Sonntag, 10. Juli 2011

Einladung zur Gartenparty bei der Queen

Ja, Leute, ob Ihr es glaubt oder nicht: mein Gatte wurde zur Gartenparty Ihrer Königlichen Hoheit eingeladen und ich darf ihn begleiten. Wow, gell? Ich bin so nervös, dass ich mich kaum freuen kann. Dabei sind wir natürlich nicht die einzigen Gäste, ein paar tausend Andere haben ebenfalls diese große Vergnügen. Übermorgen ist es so weit.

"Bob has a cat, Maud has a hat." Wer erinnert sich? 
Als mein Gatte mich von der Einladung in Kenntnis setzte, war meine zweite Frage natürlich: "Was zieht man denn da an????" (Die erste war: "Willst Du mich veräppeln?")
Mein elegantestes Kleidungsstück war bisher ein schwarzer Hosenanzug, aber für eine Gartenparty ist der sicher unpassend. Ich begab mich also (ich war in Spanien, als ich die Neuigkeit erhielt) zum Corte Inglés, um mal zu schauen, was da so kleidermäßig in Frage kommen könnte. Es war am Tag bevor der Sommerschlussverkauf begann. Ich dachte, ich schaue mal, was sie so alles haben, dann gehe ich am nächsten Tag, wenn alles runtergesetzt ist, hin und kaufe. Was, um alles in der Welt, wollte ich überhaupt? Ich nahm mir drei Kleider mit in die Kabine: ein blaues Cocktailkleid mit Volants, ein Etuikleid in einer wunderschönen Farbe, nämlich dunkelpink, klinkt doof, sah aber ganz toll aus, und ein Kleid aus einem sehr feinen, durchsichtigen Stoff mit Unterkleid. Das Cocktailkleid passte gleich, ich konnte aufatmen, ohne was würde ich nicht nach Hause gehen. Es hatte aber schmale Träger und man kann ja nie wissen, wie das Wetter in London wird. Was zieht man denn bei kühler Witterung über ein Kleid mit Volants? Eine Strickjacke? Einen Blazer?
Das Etuikleid passte auch (und hatte angeschnittene Ärmel, war also nicht gar so nackig). Dann probierte ich noch das superdünne Kleid mit dem Unterkleid. Das sah an mir nicht gut aus. Aaaber: als ich es ausziehen wollte ... ich weiss nicht, wie es geschehen war, ich hatte es über den Kopf gezogen, hatte den linken Arm halb draußen, aber in der rechten Achsel hatte sich das Oberkleid irgendwie mit dem Unterkleid verheddert und ging weder vor noch zurück. "Keep calm and carry on", sagen die Engländer. Also, Nerven behalten. Da das Kleid nach oben nicht raus ging, zog ich es wieder runter, um noch einmal zu versuchen, es auszuziehen. Kleid vorsichtig wieder runter, vorsichtig wieder hoch, linken Ärmel lockern, halb über den Kopf ziehen ... unter meinem rechten Arm verwandelte sich das feine Gespinst wieder in Stahlbeton. Wieder vorsichtig runter - das ging mittlerweile auch nicht mehr so gut -, schön glätten, wieder vorsichtig hoch ... es wäre ein gefundenes Fressen für die versteckte Kamera gewesen. Als wir Kinder waren, ermahnte uns unsere Oma immer, stets saubere Unterwäsche zu tragen, für den Fall, dass wir von einem Auto überfahren würden. Ungelogen. Echt. Aber nicht nur, wenn man blutüberströmt unter einem Fahrzeug liegt, möchte man ein gutes Bild abgeben. Es ging nicht. Ich bekam das Kleid nicht über meine rechte Achsel. Sollte ich es mir einfach vom Leib reissen? Und die Fetzen wieder über den Bügel hängen und so tun, als ob nichts gewesen wäre? Ein letzter Versuch: Linken Arm lockern, Kleid halb über den Kopf ... nichts ging mehr. Weder vor noch zurück. Die Arme steckten in den Ärmeln fest. Ich stülpte das Kleid wieder über meinen Kopf, damit ich etwas sehen konnte, öffnete die Kabinentür und rief nach der Verkäuferin, die sich glücklicherweise in der Nähe befand. Sie zog am Kleid und es glitt mir problemlos vom Leibe (sie hatte einen günstigeren Winkel zum Ziehen). Uff. Sie erkannte gleich, was für ein hilfloses Hascherl sie da vor sich hatte und nahm sich meiner an. Sie schlug ein ganz anderes Kleid vor, nämlich das, welches Ihr auf dem Foto unten seht. Da es der Tag vor dem Beginn des Schlussverkaufs war, war der Laden praktisch leer. Sie brachte mir das Kleid mit Jäckchen erst in einer Größe, dann in einer anderen. "Was passt denn da dazu, an Schmuck und so?" fragte ich. Sie brachte mir noch die Kette (von Adolfo Dominguez). Ich besitze kaum Schmuck, wertvollen Schmuck sowieso nicht, da ich alles verliere, was nicht an mir festgetackert ist. Mir fallen Kreolen aus den Ohren, Ringe von den Fingern, Uhren vom Handgelenk. Sogar die Uhr, die ich von meiner Mutter geerbt hatte, verlor ich wenige Jahre nach ihrem Tod. Damals beschloss ich: ich will lieber erst gar nichts als mich hinterher zu ärgern, wenn ich was verloren habe.
Die Verkäuferin brachte mir noch eine Handtasche (und erklärte mir die Benutzung!). Sie fragte mich übrigens, ob ich den ganzen Plunder für eine Hochzeit wollte und ich sagte ja. Wenn ich gesagt hätte "nein, ich gehe zu einer Gartenparty bei der Queen", hätte sie wahrscheinlich gedacht, dass ich einen an der Klatsche habe. Die Handtasche gefällt mir total gut. Sie kostete nur 20 Euro und kommt aus China, sieht aber aus als wäre sie schon 100 Jahre alt. Sie sieht irgendwie aus, als käme sie aus dem Jugendstilmuseum. Man verwendet sie wie folgt (ich bin der Verkäuferin echt dankbar): erst einmal trägt man sie in der Hand oder unter dem Arm. Wenn dann der Tee oder die Cocktails oder was auch immer serviert wird, dann nimmt man eine der beiden Ketten, die sich in der Tasche befinden, heraus und hängt sie sich über die Schulter oder um das Handgelenk. Mir war das nicht bekannt.
Mit dem Armreif konnte sie mir nicht mehr helfen. Den fand ich wenige Tage später bei Bijou Brigitte. Schuhe hatten sie beim Corte Inglés auch sehr schöne und passende, die kosteten aber fast 200 Euro. Ihr kennt das, man ist dann im Kaufrausch, denkt, ach, das nehm' ich auch noch mit ... ich habe mich aber zurückgehalten und fand dann am selben Tag, an dem ich auch den Armreif fand, im spanischen Billigschuhladen Mary Paz die unten abgebildeten Schlappen (23 Euro). Meine Größe war leider nicht vorrätig, aber so drücken die Dinger wenigstens vom ersten Tag an nicht.  
Das Kleid war richtig teuer, aber es war auf die Hälfte heruntergesetzt. Schon am Tag vor dem Schlussverkauf.
Auf der Gartenparty ist Hutzwang. Ich dachte, das neben den Schuhen abgebildete fedrig Ding tät's vielleicht, aber mein Gatte hat mich darüber informiert, dass es sich bei dieser Haarspange definitiv nicht um einen Hut handelt. Morgen muss ich mich also noch auf die Suche nach einem grauen/silbrigen Hut machen.

Ich werde Euch berichten, wie die Party war!

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