Mittwoch, 8. Dezember 2010

Nikolaus

Ich habe es nicht vermocht, meinen Kindern das Nikolausfest in geeigneter Weise näherzubringen. Und ich erinnere mich auch, wie das kam: Mein ältester Sohn war vielleicht drei oder vier Jahre alt, als ich ein Gespräch mit folgenden (oder ähnlichen) Worten eröffnete: ”Bald kommt der Nikolaus.” Und er antwortete mir (so oder so ähnlich): ”Wer ist denn das?” Ich entgegnete: ”Es ist ein heiliger Mann, der am Nikolausabend kommt und guten Kindern kleine Geschenke bringt und böse mit einer Rute haut.”“Woher weiß denn der Nikolaus, welche Kinder gut sind und welche böse?” Das war die kritische Stelle in unserem Gespräch. Hätte ich mich für folgenden Verlauf entschieden: “Weil ihm eure Mutter das mitteilt.” wäre es weiter gegangen mit: “Wie denn? Wie kontaktierst du denn den Nikolaus? Schriftlich? Mündlich? Fernmündlich?”, so etwas war bei meinem kleinen Inquisitor absehbar. ”Wenn du mich belohnen oder bestrafen willst, warum musst du dann einen unbeteiligten Dritten dazwischenschalten?” wäre es weitergegangen. Da ich also meinen Pappenheimer zu kennen glaubte, entschied ich mich für: “Der Nikolaus sieht alles und weiß alles.” Das war ganz falsch. Entsetzen breitete sich auf dem kleinen Gesichtchen aus. “Der beobachtet mich immer?”“Öhhh, ja.”“Das will ich nicht.”“Du bist doch immer brav, dir kann es doch egal sein.”“Ich will nicht, dass der mich beobachtet. Ich will auch kein Geschenk von dem. Der soll nicht kommen.” Ich ruderte sofort zurück, erzählte die Geschichte vom Heiligen Nikolaus, dem Bischof von Myra, an den man erinnert, indem Äpfel, Nüss’ und Mandelkern verschenkt werden, aber es war zu spät. Die Figur des Nikolaus blieb suspekt, sein Besuch war nicht erwünscht.
Akzeptabel war, dass “jemand” die Haustür lärmend öffnete und schloss, “hohoho” rief, Nüsse prasselnd in den Hausflur warf und ein paar Leckereien hinstellte, aber, wie gesagt, auf den Nikolaus hat sich hier keiner gefreut. Leider.
P.S.: Um kleinen Kindern die Präsenz der zahlreichen weißbärtigen, rot gekleideten Herren in den Innenstädten zu erklären, habe ich von entfernten Bekannten gehört, dass sie zwischen dem heiligen Nikolaus, dem belohnenden und bestrafenden, und den Weihnachtsmännern, die nur beim Weihnachtsbetrieb helfen, unterscheiden. Das fand ich ganz sinnvoll.

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