Freitag, 13. März 2020

Coronavirus in Spanien, der Kampf ums Klopapier

So sah das Klopapierregal vom Aldi in Salamanca heute eine Stunde nach Öffnung des Geschäfts aus. Das links ist wohl ziemlich schlechtes, zweilagiges Papier, das als letztes genommen wird. Das ganz rechts sind Küchenrollen. Alle Kunden hatten Klopapier in ihren Wägelchen. Ich weiß jetzt auch, woher die Klopapierproblematik rührt: Im Rahmen der Krise in Venezuela wird häufig darüber berichtet, dass dort am im Rede stehenden Artikel Mangel herrscht. Die damit einhergehende Problematik wollen die Spanier eben um jeden Preis vermeiden. Und dadurch, dass immer wieder dazu aufgefordert wird, kein Klopapier zu hamstern, es gäbe genug, wird diese Frage eben zur echten Herausforderung für das Volk: Gibt es WIRKLICH genug?
Also, wie sah es heute früh beim Aldi aus? (Ich war zum Aldi gegangen, weil ich gehört hatte, dass bei Mercadona, Spaniens beliebtestem Supermarkt, wahre Schlachten stattfanden und der Aldi ist immer ziemlich leer.) Also, der Aldi war nicht leer. Beim Obst und Gemüse (dessentwegen ich hingefahren war) stand Obst und Gemüse in Kisten, das nicht eingeräumt war, weil es die Leute eh sofort mitnahmen. Zwieback, Trockenbrot... fast ausverkauft. Fleisch, Wurst... wie immer gut sortiert. Bohnen im Glas... ausverkauft. Andere Dosenwaren... ausgedünnt, aber vorhanden. Joghurt und Käse... Paletten standen mitten im Gang, von denen sich die Leute bedienten. Tiefkühlware... nur sehr wenig vorhanden, das Fach für Quinoa mit Gemüse war bis obenhin voll. Reis... ausverkauft. Nudeln... ausverkauft bis auf die Hörnchennudeln, von denen waren reichlich da. Leute, die Reis und Nudeln kaufen wollten, zogen wieder ab und suchten in anderen Läden weiter. Ich hörte eine Frau ins Telefon sprechen: "Du musst heute einkaufen, morgen gibt es nichts mehr."
Nachdem ich mich also mit frischem Obst und Gemüse eingedeckt hatte, fuhr ich nach Hause. Nach dem Schrecken gestern (der im vorherigen Post genannten Kontaktperson geht es besser, ich nehme also mal an, dass sie kein Coronavirus hat) habe ich keinen Bock mehr darauf, mit zweifelhaften Menschen zusammenzukommen. Und zweifelhaft ist jeder: Jemand, der mit jemandem zusammen war, der mit jemandem zusammen war, der in Madrid war, jemand, der seinen Opa in einem verseuchten Bergdorf besucht hat... dadurch, dass in Madrid jetzt in vielen Firmen und Behörden von zuhause aus gearbeitet werden darf und die Kinder keine Schule haben, sind die Menschen an die Strände geströmt und verseuchen die Küstenorte und füllen dort die Krankenhäuser! In Gandía zum Beispiel wurde der Strand gesperrt, um die Madrilenen vom Kommen abzuhalten! Ich glaube, Madrid ist schon fast so verseucht wie Mailand. Die tragen die Krankheit in alle Ecken. Obwohl, nicht jeder ist so schlimm: Meine Nachbarin hat erzählt, ihr Sohn macht in Madrid Heimarbeit und kommt sie nicht besuchen. Eine andere Nachbarin hat auch einen Sohn mit Familie in Madrid, der wurde von ihr und seinen Schwiegerleuten aufgefordert, nicht zu kommen. Sie haben die Krankheit ja wahrscheinlich nicht, aber man weiß es eben nicht. In Madrid gibt es große Probleme: Dadurch, dass die Kinder keine Schule hatten, gingen sie mit ihren Großeltern auf Spielplätze, wo die Alten beisammen saßen und die Kinder in Gruppen dabei waren. Die Situation war eigentlich noch gefährlicher, als wenn die Kinder in der Schule sind, denn die Alten sind ja besonders empfindlich. Deshalb wurden heute auch noch die Spielplätze gesperrt. Ab morgen müssen in Madrid alle Geschäfte zubleiben, nur Lebensmittelgeschäfte und Apotheken dürfen öffnen. Gnade dem, der auf die Verlautbarungen gehört hat und nicht gehamstert hat! Restaurants, Kneipen... alles zu. Museen, Kinos, Fitnessstudios... alles zu. Meine Friseuse hat sich vor ein paar Tagen Sorgen gemacht, weil sie keine Atemschutzmasken vorrätig hatte... diese Sorgen sind vorbei, Friseurläden müssen auch geschlossen bleiben. Wenn uns das vor einer Woche jemand erzählt hätte...
Pedro Sánchez hat den Alarmzustand ausgerufen. Er hat eine ordentliche Rede gehalten. Ordentlich geschrieben und ordentlich vorgetragen, dass er das kann, hätte vor einer Woche außer seinen treuesten Anhängern auch niemand gedacht. Wir haben uns jetzt in freiwillige Quarantäne begeben. Der Vorfall gestern hat mir gezeigt, wie leicht man sich dieses Virus einfangen kann und ich möchte es nicht. Mein Gatte, der ja jetzt auch von zuhause arbeiten darf, ist einverstanden. Ich schreibe diese Zeilen beim Stand Spanien 4334, 122 Tote, Deutschland 3675, 8 Tote, Italien 17.660, 1266 Tote. Heute haben sie verkündet, dass es eine Woche dauert, bis sich die Wirkungen der Lockdown-Maßnahme bemerkbar machen. Es ist irgendwie keine Rede mehr davon, dass das Viech bei Hitze stirbt. 

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