wieder hinein. Aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, kommt der Pulpo dreimal rein und raus, bevor er endgültig im Kochwasser versinkt. Dort bleibt er nun, bis er sehr weich ist. Ich habe den Pulpo, den ich gestern zubereitet habe, 2 Stunden lang köcheln lassen. Als er weich war, habe ich ihn aus dem Wasser geholt und in etwa 1 cm dicke Streifen geschnitten. Auf dem Bild seht ihr, wie wenig noch von einem 1500 g schweren Exemplar übrig war (okay, vor dem Fotographieren wurde auch ein wenig genascht, aber nicht sehr viel).
Ich geben nun Olivenöl in ein Schälchen (2-3 Esslöffel) und mische es mit etwas süßem Paprika (vielleicht ein dreiviertel Kaffeelöffelchen). Dieses einfache Sößchen gieße ich über die Pulposcheiben. Wer möchte, kann der Mischung noch eine durchgepresste Knoblauchzehe zugeben, ich finde jedoch, dies würde jeden anderen Geschmack erschlagen. Aber gut, wie heißt das spanische Sprichwort? “Sobre gustos no hay nada escrito”, “Über Geschmack steht nichts in den Schriften”. Das fertige Gerichte bestreue ich spärlich mit Flor de Sal, handgeerntetem portugiesischem Meersalz, das gerade groß in Mode ist. Pulpo a la Gallega wird traditionell auf speziellen Holztellern serviert. Wenn ihr einen deutschen Brotzeitteller habt, dann ist der ideal. ¡Qué aproveche! (Guten Appetit!)

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