Mittwoch, 11. März 2020

Neues vom Coronavirus in Spanien

In unserer Lokalzeitung stand ein Artikel über eine junge Frau, die sooo froh und glücklich war, dass sie es geschafft hatte, mit dem letzten Flieger aus Italien nach Hause, nach Spanien zu kommen. In Madrid stieg sie gleich in den Bus!!!, um nach Salamanca zu kommen, von wo sie in ihr Dorf in den Bergen fuhr. Selbstverständlich ohne Quarantäne und ohne jede Vorsichtsmaßnahme. Obwohl der Artikel das Verhalten der jungen Frau bejubelte, war darunter kein einziger Kommentar, der es guthieß.
Die Verantwortungslosigkeit der Spanier ist wirklich traurig. Am Sonntag rief die Regierung noch zur massenhaften Teilnahme an den Frauendemonstrationen auf. Wie krank ist das denn? Die Ministerinnen hatten vorsichtshalber lila Latexhandschuhe an. 
Die rechte Partei, Vox, hat am Wochenende irgendeinen Parteitag abgehalten. Ihr Generalsekretär hat dabei viele Menschen umarmt und nach spanischer Sitte geküsst. Jetzt hat sich herausgestellt, dass er das Virus hat. Mal gespannt, wie viele von seinen Parteifreunden er angesteckt hat.
Wie ich gestern geschrieben haben, sind in Madrid alle Bildungseinrichtungen geschlossen worden, auch die Universitäten. Die Studenten haben die Gelegenheit ergriffen und sind ausgeschwärmt in ihre Heimatorte. 
In Madrid sind jetzt auch alle Museen und Kulturzentren geschlossen. Der Regierungssprecher in Sachen Coronavirus hat heute verkündet, dass noch nicht daran gedacht wird, Madrid zu isolieren. Aha, nicht wahr, man denkt also sogar schon darüber nach, Madrid zu isolieren. Oje, oje. 
Es wird weiterhin wort- und bildreich davon abgeraten, Lebensmittel zu hamstern, wodurch die Hamsterkäufe weiter befeuert werden. Ich meine, wenn ich Bilder von leeren Regalen in den Nachrichten zeige, welcher Zuschauer denkt denn dann: "Aha, es stimmt, ich brauche nicht zu hamstern, es ist genug von allem da." Ich glaube, die Regierung will, dass die Leute einkaufen gehen und vorbereitet sind, falls es zu Quarantänen kommt. Die Geschichte mit dem Toilettenpapier finde ich lustig. Sie hat fast einen sportlichen Aspekt: Es wird beteuert, dass genug Klopapier da ist. Die Kunden kaufen das Papier kubikmeterweise, also wollten sie sagen: "So? Das wollen wir doch mal sehen, ob wirklich unendlich viel da ist." 
Ich war heute noch mal einkaufen, weil es im Supermarkt bei uns in der Nähe sehr gute Sonderangebote gab. Ich ging zur Siestazeit, da war ziemlich leer, aber man sah, dass die Leute heute morgen sehr viel gekauft hatten. Manche Sachen fehlten, das war mir aber egal, weil ich, wie Ihr wisst, schon gepreppt habe. Insbesondere bei den Hülsenfrüchten, Bohnen, Kichererbsen, Linsen, die normalerweise vielleicht fünf Reihen tief stehen, stand nur noch eine Reihe. Hülsenfrüchte, Wurst, Schinken und Brot, das ist das Lebensblut Kastiliens. Die Leute besinnen sich auf die Speisen, die schon ihre Großeltern durch Krisen gebracht haben. Reis, Milch kistenweise, das war in jedem Wägelchen.  Nudeln und Tomate frito... Und natürlich Klopapier!
Ach, und die Fallas in Valencia wurden "verlegt". Der wirtschaftliche Verlust wurde mit 700 Millionen Euro beziffert. In den Nachrichten wurde eine Frau befragt, die fast weinte, weil sie 60.000 oder 70.000 Euro in Churros-Stände investiert hatte. Churros sind dieses längliche Schmalzgebäck.
Die Leute sprechen darüber, wann wohl hier in Salamanca die Uni schließt. Mein Gatte meint, dass vielleicht im Laufe des Wochenendes ein Erlass kommt und dass der Betrieb ab Montag eingestellt wird. Ist aber nur so eine Vermutung. Der sechste Fall in Salamanca ist eine junge Frau, die mit jemandem zusammen war, der oder die in Italien war. Man hat auch Angst vor den Madrilenen, die jetzt ihre Stadt verlassen und in die Dörfer kommen. Angela Merkel soll gesagt haben, dass zwischen 60 und 70 Prozent der Bevölkerung am Coronavirus erkranken werden. Das wurde hier in Spanien viel beachtet. Ich schreibe diese Zeilen beim Stand Spanien 2262, Deutschland 1908, Italien 12.462. Ich habe das Gefühl, es wird bald nachlassen. Heute war ein schöner Frühlingstag. Morgen soll es bis 22 Grad warm werden. Sie haben gesagt, dass das Virus Wärme wahrscheinlich nicht verträgt. 

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