Sonntag, 29. März 2020

Neue Beobachtungen - Coronavirus in Spanien

Salamanca, die Zahlen des Tages: 882 Erkrankte, 84 Tote. Meiner Laien-Meinung nach stimmt die Zahl der Erkrankten von Tag zu Tag weniger, denn es hat sich zum Beispiel herumgesprochen, dass man, wenn man die Nummer der Coronavirus-Information wählt, gesagt bekommt, dass man Paracetamol nehmen und abwarten soll, ob man Atemnot bekommt. Also alle, die erkrankt sind und keine Atemnot haben, werden nirgendwo gezählt. Ich nehme an, dass Leute, die ein bisschen Fieber haben, gar nicht mehr anrufen, sondern gleich Paracetamol nehmen, was die Zahlen ja noch mehr verzerrt.
Jetzt, wo man von Leuten hört, die tatsächlich erkrankt sind, beobachtet man auch, wie breit gefächert die Symptome sind. Es reicht von gar keine Symptome bis tot. Manche haben nur Husten oder nur Fieber, weder Husten noch Fieber nur Krankheitsgefühl... Erst hat es geheißen, wer zusätzlich Schnupfen hat, hat kein Coronavirus, sondern nur eine Erkältung. Mittlerweile ist aber auch Schnupfen erlaubt. In Deutschland wird als Symptom Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns genannt, das habe ich in Spanien noch nie gehört. 
S., Krankenschwester (über 10.000 Ärzte und Krankenpfleger sind infiziert), verspürte am Mittwoch auf der Arbeit Symptome und wurde nach Hause geschickt. Gestern ging es ihr schon wieder besser. Ihre Symptome waren Krankheitsgefühl, Fieber mit Höchststand 37,5º bei Einnahme von Paracetamol, leichte Brustschmerzen (Antibiotikum). Am Samstag ging es ihr schon wieder besser, am Montag wird sie getestet. Die erkrankten Ärzte, von denen ich Euch erzählt habe: Sie geht am Montag wieder arbeiten, er war zeitlebens ein starker Raucher und erholt sich langsamer. Die Verläufe, von denen ich höre, sind alle nicht schlimm, mit einer Ausnahme: Der Rechtsanwalt, der mit 58 Jahren aus seinem gesunden Leben gerissen wurde, wohnte in unserer Siedlung! Er ging morgens zum Gesundheitszentrum, weil er sich sehr schlecht fühlte, wurde nach Hause geschickt und starb am Nachmittag. Ansonsten werde ich durch das, was ich persönlich höre, also nicht aus den Medien, beruhigt. Man braucht nicht befürchten, an einem Beatmungsgerät zu enden.
Ab Montag werden die Quarantäne-Vorschriften in Spanien noch einmal verschärft. Alle, die nicht lebenswichtige Berufe ausüben, müssen zuhause bleiben, also zum Beispiel auch der Laubbläser, der diese Woche unsere Straße entlang ging. Apropos Straße: Unsere Straße ist schon zweimal desinfiziert worden! 
Präsident Sánchez hat das Virus bestimmt auch schon gehabt, meine ich. Seine Leibwächter, Fahrer, Ministerinnen, Vizepräsidentin, Mutter und Ehefrau sind erkrankt, die Vizepräsidentin war sogar im Krankenhaus. Da ist es doch ziemlich unwahrscheinlich, dass er es nicht hatte, oder? Er sah aber nur mal kurz schlecht aus.
Für die Arbeitgeber wird das mit der Quarantäne bestimmt happig: Sie dürfen niemanden entlassen und müssen die Löhne weiter bezahlen. Man wird sehen, wie das alles ausgeht. Meine (ganz sicher wieder falsche) Prognose: Entweder nach dieser zweiwöchigen Quarantäne oder nach der nächsten dürfen die Leute in umgekehrter Reihenfolge raus, also zuerst wieder die Bauarbeiter und Laubbläser, dann die Geschäftsleute, dann die Kinder. Ich wünsche Euch gute Gesundheit und falls Ihr doch das Virus abbekommt, möge es leicht vorübergehen und künftigen Schutz bringen!

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