Samstag, 5. Oktober 2013

Putzklub

Hallo, liebe Leser! Bevor ich zum Thema des Tages komme (Putzklub!) will ich Euch erstmal zwei Fotos zeigen. Nummer 1 zeigt den Sonnenaufgang, den wir vor zwei, drei Tagen hatten. Wahnsinn, ne? Ich öffnete morgens den Rollladen und mir stockte fast der Atem. 
Die bombastische Einleitung zu einem trüben, regnerischen Tag.
Bild Nummer 2 wurde auf unserer italienischen Terrasse aufgenommen und zeigt die letzten drei Tomaten.
Aber was ich Euch heute eigentlich erzählen wollte: Ich habe ein gewisses Defizit beim Aufräumen. Diejenigen von Euch, die mich kennen, lachen jetzt sicher schon. Ist nichts Schlimmes, ich bin kein Messie und kein Dreckwüwwel, irgendetwas in mir hindert mich aber daran, perfekt aufzuräumen. Zum Beispiel sammeln sich auf der Kommode in unserem Hauseingang Prospekte an, die in den Briefkasten geworfen wurden. Ich schaue diese niemals an, ich fahre nie in einen bestimmten Supermarkt, weil es dort Sonderangebote gibt. Sie sammeln sich an bis der Stapel eine Höhe von 3 oder 4 Zentimetern erreicht hat, dann werden sie fortgeschmissen. Oder dann stand neulich irgendwo in der ziemlich völlig aufgeräumten Wohnung eine neue Dose Farbe, tagelang, und ich brachte es nicht über mich, diese wegzuräumen. Warum nicht??? Keine Ahnung. Mein Gatte trug sie dann in die Garage.
Nun hatte ich aber ein mehr oder weniger einschneidendes Erlebnis: Auf unserem Dachboden stand bis vor einiger Zeit ziemlich viel Zeug/Möbel, das wir aus New York bzw. London mitgebracht hatten. Als Erstes tauschten wir alte Sachen, die wir hier in Spanien hatten, gegen neuere aus, die mit dem Umzugsgut gekommen waren. Dann verschenkten wir an Freunde und Bekannte alles, was diese wollen konnten. Den Rest gaben wir wohltätigen Organisationen. So. Nun ging mein Gatte letztes oder vorletztes Wochenende wieder auf den Speicher/Dachboden, um dort aufzuräumen. Ich schaute hinterher nicht nach, was er gemacht hatte. Ein paar Tage später wollte ich dort oben jedoch etwas holen ... und ... alles war deutlich aufgeräumter, als ich es erwartet hatte. Ich bekam Herzrasen, ein Klingeln in den Ohren ... weil aufgeräumt war!!! Da wurde mir bewusst: normal ist das nicht. Die Symptome legten sich gleich wieder, aber mir war klar: normal ist das nicht.
Ich suchte im Internet nach Aufräumphobie und Ordnungsphobie, aber diese Begriffe werden anscheinend nur scherzhaft verwendet.
Man muss da eher Richtung Selbstsabotage und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom suchen (von Hyperaktivität kann da ja wohl nicht die Rede sein, obwohl ich, ungelogen, schon gelesen habe, dass sich Hyperaktivität auch durch absolutes Nichtstun äußern kann). Ich würde auch gerne einem Psychologen 100 Euro dafür geben, dass er mich von dieser/diesem x befreit, nicht wahr, so, als würde man eine Warze entfernen lassen, aber ich glaube, so funktioniert das nicht.
Sehr lange Rede, sehr kurzer Sinne: Ich habe mich nach diesem Erlebnis (dem auf dem Dachboden) bei einem Putzklub angemeldet. Und zwar bei diesem hier: www.flylady.net, einer amerikanischen Erfindung. Zentraler Glaubensinhalt dieser Gemeinschaft ist: die Spüle muss sauber sein. Auch wenn um einen herum alles zusammenbricht, die Spüle muss sauber sein. Okay, gell?
Es gibt einen 31-tägigen Einführungskurs (31 Beginner BabySteps), zu dem ich mich anmeldete. Man bekommt täglich per Email Anweisungen, was man zu tun hat, und Motivationsschreiben sowie Werbung für Produkte, die sie verkaufen, und sonstiges Reklamezeug. Die Teilnahme ist kostenlos. Ich scheiterte bereits am 1. Tag. Arbeitsauftrag: Spüle saubermachen (war sauber) und 15 Minuten decluttering. Clutter ist das englische Wort für Grusch, also wertloses Zeug, das rumfliegt. Decluttering bedeutet also nicht aufräumen im Sinne von die Sofakissen schön hinlegen und den Couchtisch abstauben, sondern im Sinne von einen unordentlichen Schubkasten aufräumen. Daran scheiterte ich. Ich war also schon am Tag 1 out. Die vielen Motivationsschreiben waren mir auch zuviel. Der ganze Kram war mir zuviel, man hat ja auch noch anderes zu tun und ich schrecke doch davor zurück, eine saubere Spüle zu meinem zentralen Lebensinhalt zu machen.
Dann kam mir allerhand Zeug dazwischen, jetzt will ich es noch einmal probieren. Heute Tag 1: Spüle sauber machen (ist sauber), 15 Minuten Grusch wegräumen. Tief durchatmen.

4 Kommentare:

  1. Omg eine verwandte seele!!!

    Wie liefs? ??

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  2. Im Moment ist es mir wurscht... bis zum nächsten "Ich muss mein Leben ändern und alles schön aufräumen"-Anfall.

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  3. Im Moment ist es mir wurscht... bis zum nächsten "Ich muss mein Leben ändern und alles schön aufräumen"-Anfall.

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