Sonntag, 22. März 2020

Tag 8 der heute von 14 auf 28 Tage verlängerten Ausgangssperre

Heute morgen sind wir ein bisschen depre aufgewacht, ich weiß nicht wieso. Ich ging dann raus auf die Straße - niemand war zu sehen oder zu hören, nur die Vögel zwitscherten und gelegentlich bellte ein Hund. Ich schaute lange hinüber auf die Autobahn, ich wollte warten bis ein Auto oder ein Lastwagen kam. Das dauerte eine Weile. Schließlich zog irgendwo jemand einen Rollladen hoch. Ich verstehe nicht, warum so wenige Leute aus der Stadt in ihre Landhäuser gekommen sind. An der nächsten Ecke hat ein älteres Ehepaar ein Haus, das sich damit brüstet, dass es vierzehn Enkel hat. Sie wurden letztes Jahr ausgeraubt, ich weiß nicht, ob ich Euch davon erzählt habe. Dank des modernen Alarm- und Überwachungssystems, das sie installiert haben, konnte der Pater familias von seinem Büro aus zuschauen, wie die Einbrecher seinen Waffenschrank/Tresor wegtrugen. Interessant, ne? Sie haben auf ihrem Grundstück einen Tennisplatz und einen kleinen Basketballplatz und trotzdem sind sie in ihren Wohnungen in der Stadt geblieben. 
Aber das wollte ich doch gar nicht erzählen. Ich ging dann rein und machte meine Sachen im Haus, dann ging ich wieder raus und sah, wie ein Nachbar sein Auto aus der Garage fuhr und auf der Straße parkte. Ich dachte, ach, der macht sicher Platz für irgendwas, vielleicht stellt er eine Tischtennisplatte auf, und da fiel mir ein, dass wir ja auch eine Tischtennisplatte haben. Wenn das Wetter morgen besser ist, können wir draußen ein paar Runden spielen. Bewegung an der frischen Luft! Wir haben auch ein Krocketspiel und ein Bocchia... und noch ein anderes Rasenspiel.
Im Radio haben sie gesagt, dass die Anzahl der lustigen Memes, die verschickt werden, stark zurückgegangen ist. Das hatten wir auch schon bemerkt. Anscheinend sinkt allgemein die Stimmung.
Pedro Sánchez verkündete heute, dass die Quarantäne um zwei Wochen verlängert wird, also bis zum  11. April, und dass diese Woche schlimm wird, danach werden die Zahlen zurückgehen. Ich glaube ihm das. Wenn alle in ihren Wohnungen bleiben, können sie sich nicht infizieren.
Es gibt aber doch immer noch Pícaros, Schelme, die sich nicht an die Vorschriften halten. In den Nachrichten haben sie erzählt, wofür es Strafzettel gab: Fünf Kilometer durch die Stadt laufen um Müll zu entsorgen = Strafzettel, kilometerweit laufen, weil irgendwo die Milch zwei Cents billiger ist = Strafzettel, einen Hasen an der Leine spazieren führen = Strafzettel, mit einem Spielzeug-Hund Gassi gehen = Strafzettel. Die Strafzettel belaufen sich auf 600 Euro. Manche leisteten zusätzlich Widerstand gegen die Staatsgewalt und wurden festgenommen.  
In Salamanca gibt es jetzt 315 am Coronavirus Erkrankte und 21 Tote. Die Zahlen steigen hier weiter schnell. Da macht man sich schon Gedanken wegen dem Einkaufen und so. Ich werde wahrscheinlich im Click und Collect-System einkaufen, also online bestellen und meine Bestellung selbst abholen. Man weiß nicht so recht, was man machen soll. Ich wollte den Kauf so lange wie möglich aufschieben, um das Risiko zu minimieren, aber bei den beiden Supermärkten, die diese Einkaufsmöglichkeit anbieten, fehlt es schon an vielem, und ich befürchte, dass die Versorgungslage so schnell nicht besser wird. Wenn man sich die Sachen nach Hause liefern lassen will, beträgt die Wartefrist mehr als zehn Tage. Wenn ich die frischen Lebensmittel aufgebraucht habe, gehe ich erst einmal an die tiefgekühlten Sachen, bevor ich mich um Nachschub kümmere. Ich sage Euch nur eins: Hamstert, solange Ihr noch könnt! Oder könnt Ihr das schon gar nicht mehr?

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