Donnerstag, 7. Februar 2013

Ein Kessel Buntes

Gut, ich beginne mit einem Loch.


Was ist das für ein Loch? werdet Ihr Euch jetzt mit brennender Neugier fragen. Ich stille Euren Wissensdurst: Es ist ein Loch in einem Vorsprung unter der Decke in unserer Küche. 
Warum wurde es geschlagen? rätselt Ihr nun. Ich liefere die Antwort: Um zu schauen, ob sich darunter Rohre befinden. 
Ja, Leute, es geht los. Wir renovieren die Küche in unserem Haus in Spanien. 
Haben die keine Pläne, die zeigen, wo die Rohre verlaufen? wundert Ihr Euch nun.
Ich lächle bitter (oder resigniert oder abgeklärt oder de vuelta de todo, jedenfalls lächle ich). Als wir das Haus vor nunmehr fast zwanzig Jahren kauften, fragte ich nach einem Plan, der die Leitungen zeigte. "Wofür?" fragte mich der Bauunternehmer. "Damit ich weiß, wo die Leitungen verlaufen", antwortete ich. "Ich habe einen Plan mit Leitungen", antwortete der Bauunternehmer, "aber der nützt Euch nichts, die Leitungen verlaufen ganz woanders." Olé, ne?
Was geschah bisher? Ich fasse stark vereinfacht zusammen:
Wir haben beschlossen, die Küche zu renovieren und Wasser und Strom in die künftige Waschküche zu legen (bisher steht die Waschmaschine in der Küche).
- Handwerker kamen und schauten sich die Sache an. Wir fanden vertrauenswürdige Handwerker.
- Die Küche wurde grob vermessen und ein Kostenvoranschlag gemacht.
- Der Kostenvoranschlag wurde angenommen. Die Küche wurde genau vermessen. 
- Zeitplan für das Schreinern der Küchenmöbel: 2 Monate
- Hinweis des Küchenbauers: "Unternehmt nichts, bevor wir nicht mit Schreinern fertig sind ..." (in Gedanken führten wir den Satz zu Ende: " ... weiß Gott, wie lange wir brauchen" und dankten für den Tipp).
- Wenn dann also die Möbel fertig gebaut sind, kommen die Herren, die die Fliesen vom Boden und den Wänden reißen ...
In Wirklichkeit ist die Sache natürlich viel komplexer. Dies ist nur mal eine Schnuppereinführung. Ich gewinne langsam den Eindruck, eine Küchenrenovierung ist nichts für kleine Mädchen.   
Weitere Themen: Gestern waren wir bei IKEA und ich habe NIX gekauft, nicht einmal ein paar lumpige Kerzchen. Natürlich bin ich aber wieder ziemlich inspiriert und plane, unser Bad einer Feng-Shui-Reinigung zu unterziehen. Unser Bad ist der am häufigsten Feng-Shui-gereinigte Raum im Haus, aber dadurch, dass die Sachen von England gekommen sind ... okay, ich schiebe es rasch ein: In London gab es häufig Besuch von Leuten, die mit Ryanair kamen. Wir sagten: "Außer Eurer Zahnbürste braucht ihr keine Toilettenartikel mitzubringen, wir haben alles und ihr dürft es benutzen." Die Leute hörten anscheinend: "Ihr braucht keine Toilettenartikel mitzubringen. Kauft am Tag nach eurer Ankunft Berge davon und lasst dann alles bei uns." Leute, in unseren Umzugskisten waren 30 Flaschen Haarpflegemittel! Das Shampoo für trockenes Haar in der rosafarbenen Flasche habe ich weggeworfen, hier hat niemand trockenes Haar. 
Dann ließen noch meine Nichte und Freunde meiner Kinder, die nach einer Weile in England zurück nach Deutschland oder Spanien gingen, ihre sämtlichen Toilettenartikel bei uns, damit ihre Klamotten in ihre Koffer passten. 
Auf unser komplett ausgestattetes Bad in Spanien traf also nun der Kram von uns selbst und von x weiteren Leuten. Mein Gatte packte die Kiste mit den Badsachen (ich: "Lass' bloß diese Kiste zu!!!) wie folgt aus: an einem Tag stellt er drei Flaschen Shampoo ins Bad. Am nächsten Tag eine Flasche Spülung. Nach einer Woche zwei Flaschen Duschgel. Dann stand plötzlich eine Flasche Nagellackentferner unbekannter Herkunft zwischen meinen Sachen. Ich weiß nicht, ob er meint, ich würde das nicht bemerken (Neee, richtig gutes Zeug - teure Anti-Falten-Creme, Luxus-Make-Up etc. - war nicht dabei, es war aber auch kein Billigkram, normale Markenware eben.)
Nun plane ich also, durch eine Feng-Shui-Reinigung wieder die Kontrolle über unser Bad zu bekommen.  
Für die nächste Zeit habe ich dann noch ein paar gute Rezepte, die ich Euch vorstellen wollte. Unsere Freunde, die Jäger, haben uns in der Weihnachtszeit zwei riesige Hirschkeulen geschenkt. Da war unser Tiefkühlschrank bereits für die Feiertage zum Bersten gefüllt. Ich werde Euch berichten.
Dann möchte ich noch was von den Chinesen erzählen, die das Lädchen in unserer Siedlung haben.
"Die Geissens" habe ich nach dem Tag, an dem ich mich über Carmens Brust ausließ, nicht mehr geschaut.
Vom spanischen Wohnungsmarkt ... naja, der ist schnell beschrieben ... er ist tot. Derzeitige Fallgeschwindigkeit weiterhin etwa 10 % im Jahr.
Dann wollte ich Euch von der Krise in Spanien berichten. Auf der Webseite www.elconfidencial.es hat neulich eine Frau geschrieben: "Wenn Spanien ein menschlicher Organismus wäre, dann würde der Arzt ein möglicherweise irreversibles multiples Organversagen diagnostizieren." Spanien implodiert, ein Staat, der seinen Bürgern um die Ohren fliegt. In Deutschland hört Ihr davon nichts. Auf Spiegel-Online wird fast nichts über Spanien berichtet und wenn doch, dann ist es einfach Müll. Zum Beispiel: Letztens gab es einen Artikel, in dem stand, dass die spanischen Erasmus-Studenten Unterstützung in Höhe von 1000 Euro im Monat erhalten. Das stimmt nicht. Mehrere Foristen wiesen darauf hin, dass diese Zahl falsch ist. Da hätte man doch den Artikel löschen oder ändern können. Der Spiegel nicht. Denen ist das so wurscht. Der Artikel blieb mehrere Tage stehen. Was soll ich denn vom Wahrheitsgehalt der anderen Artikel halten, wenn ich einmal, wie mehrere andere Leser auch, die tatsächlichen Zahlen kenne und das, was die "¿Journalisten?" des Spiegel schreiben, ist aus der Luft gegriffen? Warum hat der Autor denn keine Beweise für seine Aussagen angeführt? Da wird auf einen Streich Stimmung gegen Spanien und gegen das Erasmus-Programm gemacht. Und dann gibt es diese Foristen, die dann gleich drauf anspringen. "Jaja, so sind sie, die Spanier" und "Weg mit diesem verschwenderischen Orgasmus-Programm".
Ich könnte schreiben: "Leute, bitte, lasst Euch nicht verarschen", aber ich finde es einfach nur traurig. Wenn das Erasmus-Programm abgeschafft wird, dann sind es die Kinder der Unter- und Mittelschicht, die nicht mehr im Ausland studieren können. Den Reichen geht das sowas von am Allerwertesten vorbei. Und später gibt es für sie weniger Konkurrenten um die Arbeitsplätze, für die Auslandserfahrung erforderlich ist. Für die Wohlhabenden win-win.  Für alle anderen: Ätsch.
Tatsächliche Beträge, die spanische Erasmus-Studenten erhalten: Vor drei Jahren 3300 Euro, aufgrund der Sparmaßnahmen heuer nur noch 1400 Euro. Im Jahr, wohl gemerkt.
Besser: www.faz.net. Für diese Zeitung berichtet Leo Wieland aus Madrid und was er schreibt stimmt eigentlich immer. Ist nicht viel, ist nicht umfangreich, aber wenigstens ist es wahr. In unserer heutigen Zeit kann man nicht mehr verlangen.  
Ich will auch noch was über die Korruption in Spanien schreiben, z.B. über den interessanten Fall der Amy Martin. Meine spanischen Leser, die den Fall schon kennen, grinsen jetzt. Und sie tun gut daran. Man muss es mit Humor nehmen.
Es bleibt spannend.

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