Sonntag, 26. Mai 2013

Krise in Spanien - Folgen der Arbeitslosigkeit

Manchmal weiß man echt nicht, ob man lachen oder weinen soll: Das Madrider Museum "El Prado" hat 11  (in Worten: elf) Stellen für Museumswärter ausgeschrieben und fast 19.000 Menschen haben sich beworben. Dass sich bei Stellenausschreibungen viele Arbeit Suchende melden, ist in Spanien bei einer Arbeitslosigkeit von 27% (über 6 Millionen) nichts Ungewöhnliches. Ich habe schon mal was zu diesem Thema geschrieben, nämlich hier.  
Die Zeitung "El Confidencial" hat jetzt nachgeschaut, was es für einen öffentlichen Arbeitgeber bedeutet, wenn eine derartige Bewerberlawine über ihn hereinbricht. Siehe hier. Ich fasse es Euch kurz zusammen: Im Dezember eröffnete der Prado die Bewerbungsfrist für potenzielle Museumswärter. Die Menschen standen einmal um den Block und die Straße wieder hinauf Schlange. Die Liste der zugelassenen Bewerber umfasste 18.524 Namen. Sie wurden auf 357 Blättern im Aushang veröffentlicht. 
Der Prado verfügt natürlich nicht über die Möglichkeiten, 19.000 Menschen zu prüfen und beauftragte das Nationale Institut für öffentliche Verwaltung mit der Durchführung der Tests. Dieses mietete 60 Hörsäle der Complutense-Universität an, darunter einen Hörsaal mit Platz für 800 Prüflinge. Weiter wurde das Institut mit der Erstellung von Listen mit Personen für die Beaufsichtigung der Prüfungen beauftragt sowie mit der Organisation der Verteilung der Prüfer und Prüflinge auf die verschiedenen Fakultäten und Hörsäle. Das Institut erstellt die Testbögen, erstellt Schulungsmaterial für die Prüfer und schult die Prüfer, es berät bezüglich der Behandlung behinderter Bewerber. 
Der Prado muss die Kosten für die Durchführung der Prüfung bezahlen, die sich auf 100.000 Euro belaufen. In diesem Preis enthalten sind die Honorare für die Helfer, die Auslagen für das Unternehmen, das bei der Erstellung des psychotechnischen Tests hinzugezogen wird, die Herstellung der Prüfbögen, der Transport der Prüfbögen an die Prüfungsorte, die Erstellung von Protokollen, das Einsammeln der Prüfbögen und ihr Transport in einem gesichterten Lkw zu einem Unternehmen, wo ein automatisches Lesegerät die Tests auswertet. Akademiker erhalten zum Testergebnis zusätzliche Punkte. 
Die Aufgaben, für die 11 Menschen gesucht werden, sind die üblichen eines Museumswärters. Erstaunlicherweise handelt es sich bei den nach solchen Prüfungen ausgewählten Mitarbeitern doch manchmal um die Verwandten von irgendwem. Naja, einerlei, wir werden es nie erfahren.    
P.S. und nur für den Fall, dass Euch die Stellen interessiert hätten: die Bewerbungsfrist ist abgelaufen.
P.P.S: Das nächste Mal, wenn Ihr im Prado seid und einen Wärter seht, bedenkt: Dieser Mann bzw. diese Frau, die da so gelangweilt in der Ecke hängt, hat sich gegen sage und schreibe 19.000 Mitbewerber durchgesetzt. Das ist doch schon fast wie ein Olympiasieg. Finde ich.

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