Dienstag, 31. Oktober 2017

Massentourismus


Ich habe gestern stundenlang nach diesem Artikel gesucht, den ich andernorts versprochen hatte. Er stammte aus den Zwanziger- oder Dreißigerjahren und die französische Kolonialverwaltung machte sich darin Gedanken, wie man den Tourismus in Angkor Wat fördern könnte und die Anzahl der Besucher, die damals wohl bei ein paar Hundert im Jahr lag, steigern könnte. Ich habe echt stun-den-lang nach diesem hochinteressanten Artikel gesucht und ihn nicht mehr gefunden. Mist. Aber gut. Da ich die Worte Angkor und Siem Reap ziemlich häufig eingab, begegneten mir auch ziemlich häufig Klagen über den Massentourismus. Ich muss Euch sagen: wir waren im September dort und ich fand die Anzahl der Besucher okay. An einem Tempel musste man eine dreiviertel Stunde Schlange stehen, um hinaufzusteigen, dafür war an anderen Stellen niemand, aber wirklich niemand. Einmal haben wir uns ein bisschen im Urwald verlaufen, da waren wir froh, als wir eine Gruppe junger Mönche sahen, die dort standen und auf ihre I-Phones starrten, echt.

Und zum Thema Massentourismus will ich mal ganz weit ausholen und zwar bis zu einem Vorfall, der schon über vierzig Jahre her ist: Meine Mutter bediente im Friseursalon eine alte Dame, die aus einer reichen ostpreußischen Familie stammte, die im Krieg alles verloren hatte. Die Dame schwärmte davon, wie schön das doch gewesen war, als nur die Reichen, Vornehmen nach Biarritz reisen konnten und man dort unter sich war und nicht mit Hinz und Kunz am Strand lag. Während meine Mutter ihr Haar in Form brachte, gab sie der alten Dame recht. Hm, nicht wahr? Hm. Und für meine Mutter wohl auch hm, sonst hätte sie uns nichts davon erzählt, sonst hätte man nicht darüber nachgedacht und würde sich vierzig Jahre später immer noch an den Bericht über dieses Gespräch erinnern. Natürlich ist es schön, wenn man sich herrliche Strände nur mit wenigen teilen muss und ganz allein auf Tempeln klettern oder durch Venedig schlendern kann, aber wenn es keinen Massentourismus gäbe, wären Reisen den Reichen und den Eliten vorbehalten. Wie sicher sind sich denn die Kritiker des Massentourismus, die selbst gerne reisen, dass sie dieser Gruppe, die es immer gab und immer geben wird, angehören würden? Die meisten von uns sind die Masse im Massentourismus und ich finde das gut so. 

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