Mittwoch, 22. Mai 2013

White trash im Englischunterricht

Als wir da gestern so beim Mittagessen saßen und unsere in der Mikrowelle aufgetaute Lasagne vom Einwegplastikteller aßen, fiel meinem Sohn der Ausdruck "white trash" ein. Als "white trash" bezeichnen manche in den USA die von Hoffnung auf Besserung ihrer Lage ausgeschlossene weiße Unterschicht, die auf Plastikstühlen in ihren Mobilheimen sitzt und in der Mikrowelle aufgetaute Lasagne vom Einwegteller isst. Ja, white trash lautet die Bezeichnung, zu deutsch "weißer Müll". Der Ausdruck ist sehr hässlich und abwertend und sollte nur zum passiven Wortschatz gehören. Man sollte wissen, was er bedeutet, ihn aber nicht selbst benutzen. Dieses Wort lernt man sicher nicht in der Schule, es gehört zum PRIVATWISSEN, zum unserem privaten Wissen, das niemand bewertet außer wir selbst. Das Wissen, an dem wir uns erfreuen können und an dem wir nach Belieben feilen können. Es steht im Kontrast zum Schulwissen, das von irgendwelchen Säcken geprüft und benotet wird. Selbstverständlich gibt es Kinder und Jugendliche, die genau so verdrahtet sind, wie die Schule dies wünscht, bei denen sich Privatwissen und Schulwissen überlappen, aber das ist nicht bei jedem so.
Da wir beim Thema Englisch sind: In den USA wird Geschichte in der Schule als interessantes Fach unterrichtet. Mein Sohn fand dort Gefallen daran und las freiwillig nach seinem Geschmack zusätzliche Bücher. Er eignete sich ein recht beeindruckendes Wissen an. Zurück in Europa war Geschichte als interessantes Fach natürlich Geschichte. Wie die Europäer das schaffen, ich weiß es nicht. Muss Geschichte als Schulfach wirklich Sch--- sein? Um zu verhindern, dass er sein Interesse komplett verliert, forderte ich ihn auf, streng zwischen seinem Privat- und Schulwissen zu unterscheiden. Geschichtsunterricht in der Schule hat mit Spaß an geschichtlichem Wissen einfach nichts zu tun. Punkt. Es ist eine Formalität, durch die man durch muss.
Im Englischunterricht an bayerischen Gymnasien lernt man in einem der ersten Jahre, wie diese Lederhosen heißen, die Rodeoreiter über ihren Jeans tragen, diese Teilhosen, wisst Ihr, welche ich meine? Fragt mich nicht, wie das englische Wort dafür heißt, ich habe es wieder vergessen. Mein Neffe kennt es. Er kann jederzeit in englischer Sprache über Rodeobekleidung parlieren und hält dieses Wissen für Prüfungen parat. Wir haben jahrelang in den USA gelebt... ich hätte niemals Gelegenheit gehabt, das Wort zu verwenden, falls ich es gekannt hätte. Es gab keine Konversation, in die ich es hätte einflechten können. Echt nicht. Keine. Keine einzige. Null.
"White trash" habe ich dagegen des öfteren gehört. Und das ist Privatwissen. Selbstverständlich muss man das Schulwissen abrufbereit halten, aber das wirklich wichtige für uns als Menschen und nicht als Schüler ist das Privatwissen. Das, was ich im richtigen Leben verwende, das ist mein Privatwissen. "Aha, ich hab' da was verstanden, ja, ich kapiere das", das ist was Schönes! Und da kommt kein Blödi und sagt 2 oder 4. Ich, meins, mein Privatwissen. Yeah.   

2 Kommentare:

  1. (Neffe): „ Lederne Reithose zum Überziehen = chaps“

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  2. Vielen Dank, Neffe. Toll, dass Du Dich noch an dieses Wort erinnerst. Chaps, chaps, chaps. Aber Vorsicht: Ich habe gerade nach Bildern gegoogelt ... In gewissen Kreisen trägt man die Chaps anscheinend ohne irgend etwas drunter. Welche dunklen Mächte sin da im Kultusministerium am Werk? Die Person, die dieses Wort ins Englischbuch gebracht hat, sollte ausfindig gemacht und überprüft werden. Pfui Teufel!

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