Donnerstag, 22. Januar 2015

Jubel in Spanien - die sind auf einem mega guten Weg!

Als mein Gatte gestern von der Arbeit nach Hause kam, sagte er: "Du ahnst nicht, wie lange mittlerweile die Wartezeit auf Augenarzttermine für die gesetzlich Krankenversicherten ist." "Zwei Jahre", antwortete ich, mir hat es nämlich auch schon jemand erzählt, der sich Termine für seine Kinder hat geben lassen. Zwei Jahre. Wenn man heute anruft, erhält man einen Termin im Januar 2017. Viele meinen, daran würde man das Elend erkennen, aber das stimmt nicht. Nach der neuen Logik erkennt man daran, dass wir auf einem guten Weg sind! Es wird gespart, und wie! 
Ärzte, die in den Ruhestand gehen, werden nicht ersetzt. Da steigt dann einfach die Wartezeit. Eine Bekannte hat erzählt, ihrem Bruder sei eine Computertomographie verschrieben worden (oder wie man das ausdrückt). Er bekam einen Termin acht Monate später. Es ist keine bedrohliche Krankheit, aber er kann nicht gescheit laufen. Sein Arzt sagte: "Sie können nicht so lange warten. Sie müssen sich einen privaten Termin geben lassen und die Untersuchung bezahlen." Es handelt sich um einen arbeitslosen Familienvater und auf den ersten Blick könnte man meinen, das wäre richtig übel, aber wenn man es genau betrachtet, also nach der neuen Logik, der wir uns nun alle alternativlos unterwerfen, ist es doch total gut: Der Staat spart und die Privatwirtschaft wächst. Da steigen die Aktien!
Jetzt geht es in Spanien mal wieder an die Leistungen für die Beamten. Die meisten Beamten sind über ihre Beamtenkasse privat versichert und die privaten Versicherungen streichen nun ihre Leistungen zusammen. Eine der großen Privatversicherungen (Sanitas) arbeitet gar nicht mehr mit der Beamtenkasse. Bisher konnte der Beamte seinen Augenarzt - den, den er kennt, bei dem er immer ist - anrufen und bekam einen Termin ein oder zwei Wochen später. Wer solche Leistungen für absurd hält, wird sich natürlich freuen, dass jetzt auch die Beamten von den Kürzungen im Gesundheitsbereich  betroffen sind. Vor allem werden teuere Behandlungen gestrichen bzw. deren Inanspruchnahme erschwert. Darüber kann man denken, was man will, aber man muss doch anerkennen...- nein, ich bringe es nicht über mich zu schreiben, dass das Teil des guten Weges ist. Wer Milliarden und Abermilliarden für die Banken hat, muss auch Geld für Augenärzte haben.
Fun Fact aus dem Gedächtniskurs: Am Ende der Stunde schlug eine Teilnehmerin vor, die gesamten Kursgebühren gleich zu bezahlen. Die junge Kursleiterin sagte: "Ui, ich habe die Rechnungen noch gar nicht geschrieben." Sämtliche Teilnehmerinnen schnappten hörbar nach Luft. "Sie schreiben auf gar keinen Fall Rechnungen," wurde das Mädchen von den Damen angewiesen, die ihm ein bisschen Geld zuschieben wollten. Und davon sollte noch ein Teil beim Staat landen? No way, José. Das Geld ist doch schon x-mal versteuert worden! 
Viele spanische Bürger haben die Schnauze voll, von der korrupten Kaste und den vielen Lügen und allem, was dazu gehört. 

1 Kommentar:

  1. "It would be a big mistake if countries were to consider that the presence of this programme might be an incentive to fiscal expansion" -M.D.
    Tja... so sehen 7 Jahre Wirschaftskrise wohl aus.

    AntwortenLöschen