Dienstag, 23. August 2011

Zum Tode Loriots

Loriot ist gestorben! Für meine Familie hatte er besondere Bedeutung. Er war uns zeitweise Deutschlehrer und Babysitter, fast ein virtueller Opa. Und das kam so: Als meine Kinder klein waren, lebten wir ständig in Spanien. Sie sollten zweisprachig aufwachsen und ich sprach immer und ausschließlich deutsch mit ihnen, aber ich sprach Dialekt, da dies für mich natürlich ist. Außer uns gab es am Ort kaum Deutsche, meine Kinder hörten also stets mich und wenn wir nach Deutschland zur Familie fuhren oder wenn Besuch kam, hörten sie auch nur Dialekt. Wir hatten deutsche Videos (das war vor knapp zwanzig Jahren, da gab es noch kein Internet und es gab auch keine deutschen Fernsehsender in Spanien), z.B. Jim Knopf, Urmel aus dem Eis und andere Sachen von der Augsburger Puppenkiste, und Kassetten von Benjamin Blümchen, aber meine Kinder hörten fast nie Erwachsene in der deutschen Hochsprache über Erwachsenensachen reden, was ja für die Sprachentwicklung auch wichtig ist. Und dann kam die Loriot-Videobox heraus: Die Spielfilme, die Geburtstage und viele Sketche auf drei Videos. Fortan konnten wir deutsche Erwachsene in deutscher Hochsprache über Erwachsenensachen reden hören. Die Kinder hatten gleich Spaß daran, an der Steinlaus, am Mann, der unpassende Anzüge anprobiert, an der Bananenschale auf dem Flughafen ..., da konnte man sie schon mal eine Weile vor dem Fernseher sitzen lassen oder mit ihnen vor dem Fernseher kuscheln. Eine Zeitlang waren also die einzigen Erwachsenen, die meine Kinder hochdeutsch sprechen hörten, Loriot und Co. Es gibt schlechtere Vorbilder.
Ja, mit Loriot verbinde ich viele schöne Erinnerungen. Wie ich einmal mit meiner Mutter über den Sketch mit dem Klavier gelacht habe ... Ein Klavier! Ein Klavier! Hahaha ... Mutter, wir danken dir! Hahaha ... Während meiner Studienzeit habe ich mit Freunden zusammen Loriots 60. Geburtstag im Fernsehen gesehen und dabei so gelacht, dass mir das Zwerchfell so weh tat, dass ich aufstehen und vom Fernseher weggehen musste. Wir lachten alle dermaßen, dass die Mieterin der Wohnung über uns herunterkam und sich über die Lautstärke beschwerte. Da Loriot im Alter von 87 Jahren gestorben ist, muss das 27 Jahre her sein. Es war ein unvergesslicher Abend. Eine schöne Art und Weise, den Menschen in Erinnerung zu bleiben. RIP.

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