Donnerstag, 26. März 2020

Doch noch mal zum Thema Coronavirus in Spanien

In Salamanca bisher: 533 Fälle und 46 Tote. 27 Personen auf der Intensivstation. Bei der Anzahl der Toten kann Salamanca mit ganzen Ländern mithalten, mit Japan zum Beispiel, dort hat es einen Toten weniger gegeben. Der hohe Prozentsatz an Todesfällen erklärt sich dadurch, dass nur Leute mit besorgniserregender Atemnot überhaupt getestet und damit gezählt werden. Wenn man meint, man hätte sich den Coronavirus eingefangen, darf man nicht zum Arzt gehen, sondern muss eine Telefonnummer anrufen. Es ist schwer, durchzukommen. Man wird gefragt, welche Symptome man hat, und aufgefordert, zuhause zu bleiben und niemanden anzustecken. Sonst nichts. Fieber soll man noch messen. Falls man besorgniserregende Atemnot hat, wird man getestet. Viele Leute gesunden also zuhause wieder, ohne dass sie irgendjemand zählt. Jeder wie vielte hat denn Atemnot? Keine Ahnung. Ich habe gerade nachgeschaut: Die einfachste Möglichkeit die Anzahl der Infizierten zu schätzen, ist, die Zahl der Toten mal 500 zu nehmen. Das wären 23.000. In der Provinz Salamanca. Wahnsinn! Aus dem Krankenhaus hat man gehört, dass der Höhepunkt der Welle am Sonntag erreicht wird. 
Die Vorsichtsmaßnahmen, die auch wir in unserer Quarantäne ergreifen, werden immer extremer. Meine Nachbarin gegenüber hat zum Beispiel eine Lebensmittellieferung bekommen und jeden  einzelnen Artikel abgewaschen. Ich hielt das für sehr übertrieben, bis... bis ich heute folgendes gehört habe: Gestern kam ein junger Mann in die Apotheke, Fieber, Husten, die Apothekerin (Nuria) hinter ihrer Plexiglasscheibe war sich sicher, dass er das Virus hatte. Er brauchte schnell ein Medikament, um arbeiten gehen zu können. "Du solltest nicht arbeiten gehen," sagte ihm die Apothekerin. "Ich habe keine Krankmeldung, ich muss," sagte der junge Mann. Er räumt im uns nächstgelegenen großen Supermarkt Regale ein. Wenn ich denn also in nächster Zeit mal einkaufen gehe sollte, werde ich auch meine Waren abwaschen, denn sonst nutzt die schönste Quarantäne nichts.
C., meine Nachbarin zur Linken bzw. Rechten, je nachdem, von wo man schaut, hat heute erzählt, sie hätte für drei Monate Fleisch eingefroren.  
Es gibt in der Apotheke übrigens keine Fieberthermometer mehr und der Nachschub ist nicht sicher. Ich empfehle Euch also, Eure Thermometer zu überprüfen und nötigenfalls eins zu kaufen, solange es noch welche gibt. Aber bei Euch wird es bestimmt nicht so schlimm. Und ich habe gedacht, in unserem abgelegenen Teil der Welt wären wir sicher!!! Hahaha. Wir hatten auch schon einen ganz schönen Schrecken. Vielleicht finde ich Kraft, Euch bei Gelegenheit davon zu erzählen.
Mein ältester Sohn, der die Quarantäne mit uns teilt, hilft im Kampf gegen das Coronavirus, indem er mit dem 3-D-Drucker die oberen Teile für Gesichtsschutzschirme druckt. Andere befestigen noch Gummibänder und das durchsichtige Plastik daran. Freiwillige stellen pro Tag 400 dieser Schirme her. Die Polizei oder der Zivilschutz holt die Teile ab. Es ist schön, wenn man aktiv etwas tun kann. Nous sommes en guerre, wie Macron gesagt hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen