Montag, 5. Januar 2015

Immobilienpreise in Spanien - mal wieder ein HWU

Ja, liebe Leser, es kommt mal wieder ein HWU, ein Haus Wie Unseres, auf den Markt und Ihr erfahrt es noch bevor es die Besitzer selbst erfahren, hahahaha. 
Also, wo soll ich anfangen? In unserer Straße wohnte eine Familie zur Miete. Sie hatte das Haus im spanischen Modus "Miete mit Kaufoption" gemietet und bezahlte etwa 30% mehr als die ortsübliche Vergleichsmiete der letzten Jahre. Die Familie versuchte mehrmals erfolglos, ihre Kaufoption auszuüben. Zuletzt Anfang Dezember. Sie boten einen Preis, der knapp unter dem billigsten Angebot in unserer Straße liegt (zur Erinnerung: zu diesem billigsten Preis (nämlich 250.000 Euro) haben die Verkäufer kein einziges Angebot erhalten (für weniger als 300.000 Euro wollen sie es sowieso nicht hergeben werden, die 250.000 Euro sind ein Versuchsballon des Maklers). Nennen wir das billigste Haus der Einfachheit halber HWU-1. Die Mieter des Hauses mit Kaufoption, HWU-2, machten also im Dezember ein Kaufangebot, auf das die Besitzer mit "Falls wir das Haus jemals verkaufen sollten, werden wir natürlich auch euer Angebot berücksichtigen" antworteten und die Mieter in Kenntnis setzten, dass sie das Haus auf keinen Fall für weniger als 400.000 Euro verkaufen würden. Die Besitzer selbst haben keine Verwendung für das Haus und leben sehr weit entfernt.
Da es in unserer Gegend in Spanien an vielem mangelt, aber nicht an zum Verkauf stehendem Wohnraum, suchten und fanden die Mieter zwei Straßen weiter ein Haus im neuen Preisrahmen, also für etwas mehr als die Hälfte wie zu Zeiten der Blase, das sie sofort kauften und in das sie gerade einziehen. Sie sind also mitten im Umzug. Ihre Vermieter haben sie noch gar nicht informiert. Im Februar werden diese feststellen, dass keine Miete mehr eingeht und dass ihr Haus leersteht. Dann können sie versuchen, es für etwa 30% weniger als bisher zu vermieten oder es zu einem beliebigen Preis zu verkaufen bzw. anzubieten, denn kaufen tut hier kaum einer was (außer ihren eigenen Mietern, denen sie die Ausübung der Kaufoption verweigert haben).
Ich fasse die HWUs zusammen:
HWU-1: Verkaufspreis laut Makler 250.000 Euro, keinerlei Käuferinteresse, Verkäufer sowieso nicht bereit, es für weniger als 300.000 Euro abzugeben.
HWU-2: Steht ab sofort leer. 
HWU-3: Wurde vor 2-3 Jahren für 450.000 Euro angeboten, verschwand dann wieder vom Markt, sollte vielleicht nur das HWU-4 billiger aussehen lassen.
HWU-4: Wurde gleichzeitig für 360.000 Euro angeboten, verschwand dann auch wieder vom Markt.
HWU-5: Wurde vor etwa 3-4 Jahren für 350.000 oder 360.000 Euro verkauft, der höchste je tatsächlich gezahlte Preis.
HWU-6: Wurde auf dem Höhepunkt der Blase (2008?) für 400.000 Euro angeboten, Käufer gefunden, vom Käufer 480.000 Euro verlangt, Käufer trat zurück, später 350.000 Euro gefordert, da wollte es keiner, dann vom Markt genommen.
HWU-7: Würden verkaufen, wenn sie 350.000 Euro dafür bekämen, wurde aber noch nie offiziell zum Verkauf angeboten.
Das sind so die HWUs, über die ich Bescheid weiß. Miete derzeit 500-600 Euro, was angesichts der Unkosten, die die Besitzer monatlich zu tragen haben, praktisch geschenkt ist. Die HWU's haben neu 180.000 bis 220.000 Euro gekostet, viele Besitzer haben im Laufe der Jahre noch einmal viel Geld in die Verbesserung ihrer Häuser gesteckt. Und die meisten wohnen natürlich drinnen und sind glücklich und zufrieden und es ist ihnen mehr oder weniger wurscht, ob ihr Haus einmal 400.000 und einmal 200.000 Euro wert ist, so, wie es ja auch den Vögeln des Himmels wurscht ist, ob ihr Nest gerade mal etwas mehr oder weniger wert ist.
Und für Leute, die sich mit dem Gedanken tragen, in Spanien eine Immobilie zu kaufen oder zu verkaufen: ich halte es für sehr schwierig, einen marktgerechten Preis zu finden. Ich hätte eigentlich gedacht, ein HWU wäre bei 250.000 Euro ein ganz klarer Kauf, ist es anscheinend aber doch nicht. 
Paradox: Um mir als Käufer ein HWU zu sichern, müsste ich wahrscheinlich etwa 330.000 Euro bieten. Um als Verkäufer meine Bude loszuwerden, dürfte ich wahrscheinlich nicht mehr als 220.000 Euro verlangen. Verrückt, ne? Wie kann denn das sein? Und so kommt es eben, dass sich hier gar nichts bewegt.

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