Samstag, 25. August 2018

Tag acht - Ankunft im Themenpark Cartagena de Indias und ein Kessel Buntes

Dieser Eintrag wird völlig chaotisch. Ich befinde mich in der Karibik, in unserem Hotel in Cartagena de Indias, dem Intercontinental, in unserem grossen, bequemen Zimmer mit frontalem Blick aufs Meer. Ja, geniesst Euren Neid eine Sekunde lang, bevor ich Euch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückhole, wir dürfen das Hotel nämlich zweimal bezahlen. Ich Idiot habe das Zimmer auf einer Fake-Website gebucht. Ich buche Hotels immer auf der Seite von Tripadvisor.com, von dort wird man zu den einzelnen Anbietern weitergeleitet und in meinem Fall war das eben GalaHotels.com. Ich reservierte und bezahlte im Voraus. Mit unserer ausgedruckten Buchungsbestätigung erschienen wir an der Rezeption des Hotels, dort wusste man von nichts. Der freundliche junge Mann, der uns am Empfang bediente, verschwand hinter den Kulissen, blieb ewig verschwunden. Als er dann zurückkam, hatte er sogar in der Türkei angerufen, wo dieses verbrecherische Unternehmen GalaHotels seinen Sitz hat. Natürlich erfolglos. GalaHotels sind Betrüger, schnief, schnief, schnief, und wir bzw. ich bin auf sie hereingefallen. Ein Haufen Geld im Arsch. Das Intercontinental in Cartagena gibt uns zum Trost 10% Rabatt und kostenloses Frühstück. Immerhin.
Karmamässig war heute kein besonders guter Tag. Auf unserem Flug von Pereira nach Cartagena sind wir nämlich auch schon beschissen worden, in diesem Fall vom tschechischen Flugvermittler kiwi.com (über Kayak gebucht). Warum man einen kolumbianischen Inlandsflug bei einem tschechischen Unternehmen bucht, das erschliesst sich sowieso nicht auf den ersten Blick - auf den zweiten auch nicht, aber es wird schon seine globalisierte Richtigkeit haben. Jedenfalls hatten wir zwei Sitzplätze und pro Nase einen aufgegebenen Koffer gebucht und bezahlt. Als wir am Schalter standen, wollten sie noch einmal Geld für die Koffer. Mein Gatte zeigte unsere Buchungsbestätigung, auf der klar und deutlich stand: 2 Personen, 2 aufgegebene Koffer. Das war den Heinis von Viva Colombia egal, wir mussten noch einmal blechen. Wir sollten bei den Tschechen reklamieren, sagten sie uns. Na toll. 
Mein Gatte und ich sassen im Flugzeug auch nicht zusammen, das hätte nämlich auch extra gekostet.  Wir sassen vier Reihen und einen Platz auseinander. Neben ihm war ein Mann, der von Cartagena aus zu einer Kreuzfahrt aufbrechen wollte. Seine Frau sass auch von ihm getrennt. Naja, auf ihrer Kreuzfahrt werden sie noch genug Zeit miteinander verbringen. Neben mir war ein junges Paar auf Hochzeitsreise, das hatte dafür bezahlt, zusammensitzen zu dürfen. Die beiden waren witzig. Sie waren noch nie zuvor geflogen und als der Flieger abhob, begann die Frau zu lachen und zu schreien und konnte gar nicht mehr aufhören und ihr Mann wurde auch ganz euphorisch und noch ein paar Erstflieger im Flugzeug liessen sich anstecken, das war lustig.  
Nach unserer Ankunft ging's ins Hotel. Was dort geschah, siehe oben. Nachdem wir uns vom Schock (Es gibt wahrlich Schlimmeres. Hauptsache alle gesund und niemanden umgefahren.) erholt hatten, fuhren wir mit dem Taxi in die Altstadt von Cartagena. Wir waren ziemlich niedergeschlagen und hatten keinen Sinn für Nichts. Ja, es hat schon seine Gründe, warum die meisten Leute Pauschalreisen buchen. 
Cartagena ist eine der schönsten und superallerbesterhaltendstenden spanischen Kolonialstädte in Lateinamerika und gehört zum Weltkulturerbe. Ja, hm. Wie gesagt, mit seinen bunt bemalten Häusern und schönen Balkonen und Gittern und tropischen Pflanzen, die an den Fassaden hochranken und die Innenhöfe zieren, fühlt man sich ein bisschen wie im Themenpark "Lateinamerikanische Kolonialstadt". Es ist eigentlich wurscht, ob es echt oder ein chinesischer Nachbau ist. Ich fragte meinen Gatten, ob sich die Touristen in Salamanca wohl auch manchmal wie in einem Themenpark fühlen, wie im Themenpark "Siglo de Oro", dem spanischen Goldenen Zeitalter im 16. und 17. Jh., in dem Salamanca seine Blüte hatte, und mein Gatte antwortete ja. 
Die ganze Altstadt von Cartagena ist von einer Festungsmauer umgeben, auf der man herumspazieren kann. Auf den Wiesen gleich ausserhalb liessen Kinder hunderte von Drachen steigen. Morgen müssen wir die Stadt noch einmal in aller Ruhe erkunden. Direkt vor unserem Hotel ist der Strand... ich werde Euch auf dem Laufenden halten und vor allem noch einmal auf Pereira zurückkommen. Unser Aufenthalt in der Stadt ohne Sehenswürdigkeiten war nämlich sehr interessant und informativ.
P.S.: Apropos GalaHotels Betrug: Wir haben das Geld von GalaHotels wieder zurückbekommen. Es war sehr schwierig, sie zu kontaktieren und auch von Spanien aus konnte man nur Englisch mit ihnen sprechen (was für die meisten Spanier ja schon eine hohe Hürde darstellt). Ich erklärte ihnen, was passiert war, wurde hingehalten, aber da es sich um einen für uns hohen Betrag handelte, insistierte ich immer wieder. Schließlich sagte ich: "Ich werde Sie verklagen. Bitte sagen Sie mir, wie oft Sie noch von mir angerufen werden wollen und wie oft Sie mich noch hinhalten wollen, bevor ich zur Polizei gehen, denn ich werde auf jeden Fall Anzeige erstatten." Als das klar war, haben sie uns das Geld zurückgezahlt. Ich verstehe echt nicht, wieso so einer Firma nicht das Handwerk gelegt wird. Ach ja, das Geld von Kiwi für die Koffer haben wir auch zurückbekommen, darum hat sich dankenswerter Weise mein Sohn gekümmert.

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