Freitag, 14. Dezember 2012

Krise in Spanien - freuen wir uns gemeinsam mit der Bundeskanzlerin

Nachdem ich heute einen Auszug im spanischen Radio gehört hatte, habe ich nach dem genauen Wortlaut von Merkels heutiger Regierungserklärung gesucht, aber ich habe ihn nicht gefunden. Sinngemäß hat sie darin wohl gesagt, die Bemühungen in Spanien und Portugal zeitigten Erfolge, die Lohnstückkosten seien schon gesunken. Toll, ne? "Die Lohnstückkosten sind gesunken", das ist, glaub' ich, Synonym für "die Löhne sind gesunken". Und das stimmt ja auch, ne? Freuen wir uns also gemeinsam.
Der Lohn meines Gatten wurde um 12% gekürzt. Da haben wir gleich mal eine Flasche Sekt aufgemacht, denn wir haben gemerkt: Wir sind auf einem guten Weg.
E., die Putzfrau, hat die ganze Zeit mit ihrer 15-Stundenwoche 500 Euro im Monat verdient (8,30 € Stundenlohn). Mit Tränen in den Augen hat sie mir vor einiger Zeit erzählt, dass sie künftig 40 Stunden pro Woche für 640 Euro im Monat arbeiten müsse (14 Monatslöhne, ergibt 4,60 Euro Stundenlohn). Ja, sie wurde angemeldet. Und da bei 26 % Arbeitslosigkeit Putzpersonal wie Sand am Meer verfügbar ist, ist es auch nicht mehr notwendig, sie so reichlich zu entlohnen.
Ich hatte gedacht, ihre Tränen wären Tränen der Wut gewesen, aber vielleicht waren es ja auch Tränen der Freude: Auch sie konnte einen kleinen Beitrag zur Senkung der Lohnstückkosten leisten.
D. wurde entlassen und sollte für 30% weniger Lohn wieder eingestellt werden. Er nahm das Angebot nicht an und forderte den Arbeitgeber zu etwas sehr Hässlichem auf. Als er nichts anderes fand, womit er seine Familie ernähren konnte, schluckte er seinen Stolz und wollte zu Kreuze kriechen. Der Arbeitgeber hatte aber mittlerweile Pleite gemacht und seinen Laden geschlossen.
So lasst uns denn unser Glas erheben...
Ich weiß, das ist alles ziemlich unweihnachtlich und passt nicht in die festliche Zeit.
Heute war bei Aldi... (wo ich gegen meinen Vorsatz, keine Weihnachtsdeko zu kaufen, verstieß und einen Stern als Außenbeleuchtung kaufte), also, bei Aldi an der Kasse war eine Familie (Vater, Mutter, Kind) hinter mir, deren Einkauf aus einem Kilo Karotten, Fertigkartoffelbrei, einem Brot und zwei Packungen Hot Dogs bestand und die darüber beriet, ob noch eine Dose Erdnüsse ins Budget passte.
Gutes im Advent: Bei uns in der Kirche (wo ich beim Krippenaufbau helfe, Fotos folgen, wir arbeiten zu viert bereits seit drei Abenden daran, expect great things!), in der Kirche also türmt sich ein Berg Nahrungsmittel, die die Leute für die Bedürftigen zu Weihnachten gespendet haben. Bei einer Sammlung für die Armen warfen die Leute so viele Scheine in den Klingelbeutel/die Sammelkörbchen, dass die Ministranten Mühe hatten, die Körbchen zum Altar zu tragen. Sie mussten von oben drauf drücken, damit sie auf dem Weg nichts verloren. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen.

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