Donnerstag, 12. Februar 2015

Der Chinese hat zugemacht plus ein Kessel Buntes für regelmäßige Leser

Alle erfolgreichen Geschäfte ähneln sich irgendwie, aber von denen, die scheitern, scheitert jedes auf seine eigene Weise. Ja, Leute, der Chinese hat den Laden dicht gemacht. Ich habe Euch bereits hier und an anderen Stellen von ihm und dem Lebensmittelladen in unserer Siedlung erzählt. Am tragischsten war für mich allerdings nicht das Scheitern des Chinesen (am Schluss sind wir Klatschweiber übereingekommen, dass er wahrscheinlich von Geldwäsche gelebt hat), sondern das des portugiesischen Familienvaters, der es davor probiert hatte und der mit dem Laden seine arbeitslosen Kinder in Lohn und Brot bringen wollte. Das war sooo traurig. Der Chinese machte einen eher aggressiv, weil er den Laden so schlecht führte. Kein Mitleid hatte man auch mit den beiden Weibern, die den Laden auch mal hatten und ihre wenigen Kunden in typisch kastilischer Weise wie lästige Bittsteller behandelten. Oder mit den Zahnlosen, die einen derart unhygienischen Eindruck machten... geht gar nicht. Ja, mit diesem Laden haben es schon allerhand Leute probiert. Nun steht er zum Verkauf. Der Chinese will jetzt in der Stadt einen kleineren Laden aufmachen. Er wird wieder scheitern, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Apropos Amen und Kirche: Der Papst kommt 2015 nicht nach Alba de Tormes. Miiist!!! Und wenn der 500. Geburtstag der hl. Teresa von Avila kein Grund ist zu kommen, wird es wohl auch sonst in der Zukunft keinen geben. Was hatte wohl Johannes Paul II. dazu veranlasst, 1982 in die tiefste spanische Provinz zu reisen?
War es eine irre Hoffnung der Albenser, zu meinen, der Papst würde kommen? Da muss ich an die spanische Komödie Bienvenido, Mr. Marshall/Willkommen, Mr. Marshall aus der Franco-Zeit denken. Wenn Ihr hier klickt, könnt Ihr bei Wikipedia eine Zusammenfassung der Handlung lesen. Dieser Film ist ziemlich gut und zeigt den spanischen Charakter, wie er auch heute noch ist (ich sage nur "Eurovegas"). 
Ich wurde neulich von einer gewissen Person (aus Deutschland) schallend ausgelacht, als ich sagte, ich glaube, es geht in Spanien aufwärts. Als ich meinem Gatten gegenüber dieselbe Meinung äußerte, antwortete er mir wenigstens mit ernstem Gesicht: "Nein, es geht nicht aufwärts." Mein Gatte lässt diesen Mist aber gar nicht an sich heran. In Spanien wird man mit wirtschaftlichen Jubelmeldungen bombardiert, z.B. vom Typ "im Januar ist die Arbeitslosigkeit nur um 78.000 Personen gestiegen, das ist der geringste Anstieg in einem Januar seit x." Die Fallgeschwindigkeit der Immobilienpreise hat sich auf 6 Prozent pro Jahr reduziert (seit Platzen der Blase im Jahr 2007 sind die Preise um insgesamt 45 Prozent gefallen). In diesem Jahr gibt es in Spanien, glaube ich, vier große Wahlen, deshalb wird bei den Jubelmeldungen noch ein weiterer Gang zugelegt.
Ja, gut, man verachtet diesen ganzen Zirkus, aaaaaaaber, aber: Ich hatte hier schon geschrieben, dass ich mir die Meinung leiste, dass es sein kann, dass es wirklich aufwärts geht und dass ich gemäß dem amerikanischen Motto "put your money where your mouth is" handelte und ein paar spanische Aktien kaufte (Banco Santander und Telefonica). Dieser Spaß hat mir exakt 2317,24 Euro eingebracht. Ja, das ist nicht viel, aber dafür müssen die Leutchen, die schon unter der neuen spanischen Ordnung arbeiten und gerade mal 800 Euro heimbringen, fast 3 Monate arbeiten. Ich habe die Aktien bereits wieder verkauft, es ist also nicht nur ein Buchgewinn. Andererseits war ich vorgestern in der Stadt und habe das Elend der vielen geschlossenen Geschäfte gesehen. Okay, ich meine nicht, dass es aufwärts geht. Ich habe - wie immer - gar keine Meinung. 

3 Kommentare:

  1. Schöne benutzung des Anna-Karenina-Prinzips im ersten satz. Respect.

    Entweder es geht überall aufwärts oder niergendswo. Spanische Aktien hängen jetzt vom Herrn Varoufakis ab.

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  2. Vielen Dank für Deinen Kommentar, Bester!

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  3. "The Greek stock market has surged by 10% today, to close at its highest level in two and a half months.

    Bank shares gained up to 20%, as bailout relief swept the Athens stock market. The main ATG index finished the day up 85 points at 910.

    That’s the highest close since December 09 2014, the day after former prime minister secured a two-month bailout extension and called snap presidential elections (triggering last month’s general election)."

    http://www.bloomberg.com/quote/ASE:IND

    Irgendjemand hatte doch gesagt man sollte Grieschiche Aktien kaufen...

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