Mittwoch, 27. Juli 2011

So macht man eine richtige spanische Tortilla de Patatas - wie die Spanier

Ich wollte schreiben: wie die spanischen Hausfrauen, aber das würde nicht stimmen, denn auch erstaunlich viele spanische Männer beherrschen diese Kunst. Für eine richtige Tortilla de Patatas - en español: una tortilla de patatas como Dios manda - benötigt man das, was auf dem folgenden Bild zu sehen ist.


Ich will Euch hier kein Rezept geben, sondern allgemein festhalten, wie man dieses typische spanische Gericht, das schon fast ein Grundnahrungsmittel ist, zubereitet. Es gibt auch verschiedene Schulen, z.B. die, die Tortillas mit Zwiebeln drin verachtet, die, die die Tortilla so will, dass sie innen nicht ganz durch ist (da bin ich nicht so dafür, denn wir essen sie gern am nächsten Tag noch kalt, womöglich gar am übernächsten Tag noch, und da ist mir fast rohes Ei doch nicht so ganz geheuer, also ich brate sie immer durch; meine Freundin M. lässt sie innen fast roh). Dann gibt es die Köche, die die Kartoffeln sehr fein schneiden, die, die dickere Scheiben schätzen, die, die die ganze Tortilla flach wollen, die, bei denen sie fünf-sechs Zentimeter hoch wird. Cada maestrillo tiene su librillo, gell? (Jedes Lehrerchen hat sein Büchlein.) Also, wie eine Tortilla zu sein hat ist in Spanien schon beinahe eine Glaubensfrage.
Auf jeden Fall jedoch braucht man eine Pfanne, in der nichts anhängt. Außerdem Kartoffeln, Zwiebeln ?!?, Eier (eins pro Portion), Olivenöl, Salz und etwas Pfeffer (hab' ich auf dem Foto vergessen). Wer gar keinen Respekt vor Traditionen hat und fürchtet, die Tortilla könnte ein bisschen fad werden, gibt ein paar Spritzer Maggi oder einen Teelöffel Worcestershire-Sauce hinzu. 
Wieviele Kartoffeln? Wer noch nie eine Tortilla gemacht hat, muss erstmal ausmessen, wieviele Kartoffeln er für seine Pfanne benötigt: Kartoffeln schälen, in halbe Scheiben schneiden (Dicke nach Gusto), Zwiebeln schälen, in halbe Scheiben schneiden, beides in die Pfanne bis etwa 2 cm unterm Rand. Siehe Foto.


So, jetzt wisst Ihr, wieviel Ihr braucht. Pfanne wieder frei machen und auf den Herd, soviel Olivenöl hinein, dass der Boden etwa 3 - 4 mm hoch bedeckt ist (meine Pfanne hatte am oberen Rand einen Durchmesser von 26 cm und ich habe 80 ml Olivenöl verwendet). Öl heiß machen. Wenn es heiß ist, Kartoffeln und Zwiebeln wieder hineingeben und 5 Minuten unter gelegentlichem Wenden anbraten. Wenn das Gemüse anfängt, Farbe zu bekommen, Hitze auf die Hälfte - oder noch etwas weniger -herunterschalten. Unter gelegentlichem Wenden braten bis weich. Das kann eine halbe Stunde dauern. Wer es eilig hat, benutzt für die Pfanne einen Deckel.


Weiter geht's: In einer Schüssel 6 Eier mit einem Teelöffel Salz (scheint viel, aber es ist ja für die ganze Tortilla) und etwas Pfeffer gut verrühren, eventuell die Geheimzutat zugeben


Gebratenes Gemüse aus der Pfanne nehmen und in die Schüssel mit den Eiern geben. Dabei das Öl möglichst in der Pfanne zurücklassen. Es scheint viel Öl, aber wenn man bedenkt, wieviel Fett in Leberwurst oder Camembert ist ... Kartoffeln mit den Eiern mischen, dabei ein bisschen mit dem Löffel zerstoßen.


Masse zurück in die Pfanne, die die ganze Zeit über mit dem Rest Öl auf dem Herd stehengeblieben ist. Anbraten. Wenn der Boden etwas fest geworden ist, mit einem Pfannenwender so wenden, dass die Tortilla in Stücke fällt. Das ist wichtig, damit sie am Ende auch in der Mitte durch ist. Anschließend die untere Seite zu Ende braten, das dauert drei, vier, fünf Minuten, dann mit einem Teller wenden und auch die obere Seite fertig braten. Fertig.


Tortilla isst man warm oder kalt, auch als Brotbelag auf Stangenweißbrot. Ich will gar nicht sagen, was meine Kinder manchmal dazu essen ... es fängt mit K an und endet mit p. In Spanien gibt es kein Picknick ohne Tortilla. Beliebt sind auch die Concursos de Tortilla, die Tortilla-Wettbewerbe, bei denen bei Festen Tortillas verkostet werden.
Tortillas machen ist Erfahrungssache, am Anfang kann es Rückschläge geben: Auseinander gefallen, innen nicht durch, Kartoffeln noch hart, oben dunkelbraun, unten zu blass ... Wenn man die ersten fünfzig gemacht hat, werden sie dann aber immer.
So, das ist meine Anleitung. Wem Anno 18 anlässlich einer eigenfüßigen Pyrenäen-Überquerung eine alte Bauersfrau eine andere Anleitung gegeben hat, der benutzt selbstverständlich diese. Tschüssli. 

2 Kommentare:

  1. Danke für dieses tolle Rezept. War gerade in Madrid und konnte mich an den Tortillas gar nicht satt essen. Wollte das mal nach kochen, aber die meisten Rezepte die man im Internet findet, sind eher eine deutsche Abwandlung als die richtige spanische Tortilla. Deine sieht toll aus. Werd mich gleich mal dran versuchen.

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  2. Vielen Dank, Laura. Ich wünsche gutes Gelingen!

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