Sonntag, 24. März 2013

Krise in Spanien: Nehmt dem Sparer endlich seine Kohle ab!!!

(Manchmal wird das, was ich zur Krise in Spanien schreibe, falsch verstanden, insbesondere von Leuten, die sich in der deutschen Presse informieren, also fast nichts darüber wissen. Deshalb möchte ich Folgendes vorausschicken: Der erste Abschnitt ist eine Kritik daran, wie die europäischen Völker gegeneinander aufgehetzt werden. Der zweite Abschnitt ist eine Kritik daran, wie die Mittelklasse in die Armut getrieben wird, während die herrschende Kaste verschont wird. Der dritte Abschnitt mit dem Sparer ist ironisch gemeint. Ich weiß, wenn man einen Text so ausführlich erklären muss, ist er garantiert schlecht, aber ich wollte es einfach mal loswerden, bzw. meine Gedanken sortieren.)

Wenn Spanien in einer der nächsten Euro-Rettungsrunden wieder dran ist und gegen dieses Volk gehetzt wird ... wenn den Deutschen dann erzählt wird, dass es sich bei den spanischen Spargeldern eh nur um Schwarzgeld handelt ... und die Spanier sowieso viel mehr haben als die Deutschen, dass sie praktisch alle Hausbesitzer sind und ihr Leben eine einzige Fiesta ist ... die ganze iberische Halbinsel, nur faules, korruptes Pack ... und die Deutschen wieder brav darauf anspringen ... und die Spanier ihren ganzen Hass auf "la Merkel" und ihr Viertes Reich konzentrieren ... echt traurig. Traurig, traurig, traurig, auch die Rolle der Presse in diesem Spiel.
Naja gut, wie dem auch sei. 
Stellen wir uns also vor, Spanien ist an der Reihe. Spanien ist mal wieder blank. Wem soll man in die Tasche greifen? Den 6 Millionen Arbeitslosen? Den Rentnern, die junge Familien mit durchfüttern? Soll man den Strom, das Benzin und das Heizöl teurer machen? Die Grundsteuern, die Einkommensteuern und die Mehrwertsteuer erhöhen? Die Löhne senken? Für jeden falsch gelassenen F..z einen aberwitzigen Strafzettel ausstellen? Geschieht ja alles schon, aber vielleicht könnte man die Schraube noch ein wenig fester ziehen? 
Oder soll man endlich mal direkt an das Geld der Sparer gehen? Bei den Sparern, bei denen es sich in toto um russische Oligarchen / Bauunternehmer mit Schwarzgeld / Busfahrer mit Millioneneinkommen / Rauschgifthändler und Gewohnheitsbetrüger handelt. Obwohl, nein, eine Ausnahme gibt es, nämlich den Señor López. Señor López ist ein Grundschullehrer im Ruhestand, seine Gattin ist Verwaltungsangestellte. Sie haben ihr Leben lang gespart. Sie haben 100.000 Euro. Als ihre Bekannten eine China-Rundreise buchten, blieben sie zuhause. Auch für Trips in die Karibik konnten sie sich nicht erwärmen. Sie gehen kaum in Restaurants. Sie kochen zuhause gut. Sie haben kein Interesse an teurer Kleidung. Ein neues Auto gibt es, wenn das alte kaputt ist. Sie wohnen in einer Eigentumswohnung, die sie 1985 gekauft haben und die schon lange abbezahlt ist. Ihre Kinder haben sie zu Fleiß und Bescheidenheit erzogen. Sie haben 100.000 Euro. In der Boomzeit haben praktisch alle ihre Freunde und Bekannte Immobilien gekauft. Die Preise stiegen teilweise über 20 % pro Jahr. Die Leute kauften einfach irgendwelche Immobilien, am Meer oder im Nachbarort. Herr López nicht. Wozu? Er wohnte doch. Man weiß nie, wie man das Geld mal braucht. Vielleicht für die Kinder, denen man beim Wohnungskauf helfen kann. Er hielt seine Peseten beisammen. Zuerst in Form von Schatzbriefen, dann, als es dafür kaum noch Zinsen gab, in Form von Festgeld. 
(Seit 2007 sind die Immobilienpreise um mehr als 30 % gefallen. Die meisten sind praktisch unverkäuflich.)
Vor drei Jahren bot ihm sein Bankberater Participaciones preferentes an, Vorzugspapiere, auf die es mehr Zinsen gab. Fast dasselbe wie Festgeld, aber mehr Zinsen. "Señor Rodríguez," sagte Señor López zu seinem Filialleiter, "es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie mir als altem und bevorzugtem Kunden diese Papiere anbieten, aber ich verstehe von solchen Sachen nichts. Ich bleibe lieber bei meinem Festgeld." 
(Im Zuge der Bankenpleiten sind die Preferentes mehr oder weniger wertlos geworden, weil es keinen Markt gibt, auf dem man sie verkaufen kann. Die Käufer haben wohl 50 - 80 % ihrer Einlagen verloren.)
Als dann die bankrotten Banken zu einer neuen, ganz wunderbaren Bank mit dem Namen Bankia zusammengelegt wurden, bot der Bankberater Herrn López Aktien derselben an. "Señor Rodríguez," sagte Señor López, der über keinerlei wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse verfügt, zu seinem Filialleiter, "wenn ich fünf bankrotte Banken zusammenlege, dann habe ich eine riesige bankrotte Bank. Ich möchte diese Aktien nicht."  (Die Aktien wurden für 3,75 Euro ausgegeben und waren gestern noch 0,01 Euro wert.)
Nehmt dem López endlich seine Kohle ab!!!

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